Neuer Gegenwind

30. Juni 2017. Die Theaterwissenschaftlerin und Kuratorin Evelyn Annuß hat auf der Plattform change.org eine Petition gestartet. Darin fordern die Unterzeichner*innen unter anderem Berlins Regierenden Oberbürgermeister Michael Müller und den Senator für Kultur Klaus Lederer auf, die Zukunft der Berliner Volksbühne neu zu verhandeln.

Dem ab der nächsten Spielzeit amtierenden Intendanten Chris Dercon werfen sie unter anderem vor, dass in seinen Plänen weder ein eigenes Ensemble noch ein Repertoirespielbetrieb vorgesehen sei.

"Vor diesem Hintergrund fordern wir den zuständigen Kultursenator Klaus Lederer auf, die Erfüllung des auch vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller immer wieder unterstrichenen Auftrags (dauerhafte Ensemblestrukturen mit vor Ort erarbeiteten Produktionen, eigenes Repertoire) zu überprüfen und unter Einbeziehung der Stadt die Diskussion um die Zukunft der Volksbühne neu zu führen, um einen entsprechenden Spielbetrieb an einer der wichtigsten Berliner Bühnen sicherzustellen."

Unter den 99 Erstunterzeichner*innen sind viele prominente Künstler, Autoren, Journalisten und Wissenschaflter wie Hartmut Böhme, Christina von Braun, Dietmar Dath oder Hans-Thies Lehmann. Der ganze Text und die Liste der Unterstützer*innen ist hier nachzulesen.

Vorauseilende Antwort

Noch vor der Verbreitung der Petition sendete das Pressebüro der kommenden Leitung der Volksbühne gestern eine Pressemitteilung aus. Darin weist Pressesprecher Johannes Ehmann die erhobenen Vorwürfe im Namen von Chris Dercon und seiner Programmdirektorin Marietta Piekenbrock zurück. Die Ensemble- und Repertoire-Struktur werde nicht abgeschafft. "Die Premieren der Eröffnungsmonate werden schon ab Januar 2018 wieder als Repertoire in das Programm der Volksbühne aufgenommen, als Einzeltermine oder in kleineren Serien."

Nicht ein Festivalbetrieb, sondern nachhaltiges Arbeiten und gemeinsame Entwicklung neuer Regieformen in der Tradition der Volksbühne seien das Ziel der neuen Leitung. "Dass sich diese Strukturen noch nicht klar im Programm der ersten vier Monate ablesen lassen, ist auch dem Umstand geschuldet, dass von einem geordneten Intendantenwechsel nicht gesprochen werden kann." Bis heute seien auf Anweisung der gegenwärtigen Theaterleitung nur sehr beschränkt Besichtigungen mit Künstler*innen möglich, sowie die Nutzung von Proberäumen und Studios am Rosa-Luxemburg-Platz nicht gestattet.

(miwo)


Update, 30. Juni 2017, 20:41 Uhr: Die Liste der Erstunterzeichner war bei Veröffentlichung der Online-Petition fehlerhaft. Dazu die Initiatorin Evelyn Annuß in einer Presseaussendung: "Sehr geehrte Damen und Herren, wegen eines Kommunikationsfehlers landeten anstelle von Navid Kermani, Petra Moser und Teresa Kovacs gestern drei Namen von der Presseliste (Eva Behrendt, Tobias Rapp und Franz Wille) auf dem Offenen Brief. Entschuldigen Sie das Missverständnis."

 

Mehr zum Thema:

- Chris Dercon vertritt sein Programm vor dem Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses  

- Bericht über die Programm-Pressekonferenz der kommenden Volksbühnen-Leitung

- Video-Interview mit Chris Dercon über sein Programm der ersten Spielzeit

 

mehr meldungen

Kommentare  
Petition Volksbühne: wozu?
Ach, jetzt noch, wo alle BÜhennbilder schon zerlegt sind, und die ganzen Verbrannte-Erde-Spielchen vor der Vollendung stehen?
Zwecklos!
Petition Volksbühne: Mehrfachangebot
Lustig ist das beklagen eines Mehrfachangebots durch Dercons-Programm in der Petition. Dieses Mehrfachangebot bestünde natürlich nicht, wenn in der Volksbühne nur Schauspiel mit den üblichen Verdächtigen gemacht werden würde:-)
Petition Volksbühne: A + B
"wer A sagt, muß nicht auch B sagen, wenn er erkennt, dass A falsch war" - schon dieser ratschlag von brecht setzte auf verantwortung von denken und handeln gegenüber inhaltsleeren und falsch verstandenen traditionen von von fehlender selbstkritik und reflektionsvermögen - aus purer und kindischer rechthaberei und als höhepunkt, dem verweis auf "verträge"

ach, lieber herr lederer, lieber herr müller, würden sie doch ALLE verträge so vorbildlich einhalten - sie würden einen sehr praktischen dienst für das vertrauen der menschen leisten - sie würden die interessen einer beachtlichen anzahl von menschen - vom hartz4-empfänger über studenten bis zur spitze der künstlerischen intelligenz (auch international) vertreten, welches nicht nur inhaltlich ihre volle berechtigung hat, sondern auch als zeichen von gelebter demokratie zeigen.

die volksbühne ist mehr als nur ein theater, dessen intendant schon "zu lange" im dienst ist (ist doch mit der bundeskanzlerin und ihrer amtszeit etwas vergleichbar) ...

berlin braucht DRINGEND dieses theater für seine lebendigkeit und ihren charme und der beitrag dieses theaters in seiner geschichte zeigt dies fast einmalig auf der welt

diese von ihnen getroffene entscheidung ist in den augen vieler offensichtlich falsch und sieht wie die laune eines "vertragsmächtigen zauberlehrings" aus, der KEINE AHNUNG über die konsequenzen hat

WAS für eine konkrete leistung wurde denn für die zwei mille zum "radikalen neustart der kontinuität" erbracht??? leeres gestammel ... "walle walle wasser fließe ...." ???

meister erscheinen sie - bitte - im interesse vieler menschen der stadt
Petition Volksbühne: Selbstvergewisserung
Eine Petition ist bekanntlich eine Bittschrift von Einzelpersonen oder Gruppen an eine Volksvertretung oder Behörde, bestimmte Handlungen vorzunehmen beziehungsweise zu korrigieren. Was bringt sie in diesem Fall? Vor allem eine Selbstvergewisserung der Unterzeichnenden auf der vermeintlich richtigen Seite zu stehen.
Die Entscheidung für einen Intendantenwechsel verfolgte ja wohl vor allem die Absicht, ein "Ärgernis" und eine "Störung" zu beseitigen. Die Weigerung der Regisseure, ihre Inszenierungen auch unter Herrn Dercon spielen zu lassen, unterstützt diese Absicht. Sind die Verweigerer so von ihrer Bedeutung tief durchdrungen, dass ihre Eitelkeit keine andere Lösung zuließ? Bei der bei vielen Theatermachern zu beobachtenden Selbstüberschätzung gegenüber Autoren und Komponisten eine fast überflüssige Frage.
Rein formal rechtlich ist der Wechsel in Ordnung. Apropos Recht. Ich kenne die Verträge nicht, aber besitzen Regisseure, die wie alle anderen Beteiligten bezahlt wurden, überhaupt ein alleiniges Verfügungsrecht? Hat dieses nicht das Theater und damit auch der Senat von Berlin? Die Absetzung einer Inszenierung ist auch ein ökonomischer Verlust. Interessiert das jemanden?
Vermutlich haben meine Fragen in dieser aufgeheizten Debatte, die Züge eines Kulturkampfes trägt, keine Chance auf eine sachlich Erörterung. Aber die Messen sind sowieso gesungen.
Petition Volksbühne: Logik
Ist das nicht ein etwas seltsamer Vorgang? Eine Intendanz mit aller Kraft beseitigen zu wollen, nur um nachher zu sagen: Aber die Aufführungen dieser Intendanz wollen wir schon weiterspielen?! Wo soll da die Logik sein?
Petition Volksbühne: ohne Not
Lieber exmecklenburger! Vielleicht kennen Sie selbst nur den einen Zustand, nämlich von Ihrer Bedeutung durchdrungen zu sein. Theateraufführungen sind keine Schallplatten, die man auf jeden Plattenteller werfen kann. Die Hälfte der Menschen, die die Aufführungen an der Volksbühne betreuten, wurde ohne Not und Gespräche von Dercon gekündigt. Er hat wie Sie keinen Schimmer davon, wie Aufführungen im Repertoire gehalten werden, und schon gar nicht in einem Haus, das neu gar nicht auf Repertoire angelegt ist
Petition Volksbühne: Störung?
@4 exmecklenburger
Worauf beziehen Sie sich, wenn sie von "Ärgernis" und "Störung" schreiben?
Petition Volksbühne: Gespräche führen
PS an exmecklenburger. Um Aufführungen bei einem Intendantenwechsel im Repertoire zu halten, müssen Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden. Das hat Dercon nicht getan. (...)
Petition Volksbühne: erhoben und verhoben
#5: Wenn es sich um ALLE Aufführungen, auch die der von ihr engagierten Kollegen - dieser Vorgänger-Intendanz gehandelt hätte, hätte es KEINE Logik. Da es sich jedoch um ausgewählte handelte, die dazu in ein anderes Medium konserviert werden sollten, hatte und hat es eine Logik. Und zwar eine, die vielen - aus meiner Sicht zurecht - angesichts der Volksbühnengeschichte nicht gefällt.
#4: Die Debatte trägt nicht Züge eines Kulturkampfes, sondern sie ist definitiv Ausdruck eines Kulturkampfes. Es gehört zu den Wesensmerkmalen des Künstlertums, das Künstler sich überschätzen oder unterschätzen, aber selten ihrer selbstgewiss gewiss sind (die Dopplung ist beachsichtigt). Zwischen Theatermachern und Autoren/Komponisten ist nicht das Problem das der Selbstüberschätzung, sondern das der lange kultivierten Selbst-Überhebung gegenüber (Noten)Text-Autorenschaft.
Und das Problem des Theaters ist - wie Fritsch m.E. bei seinem Weggang von der Volksbühne treffend sagte: dass die Politik sich über die Künste erhebt - Und das ist nun nicht eine ökonomische Selbstüberschätzung, die kann die Politik da gar nicht haben, sondern ganz klar eine ideologisch motiviert intellektuelle und moralische.
Für diese braucht es - wie sehen es daran, dass die geschaffenen Fakten bereits weiter zurückliegen und sich auf sozialdemokratischen Kissen gebettet haben - keine AfD-Mehrheit. Die vermeintlich kulturfeindliche AfD ist nur die Ausrede dieser kunstfeindlichen Politik. Die uns damit vorgaukelt, dass wir mit ihr das vergleichsweise geringere Übel wählen, wenn wir wählen.
Ich bin gegen solche Petitionen und werde sie niccht unterschreiben. Aber ich bin nicht dagegen, dass man die Politiker auf jeden Fall wissen lässt, was man von ihrer Politik der intellektuellen und moralischen Selbstüberhebung hält. Oder auch von ihrer Feigheit vor dem Freund. Durchaus auch auf noch nicht ausgetretenen Pfaden. Ich will eine Politik, die von selbst weiter denkt. Und nicht erst in Folge von öffentlichem Kastendenken-Druck. Ich bestehe auf solch einer Politik. Ich werde sie nicht aus ihrer Verantwortung für die Kunst entlassen, indem ich Kompetenznachhilfe-Petitionen an sie richte.
Petition Volksbühne: reibungslos am BE
Interessant ist der Vergleich mit dem BE, das ja von Peymann auch nicht ganz freiwillig geräumt wurde. Dort klappt es, dass Inszenierungen weiterlaufen, ohne Probleme. Dort gibt es auch auf der alten Homepage einen Link auf das neue Programm. Und dort gab es, folgt man den Äußerungen Oliver Reeses in verschiedenen INT, auch einen insgesamt reibungslosen Übergang. Und dass, obwohl aus Peymanns Sicht Reeses Theater die Ankunft des neoliberalen Management-Theaters ist, das sein politisches Theater, den Stachel im A... der Mächtigen, ablöst. Man muss Herrn Peymann nicht mögen, aber so sieht ein professioneller Übergang aus. Was Castorf und Konsorten dagegen abliefern, ist tatsächlich ein Konzept der Zerstörung...
Petition Volksbühne: fehlerhafte Liste
Es gibt mittlerweile viele Namen, die auf dieser Liste stehen, aber nie unterschrieben haben.

(Es handelt sich um drei Namen, die versehentlich aus dem Presseverteiler in die Unterzeichnerliste gerutscht sind. Dafür fehlten die Namen Navid Kermani, Petra Moser und Teresa Kovacs. Die Information dazu ist als Update in der Meldung eingefügt. Der Fehler ist längst korrigiert und die Initiatorin der Petition hat sich entschuldigt. Mit freundlichen Grüßen, chr & sle für die Redaktion)
Petition Volksbühne: Störungen antanzen
#4
sehr interessant, was sie schreiben. die hellsichtigkeit ihrer lesart ist ganz bestimmt auch bei dem politisch-verantwortlichen "störungsbeseitiger" des senats als einzigem außer ihnen und dem mann aus der zukunft erfaßt worden. respekt!! von allen deren "selbstvergewisserungsbedürftigen" kritikern kann man das nicht verlangen - die sollten deshalb schweigen - vertrauen und folgen, denn was sie real an theater+ensembleleistung gesehen haben - hat ja wohl die gleiche bedürftigkeit und muß "radikal beendet und korrigiert" werden, genau wie die gefährlichen begleistörung durch publikumsströme in ein täglich ausverkauftes haus mit ost-symbolik

DAS ALLES ist wirklich zu fremd und ärgerlich ... theater, welches stört, kann doch locker angetanzt werden ... und wenn es übergriffig wird, weiß ja jeder hellsichtige, was dann passiert

sie haben die zukunft verstanden! danke! störungen beseitigt und bedürftikeitsäußerungen ignoriert.
Petition Volksbühne: Berliner Jammern
eine sehr selbstgerechte Aktion. und es ist ein leichtes, sich jetzt auf diesen rollenden Zug zu setzen und zu schnaufen, "ja, wie dumm, was für ein eigen-artiges Theater die in unserer Volksbühne machen. was wagen sich diese Eindringlinge in unseren Diskursraum hinein."

Das ist doch dieselbe form von ungezügelter Unfreundlichkeit, die wir allem, was fremd diesem Land fremd ist erst einmal angedeihen lassen, bevor wir uns viel zu spät besinnen. trennen wir doch einmal den politischen Vorgang der Ablösung Castorfs, die form- und stillos war, von der Initiierung Dercons, der dafür doch überhaupt nichts kann.

Was die gedankliche Setzung betrifft, ähneln sich die Programme von Übervater Castorf und Widersacher Dercon zudem mehr als vielen lieb ist. wir werden es im laufe der nächsten Monate erfahren. Lederer kann ja geschlossenen Verträgen nicht ohne weiteres die Luft rauslassen, jedem Anwalt und jedem Gericht wäre es eine Genugtuung den rechts-zustand wieder herzustellen - soviel zu dieser Seite der Medaille.

Ich wünschte dieses Berliner Jammern auf hohem Niveau würde sich ein wenig auch auf die kulturelle Substanz der Nicht-Metropolen richten, wo Theater zersägt (Rostock), wild fusioniert (Mecklenburg-Vorpommern) oder regelrecht von ihrem Geschäftsführer von innen zerstört werden (Halle).

Da gibt es keine Petition und keine Solidarität, aber ein ganzes Theaterland muss nun mit-petitionieren, weil sich einige Intellektuelle dieses Landes in die Hosen machen, weil sie sich demnächst nicht mehr am Lagerfeuer des vergangenen Volksbühnen-Diskursraumes ihre Seelen massieren lassen können,
anstatt gegen den Hass, gegen den Rechts-wahn, gegen die Verdummung durch die Massenmedien, gegen die Fremdenfeindlichkeit, und generelle Unfreundlichkeit, Selbstgerechtigkeit und Willkür, gegen die Gleichschaltung des Denkens, die Hochmut und die Zerstörung der Umwelt anzuschreiben, bis die Tastaturen glühen.

Warten wir doch bitte erst einmal ab, was Dercon macht. Und seien wir nicht wieder unfreundlich, und treiben Menschen, die Gäste Berlins sein sollten, Künstler, Theatermacher in eine Enge, die ihnen nicht gerecht wird.
Petition Volksbühne: nur Geld und Ideologie
#12

"gegen den Hass, gegen den Rechts-wahn, gegen die Verdummung durch die Massenmedien, gegen die Fremdenfeindlichkeit, und generelle Unfreundlichkeit, Selbstgerechtigkeit und Willkür, gegen die Gleichschaltung des Denkens, die Hochmut und die Zerstörung der Umwelt anzuschreiben ..."

warum habe ich (und nicht nur ich) nur das gefühl, das genau dies in der volksbühne passiert ist und jetzt durch dercon verhindert werden soll? ... (...) ... sie scheint dies ja nicht zu stören, dabei geht es NUR!!! darum ... und wenn sie mal auf die landkarte schauen, dann wissen sie wo halle und rostock liegen und auch dass es kaum noch eine einzige politische oder wirtschaftlich relevante personalie ost gibt ... und dieses seit jahrzehnten ... nix mit freundlich ... nur geld und ideologie ... die jetzt auch einzug in die kunst(vermarktung) halten soll
Petition Volksbühne: schockiert
@A.Cotard
Für mich ist es so: spätestens seit dem Bekanntwerden des Wechsels habe ich auf eine (öffentliche) Debatte aus der Kunst gewartet. Ich dachte: sicherlich ist das ein spannendes Thema, bei dem manch' interessiertem Schaffenden oder Theoretiker die Synapsen anschlagen. Gerade WEIL sich die Kunst vermehrt ins Performative bewegt, ins Politische, WEIL (die Auflösung der) Nationalismen auch und natürlich dort so ein widersprüchliches wie reiches Thema sind. Und es kam einfach lange lange NICHTS.

Jetzt nimmt sich mal ein Thread hier und da des Themas an und ich bin... schockiert. Die Diskussionen z.B. auf nachtkritik.de waren sicher oft emotional, bevorurteilt oder grenzwertig. Deswegen nehme ich dieselben Reaktionen "von der anderen Seite" nicht so zu Herzen.
Dennoch wurden auf dieser Website hier oft schlaue Analysen und Argumente erarbeitet die meine Perspektive erweitert haben. Zusätzlich ist es ja ein freies Forum bei dem man sich beteiligen kann, das Gespräch lenken, widersprechen kann- wenn man es denn will.

Ich stelle jedoch (erneut) fest, daß es in den Kunst-Threads stets um Äusserlichkeiten geht: die Frakturschrift auf den Plakaten, den Status von Castorf, die OST-Schrift auf dem Dach, die symbolischen Bilder des Abbaus, das Schreien auf der Bühne. Manchmal geht es um gesellschaftlich relevante "Äusserlichkeiten" (um es mal bewusst provokant zu formulieren) wie der Ratio Mann-Frau oder der Einbeziehung von anderen Kulturen auf und hinter der Bühne.
Das sind alles diskussionswürdige und im Fall der letzten beiden Beispiele wichtige Themen.

Es geht aber nie um Theater, oder Inhalt, oder Form (wie Holger Syme es ja auch schon beschrieb). Es geht aber auch nicht um Kunst und wie diese sich auf Theater zubewegt oder sich mischen kann. Es wird kein bewusster Kontakt mit Theatermenschen gesucht um einen öffentlichen Austausch zu starten (selbst unabhängig von der VB Diskussion). Stärker noch, es scheint mir, daß teils noch nicht einmal in Erwägung gezogen wird, daß es da eine andere Kunstform gibt die eigene Gesetze, Regeln und Geschichte kennt. Weil jeder schon mal im Theater war?
Zudem fällt auch das Statusdenken unangenehm auf, es geht weniger um Argumente an sich, sondern WER das Argument formuliert.

Ich stelle mir vor wie es wäre in eine Ausstellung zu gehen und so Sachen zu sagen wie "das ist aber ein komischer Betonboden", oder "in dem Video spricht ja niemand", oder "ich mag keine Vierecke, warum hängen da Vierecke".
Solche Leute gibt es natürlich, und man macht sich zurecht darüber lustig, oder setzt zu einer nicht enden wollenden Geschichtslektion an.
So ein gutes Prinzip ist ja: wenn Dich etwas irritiert, dann ist das eine Einladung Dich mehr damit zu beschäftigen.

GERADE deswegen bin ich zutiefst beunruhigt, definitiv frustriert, daß -zum Teil von mir respektierte- Professionelle zwar Irritationen erfahren, diese dann aber nicht hinterfragen oder sich damit beschäftigen. Auch die Infragestellung der kritikfähigkeit des Publikums bereitet mir schwere Kopfschmerzen.

Wenn doch schon soviel gepoltert wird, also eine grosse Aufmerksamheit da ist, wäre es doch konsequent einzuhaken und Verknüpfungen herzustellen.
Petition Volksbühne: zu spät
Es ist einfach zu spät. Wie schön wäre es gewesen, hätten die Verantwortlichen die Zeit erkannt und es leben lassen. Ein kulturelles Biotop hätte es werden können, ohne Kenntnis des Ergebnissees,also Avantgarde!!!!
Jetzt ist es bestellte akzeptierte "AvanTgarde", also Konsens.
Was gelehrt wird, ist nicht mehr NEU:
In diesem Sinne.
chance vertan.
SCHADE
Petition Volksbühne: Posse
Was für eine Posse.
Petition Volksbühne: Namen
Ich gehöre auch zu denen, die diese unnötige und brachiale Schließung des zweifellos prägendsten, wichtigsten und dabei Berlinerischsten aller Berliner Theater nicht verstehen können. - Trotzdem: «Unter den 99 Erstunterzeichner*innen sind viele prominente Künstler, Autoren, Journalisten und Wissenschaflter wie Hartmut Böhme, Christina von Braun, Dietmar Dath oder Hans-Thies Lehmann.» - Ich hab anscheinend etwas verpasst... Wer sind die?
Petition Volksbühne: Aua
Lieber Felix, das tut weh. Kurz: sie sind renommiert.
Petition Volksbühne: Namen
@Felix, vielleicht mal Google bemühen?
Petition Volksbühne: peinlich
vorweg: bin selber großer vb-castorf-anhänger und sehe die dercon-geschichte sehr kritisch

aber diese wissenschaftler-nicht-theater-künstler-nabelschau-vereinigung, die sich da viel zu spät und - wie man beim lesen der petition lesen muss - fachfremd da wichtig tut, finde ich wirklich peinlich...
Petition Volksbühne: andere Gruppen
Lieber Grabenbildung als Solidarität? Was soll daran peinlich sein, spät ist es, aber niedere Beweggründe unterstellen, weil es keine praktischen Theatermenschen sind, ist kurzsichtig und nicht sehr clever. Schließlich besteht das Publikum auch aus anderen Bevölkerungsgruppen.
Petition Volksbühne: nix peinlich
... und um das Publikum geht es doch schließlich - oder etwa nicht? Heißt es nicht, wir lebten längst in einer "Publikumsdemokratie"?
Petition Volksbühne: mitübertragen
#22 - Ja, der Vorwurf ist nicht gut. Auch wenn man sich selbst anders bemerkbar machen würde, tun es andere eben auf ihre Weise. Trotzdem kann ich vollinhaltlich mich nur "undsoweiter" (s.o.) anschließen: Viele der unterzeichnenden Persönlichkeiten haben andere Mittel, die Ästhetiken gegenüber zu stellen und ihre dezidierten persönlichen Standpunkte zu ihnen zu vermitteln. Sie publizieren z.T. prominent und werden in einigen Fällen auch so gern publiziert, dass sie eventuell nicht erst große Widerstände überwinden müssten, um veröffentlicht zu werden, wenn sie unpopuläre Ansichten, abseits der Wissenschaftsmoden (die gibt es!) vertreten. Sie haben eine vitale Studentenschaft um und vor sich in ihrem Alltag, Studierende, denen sie die Debatte mitübertragen könnten, was erheblich zu einer Verlebendigung des aktuell notwendigen ästhetischen Diskurses beitragen würde - dass hier eine offensichtliche Spaltung zwischen Lehre und Studentenschaft existiert, die sich auch darin ausdrückt, dass eben "Namen" unter den Erstunterzeichnern sind und nicht eine Fülle von Studierenden, erfüllt mich zum Beispiel auch mit einiger Sorge um den Zustand des Wissenschaftsbetriebes in unseren reichen mitteleuropäischen Ländern...
Petition Volksbühne: Was genau ist das Problem?
Dieses ganze Verteidigen der eigenen Werte ist so kleingeistig, angestbesetzt, deutsch-bürgerlich. Diese Vereinzelten Protestler rotten sich immer dann zu einer Interessengemeinschaft zusammen, sagen wir zu einem Kollektiv von Gleichgesinnten, dessen Gesicht sich ins Groteske verzerrt, wenn sie glauben oder wenn der Diskurs der richtigen Meinung, dem sie hörig sind, man nehme ihnen was weg - wofür sie sich vorher genau genommen nicht ans Rad hätten binden lassen. Was genau ist das Problem, liebe Petitionisten, Hobby-Widerstandskämpfer, immer-vom-richtigen-Diskurs-aus-Argumentierende, Hüter-der-Werte?? Woher die Angst vor dem Neuen? Was wollt ihr denn? Ein Mausoleum? Ein hermetisches Theater der Eingeweihten für Eingeweihte? H.Müller sagte - um es in eurer Sprache zu sagen: Damit etwas kommt, muss etwas gehen! İn diesem Sinne: Viel Spass bei eure retroaktiven Protestaktion - wenn das die einzige Möglichkeit für euch ist, Gemeinschaft zu ahnen, fühlen und erfahren, dann ist das zwar traurig, aber besser als gar nicht.
Petition Volksbühne: Peinlich
die kunst dem volke - es scheint als ob die akademiker wieder alles besser wissen (danke auch für die tollen titel in der klammer, das überzeugt) für die semesterferien scheint noch ein wenig aufregung von nöten zu sein, langweilt man sich doch in bochum oder sonstwo an der uni.

- standing ovations - ist das nun das kriterium für kunst. befinden wir uns im stadion? korrekt, neuerdings in der volksbühne: ole ole. an das trikot und ins theater!
- deutsches sprechtheater - kanns nicht mehr hören. wo steht denn überhaupt dass die volksbühne das leisten muss. again, auch hier schwingt der deutsche leitkultur gedanke mit, weit rechts abgekommen meine lieben.
- ensemble - die volksbühne war ein antistadttheater, zuletzt ungefähr 10 köpfe fest im ensemble, ansonten kollektive. wieso muss es auf einmal wie eine schaubühne oder das BE aufgestellt sein. heuchlerisch.

peinliche aktion.
Petition Volksbühne: aushalten!
Zur Demokratie gehört auch "aushalten"! Zum Beispiel, dass Positionen vertreten werden, die man nich (ganz) teilt, zu einem Zeitpunkt, den man nicht nachvollziehen kann, und dann auch noch von Leuten, die man nicht kannt, mag, oder deren Profession man in Zweifel zieht. Schon geil, wie eine kleine Meldung über eine angeblich unwichtige Petition zu so vielen Ausrutschern in Sachen Toleranz führt. Wissenschaftlerbashing und Meinungsbeschimpfung ist offenbar hoch im Kurs. Schade eigentlich, denn echte Argumente wären interessanter (verstehen Wissenschaftler*innen i.d.R. auch ganz gut) und in ungute Gesellschaft begibt man sich damit auch nicht. Also ich finde: Auch Wissenschaftler*innen und Künstler*innen dürfen ihre Meinung sagen - sogar spät.
Petition Volksbühne: berechtigte Frage
Dass die von der Petition aufgeworfene Frage auf ein tatsächliches Problem verweist, das hier durch unfaire Kritik verdrängt werden soll, zeigt sich in dem auf Nachtkritik gerade veröffentlichten Interview mit Thomas Oberender. Er spricht davon, dass an der Volksbühne (anders als beim geplanten Performanceprogramm des Humboldt Forums) etwas "zerstört" wird:
"An der Volksbühne hatten wir das modernste Stadttheaterkonzept der Welt mit einem riesigen Ensemble frei assoziierter Künstler, das von einem Hochleistungs-KBB gemanagt wurde – mit Produktionsstrukturen, die auf künstlerischen Familien beruhen, die viele Jahre und Jahrzehnte zusammengearbeitet haben. Das wird aufgelöst mitsamt dem Know-how, wie man aus diesen sehr spezifischen, an künstlerischen Interessen orientierten Infrastrukturen einen Repertoirespielplan für mindestens zwei Spielstätten mit Nebenspielstätten generiert. Momentan kann man noch nicht sagen, ob die Volksbühne unter Dercon ein Repertoire produzieren wird oder ob sie sich in Zukunft eher wie das Théâtre Vidy in Lausanne definiert: als Produktionshaus mit eigenem Spielplan, das mit einer Stadttheaterinfrastruktur Produktionen entwickelt, die dann im Netzwerk touren."
Ich verstehe die Petition so, dass die Politik hier einmal genau prüfen sollte, ob der zerstörerischeSystemwechsel sich mit der Bestimmung der Volksbühne, wie sie der Haushaltsplan definiert, verträgt. Die der Publikation der Petition "vorauseilende" Presseerklärung von Dercon, über deren hohle Rhetorik hier leider gar nichts gesagt wird, bestätigt, dass es hier ein Problem gibt.
Petition Volksbühne: Tellerrand
es geht nicht zuletzt doch um Rückhalt in der Bevölkerung. Die Unterstützung von Menschen abzulehnen, weil man selbst nicht in der Lage ist, mal über den eigenen Tellerrand zu blicken, ist peinlich. Zudem stellt es die gesellschaftliche Bedeutung von Theater massiv in Frage. Wollt Ihr nur noch für Euch selbst Theater machen? Dann aber bitte auch nichts mehr spielen, was nicht konkret fürs Theater verfasst wurde, keine weiterführenden gesellschaftlichen Themen mehr aufgreifen, keine Diskussionen mehr im Gebäude, etc etc etc..
Ich bin immer wieder geschockt, wie kleingeistig und kurzsichtig man sein kann.
Petition Volksbühne: über 2000 Unterstützer in 3 Tagen
die petition hat in drei tagen über 2000 unterstützer - aber es gibt auch noch sehr zahlreiche artikel und beiträge, die zeigen, dass es für viele herzblut war ... und für andere ein aufgeblasenens nix, das keine trauer und wut zur verarbeitung braucht ... für manche ein baby, was sie ein leben lang begleitet haben - für andere eine flüchtige bekannte, die beliebig zu ersetzen ist. für mich ist es eine intrige, die nicht gutes zeigt, außer daran zu erinnern in welchen zeiten wir leben:
"Das Wissen um die Vergeblichkeit darf man nicht verlieren."
Frank Castorf


"...ein Foto, aus einer Theaterzeitschrift kopiert, es zeigt eine lange Tafel, an der viele Menschen sitzen. Ganz vorn im Bild prosten zwei Herren auf der einen Seite des Tisches einem Herrn auf der anderen Seite zu.

Das Bild ist vom 30. Dezember 2014, aufgenommen in der Volksbühne, deren 100. Geburtstag an dem Tag gefeiert wurde. Die zwei Männer links am Tisch sind Tim Renner, damals Berliner Kulturstaatssekretär, und Chris Dercon, damals Direktor der Londoner Tate Gallery. Der Mann rechts am Tisch ist Frank Castorf, zu dem Zeitpunkt seit 22 Jahren Intendant der Volksbühne.
Castorf habe nicht gewusst, wer da mit ihm anstößt. Aber Dercon, davon ist auszugehen, wusste, dass er den Mann, dem er sein Glas entgegenhielt, bald ablösen würde.

Das Bild hängt da als Kommentar zu dem, was sich in den vergangenen zwei Jahren zu dem wohl unschönsten Stück der Berliner Theatergeschichte entwickelt hat."

– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/27889368 ©2017


"Die Punk-Partisanen gehen, es kommen die Kollaborateure
Das schlimmste, was dem deutschen Theater seit Hitler passiert ist."
(Boleslaw Barlog)

https://www.heise.de/tp/features/Die-Apokalypse-der-Republik-Castorf-3760719.html
Petition Volksbühne: Konflikt
2 Wochen lang jeden Abend standing ovations, nicht enden wollender Applaus, eine Vielzahl von Aktionen, Liebesgrüßen, Abschiedsbriefen, über 2000 Unterschriften in 2 Tagen für die Petition, über 40 000 Aufrufe der Abschiedsrede von Castorf im Netz - zählt das alles nichts? Eine überwältigende Mehrheit von Menschen versteht den ganzen Vorgang nicht: wieso kann man eine solche Fehlentscheidung nicht revidieren? Wenn mich nicht alles täuscht, geht es hier im Kern um einen Konflikt zwischen Demokratie und Bürokratie.
Petition Volksbühne: militant
@#31 Nein, es geht um einen Konflikt zwischen Demokratie und Freiheit auf der einen und Wutbürgertum samt Mob-Mentalität auf der einen Seite. Und natürlich ist es richtig und wichtig, dass sich erstere letzteren nicht beugen. Wie alle entsprechenden Wutbewegungen unserer Zeit geht es längst nur noch ums Einmauern, ums Bewahren, ums Weiter-so und bloß nichts Neues. Dass das in höchstem Maße kunstfeindlich ist, schert die selbst ernannten Retter des theatralen Abendlands (Ost) wenig. Was Pegida der Islam ist, ist den militanten "Castorfianern" Dercon. Das Fremde, Neue, Ungewohnte, das die eigene Wohlfühloase bedroht. Doof nur, dass das Neue, Andere, Widerständige stets Hort und Wurzel der Kunst war. Aber um die geht es ja schon lange nicht mehr. Ich habe nie geglaubt, das sagen zu müssen und werde sicher noch so manches Mal feuchten Auges vor der Volksbühne stehen, aber: Es ist gut, dass die Ära Castorf vorbei ist. Vielleicht geht mit ihm irgendwann auch all der Hass.
Petition Volksbühne: Wohlfühltheater in Marzahn?
Lieber Sascha Krieger! Kunstfeindlich ist allein die Abwicklung der Volksbühne, und marktfreundlich die Einsetzung von Dercon. Wer hat ihn schließlich geholt: Tim Renner. Nach eigenen Aussagen ist es ja Dercon, der mehr an "Wohlfühloasen" interessiert ist als an "Widerständigem". Sein temporäres Amphitheater steht in Tempelhof und nicht in Marzahn. Identifizieren Sie doch einmal bitte das Neue und das Andere an Dercon für mich?
Petition Volksbühne: militant?
@#31 "Krieger" - Sie vereinfachen da aber gehörig. Menschen, die die künstlerische Arbeit von Castorf (laut) schätzen, mit Pegida gleichzusetzen...

Sie reduzieren Demokratie und Freiheit auf den stillen Konsens. Wenn Hass und Wut nicht mehr als genuiner Antrieb in die Kunst und Politik gehören, dann "Gute Nacht". Dann leben wir in einer schönen, neuen eiTunes-Kunst-Wohlfühloasen-Blogger-Welt.
Petition Volksbühne: kein Ort für Veranstaltungslogistik
#34: Ich finde es sehr in Ordnung, wenn Hass und Wut auch als genuine Antriebe in Kunst und mit Einschränkung auch in die Politik gehören.
Es nervt mich aber unsäglich, wenn Hass und Wut in diesen Feldern so gern als einzige genuine Antriebe vorausgesetzt/gestattet und zum wichtigsten Maßstab bei der Kunstbeurteilung erhoben werden.
Es wäre sehr nett, wenn Sie noch ein, zwei weitere Antriebe erwähnen würden, bevor Sie aus Angst vor jeglichem stillen Konsens, und sei es nur der in einem Detail, der Demokratie und Freiheit "Gute Nacht" sagen...

Ansonsten habe ich nur von Ferne die Verabschiedungsmassen und auch die Rede von Castorf wahrgenommen. Und mir war beides nicht angenehm (was die Wohlfühloasen-Welt doch sehr relativiert), wenngleich ich Verständnis habe, wenn das in der Emotionalität nicht angenehmer und souveräner über die Bühne und aufm Platz geht... Das Geschenk von Lederer war allerdings hochsinnig und hinreißend anteilnehmend- Und es bleibt auch mein Eindruck: dieses Haus sollte unbedingt weiter und dicht bespielt werden von Leuten, die sich da als Macher vom Keller bis zum Dach und von Vergangenheit bis Zukunft zu Hause fühlen, nicht von Besuchern und Menschen, die Veranstaltungslogistik für Dramaturgie und die hauptsächliche Organisation von ausgewählten Gastspielen für Theatermachen halten.
Unf was immer gar keiner mitteilt: Was wird aus der Technik-Mannschaft und der Werkstättenbesetzung? Was wird aus Kaiser? Ich fände es toll, wenn die das mal auflisten würden: "Ich, Sowieso, mache ab morgen das uns das" - Kann man sowas nicht hier in irgendeinem Blog organisieren? Damit die Leute auch ein Gesicht bekommen. Ein konkretes. Auch für Nicht-Volksbühnen"bewohner".
Petition Volksbühne: keine Angst
@#35 Ich sehe immer wieder wie aktiv Sie hier im Forum unterwegs sind. Das ist wirklich rührend - und ganz manchmal auch interessant. Vor allem Ihre unentwegten Aufforderungen an die anderen Kommentatoren zu "ergänzen". Ich finde das wirklich gut, weil sie dran bleiben wollen, die Reibung genießen, den Faden nicht abreißen lassen wollen, um das eigene Forum am Laufen zu halten...

Aber: Wenn Sie genau beobachtet hätten, dann war mein bescheidenes Kommentar eine Replik. Nicht mehr. Und so muss ich einfach sagen:

Nein: Ich habe überhaupt keine Angst.

Nein: Ich "ergänze" nicht. Diese intellektuelle Kraft traue ich Ihnen zu: das können Sie selbst. Denn nirgendwo steht geschrieben, dass "Wut und Haß" die einzigen und wichtigsten Antriebe der Kunst und Gesellschaft seien - das hat niemand gesagt (von #1-#34)
Petition Volksbühne: die Kraft, die dagegen steht
@32: Als wäre die Volksbühne nicht die Kraft gewesen, die gegen Pegida steht. Und gegen die AfD. Castorf in seiner Abschiedsrede: "das ist ein Volksbühne am Rosa Luxemburg Platz. Und ich möchte nicht, dass er wieder Horst Wessel Platz heißt, weil wir wieder mal das kleinere Übel gewählt haben." Merken Sie sich das.
Petition Volksbühne: dieses nackte Leben
Wer Mob und Hass nicht sieht in dieser Debatte, müsste sich mal selbst die Temperatur nehmen. Journalisten von sog. Qualitätszeitungen twittern "Fuck you very much" an Tim Renner, andere mit stadtbekannten Affektproblemen schreiben Mails in einem Ton der Parteinahme bis Schlimmerem, ein Kultursenator spricht von "seinem Leben" und geht in offene Feindschaft zu seinem Vorgänger und zum Nachfolger seines "Lebens" sowieso. Das ist ein Ton, der noch vor 10 Jahren undenkbar gewesen wäre oder zu Konsequenzen geführt hätte. Dies, als Zeitung wie als Kulturbehörde, einfach so hinzunehmen, vielleicht sogar als Gefühlsäußerung und emotionale Ausbeutung der Lohnschreiber zu fördern und heimlich zu genießen, weil so alles intensiver schimmert, dieses nackte Leben ins Zentrum von allem zu setzen, kündigt eine Plattenverschiebung an, die dem Theater noch ganz anders schaden wird, als bereits geschehen.
Petition Volksbühne: In aller Freundschaft
Die TV-Serie "In aller Freundschaft" nimmt auch Abschied von Frank Castorf:

http://www.zeit.de/video/2017-07/5491058679001/frank-castorf-in-aller-freundschaft
Petition Volksbühne: Nachtreten
Also diese Petition.... also nee...
Im Fussball ist - da sind wir uns sicher alle einig - das Nachtreten eines Gefoulten, selbst eines übelst Gefoulten, nicht nur völlig sinnlos, sondern auch zurecht streng verboten. Gibt sofort Rote Karte.
Warum soll das Nachtreten via Petition im Theater plötzlich erlaubt, oder sogar sinnvoll sein.
Und vor allem: Wieso 2 Jahre später, bzw. zu spät????
Petition Volksbühne: Nachtreten?
@40: Also dieser Kommentar.... also nee...

1) Nachtreten ist physische Gewalt. Eine Petition ist ein legitimes Mittel öffentlicher Debatte.
2) Foulen im Fußball ist ein strafbarer Regelverstoß. Wo bitte ist diese Petition strafbar?

Vielleicht ist Ihr Einwand eher eine Art Schwalbe, um im Bild zu bleiben: Das Vortäuschen eines Regelverstoßes um die "gegnerische" Mannschaft in Misskredit zu bringen.

Und zur Frage "2 Jahre zu spät": Wie denn nun? Als damals das Rennersche Vorgehen kritisiert wurde, hieß es "Wartet doch mal ab, liebe Kritiker". Wenn es jetzt heißt "Jetzt ist es zu spät", scheint die innere diskursive und demokratische Uhr irgendeinen Gangfehler zu haben.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!
Petition Volksbühne: top-down
@ sascha krieger: in ihrer argumentation zur volksbühnendebatte vermisse ich inzwischen jegliches journalistisches maß: in ihren wütenden postings sehen sie in der kritischen auseinandersetzung mit dercons schwachen theaterprogramm wutbürgertum und mob-mentalität auf der einen seite, und bezeichnen zugleich die einsame top-down entscheidung tim renners, der ohne ausschreibung, beirat oder jury den fachfremden chris dercon per telefonat einberuft, als beispiel für freiheit und demokratie. tatsächlich aber ist die petition, die sie hier diskreditieren, mit nunmehr weit über 18.000 unterstützern der eigentliche demokratische vorgang. in meinen augen hat sich dercon selber allerspätestens jetzt als völlig unseriös geoutet, wo er so dreist und offenkundig mit der ankündigung von seinen vermeindlich 13 premieren schummelt. das müsste doch auch ihnen aufgefallen sein?
Petition Volksbühne: Nicht unterschrieben
Ich bin heute direkt angefragt worden („Hallo Frank-Patrick...“), ob ich die besagte Petition unterschreiben würde. Ich will hier kurz begründen warum ich das nicht tun werde. Anlaß der Petition ist es, daß, nach Ansicht ihrer Erstunterzeichner, der im Haushaltsplan 2016/17 definierte Auftrag, die Volksbühne als „ein im Ensemble- und Repertoirebetrieb arbeitendes Theater“ beizubehalten, voraussichtlich nicht erfüllt wird. Es ist wahrscheinlich, daß diese Befürchtung zu Recht besteht. Andererseits betont die Petition: „Jede Nacht demonstriert ein generationenüberspannendes Publikum mit nicht enden wollenden standing ovations an der permanent ausverkauften Volksbühne gegen deren Abwicklung.“ Dieser Hinweis belegt, daß es sich im Kern nicht um eine Petition zugunsten eines allgemein als „Ensemble- und Repertoirebetrieb“ zu erhaltenden Theaters handelt, sondern um eine Solidaritätserklärung mit einem in personeller, ästhetischer und konzeptioneller Hinsicht weitestgehend definierten Theater, nämlich dem Theater von Frank Castorf und seinen Mitarbeitern. Die von den Herren Müller und Renner eingeleitete Abwicklung betrifft dem zufolge nicht die allgemeine Betriebsform der Volksbühne, sondern ihre von bestimmten Personen getragene und verantwortete politische Ausrichtung. Entsprechend äußerte sich Herr Renner in seiner Anfang Oktober 2016 an die CDU-Vertreter im Berliner Lotto-Stiftungsrat gerichteten Short Message, in welcher er um Unterstützung für die Pläne Chris Dercons warb: „Lieber Koalitionspartner, … mit den Linken werde ich wenig zu lachen haben. Dass ich ihren Säulenheiligen F. Castorf nicht verlängert habe, werden die mir nie verzeihen.“ Herr Renner wirbt bei der Berliner CDU (!) in einem „den Linken“ gegenüber unverhohlen abfälligen Ton um die finanzielle Unterstützung bei seiner Liquidation eines linken Theaters.
Dieser Sachverhalt kommt in der Petition nicht zum Ausdruck. Dort heißt es lediglich: „...die Volksbühne steht für einzigartige, international anerkannte Formexperimente im deutschsprachigen Sprechtheater, deren Entwicklung ohne die nachhaltigen Produktionsbedingungen, die das Modell Volksbühne bislang getragen haben, nicht denkbar sind.“ Formexperimente und Produktionsbedingungen sind aber, mindestens in einem Theater, die Resultate politischer Überzeugungen, nicht ihre Ursachen. Den Mut, für den Erhalt der Volksbühne als einem – seiner Tradition gemäßen – linken Volkstheater offen zu plädieren, hat die Petition nicht, sie versteckt sich absichtsvoll hinter Haushaltsplan- und Kulturbetriebsformeln, die so unspezifisch sind, daß sie für jedes Theater in Anspruch genommen werden können. Darum werde ich sie nicht unterschreiben.
Petition Volksbühne: kein linkes Theater
Ein „linkes Theater“ gibt es nicht und wird es nie geben. Es gab und gibt immer nur ein kritisches Theater. Castorf´s Theater, mit seiner Arroganz und Todesverachtung, hat immer auch rechte Positionen, antidemokratische Haltungen produziert. Ich habe die Petition nicht unterschrieben, weil ich die beiden Personen Dercon und Piekenbrock zu wertvoll finde, um zu zuschauen, wie sie unter ein ominöses Räuberrad geraten. Meine menschlichen Empfindungen für die beiden sind einfach zu stark, um da mitzumischen.

Obschon ihr Programm schwach ist, eine Mogelpackung. Sie haben aus mannigfaltigen Gründen zunächst einmal versagt. Ob sie das je aufholen können, ich habe berechtigte Zweifel.

Doch wenn ein Theater „links“ ist, nur weil es von einem linken Politiker betrauert wird, dann sollte Lederer jetzt handeln. Er hat alle Werkzeuge in der Hand. Er sollte sie anwenden.

Wäre ich ein Linker, wie Lederer, würde ich eine Kündigung formulieren, mit allen Konsequenzen. Aber was ist schon eine „linke Kündigung“.

Niemand versteckt sich mehr hinter irgendwas in diesem Konflikt. Da reden Sie Unsinn. Alles liegt offen auf dem Tisch. Es gibt Handlungsbedarf, aber die Handelnden fehlen. Plötzlich fallen sie alle aus.

Man könnte ab jetzt selber Schaden nehmen. Das würde einen ja kränken. Der Sündenbock hat seine Rolle unfreiwillig gespielt. Nun versagt der Denunziant.

Was für ein Schauspiel!
Petition Volksbühne: linke Institutionen verteidigen
Um den apodiktischen Ton von Baucks aufzunehmen: es gibt und gab ein linkes Theater. Piscator und Brecht, Meyerhold und Wachtangow, Julian Beck und Judith Malina, Planchon und Boal haben linkes Theater gemacht, Mnouchkine und Emma Dante machen linkes Theater, weit über kritisches Theater hinaus. Wenn links unverändert bedeutet, emanzipatorisch, die Gleichheit nicht hinter die Freiheit setzend, auf der Seite der Erniedrigten und Beleidigten stehend, dann gibt es kein Problem, Theater (wie Sozialpolitik, wie Erziehung, wie Literatur) links oder rechts zu nennen (was nicht dasselbe ist wie marxistisch und faschistisch). Ob die Volksbühne ein linkes Theater war, weiß ich nicht. Dass die Vernichtung von Theater immer reaktionär ist, weiß ich wohl. War Brechts Berliner Ensemble unter Peymann noch ein linkes Theater? Wird es unter Reese eins sein? Wurden die Salzburger Festspiele unter Mortier ein linkes Unternehmen, und wenn nicht: war die Ablösung von Karajan durch Mortier nicht trotzdem ein Fortschritt? Steckel hat recht: es ist dringend notwendig, linke Institutionen gegen ihre Feinde zu verteidigen, ehe ein deutscher Orbán sie verbietet. Aber es ist auch notwendig, die Kultur gegen die Banausen zu verteidigen, selbst wenn sie, mit einem Lieblingswort der 68er, nur scheißliberal ist. Wenn sie erst einmal verschwunden ist, haben weder linkes noch kritisches Theater eine Chance. Dann bleiben uns allenfalls Broadway und Westend. Wir sind auf dem besten Weg dahin.
Volksbühnen-Petition: Reminiszenzen, eigene und andere
Immer dieses instinktlose Durchregieren
Die Petition spricht neudeutsch von „sachfremdem Top-down-Beschluss“, von der Position her stimme ich ja zu und finde es tröstlich, in den Grundrechenarten bestätigt zu werden, dass Null durch viele Renommierte im Ergebnis genauso Null ist wie Null durch ein Unmaßgeblicher.
Aber ich wollte diesen Thread eigentlich nutzen, um nachtkritik für den Hinweis auf den interessanten und – auch ich kann neudeutsch - „thought-provoking“ Beitrag von Andreas Hahn und Alexander Reich in der „Jungen Welt“ zu danken, die nicht zu meiner Standardlektüre zählt. Das begann mit meiner ähnlichen Sicht auf Castorfs „Solness“, wie sie Hahn und Reich verführerisch vortrugen. Überhaupt fand ich den Beitrag deutlich besser als zum Beispiel den von Robin Detje in der „Zeit“ am 09.06.17. Und der „Jungen Welt“ bessere feuilletonistische Qualitäten zu bescheinigen als der „Zeit“, das ist schon was. Wenngleich: Sind nicht beide Artikel, auf ganz unterschiedliche Art, von Gift durchtränkt? Was für ein Facettenreichtum: Für Detje ist Castorf ein Ostler mit seiner gesamten „Verachtung für Konsum und Kapitalismus und Amerika“, „die einen Teil ihrer Wurzeln uneingestandenermaßen im Nationalsozialismus hat, für Hahn und Reich ist er, der „preußisch kleinbürgerliche (Castorf über Castorf)“ Partisan, immer noch ein Republikverräter
Ja, da fühle ich die geistige Verwandtschaft, die Vertrautheit, als Feind und „Entsteller“ des marxistisch-leninistischen Gesellschaftskonzeptes wahrgenommen zu werden. Selbst meine unmaßgeblichen Niederschriften, die nur in Briefen mitgeteilt wurden, waren – Dank an die erste Runde bei BStU – sogar Gegenstand zweier StaSi-Gutachten. Am 03.09.1987 legte die Hochschule des MfS, Sektion Marxismus-Leninismus, Lehrstuhl Marxistisch-leninistische Philosophie in einer „Einschätzung der Niederschriften des Dr. Günther, Claus“ dar, dass in diesen in „abstrakter und äußerst chiffrierter Form“ der Ansatz verfolgt werde, „daß der Marxismus-Leninismus bestenfalls nur eine ‚Heilslehre‘ unter anderen mit entsprechendem absoluten messianischem Anspruch ist, die aber – weil nur ‚wahrscheinliches‘ Wissen je erlangt werden kann – realpraktisch zu keinem Zeitpunkt in eine Einlösung des in ihr Behaupteten bzw. durch sie zu Erstrebenden überführt werden kann“. Wow, Stasi, das ist mir neulich eingefallen, als Wuttke-Faust („Habe nun, ach!“) über DDR-Gesetzestexten verzweifelte. Hallo, Herr Detje, ab in den Keller, wo Frank Castorfs Stasi-Opferakten vor sich hingilben. Da sind vielleicht Juwelen der Interpretationskunst versteckt.
Hahn und Reich beschließen ihren Essay – auch nicht sehr nett - mit Bezug auf die „Kabale der Scheinheiligen“, dass alle Manuskripte und Briefe Molieres im Laufe der Zeit auf rätselhafte Weise verschwanden, „außer zwei Blättern Papier, auf denen der Wanderkomödiant irgendwann einmal den Empfang von Geld für seine Truppe quittiert hat“. „Ein zukunftsweisendes Beispiel für die überlegene Überlebensfähigkeit von Buchhaltung und Quittung im Vergleich zur Kunst, das als Epilog der Castorf-Volksbühne dienen darf.“
Ich möchte dem entgegenhalten, dass Fürst Carl August von Weimar seine Hofdichter Schiller und – mit geringerer Distanz - auch Goethe letztlich nur für Lakaien und Untertanen hielt, die man herumzukommandieren hatte. Nach meiner Überzeugung ist der Kern der größten deutschen Dramen „Faust“ und „Wallenstein“ die Auseinandersetzung mit dieser so nahen Form absolutistischer Macht. Und es spricht für die Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit der Kunst, dass Goethe und Schiller, „Faust“ und „Wallenstein“ aktuell und lebendig, dass sie ‚Welterbe‘ sind, während jener Fürst allenfalls zum blassen Umriss im Schatten der Dichter wurde.
In diesem Sinne wünsche ich, dass Hahn und Reich Propheten sind, wenn sie schreiben, dass die „Kabale der Scheinheiligen“ Castorfs Verhältnis „zu wem gleich noch mal?“ behandelt.
Petition Volksbühne: Theater per se links?
Lieber Thomas Rothschild - entschuldigen Sie bitte, dass ich trotz Ihrer eigentlich einleuchtenden Einlassung noch einmal nachfrage:

Für Sie ist Theater (wie Sozialpolitik, wie Erziehung, wie Literatur), folgt man Ihrer Argumentation, per se eine linke Institution?
Und zwar exakt deshalb, weil es immer die Möglichkeit bietet, Theater über "kritisches" Theater hinaus zu machen? Weil es per se gesellschaftspolitisch ein also Platzhalter der freiheitlich-demokratischen Utopie ist?
Und: Wäre es dann nicht möglich, dass eine eindeutig linke Kulturpolitik darin bestünde
1. bestehende Theaterinstitutionen in JEDEM Fall zu erhalten und
2. Eher in Ihrem Sinn linke Intentionen bei den einberufenen künstlerischen Leitungen als irgendwie vage kritische zu bevorzugen? (Und zwar in genau dieser Entscheidungs-Priorität)
Petition Volksbühne: links? Hauptsache qualifiziert
Nein, Theater ist ebenso wenig wie Sozialpolitik etc. per se eine linke Institution, und das habe ich auch nicht geschrieben. Es ist eine linke Institution, wenn es - siehe oben - emanzipatorisch, die Gleichheit nicht hinter die Freiheit setzend, auf der Seite der Erniedrigten und Beleidigten stehend ist. Bestehende Theaterinstitutionen zu erhalten erscheint mir - siehe wiederum oben - als eine nicht unbedingt linke, aber als notwendige Kulturpolitik. Deshalb halte ich die anbiederischen Polemiken gegen die so genannten "Hochkultur" anstelle der Forderung, sie für alle durch gerechteren Zugang zur Bildung erreichbar zu machen, für spießig und letzten Endes reaktionär. Und noch eins: Anfang der siebziger Jahre sagte ein Bremer Hochschullehrer zu mir: "Qualifikation ist ein bürgerliches Kriterium." Diese Meinung teile ich nicht. Vor die Wahl gestellt, einen schlechten linken oder einen qualifizierten "vage kritischen" künstlerischen Leiter zu bestellen, würde ich mich stets für den zweiten entscheiden. Lieber wäre mir ein qualifizierter Linker, aber den gibt es nicht immer. Außerdem juckt es niemanden, was mir lieber wäre. Ich bin entschieden dagegen, die "vage Kritischen" so zu diskriminieren, wie sie es, wo sie die Macht haben, gegenüber Linken getan haben und tun. Als Beispiele aus der Vergangenheit nenne ich Conny Hannes Meyer oder das Scala-Ensemble in Wien. Aber ich hätte keine Probleme damit, einen heutigen Noelte als Theaterleiter zu sehen. Der war gewiss kein Linker, aber ein großer Regisseur.
Petition Volksbühne: Welches Scala-Ensemble?
Danke für Ihre Antwort-Mühe, lieber Thomas Rothschild, das finde ich eindeutiger und kann es intellektuell für mich besser einordnen und dadurch auch als kulturpolitische Haltung besser teilen. Welches konkrete Scala-Ensemble der Wiener Vergangenheit meinen Sie denn?
Petition Volksbühne: Fast 20.000
Und was folgt aus all diesen Überlegungen für die Diskussion über die Volksbühne? Die Petition hat fast 20.000 Unterzeichner.
Petition Volksbühne: Scala
https://de.wikipedia.org/wiki/Scala_Wien
Petition Volksbühne: der eigentliche Skandal
Ich bitte Sie: Es gibt Stücke und Produktionen mit linken Inhalten am Theater. Deshalb ist das Theater dann aber nicht links und kann nur als solches fortgeführt werden.

Wäre es so, müssten sie bei Folgeintendanten eine Art Gesinnungsprüfung vornehmen. - Am Beispiel Dercon wurde dies ja öffentlich versucht, ihn zu disqualifizieren, weil er die falsche Gesinnung habe und somit ein "linkes" Theater nicht leiten könne. Darüberhinaus wurden auch andere Gründe genannt, sicherlich, aber diese öffentliche Gesinnungsprüfung bleibt der eigentliche Skandal.
Petition Volksbühne: Scala Wien (1948-56)
@Thomas Rothschild: Ach, Sie meinen das Wikipedia-Ensemble?
Oder doch das von Wolfgang Heinz und Paryla angeführte von diesen äußerst erfolgreichen theatergetriebenen Kinoübernehmern, denen - gestützt durch laute Wiener Presse-Stimmen - ihr erfolgreiches Mitbestimmungstheater (1200 Plätze, soweit ich erinnere gelesenen zu haben in einem Buch über das Theater am Schiffbauerdamm? Oder in einem nachgelesenen Gespräch mit Heinz?) durch die Stadt Wien nach Abzug der Besatzungsmächte so schnell wieder abhanden kam, wie sie es einst von der russischen Besatzungsmacht erobert hatten. Es währte keine 10 Jahre (1948 bis 56) als Theater und wurde dann als Kino (59) ganz schnell abgerissen. Bevor es als Theater noch Erinnerung der Wiener bleiben konnte... Paryla und Heinz, die in ihm u.a. den Brecht-Boykott nicht mitspielten, fanden nach der Theaterschließung des in breiteren Schichten der Wiener Bevölkerung beliebt gewordenen Theaters in Österreich keine Anstellung mehr. Und sie wurden dann von Wolfgang Langhoff, mit dem sie im Zürcher Exil gewesen waren, in Berlin im DT und auch am BE aufgenommen. Sie hatten einen sehr guten Spielplan - und besonders einfallsreiche Nebenprogramme für die damalige zeit - der keine Ideologien geradlinig bediente und sowohl Zeitgenössisches als Klassisches, österreichische UND russische UND amerikanische Autoren, Brecht UND Bronnen, Shakespeare UND Tschechow spielte. Das war in der damaligen Nachkriegssituation mutig und widerständig gegen die Besatzungsmachtpolitik, die sich in einem nunmehr kalten Krieg durchaus auch in Österreich fortsetzte. Und in dem so manches deutschsprachige Theater im Wesentlichen die der jeweiligen Besatzungsmacht genehmeren Stücke spielte...
Es war der Kunst verpflichtet und vielleicht genau deshalb als kommunistisch von der bürgerlichen Presse verschrien? -
Es ist doch nur eine kleine Mühe, das zu schreiben. Hier lesen nicht nur Theaterkenner sondern auch Theaterliebhaber oder einfach nur Neugierige. Das ist doch schade, wenn die Nichtkenner immer auf Wikipedia als scheinbar einzig gültige Instanz in allen Fragen verwiesen werden von Leuten, denen das Schreiben doch gut und leicht von der Hand geht...
Petition Volksbühne: Mumienhorrorfilm
#51: Diese Gesinnungsprüfung hat ab 1989 hundertfach in allen Bereichen des geistigen Lebens der untergepflügten DDR stattgefunden - und immer mit dem gleichen Ergebnis: die Geprüften fielen durch. Der Auftritt von Herrn Renner wirkt insofern wie ein Mumienhorrorfilm: THE RETURN OF THE TREUHAND. Benno Besson und Fritz Marquardt (1953 Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät - weiß noch jemand, was das war?) haben an der Volksbühne linkes Theater gemacht, ein Theater, das weit mehr erfordert als "Stücke und Produktionen mit linken Inhalten": es erfordert linke Intelligenz, linkes Theaterhandwerk, linkes Geschichtsbewußtsein und einen linken Humor - und ein Herz für die Sache derer, die sich von einem Besuch eines linken Theaters keine Verbesserung ihrer Lage erhoffen und aus diesem Grund nicht, oder nur mit linker organisatorischer Nachhilfe, zu seinen Zuschauern zählen.
Petition Volksbühne: links zwo drei
Ja Herr Steckel! Und links zwo drei und links zwo drei! Wo dein Platz Genosse ist! Und deshalb legen linke Hühner auch quadratische Eier! Weil die weniger Platz in der Verpackung verbrauchen! Und wir so das Plan-Soll besser erfüllen können. Und linke Kühe geben schwarze Milch, weil die, auch wenn es die Farbe des Klassenfeindes ist, nicht so schnell vergilbt! Und deshalb fährt auf deutschen Straßen immer noch der Trabant und der Wartburg, gebaut mit linkem Handwerk und linker Intelligenz. Und Elon Musk ist ein neoliberales Arschloch, weil er das Elektroauto mit kapitalistischen Mitteln produziert, und Tesla nennt und nicht Trabant II. Und jetzt erst verstehe ich wirklich, warum Dercon nie Intendant werden darf an der Volksbühne! Und Piekenbrock verhindert werden muss! Weil sie nämlich eigentlich Wilhelm heißen müsste! Wie Pieck! Und nicht Marietta! Und schon gar nicht mit Brock! Sondern wenn schon mit Bloch! Also Piekenbloch! Oder besser noch Piekenbrecht! Das würde gehen! Aber doch nicht Brock! Und das ganze „Jejeje“ aus dem Westen müssen wir ja auch nicht mitmachen. Selten so gelacht: Muhahaha!

Und was bitte schön war am „Klein Eyolf“ (gesehen in Bochum) von Fritz Marquardt „links“. Und selbst wenn die Inszenierung „links“ war, hat jedes Publikum seine eigene Lesart, und die muss nicht ident sein mit der Absicht des linken Theatermachers.

(...)

Dann doch lieber Dercon, als diese Art von Tradition. Und lieber fahre ich einen Tesla von einer neoliberalen Mumie als einen Trabanten, der sich unaufhörlich mit nur einem Begriff links um sich selbst dreht.
Petition Volksbühne: unbewusste Intelligenz
Ja, Herr Steckel, JEDER weiß, was das war, da braucht man erst gar nicht darüber reden: Das KANN nur eine indoktrinierende Diktatureinverständnis-Lern- und Lehranstalt gewesen sein, deren Absolvierung keinesfalls eine Anerkennung irgendeiner beruflichen Qualifikation oder staatsbürgerlichen rechtmäßigen Teilhabe an der Gestaltung der heutigen Bundesrepublik Deutschland zur Folge haben kann. Ohne genaueres Ansehen der - heutigen - Person oder der damaligen genauen Lerninhalte.
Gerade eben zum Beispiel ist die ehemalige DDR Gewerkschaftsschule in Bernau zum Bauhaus-Weltkulturerbe berufen worden. Als Baudenkmal geht das ja. Da sind die Menschen, die darinnen gelernt haben gut zu vernachlässigen. Mein Vater hat dort gelernt. Nach seiner in Etappen absolvierten Tischler- und Zimmermannslehre 6 Jahre lang hat er dort gelernt, Gewerkschafter für Bauleute in der holzverarbeitenden Industrie und im Handwerk zu werden und genug Bildung zu bekommen, dass er ohne Abitur daran anschließend noch ein Bauingenieurs-Diplomstudium an einer Technischen Universität absolvieren konnte. Fünf oder sieben Jahre lang, ich weiß nicht mehr, er war der Familie in der Lern-Zwischenzeit abhanden gekommen... Danach gehörte er zur sogenannten "Intelligenz", aber er wusste immer noch nicht, was das ist. Und genau dafür habe ich ihn und haben andere ihn auch geliebt. Wenn mir möglicherweise in der DDR zum Nachteil gereichte, dass der unintelligente Mann zur Intelligenz gehörte, so gereicht es mir wahrscheinlich als Bundesbürgerin und meinen Kindern als Bundesbürgern und vielleicht sogar noch deren Kindern zum Gestaltungsteilhabe-Nachteil, dass sie den Mann geliebt haben, obwohl er immer nur hingebungsvoll nachweislich an - wie ja jeder weiß, Hirnwäscheanstalten gelernt hatte.
Petition Volksbühne: auf eine Peter-Handke-Bank setzen
oje oje oje und wenn Baucks und Steckel erbost übereinander herfallen, dann sind wir unversehens im Sommerloch gelandet. Das Thema der Volksbühnenpetition hatte eigentlich gute Chancen mit Rothschild und Rust inhaltlich zu bleiben. Deshalb, liebe Herren Theater-Wutbürger: Gehen Sie auf ihre Balkons, aber hören Sie auf die Kommentarspalten zu traktieren - die können für ihre beider Theater-Arbeitslosigkeit nix. Und merken sie was: Beide haben Sie aus "ganz unterschiedlichen Gründen" die Petition nicht unterschrieben. Vielleicht sollte Sie beide sich nebeneinander auf eine Peter-Handke-Bank setzen und zusammen in die Welt granteln - das könnte ein herrlicher Sommer werden. Bitte alle anderen weiter inhaltlich diskutieren!
Petition Volksbühne: Manchester-Verfahren
Und gerade lese ich in der neuesten Presserklärung der Volksbühne, um Ihrem Vorwurf der Inhaltslosigkeit weiter vorzubeugen, liebe Elsa:

„VOR-PREMIERE VON 10.000 GESTEN IN MANCHESTER
Großer Erfolg für Boris Charmatz in der vergangenen Woche beim Manchester International Festival. Bei der Vor-Premiere seiner neuen Choreografie 10.000 Gesten, einer Produktion der Volksbühne, gab es Standing Ovations des Publikums und begeisterte Kritiken. 10.000 Gesten für 24 Tänzer*innen ist das Herzstück von A Dancer´s Day, der 6-stündigen Choreografie für Tänzer und Publikum, die am 14. September in Hangar 5 auf Tempelhof uraufgeführt wird. “Boris Charmatz’s show tests the limits of how we experience dance. A thrilling blizzard of movement“ (Judith Mackrell in The Guardian); “There’s a bewildering impression of chaos, but also the sense of a calm centre at the heart of the storm. There’s so much happening, it is hard to watch, impossible to grasp. This sense of unstoppable momentum grips 10,000 Gestures“ (Sarah Crompton im Observer). “Arresting, exhilarating and challenging - Boris Charmatz and his troupe offered up a thought-provoking dance performance. 10,000 Gestures is a triumph” (Simon Binns in den Manchester Evening News).“

Darunter leide ich, dass eine der wesentlichen Premieren im Hangar gar nicht spezifisch für die Volksbühne produziert werden, sondern von vornherein dazu gedacht sind in den Festivalbetrieb weltweit eingespeist zu werden. Berlin ist als Produktionsort, die Volksbühne ist dabei zweitrangig. Wir bekommen die Premiere sozusagen als zweite Wahl zu sehen. Die Volksbühne als originärer Produktionsort ist nicht mehr vorgesehen, eben als ein Ort, wo für Berlin produziert und von Berlin ausgehend die Arbeiten ihre Kreise ziehen. Die Eröffnungspremiere von Charmatz ist schon längst in Manchester abgesegnet, Berlin spielt da keine so große Rolle mehr. Und in diesem Konflikt sind mir die Begriffe „Links“ und „Rechts“, wie Steckel sie anwendet nur bedingt wichtig. Sie sind historische Denkfiguren, die mit dem eigentlichen Konflikt wenig zu tun haben. Niemand versteckt sich hinter den Produktionsformen in dieser Petition, denn sie sind das Problem, nicht die politische Gesinnung. Mehr als die Hälfte aller angekündigten Produktionen entstehen auf Grundlage dieses „Manchester-Verfahren“. Das finde ich beklagenswert und mit den Anforderungen des Senats, neben dem nicht vorhandenem Ensemble und Repertoire, so nicht vereinbar.
Petition Volksbühne: es geht um den Markt
#58
Genau, lieber Baucks. Und Dercon und seine Mannschaft leugnen immer wieder, neoliberal zu sein. Aber sie bedienen mit ihrer Programmierung einen weltweiten Markt. Schon die Form dieser Pressemitteilungen ist nichts Anderes als Marketing ("großer Erfolg, begeisterte Kritiken"). Es geht nicht mehr um Inhalte, es geht nur noch um den Markt. Ich verstehe nur nicht, warum jemand wie Dercon das nicht kapiert. Oder er kapiert es, aber er sagt ständig etwas Anderes.
Petition Volksbühne: kein Gefühl
Ich finde diese Begrifflichkeiten hinderlich für diesen Konflikt, lieber Kravogel, denn Castorf speist sich gerade auch in Avignon in den internationalen Markt ein und hat das Räuberrad dorthin verschleppt. Gilt er in ihren Augen nun auch als „neoliberal“?

Man kann einem Künstler oder Kurator nicht vorhalten, dass er international agiert. Und in dem Sinne begreift sich Dercon wohl als Kosmopolit. Daran ist nichts Verwerfliches.

Ich wende mich dagegen, dass die Volksbühne zu einem Durchlauferhitzer für internationale Kunst wird, zu einer profillosen Drehscheibe des internationalen Kunstmarktes.

Ich wünsche mir, dass an der Volksbühne internationale und kosmopolitische Kunst originär produziert wird. Und nicht, dass sie zum Umschlagplatz für internationale Kunst wird, die überall produziert sein könnte, und die man nur umetikettiert, in neuen Varianten und Versatzstücken immer wieder anders montiert, um sie als Eigenproduktionen oder Berliner Premieren verkaufen zu können.

Was nicht in Berlin an der Volksbühne produziert wurde, ist auch keine Berliner Produktion. Es ist erheblich, ob eine Berliner Produktion internationalen Rang erlangt. Oder ob eine internationale Produktion mal durch die Volksbühne geschickt wird, damit die Berliner das auch mal sehen. Das ist ein wichtiger Unterschied. Der Etat der Volksbühne ist nicht dazu da, englische Produktionen in Manchester zu finanzieren, die dann auch mal an der Volksbühne gastieren. Sondern, die Volksbühne produziert und schickt ihre Produktionen auf den internationalen Markt von Berlin aus.

In allen anderen Strukturen wird die Volksbühne zum Gastspielhaus ohne Ensemble und Repertoire. Man muss kein Neoliberaler oder Linker sein, um das zu erkennen. Ich arbeite nicht für den Sieg eines dieser beider Lager. Das liegt mir fern. Es geht darum, dass ein Kosmopolit wie Dercon offensichtlich kein Gefühl für Berlin entwickelt hat, nicht hier angekommen ist, sich nicht mit Berlin identifiziert und den Etat des Hauses lieber in den internationalen Markt einspeist, weil er sich in Berlin nicht beheimatet fühlt. Natürlich wird Dercon das wahrscheinlich süffisant leugnen, aber ich denke, das glaubt ihm niemand mehr.
Petition Volksbühne: das historisch Bedingte
Liebe Elsa - ist es wirklich so schwer zu begreifen, daß Steckel (in Ergänzung der Einlassung von Th. Rothschild) von der Geschichte eines seiner Auffassung nach explizit linken Theaters, nämlich der Volksbühne, spricht, Baucks dagegen die pure aktuelle Existenzmöglichkeit eines solchen Theaters in Abrede stellt, insofern er (er ist da nicht allein) "links" als "historische Denkfigur" klassifiziert - Brecht, zum Beispiel, und andere von Rothschild genannte Theaterleute konnten oder können sich dieser Denkfigur danach nur arglos und entschieden bedienen, weil sie zu ihrer Zeit das historisch Bedingte der Angelegenheit nicht zu erahnen vermochten - schließlich existierte die UdSSR noch! - und ihre Nachfolger diesbezüglich eine ähnliche Unbelehrbarkeit an den Tag legen, wie Steckel, der, wie mein Schwan mir im Übrigen zuraunt, nicht ganz so arbeitslos ist, wie sie zu hoffen scheinen.
Petition Volksbühne: commissioned and produced
Das "Manchester-Prinzip" gilt auch für den im Spielzeitbuch als "Deutsche Erstaufführung" angekündigten Abend von Yael Bartana "Was, wenn Frauen die Welt regieren":
"‘What if Women Ruled the World?’ was created by Yael Bartana with a team including British playwright Abi Morgan, Royal Court artistic director Vicky Featherstone and the set was designed by Saygel and Schreiber with lighting by Jackie Shemish. It played for four nights at Mayfield and was commissioned and produced by Manchester International Festival, European Capital of Culture Aarhus 2017 and Volksbühne Berlin."
(Quelle: Entertainment technology news in the web: http://www.etnow.com/news/2017/7/tube-invests-in-new-sennheiser-d6000-system)
Petition Volksbühne: zu eng gestrickt?
@Martin Baucks et al. Thomas Ostermeiers Inszenierung "Rückkehr nach Reims", die im September an der Schaubühne Premiere hat, kam auch in Manchester heraus. "Koproduktion mit dem Manchester International Festival MIF, HOME Manchester und dem Théâtre de la Ville Paris. Gefördert durch die Lotto Stiftung Berlin", steht auf der Webseite. Vielleicht ist Ihr Schema, das Sie über Dercon legen, zu eng gestrickt?
Petition Volksbühne: noch kein Gesicht
Keinesfalls zu eng gestrickt, Hans Dampf. Ostermeier hat sich eine Identität in Berlin aufgebaut. Das fing mit der Baracke an und setzte sich fort an der Schaubühne. Er steht schon lange nicht mehr in der Pflicht sich ein Berliner Profil zu erarbeiten, weder für sich persönlich noch für sein Haus. Der darf das, ohne dass sein Profil schaden daran nehmen könnte.

Dercon hat der neuen Volksbühne noch kein Gesicht gegeben und hat es zugleich schon verloren. Das kann er nicht mehr aufholen. Erst, wenn er hier eine Marke geschaffen hat, kann er damit international reüssieren und nicht umgekehrt.

Das Team Dercon tritt gleich international auf, um Berlin zu beweisen, dass es Berlin gar nicht braucht. Was Dercon zeigt, hat sich längst woanders durchgesetzt, ganz ohne sein Zutun. Und wenn sich nun die Berliner Kritik gegen ihn stemmt, dann ist sie längst international widerlegt. Er lockt sie absichtlich in die Provinzfalle. Nun, bei soviel internationalem Erfolg, müssen sie ihm zu stimmen.

Es ist der Versuch, die Kritik in die Knie zu zwingen, sie verstummen zu lassen.

Dercon sagt damit: Meine Künstler/innen sind längst durchgesetzt. Euch brauch ich gar nicht. Berlin brauche ich nicht. Berlin braucht mich.

Falsch. Berlin weiß längst wer Charmatz oder Ingvartsen sind. Wir brauchen da keine derconsche Nachhilfe.

Zugleich schummelt sich Dercon so an seiner Hauptaufgabe vorbei, dem Haus ein neues Profil zugeben. Es ist ein offener Betrug. Und man muss schon große Lust daran haben, wie ein Tartuffe, gleich eine ganze Weltmetropole auf´s Kreuz legen und hintergehen zu wollen, und seine List dabei nicht einmal zu verbergen.

Welche Art der Befriedigung Dercon daraus zieht, man weiß es nicht. Seiner Aufgabe wird er nicht gerecht und die Vorgaben des Senats erfüllt er nicht. Das sollte Konsequenzen haben. 20000Tausend Unterschriften sind kein Pappenstiel. Das dürfte der Kern der bisherigen Besucher der Volksbühne sein, der da ratifiziert hat. Aber wie immer hat Berlin einen schwachen Kultursenator, der sich lieber nicht an seinen Wahlversprechen messen lassen möchte.
Petition Volksbühne: Frage
#64 Was kann der Kultursenator in dieser Situation tun und was sollte er Ihrer Meinung nach tun?
Petition Volksbühne: die Antwort
Er sollte sich ihre Frage selber beantworten, bevor es andere für ihn tun!!!
Petition Volksbühne: Referendum
Die Entscheidung zurücknehmen oder ein Referendum abhalten. Das Haus Kollektiven oder engagierten Berlinern und Berlinerinnen geben. Oder Intendantinnengruppen. (...)
Petition Volksbühne: anderes Prinzip
@66: Genau das wäre das sogenannte Tim-Renner-Prinzip.
Petition Volksbühne: Ich bin jetzt schon kaputt
Und hier das Neueste aus dem Setzkasten von Chris Dercon. Ein Zitat aus der heutigen Pressemitteilung zur Eröffnungspremiere:

Höhepunkte aus dem Programm: Brit Rodemund und Christopher Roman vom Dance On Ensemble tanzen William Forsythes Duett Catalogue (First Edition), Raphaëlle Delauney adaptiert Roman Photo von Boris Charmatz zusammen mit dem P14 Jugendtheater der Volksbühne, Marie Houdin und Raphael Hillebrand inszenieren einen Giant Soul Train und Anne Teresa De Keersmaeker tanzt Violin Phase und mit Boris Charmatz einen Auszug aus ihrem gefeierten Duo Partita 2. Unterschiedliche Protagonisten der Tanzszene aus Berlin und anderswo sind beteiligt: Die Staatliche Ballettschule Berlin, die Hip-Hop Kids der Flying Steps Academy, Studierende des HZT Berlin, das BEM Folk Dance Ensemble in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium für Türkische Musik Berlin. Den Dancefloor bespielt DJ Alex Murray-Leslie von den Chicks On Speed.

Es ist ein einziges Patchwork aus schon Vorhandenem und eventuell neu Hinzugefügtem, aufbereitet zu einem neuen Medley. Es macht einen vollkommen ratlos. Ich sehe mich schon mit hängendem Kopf auf meinem Weg nach Tempelhof, mit der akuten Angst im Nacken, wiederum enttäuscht zu werden. Aber angetrieben von meinem Restanstand, die Veranstaltung wenigstens zu besichtigen. Ich kenne mich. Zwei Stunden zuvor hadere ich mit mir, ich muss ja nicht hingehen, aber der Eintritt ist ja frei. Man versucht sich von allen Vorurteilen zu lösen, aber es gelingt einem nicht. Man möchte unbelastet dort hingehen, aber man ist sich sicher, das wird nicht funktionieren. In meinem Kopf übersetze ich mir dies kleine Zitat in den Schauspielbereich und frage mich, wie so ein Potpourri wohl aussehen würde. Bruno Ganz spielt noch einmal mit Edith Clever...(First Edition) ...und natürlich macht der Jugendclub XY dabei mit.

Wo, verdammt nochmal, ist da der Focus?! Ach egal! DJ Alex und die Chicks On Speed sind auch da. Vielleicht sollte ich mir, statt einem Picknickkorb, etwas Christal Meths im Görli organisieren auf meine alten Tage. Ich spüre jetzt schon, wie meine Beine und Arme auf dem Weg zur U-Bahn erlahmen werden, aber da muss ich jetzt durch, durch diese Eröffnungsveranstaltung Anfang September. Hoffentlich treten nicht auch noch Funkenmariechen auf. Augen zu und durch. Es wird sicherlich ganz toll. Huhuhuhu. Gib dem ganzen doch eine Chance! Phuuu! Ich bin jetzt schon kaputt. Wenn man sich selber um den Verstand bringen will, ist das die richtige Dosis, den Glauben an eine neue Volksbühne vollkommen zu verlieren. Es gibt ja nicht mal einen verbindlichen Titel für diese Performance. Es klingt nach Vierfruchtmarmelade und Brei. Du weißt nie, isst du gerade eine Kirsche, eine Erdbeere oder ist es doch eine Johannisbeere? Es ist der berühmte Pudding, den man nicht an die Wand nageln kann, denn man aber unbedingt essen muss, falls man es sehr süß und fluffig mag.
Petition Volksbühne: Moves auf YouTube
@69
Es wird noch schlimmer, damit da wirklich ganz Berlin tanzt, gibt es im voraus bei Youtube ein paar moves zu lernen.
http://bit.ly/2uDvgMy
Viel Spaß, Herr Baucks! Und dress to impress!
Petition Volksbühne: 4 Regisseure mit 98 Prozent
na, wenn Sie es besser fanden, wenn in den letzten 3 Jahren der Volksbühne genau 4 Regisseure im immergleichen Stil 98% des Spielplans betrieben (...)... mich hat es am Ende meist nur noch gelangweilt.
Jetzt kommt mal Abwechslung. Welchen Sinn hat es, Dinge ungesehen zu diffamieren, nur weil sie mal anders sind?
Petition Volksbühne: seit 20 Jahren diesselbe Performancewurst
Lieber Baucks,

das ist im zweiten Absatz wirklich eine anrührende Beschreibung. Man will nicht gehen, geht doch, bloß um seine Voruteile bestätigt zu sehen, oder schlimmer.

Die Beschreibungen ähneln dem Programmheft der Wiener Festwochen und denen des HAU - es ist der finale Sieg der Hildesheimer und Gießener Schulen, deren Theater wenig bewegt, aber viel Wind macht.

Im Rahmen dieser HAU, Neue Volksbühne, Radialsystem, Mousonturm, et al Blase von 30 Künstler/Innen und maximal 3000 Symphatisanten (die gleichzeitig das Publikum konstituieren) spielt sich alles ab. Der Rest ist Kuratorengewäsch einmal durch den Genderwolf und Kolonialismuswolf gezogen - in neue künstliche Därme verpackt essen sie seit 20 jahren diesselbe Performancewurst. Wechseln tut bloss der Grillmeister.

Das die Bundeskulturpolitik so blöd ist an das Geschwurbel zu glauben sieht man nun beim Programm "Immersion" der Berliner Festspiele. Viel Geld wurde für ein Programm zur Digitalisierung der Kulkturlandschaft zur Verfügung gestellt. heraus kamen Vinge und Meese, hineingeschwurbelt in eine vage Idee von "Immersion", die wiederum irgendwie mit Virtualität zu tun haben soll.

Schöner Abgesang auf das "Zeitalter der Kurator/innen" - am Ende werden sie zu programmierten Bots, die man kauft, um sich seine Träume antragsgerecht zurechtzuschwurbeln.

Tja, nur wem hilft das eigentlich? Der Kunst? Wohl kaum.
Petition Volksbühne: 3 Jahre Frist
Castorf hat sich zu seinem Beginn 3 Jahre Frist erbeten, und Ostermeier wurden sie entsprechend auch zugestanden, auf dass man NACH diesen 3 Jahren die Intendanz beurteile.
In Berlin werden Volksbühnenintendanzen aber über 2 Jahre VOR dem ersten Vorhang in Bodenlose verurteilt.
Das sollte es in einer aufgeklärten Gesellschaft nicht geben.
Alles weitere besprechen wir 2020.
Petition Volksbühne: Schauspielschule
Irmela! Sie wollen mich komplett fertig machen! Das ist Schauspielschule! Lasset das Sommerloch beginnen!!!
Petition Volksbühne: Jahrundertfrage & Marktfrage
Lieber Carthy,

als Castorf kam, ging es darum eine Jahrhundert Frage zu lösen. Das kann Zeit kosten. Bei Dercon geht es um eine Marktfrage. Drei zwei eins. Entscheidung dauere drei Sekunden!
Petition Volksbühne: unsinnig
McCarthy, ich hoffe, Ihr Namen ist nicht Omen.
Also: was Sie da schreiben, ist bei allem Respekt dann doch ziemlich unsinnig.
Castorf war ein in seiner Handschrift damals bereits ganz klar definierter Regisseur - die Frage war "nur", ob das Publikum kommt.
Chris Dercon ist ein Kulturmanager, dessen Qualität in der Berufung von Sub-Intendanten liegt, die dann wiederum Kunstschaffende an Land ziehen.
Das ist ein komplett anderer Vorgang.
Tatsache ist doch, das Bestehendes zerstört wurde und niemand im Moment weiß, ob daraus etwas Neues entsteht.
Ich gebe Ihnen jedoch Recht: wir sollten alle Muße und Gelassenheit genug besitzen, abzuwarten ob überhaupt und was da kommen wird.
Seien wir alle ehrlich: die Zweifel sind selbst aus großer Distanz groß.
Beste Grüße
Petition Volksbühne: politisches Desaster
@72: Unerfreulicherweise muss man Ihnen en general Recht geben, auch wenn sie sehr polemisch schreiben... Das Ganze ist leider auch ein (partei-)politisches Desaster
Petition Volksbühne: Homepage
Gibt es eigentlich eine Homepage der NEUEN Volksbühne? Das neue BE hat sich ja schon vor Wochen online vorgestellt und nutzt nun die Domain des "alten".

(Liebe*r Stefan, gucken Sie mal hier: http://www.volksbuehne1718.berlin/de/ – freundlich, d. Redaktion)
Petition Volksbühne: Künstler als Exilanten per se
Es waere fuer Berliner Kultur besser gewesen die Volksbuehne mit Finanzinvestition komplett neu zu sanieren und Theaterarbeit mit neuen modernen Konzepten integriert fortzufuehren. Leider wurde hier ein ganz anderer Impuls beschlossen. Man baut Theaterarbeitsplaetze lieber ab, entwickelt trotz hoher Auslastung der Volksbuehne und spannender Inszenierungen Konzepte, die wenig Investition zum Erhalt dieses Ortes unter neuen Vorzeichen bieten. Frei nach dem Motto Vielfalt reicht aus ohne bankrott zu gehen!
Warum hat diese Stadt es verdient, kein Vertrauen in kreative Theatergestaltungen zu haben ?
Wer wuenscht sich einen Kulturkonsum, der das Herz Berlins erheblich verstummen laesst ? Wir Theaterschaffende, sind nicht gegenlaeufig zur Kunst geeicht !!! Wir sind Kuenstler/Innen, die neue Trends und Innovative Projekte foerdern. Wenn Politiker sich als Kreative verstehen und alles abschaffen, was fortschrittlich innovativ oder experimentell unsre Buehnen mit Publikum fuellt, dann stimmt das Kulturverstaendnis der Berliner nicht mehr mit der deutschsprachigen Tradition ueberein ? Sind wir Theaterschaffenden als Buerger/Innen nun Exilanten per se? Treten wir in die Warenwirtschaft ein, die Politiker regional foerdern und muessen abtreten ? Beste Gruesse aus dem Off...Wir Leben auch ohne offizielle Kuendigungen und Foerderprogramm der kommunalen Politik...vielleicht sollten wir unsren Marktwert ganz anders darstellen und verkaufen ? MfG U
Petition Volksbühne: Zusammenhänge nicht verstanden
@71:

"Welchen Sinn hat es, Dinge ungesehen zu diffamieren, nur weil sie mal anders sind?"

Ich möchte niemanden diffamieren! Aber Chris Dercon fängt eben nicht bei null an. Das Problem ist nicht, dass er (um Ihre Wort aufzugreifen) anders ist. Das Problem ist, dass er in herausgehobener Stellung daran mitgewirkt hat, dass es die Castorf-Volksbühne nicht mehr gibt.

Es war seit 2015 klar, dass die Künstler/innen der Castorf-VB nicht einfach weitermachen würden (als ob nichts geschehen wäre), wenn Tim Renner einen Ausnahmeintendanten und -künstler Castorf schasst und in einem grandios desolaten Prozess einen neuen Intendanten ausruft. Dazu hat sich Dercon nicht verhalten! Er beharrte bis zuletzt auf seiner Ausrufung. Ich vermute: Er wollte das Brand. Ich denke: Er nahm inkauf, dass die Castorf-Truppe dabei draufgeht. Oder wie erklären Sie es, dass strukturell die Renner-Entscheidung bis heute unverändert fortbesteht?

Dies ist der Geburtsfehler des Intendanten Dercon. Und der bleibt, weil er das "ausgesessen" hat bis eben Rad, OST, Castorf und Truppe von dannen zogen. (Denn die gehören eben zusammen und kann man nicht marktkonform cherrypicken.) Neben inhaltlichen, künstlerischen Fragen, über die man auch streiten kann, ist Dercons stures Beharren nach einem hochproblematischen Prozess für mich der Grund, hier nicht Tee zu trinken und zu warten.

Denn das haben die Renner-Freunde schon vor Dercons Nominierung gesagt: "Abwarten, kann doch alles gut werden." Wer das sagt, hat vielleicht nicht verstanden, wie diese Stadt, wie die Berliner Schnauze, wie seine Geschichte, wie das Nichtkonforme zusammenhängen.
Petition Volksbühne: Kunst, Politik, Markt
kunst und politik schließen sich aus
kunst und markt schließen sich aus

jede progressive politik schützt den dafür erforderlichen freiraum - notfalls auch vor sich selbst, weil es sonst keine KUNST mehr geben kann, sondern unterhaltsame politische events in einem hamsterrad, in welches kein künstler freiwillig und unbeschadet einsteigt - nur ein marktteilnehmer

castorf hat diesen spagat lange geschafft - das ist sein verdienst und sein ende gleichzeitig. die unterstützer der petition engagieren sich für KUNST - einen freien und geschützten raum für dessen entfaltung, weil sie wissen, dass dieser nicht einfach nur wie ein marktplatz vollgestopft und zum konsum angeboten werden kann dabei geht es um wesentlich mehr als um zwei personen, die unterschiedliche haltungen repräsentieren - doch darüber hört und liest man wenig und so sieht es tendenziell so aus, als würde "kulturpolitisch-vertragsmäßig" ein ganz demokratischer akt seinen bürokratischen weg gehen : die kunst an der hand der bürokratie ... das wird dann ohne spagat von alleine laufen ... und ich weiß auch, wohin ...
Petition Volksbühne: es braucht 50.000 Unterschriften
Es sind nun fast 20.300 Unterschriften. Es braucht aber 50.000. Unterschreibt weiter!
Petition Volksbühne: wie/wo
@82: Ja, weiter unterschreiben!

Aber: Wie kommen Sie auf die Zahl 50.000?

Und: Wo sind denn eigentlich die 20.000 Unterschriften *für* Dercon?
Petition Volksbühne: warum 50.000 nötig sind
@ Hans Zisch
Das sagt Wikipedia: "Wird eine Petition innerhalb von vier Wochen nach Eingang (bei öffentlichen Petitionen rechnet die Frist ab der Veröffentlichung im Internet) von 50.000 oder mehr Personen unterstützt, wird über sie im Regelfall im Petitionsausschuss öffentlich beraten. Der Petent wird zu dieser Beratung eingeladen und erhält Rederecht."

https://de.wikipedia.org/wiki/Petition
Petition Volksbühne: Gegenfrage
@ Hans Zisch: Wieviele Unterschriften gab es vor dessen Amtsantritt *für* Castorf?
Petition Volksbühne: Handlungsbedarf offensichtlich
Ist die Frage nicht eher, warum es von Seiten der politisch Verantwortlichen keinerlei Reaktion auf die 20.000 Unterschriften gibt? Der Handlungsbedarf scheint doch offensichtlich!
Petition Volksbühne: "... schlecht für mein Karma"
Nachdem ich das Video zu dem Tutorial „Giant Soul Train“ in dem ein Workshop am 8.9.17 von der Volksbühne angekündigt wird, gesehen habe (https://www.youtube.com/watch?v=570MTDEGy6s), es wurde übrigens schon 160zig mal aufgerufen, habe ich endgültig kapituliert.

Ich werde diese Eröffnungspremiere schwänzen und den Kritikern überlassen, und lieber einen Tanzkurs an der Volkshochschule Reinickendorf buchen, da guckt wenigstens keiner zu, den es sind geschlossene Veranstaltungen.

Natürlich wäre es unfair zum Boykott dieser Veranstaltung aufzurufen. Aber es wäre auch ebenso sinnvoll. Denn, nachdem ich nun den Internetauftritt der neuen Volksbühne absolviert habe, bleibt für mich nur noch eine Frage zu klären: Ist das in der rechten Bildhälfte wirklich eine Hasenpfote, die dort auf dem Tisch liegt?

Ich bin mir sicher in der linken Bildhälfte eine magische Kugel entdeckt zu haben. Und neben der fraglichen Hasenpfote befindet sich ein keramischer Halter für Räucherstäbchen. Aber ist es wirklich eine Pfote eines Tieres, was da liegt?! - Ich kann es nicht wirklich glauben. - Da hat jemand eine alchemistisches Stillleben inszeniert. Und, wenn mich nicht alles täuscht, ist die Bildsprache schlagend. Gegen einen solchen Mumpitz kann man nicht argumentieren.

„Das wäre schlecht für mein Karma.“

Ist der Satz, der mir von dem kurzen Gespräch mit Marietta Piekenbrock, im Café gegenüber der Volksbühne am meisten hängen blieb. Allmählich beginne ich zu verstehen. Wer die Höhepunkte seiner Eröffnungspremiere schon vorab ankündigt, weil er sie wahrscheinlich hellsichtig in einer Glaskugel gesehen hat, und zugleich gigantische Soul Train Linien auf dem Tempelhofer Flugfeld erwartet, eine Weltpremiere, bei der ganz Berlin tanzen wird, der verkennt, glaube ich, die Berliner Mentalität, der das eventuell völlig gleichgültig ist.

Wahrscheinlich braucht es nochmal eine ganze Generation, bis erkannt wird, das 20zig Tausend Stimmen im Internet, von einer absoluten Minderheit, wie einer kleinen Theatergemeinde, völlig ausreichen müssen, um eine Entscheidung neu zu überdenken.
Petition Volksbühne: gegen Kommentarspalten-Nero
#61 Lieber Herr Lohengrin,
ich heiße wirklich Elsa, da kann ich nichts dafür, aber lassen Sie sich von Ihren schwülen Schwan-Phantasien bitte nicht abhalten. Zum Inhaltlichen: Ich möchte gar nicht, dass Frank-Patrick Steckel arbeitslos ist, im Gegenteil, ich habe ihn immer für einen sehr guten, wenn auch humorlosen Regisseur gehalten. Jetzt ist er nur noch humorlos, und irgend jemand aus seinem Freundeskreis sollte ihn davor schützen sich dauernd mit Großmäulern wie Baucks zu kabbeln. Das hat er nicht nötig.

Lieber Herr Baucks,
da Sie mich direkt ansprechen, antworte ich.
sie wollen "dem Vorwurf der Inhaltslosigkeit weiter vorbeugen" und veröffentlichen dann einen Erlebnisbericht "wie ich einmal zu einer Dercon-Premiere gehen werde". Bitte hören Sie auf, uns mit Privatem zu traktieren, denn Sätze wie "Ich kenne mich. Zwei Stunden zuvor hadere ich mit mir.." sind absolut unerheblich für das hier diskutierte Problem.
Andere haben Substantielles zu sagen, Ihre private Befindlichkeit interessiert vielleicht ihre Frau, sonst keinen.
Wenn Sie wie ein Kommentarspalten-Nero ausrufen "Lasset das Sommerloch beginnen!" - dann halten Sie sich doch auch daran und gehen bitte mit gutem Beispiel voran.
Alle anderen, gerne mehr zur Frage , wie lange lässt man jemand etwas zerstören, das man schützen sollte?
Petition Volksbühne: möglichst schnell
Liebe Elsa,

auch wenn es ihre Gefühle verletzt, bei den Ankündigungen, Pressemitteilungen und dem Programmbuch der neuen Volksbühne verhält es sich ungefähr so, wie bei dem Berliner Flughafen. Man darf ihn kritisieren, auch wenn er noch gar nicht eröffnet wurde. Der Unterschied besteht darin: Beim Flughafen hofft man darauf, dass möglichst bald Flugzeuge starten und landen werden. Bei der defizitären neuen Volksbühne aber wünscht man sich, dass sie möglichst schnell abstürzt.
Petition Volksbühne: kulturpolitische Leichen
@85: Das kann ich Ihnen sagen, aber dann gehen wir doch gern einmal gemeinsam noch einen gedanklichen Schritt weiter.

Wieviele gab Unterschriften gar es denn, die Castorfs Berufung vor 1992 *infragestellten*?

Das ist doch der Bezugsrahmen. Wenn es öffentliche Widerstände gibt, muss man sich doch dazu verhalten. Gab es den 1992?

Und erinnern Sie sich daran, dass es damals einen sehr anderen Prozess gab, der zu seiner Berufung führte? Renner versus Nagel.

Ich würde mir bei 20000 Petitent/inn/en und einem problematischen Nominierungsprozess schon die Frage stellen, was meine Rolle in der Causa ist und über welche kulturpolitischen Leichen ich gehe. Was von dem Dercon-Programm wäre im Schillertheater + Tempelhof-Hangar nicht möglich gewesen??
Petition Volksbühne: Kreiseln
Die Castorf vs Dercon Debatte habe ich von Anfang an mit großer Hingabe verfolgt, und ich habe dazu auch eine Position: Die Entscheidung von Renner "ging gar nicht", wie man so sagt.
Langsam geht mir aber auf den Keks, wie hier um diese Debatte gekreist wird. Ist das etwas typisch Berlinerisches?

Zugleich wundert mich doch reichlich, wie wenig politisch diese Diskussion geführt wird. Wie kann es sein, dass Renner als Direktkandidat der SPD und auf aussichtsreichem Listenplatz für den Bundestag kandidiert? Vielleicht hättet Ihr Berliner da mal lieber etwas aufpassen sollen, statt vor dem Rechner um Euch selbst zu kreiseln. Jetzt beglückt der bald kulturpolitisch ganz Deutschland, dafür schon mal jetzt vielen Dank!
Petition Volksbühne: Schaufenster
#91

es ist aus meiner sicht leider noch viel schlimmer als sie vermuten - und ich möchte mal eine lanze für die berliner menschen brechen, die bitte nicht und niemals mit den in berlin arbeitenden politikern zu verwechseln sind - auch wenn es da querverbindungen zu potenziellen arbeitgebern zu beobachten gibt. DIE BERLINER existieren im disneyland-berlin nur noch als statisten und schatten für touristen im politisch geschaffenem schaufenster - ohne volksbühne am rosa-luxemburg-platz immer offensichtlicher

sie haben recht: hier geht grad gar nix mehr! hat das nicht aber auch etwas gutes? genau diese ungute gefühl beim betrachten dieses schaufensters, in welches DIE BERLINER schon lange nicht mehr reinschauen ... sondern die rumkreiselnden touristen und dekorateure
Petition Volksbühne: Fundstück zum Ensembletheater
witten, 27. oktober 2015
wir sind unsere modelle
haus oder projekt?
die volksbühne berlin als modell für kollaboration
projektseminar, wintersemster 2015/2016
leitung: marietta piekenbrock

„Wir sind unsere Modelle“ ist ein Laboratorium für Fragen zu Kulturtheorie, Management, Ethik und Organisation. Ab dem Wintersemester 2015/16 wechselt das Seminar die Forschungsperspektive. Im Fokus stehen nicht mehr einzelne Akteure, sondern eine ganze Institution: Die Volksbühne Berlin. Im Frühjahr wurde der belgische Museumsleiter Chris Dercon an die Spitze des traditionsreichen Theaters berufen. Ab 2017 werden er und seine Programmdirektorin Marietta Piekenbrock die Bühne in ein internationales Raumlabor für das Theater des 21. Jahrhunderts verwandeln. „Kollaboration als Modell“ heißt ihre Arbeitshypothese. Sie verstehen sich als Moderatoren eines Prozesses, der für zeitgenössische Produktions- und Kunstformen nach neuen, institutionellen Antworten sucht. Mit der Berufung und Bekanntgabe ihrer Pläne stürzte das deutsche Theatersystem aus seinem Gleichgewicht. Wird man es in Zukunft nur noch mit Projekthäusern und temporären Zuständen zu tun haben?


--
Der ganze Text ist hier nachzulesen: http://wirsindunseremodelle.de/
Viele Grüße
miwo/Redaktion
Petition Volksbühne: mehr als nötig
@84: Netter Versuch, aber Sie liegen falsch. Die von Ihnen zitierte Zahl ist für die *Bundesebene* relevant! Wir reden hier über eine *Landesfrage*.

Wenn man es rein arithmetisch grob überschlagen würde (80 Millionen Bundesbürger/innen vs. 4 Millionen Berliner/innen), bräuchte es in Berlin dann nur 2500 Petitent/inn/en um ein gleiches relatives Quorum zu erreichen!

Diese Zahl ist mit 20000 locker und um ein Vielfaches übersprungen.

20000 Unterzeichner/innen sind ausreichend, sind viel, sind eine kräftige Stimme. Nennen Sie mir eine Stimme, die kräftiger wäre? Die nicht-vorhandene Petition *für* Renner/Dercon?

Warum wirkt/e Dercon nicht an einer Lösung mit? Tut er es und es ist nur nicht erkennbar? Warum sind so viele Gelegenheiten verstrichen, eines ums andere Mal die Gelegenheit verpasst? Darum haben wir acht mal mehr Unterzeichner als erforderlich!

There is no joy in my heart: https://www.youtube.com/watch?v=0wTKo_kPlck
Petition Volksbühne: Demonstration
Lieber Hans Zisch,

ich finde, bei so vielen Unterzeichnern, sollte man parallel zu der Eröffnungsveranstaltung am 10. September eine Demonstration anmelden. Ausgehend von der Volksbühne über die Torstrasse, dann rechts in die Brunnenstrasse bis direkt vor das Büro von Lederer. Danach ein paar Reden im Weinbergspark. Der ist groß genug. Und zum Ausklang etwas Musik und Tanz und Picknick. Dann wird man ja sehen, welche Veranstaltung mehr Besucher hat.

Gruß
Baucks
Petition Volksbühne: politische Chancen
@94 Lieber Hans Zisch,
Wieso adressieren Sie mich hier als Feindin. Ist Ihre Peilung so ungenau? Ich gehöre zu den Sympathisanten der Castorf-Volksbühne bin ebenfalls entsetzt über das, was die Politik hier hier angerichtet hat. Auch über die völlige Unfähigkeit von Dercon und Piekenbrock, sich hier irgendwie zu verhalten. Die werden doch weder hier noch irgendwo sonst jemals wieder einen Fuß auf die Erde kriegen. Deren Karma, um mal den von Martin Baucks zitierten Satz von Marietta Pieckebrock #87 aufzugreifen, ist doch ein schwarzes Loch, das alle Materie ansaugt und verschlingt.

Mein letztes Posting hat nur versucht, die realen politischen Chancen einer Petition im System auszuloten. So hatte auch die Petition für die "Rettung des Staatsballets" fast 20.0000 Stimmen.
https://www.change.org/p/rettet-das-staatsballett-save-staatsballett
Und hat es irgendetwas gebracht?
Petition Volksbühne: mittlere Zukunft
@96: Pardon, das "Netter Versuch" war vielleicht mehr mit einer hochgezogenen Augenbraue und weniger als Feindpost intendiert. Mea culpa. Letzten Endes sind mir weniger Feindbilder wichtig als Fragen des Diskurses. Daher adressiere ich auch grundsätzlich mit "@XY", also dem konkreten Beitrag/Posting und nicht mit "Liebe/r ABC", dem Alias. Freund/Feind in persona greift ohnehin oft zu kurz und ist im Fluss. Die Argumente sind mir greifbarer als die Aliasse.

50000 schien mir einfach "zu kurz gegriffen", daher mein Einwand. Kurzum: Ich fände das so cool, wenn all diese Gräben gar nicht erst geschaufelt worden wären. Aber Dercons Aussitzerei bei gleichzeitigem Beschwichtigen der Abwiegler beschäftigt mich doch sehr.

Dass weiter kräftig unterschrieben werden soll, darin sind wir uns einig.

Noch besser wäre es nun aber, über die mittlere Zukunft nachzudenken. Beispielsweise: Was passiert, wenn ein Team Dercon dann oder wann von Bord ginge? Kann sein, dass das in zwei Jahren der Fall ist, in drei, fünf oder fünfundzwanzig. Für die ersteren dieser Fälle muss ein Lernprozess aus dem Renner-Vorgehen *jetzt* einsetzen und konkret werden.
Petition Volksbühne: juristische Frage
#97 Es geht doch um objektive Möglichkeiten und nicht um Ihre gefühlte Wahrheit. Das hat doch nichts mit Abwiegeln zu tun. Wie sieht es einfach juristisch aus: braucht es nun 50.000 Unterschriften oder nicht?
Ihre schwammige Haltung hilft bei der Beantwortung dieser Frage hier nicht weiter. Warum weichen Sie aus und reden plötzlich von einer vagen "mittleren Zukunft", nach Dercon? Das ist doch gar nicht das Thema. Hier in diesem Thread geht es erst mal konkret um die Petition.
Petition Volksbühne: entspricht nicht den Vorgaben
Liebe Petra Lobedahl,

es ist eben nicht nur eine juristische Frage, es ist auch eine Frage darum, wie Demokratie in Berlin funktioniert. Ich halte weiterhin zwanzig Tausend Unterschriften für moralisch ausreichend, um eine Reaktion vom Kultursenator, wie auch von Dercon zu erwarten. Geschieht dies nicht, muss man von Seiten der Unterzeichner/innen den Druck erhöhen und eine solche Reaktion beinahe erzwingen. Hierzu würde eine Demonstration, eine Gegenveranstaltung zur Eröffnung, die ja nur eine Art Praterspektakel ist, benötigt.

Das Gute an dieser Petition ist, dass sie eben nicht zwingend eine Pro-Castorf-Petition ist. Man entscheidet sich nicht explizit für „Die Linke“ und gegen „Neoliberalismus“. Das erhöht die Chancen für einen politischen Erfolg. Und so käme es dann so, dass die Entscheidung die Castorf Ära zu beenden zwar von einem Sozialdemokraten gefällt wurde, aber eine solche Demonstration sich nun gegen einen linken Kultursenator wenden würde, der seine Wahlversprechen nicht einlösen möchte. Die Rolle von Müller kann man getrost außen vorlassen, aber auch ebenso einbeziehen, nur brächte dies wahrscheinlich wenig.

Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit und 2,2 Millionen Vorbereitungsetat muss man das Programmheft als ein klares Statement vom Team Dercon begreifen. In besagtem Bild des Internetauftrittes der neuen Volksbühne ist hinter der magischen Kugel eine Presseerklärung von Ehmann drapiert, in der Dercon und Piekenbrock betonen, wie wichtig es ihnen sei, die Meinung zu zerstreuen, sie wollten kein Ensemble und kein Repertoire, man könne dies nur noch nicht aus dem Programm des ersten halben Jahres herauslesen.

Nach einer so langen Zeit darf man aber und muss man sogar dieses mangelhafte Programmbuch als die Haltung des Teams Dercon lesen. Alles andere wäre verantwortungslos. Und dieses schmale Büchlein, spricht Bände. Es sagt uns eindeutig:

Wir haben kein Ensemble! Wir bauen kein Repertoire auf! Unsere Produktionen sind zu mehr als der Hälfte schon woanders gezeigt worden! Das Sprechtheater wird auf ein Minimum reduziert. Das Haus hauptsächlich in einen Gastspielbetrieb umgewandelt. Wir haben auch nicht die Absicht ein festes Ensemble aufzubauen! Wir wollen maßgeschneiderte Besetzungen für unsere Gastspiele und die wenigen Eigenproduktionen.

Das heißt, dem Team Dercon wird künstlerisch nie wirklich ein Ensemble gegenüber stehen. Sie werden weitgehend autokratisch die künstlerischen Inhalte gestalten und die ausführenden Künstler und Künstlerinnen werden kommen und gehen, aber keinen wirklichen Einfluss haben, da sie nicht angestellt sind.

Dies entspricht nicht den Vorgaben des demokratischen Senats von Berlin. Und wenn die Politiker sich nicht verantworten wollen, muss man sie mit demokratischen Mitteln dazu zwingen. Es geht darum die Struktur und Produktionsweise der Volksbühne, so wie sie vom Senat beschrieben wird zu erhalten und einzufordern. Das ist der Punkt der Petition und der hat gute Chancen realisiert zu werden.
Petition Volksbühne: die Fakten
@98: Ganz knapp. Hoffentlich nicht schwammig. Mit dem Risiko der Verkürzung:

1) 50000 Unterschriften sind immer besser als 20000.
2) Rein "juristisch" ist mir kein Quorum für die Berliner Landesebene bekannt. Kennt jemand eines?
3) Die Zahl 50000 gilt für den Bundestag (=Bundesebene). Ein grober Überschlag würde 2500 erforderliche Unterschriften für das Abgeordnetenhaus (=Landesebene) ergeben.
4) 20000 Unterschriften sind 8-mal mehr als dieses grob überschlagene Quorum von 2500.
5) Eine change.org-Petition ist meines Wissens eher eine Form der öffentlichen Willensbildung, während ein reguläres, parlamentarisches Petitionsverfahren eben eine beim Petitionsausschuss eingeleitetes Verfahren benötigt.
6) Eine Petition (egal ob "formal" oder "nicht formal") "reicht" sowieso nie aus. Sie ist immer nur Ausdruck einer Kritik, eines Vorschlages usw. Was dann exekutiv passiert, ist davon nicht abhängig, sondern höchstens beeinflusst. Demokratische Politik berücksichtigt solche Stimmen.

Fakt ist, dass Dercon seinen Vertrag hat. Fakt ist, dass er sein Amt offenkundig antritt. Fakt ist, dass es dazu nach wie vor eine Debatte gibt. Fakt ist, dass diese Debatte vielschichtig ist. Es muss folglich sowohl um die kurze als auch die mittlere als auch die lange Sicht gehen (können). Insofern weiche ich nicht aus, sondern richte den Blick auch auf nächste Schritte (auch der Debatte). Die Berufung eines Intendanten geschieht nicht von heute auf morgen. Dieser Prozess beansprucht Zeit und geschieht üblicherweise mit einigem Vorlauf (anderthalb bis zwei Jahre aufwärts).
Petition Volksbühne: andere Fakten
Fakt ist dass Castorf sich erst nach 3 Jahren im Amt beurteilt sehen wollte.
Fakt ist dass Dercon dasselbe zugestanden werden muss.
Fakt ist dass Dercon bislang noch keine einzige schlechte Premiere hatte.
Fakt ist dass Vorverurteilungen nicht zum Rechtsstaat gehören.
Fakt ist dass Frau Annuß und ihre Unterstützer diesbezüglich noch was lernen müssen.
Petition Volksbühne: mehr Fakten
@101:

Fakt ist, dass Castorf eine desolate Volksbühne übernahm.
Fakt ist, dass die Castorf-VB 2015-2017 mitnichten als desolat zu bezeichnen ist.
Fakt ist, dass Dercon seinen Aufstieg auf Kosten des Endes der Castorf-VB gründete.
Fakt ist, dass die überwältigende Mehrheit der Künstler der Castorf-VB sich gegen eine Zusammenarbeit unter diesen Bedingungen entschieden hat.
Fakt ist, dass Petitionen zum Rechtsstaat gehören, solang sie seine Bedingungen einhalten. Diese Petition tut dies. Sie ist legitim, legal und breit unterstützt.

Fakt ist, dass ich von Dercon noch nicht gehört habe
- warum es keine Lösung für ihn jenseits der VB hätte geben können (Er selbst hätte damit sicherlich auch Souveränität bewiesen.).
- ob es Gespräche bzgl. Humboldt-Forum und seiner Person gab.

Aus meiner Sicht war die erste schlechte 'Premiere' schon am 24.4.2015 (Nominierungspressekonferenz Renner/Dercon, die wegen des öffentlichen Druckes eine Woche vorgezogen werden musste). Merkwürdiger Probenprozess, fragwürdige Dramaturgie, fehlendes Regiekonzept.

Fakt ist, dass ein aufgeklärtes Theater, eine aufgeklärte Kunst sich mit Herrschaftszusammenhängen beschäftigen sollte.
Fakt ist, dass Dercons Nominierung aus Herrschaftsgesichtspunkten (und zwar der zwischen Bevölkerung und Stadtverwaltung) mindestens diskutabel ist, wie der Offene Brief der Belegschaft zeigt, wie die Debatte im Allgemeinen zeigt, wie auch diese Petition zeigt.
Petition Volksbühne: noch ein Fakt
Lieber Fakt! Fakt ist, er wird in seiner 1. Spielzeit nur 2 Premieren haben.
Petition Volksbühne: eine Badeanstalt zum Beispiel
@101
Wäre ihr Beitrag eine Klassenarbeit: Thema verfehlt. Es geht um die grundsätzliche Form der Volksbühne als ein Ensemble- und Repertoiretheater, das die Subventionen ÜBERWIEGEND dafür nutzt, in Berlin am Haus EIGENE (Schauspiel)Produktionen herauszubringen und die REGELMÄSSIG zu spielen. Das ist der öffentliche Auftrag, und den erfüllen Dercon/Piekenbrock mit den vielen Koproduktionen/Gastspielen und dem löchrigen Spielplan der kommenden Spielzeit nachweislich nicht. Das ist keine Vorverurteilung, sondern eine Feststellung. Eine Qualitätsfrage ist es auch (noch) nicht.
Ein Beispiel, hinkt wie jedes Beispiel. Eine öffentliche Badeanstalt in Berlin sagt: wir öffnen nur noch drei Tage in der Woche, an diesen Tagen bieten wir aussschließlich Aquagymnastik mit besonders tollen amerikanischen Trainern an. Die Bademeister haben nicht mehr viel zu tun, einfach Schwimmen geht auch nicht mehr, aber dafür könnt ihr euch das tolle youtube-Video mit unseren Trainern im Netz angucken. Das wird super und bestimmt auch Touristen in unser Schwimmbad locken. Frau Annuß und 20000 andere können drei von sieben Öffnungstagen und Schwimmen von Aquagymnastik unterscheiden und rufen: ihr bekommt das Geld von der Stadt, um für die Bürger der Stadt möglichst viel Schwimmzeit zur Verfügung zu stellen. Das ist der öffentliche Auftrag: Schwimmen für viele, nicht Aquagymnastik für wenige! Wie gesagt: das Beispiel hinkt, aber trifft einen wichtigen Punkt.
Petition Volksbühne: bis 4. August
Ich glaube, am 4. August, also in der nächsten Woche, schließt die Petition. Unterschreibt, Ihr die Ihr wollt aber noch nicht habt. Bald geht es nicht mehr!
Petition Volksbühne: sinnlos
Was soll denn bitte diese Petition jetzt noch verändern? Warum nicht einfach Chris Dercon erst einmal ein paar Jahre machen lassen, viele müssen es ja nicht sein. Ein neuer Intendant könnte bereits in drei Jahren ernannt werden, natürlich nur, wenn dann immer noch ganz Berlin der Meinung ist, Herr Dercon müsse ganz schnell das Haus verlassen. Der Neue könnte dann bereits in vier Jahren seinen Spielplan vorstellen, der dann ganz auf Restauration setzen könnte: Pollesch, Castorf, Fritsch, Marthaler - und endlich wieder echte Literatur. Die Dercon Ära mit ihren komischen internationalen Künstlern wäre schnell vergessen...
Petition Volksbühne: Giant Soul Train
so sieht es im moment rein statistisch aus,
wenn man vom "fakt" EINES vertrages ausgeht

... die anderen "verträge" blieben unerfüllt, denn das publikum tauschte zeit und geld ganz freiwillig gegen die leistung auf der bühne ein - auf der ganz konkreten von der volksbühne am rosa-luxemburg-platz - und ist mit dem kulturpolitischen vertrag einfach nicht einverstanden und hat dies in der petition klar geäußert

mal sehen, wer das zuerwartende neue publikum sein wird ...und sich auf die "vertragserfüllung" der verantwortlichen politiker schon freut

hier sind die knallharten fakten zu sehen:

https://www.youtube.com/watch?v=570MTDEGy6s
Petition Volksbühne: Begriffs-Umdefinitionen
@101

Fakt ist auch, dass Dercon noch nie ein Theater dieser Größenordnung geleitet hat und demzufolge noch nie eine Premiere an einem solchen Haus hatte. Von daher kann es natürlich auch keinen Verriss geben.

Zudem geht es nicht um Vorverurteilung, wie Sophie schon richtig feststellte. Es geht darum, dass Dercon die Begriffe Repertoire und Ensemble derart umdefiniert und aushöhlt, so dass sie nur noch als Worthülsen dastehen.

Repertoire ist plötzlich die lose Folge von ikonischen Stücken, welche die Wahrnehmung veränderten, aufgeführt entweder als Faksimile oder Fortschreibung, und nicht mehr eine Anzahl von Stücken, die das Haus mit einem Ensemble produziert hat, und die man jederzeit in den monatlichen Spielplan einspeisen kann, die verfügbar sind, um einen täglichen Spielbetrieb auszugestalten.

Ein Ensemble ist plötzlich eine Hout Couture Besetzung für Gastspiele (die meistens schon besetzt sind) und zu wenige Eigenproduktionen, deren Besetzungen aber wiederum nicht fest engagiert werden. So bleibt von dem Begriff Ensemble nur noch eine leere Hülle ohne festes Personal. Gäste, es sind alles nur Gäste, die kommen und gehen und künstlerisch keine stabile Größe am Haus darstellen. Sich hierbei auch noch auf Castorf zu berufen, ist zynisch.

So wie die ganze Aushöhlung und Schleifung dieser Begriffe reiner Trotz und Sarkasmus sind. Eine unreife Reaktion auf die Kritik von außen. Die Anforderungen des Senats meinen etwas anderes als diese hinterlistige Umdeutung der Begriffe, die nur dazu dient die eigentlichen Absichten zu verschleiern, aus der Volksbühne hauptsächlich einen Gastspielbetrieb für Festivalproduktionen zu kreieren. Und diese Absicht ist ebenso ein Fakt und überdeutlich aus dem Programm herauslesbar.

Niemand vorverurteilt eine Premiere von Kennedy oder Atta. Im Gegenteil. Man muss diese Künstler vor dem eigenen Hausherrn schützen, der sie in eine missliche Lage verfangen hat. Dienen sie ihm doch als Feigenblatt für seine unverhohlenen Pläne dem Haus eine neue Betriebsstruktur zu geben, die nicht den Vorgaben des Senats entspricht.

Dercon folgt der Pop Devise: I want to be free. Das mit dem „Ich“ hauptsächlich er selbst gemeint ist und nicht das „Wir“ eines Ensembles ist schrecklich. Er, Dercon möchte mit dem Haus nach gut Dünken verfahren, das ist sein persönlicher Begriff von Freiheit, und hierzu ist ihm keine Trickkiste zu schade, in die er immer wieder greift, um seine Kritiker zu blenden. Das er dabei das Logo der „Rocky Horror Picture Show“ schlecht plagiiert, um ein Stück von Beckett zu bewerben, ist nur einer von vielen kleinen Fehltritten (und größeren Fehlern), an dem man deutlich erkennen kann, dass er sich alles nur zusammen sampelt, aber nichts Eigenes herstellen kann, dass dem Ruf des Hauses gerecht würde. Darüber hinaus ist er nicht in der Lage mit seiner neuen Betriebsstruktur dies Haus und den Hangar täglich zu bespielen. Wie soll das erst aussehen, wenn noch der Prater und das Babylon als Spielstätten hinzukommen?!
Petition Volksbühne: Oldschool
Liebe 106! Jerome Bell, Boris Charmatz, Tino Sehgal... Restauration der Nullerjahre. Dercon mit Schlingensief am Revers... die Neunziger.
Petition Volksbühne: Zitty-Interview
In einem jetzt erschienenen Interview mit der Zitty sagt Dercon zur Behauptung der Pedition, dass er die Ensemble- und Repertoire-Struktur abschaffen wolle: "Diese Befürchtung ist grundlos. Ich hatte bereits Ende Juni im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses erklärt, dass die Produktionen unseres Eröffnungsprogramms – egal ob Eigen- oder Koproduktion – alle wieder im Repertoire auftauchen werden." Und auf die Frage des Interviewers Friedhelm Teicke, "Verstehen wir vielleicht Verschiedenes unter Repertoiretheater? Anders als kurzzeitige Wiederaufnahmen älterer Stücke, wie sie etwa das HAU als Produk­tionshaus macht, verstehen wir unter Repertoiretheater, dass Inszenierungen abwechselnd mit anderen Stücken regelmäßig aufgeführt werden.", antwortet er: "Das haben wir auch vor, aber das müssen wir langsam aufbauen, das wird in der ersten Spielzeit noch nicht so greifen, aber als Perspektive ist das eindeutig unser Ziel." Zum Ensemble: "Wir bauen schrittweise das Ensemble neu auf, übrigens durchaus nach dem Vorbild der Volksbühnen-Praxis der letzten Jahre als eine Mischung aus festen und freien Künstlerinnen und Künstlern, übrigens nicht nur mit Schauspielern sondern auch mit Tänzern und anderen. Der Aufbau war bislang aber sehr schwierig, weil uns die Diskus­sion und das ständige Infragestellen unserer Intendanz sehr zurückgeworfen hat, zuletzt auch durch die neue kulturpolitische Konstellation mit Herrn Lederer. (...) Viele Schauspieler und Künstler, die wir angefragt hatten, wollten sich nicht auf diese unsichere Situation einlassen und erst einmal abwarten. Aber wir sind jetzt mit verschiedenen Leuten im Gespräch und werden unser Ensemble nun langsam aufbauen." Gesamtes Interview hier: www.zitty.de/interview-dercon/
Petition Volksbühne: Mehrspartenhaus
Das Interview zeigt doch eher, dass Dercon die Begriffe "Repertoire" und "Ensemble" vollkommen anders versteht, damit er "Kontinuität" behaupten kann, statt zugeben zu müssen, dass er, ganz wie Renner das wollte, die "Volksbühne neu denkt" und einen "radikalen Neustart" durchführt. Das Programmbuch widerlegt aber die Behauptung der Kontinuität, das ist hier schon oft genug belegt worden. Jetzt immer wieder Lederer die Schuld an dem fehlenden Ensemble zu geben, macht augenscheinlich, dass Dercon die Argumente der Petition, der sich über 20.000 Unterzeichner*Innen angeschlossen haben, nicht versteht. Stattdessen spricht er jetzt immer von "Mehrspartenhaus": "Ich glaube an die Attraktivität unseres Programms und unserer Vision eines Mehrspartenhauses." Sollte hier nicht der Kultursenator spätestens einmal überprüfen, ob er solche von der im Haushaltsplan definierten Bestimmung der Volksbühne nicht gedeckten Strukturveränderungen einfach hinnehmen will? Oder will er den entsprechenden Passus zur Volksbühne vor der Verabschiedung des nächsten Doppelhaushaltes einfach abändern? Was sich dann aber vielleicht eher als "Mehrspartenhaus" anböte, ist die Formulierung, die zur Zeit für das HAU besteht ("Produktions- und Präsentationsentrum für zeitgenössische Formen der darstellenden Kunst"). Aber wie sind dann die vier Mal höheren Subventionen noch zu rechtfertigen?
Petition Volksbühne: warum das Ensemble fehlt
@110

Man kann Chris Dercon natürlich noch lange dabei zuhören, wie er versucht das Eckige rund zu reden. Nur leider macht dieses Interview die Sache nur schlimmer. Denn zu dem, dass man dies Programmbuch nach zwei Jahren Vorbereitung als Haltung lesen muss, stellt sich nun heraus, dass es auch ein Ausdruck für mangelndes Vertrauen von darstellenden Künstlern und Künstlerinnen, und persönliches Scheitern sein soll. In zwei Jahren soll es dem Team Dercon nicht gelungen sein einen einzigen Künstler zu überzeugen fest an dies Haus zu kommen. Im Gegenteil, von den drei Unkündbaren hat sich noch eine in den Urlaub verabschiedet. Vorstellbar ist, dass niemand aus der Truppe Charmatz fest kommen konnte, weil es noch eine einjährige Pflicht an einem anderen Haus abzuarbeiten gilt. Aber wieso bringt Ingvartsen, De Keersmaeker, Attar oder Kennedy niemanden fest mit? Immerhin kommen die ersten Beiden aus früheren Arbeitszusammenhängen von Dercon mit der Tate Modern, sowie Charmatz auch. Wahrscheinlicher ist, dass ihre Auftragsbücher voll sind und kein festes Engagement zu lassen. Aber dies nur am Rande.

Was sollte denn das nicht vorhandene Vertrauen der „Branche“ nach der Vorstellung dieses Programmes richten? Ist es nicht vielmehr so, dass Dercon nicht die Grundlagen mit bringt, die ihm ein solches Vertrauen entgegen kommen ließen?

Auch nach dieser Pressekonferenz gibt es weiterhin keinen Anlass der „Branche“ Dercon zu vertrauen. Das, was über zwei Jahre nicht entstehen konnte, wird auch nicht in einem halben Jahr aufgebaut werden können und schon gar nicht bei einem so fadenscheinigen Programm, da sich die Grundlagen, die Ausgangssituation nicht verändert hat. Der Intendant ist über zwei Jahre einfach daran gescheitert ein internationales, sparten-übergreifendes Ensemble zu engagieren, weil man ihm, nach Eigenauskunft, nicht vertraut. Daran wird sich auch im Januar 2018 nichts geändert haben. Da wurde niemand zurückgeworfen und stand vorher einmal besser da. Da fing jemand, was den Ensembleaufbau betrifft, bei null an, und da steht er immer noch.

Die Frage ist nur, wann er sich das selber eingesteht und die Konsequenzen zieht. Diese Haltung, zur Not können wir auch erst einmal ohne Ensemble eröffnen und dann sehen wir weiter, ist verantwortungslos. Da legt einer das eigene Scheitern auf ein ganzes Haus und schlussendlich auf eine ganze Stadt um. Schlimmer kann es eigentlich nicht kommen. Wie soll das nächste Programmheft Motto heißen: Abwarten mit Dercon!

Möglich, dass er nur Stars engagieren wollte, schon gemachte Leute, die sich ihm verweigerten. Aber das hat ihn nicht daran hindern können, nach dem Vorbild von Castorf und vielen anderen, junge Talente zu engagieren, mit denen er ein Ensemble aufbauen könnte. Doch hierzu fehlt im die Vision, die Erfahrung. Er ist auf Menschen angewiesen, die sich ihren Ruhm schon erarbeitet haben und die wollen ihn nun mal einfach nicht, zu mindestens wollen sie nicht fest bei ihm arbeiten. Diese Situation war nicht alternativlos. Es fehlt einfach der Mut wirklich etwas Eigenes aufzubauen. Deshalb fehlt ein Ensemble.
Petition Volksbühne: Eintrittskarten
Dieses Forum hier scheint mittlerweile zu 100% auf einer Linie zu sein. Wenn ich mich "in der Stadt" jedoch so umhöre, dann scheint das hier aber nicht unbedingt alles komplett repräsentativ zu sein. So machen Sie die Petition und organisieren Sie Demonstrationen, das ist alles legitim. Ich werde mir Eintrittskarten kaufen und bin sehr gespannt.
Petition Volksbühne: Gier auf das Label
@113: Fair enough. Sie werden Eintrittskarten kaufen und ich werde für die Petition werben, Argumente sammeln, Solidarität mit den gegangenen Künstlern üben und die VB unter Dercon nicht besuchen, solang er sich nicht zu seiner Rolle verhält, sondern an der Renner-Entscheidung festhält.

Was sind denn die Argumente, die Sie beim Umhören so aufgeschnappt haben? "25 Jahre sind zu viel"? "Kann doch alles gut werden"? All das beantwortet die Frage nicht, die ich unter #90 wiederholte: Warum musste die Castorf-VB geopfert werden um Chris Dercon Platz zu schaffen? (Es gab Alternativen, das Scheindilemma aufzulösen. Aber Dercon und Renner *wollten* diesen Weg.) Das hat bislang niemand, weder Tim Renner noch Chris Dercon noch Sie beantwortet. Ich wäre echt gespannt. Nach zwei Jahren Diskussion ist aber bislang nichts gekommen. Und deswegen sage ich: Es gibt keine Antwort außer Gier auf das Label "volksbuehne", etc.

Hat Dercon je Vorschläge gemacht, eine Lösung abseits der Renner-Entscheidung zu finden? Auch dazu ist nichts zu hören/finden.
Petition Volksbühne: Niederlage fürs Theater
Lieber Herr Waßmann,

ich kann ihre Enttäuschung verstehen, aber hier ist doch niemand auf Linie gebracht worden. Es handelt sich ja eben nicht um eine parteipolitische Argumentation. Es gibt immer noch genügend Dissens. Beispielsweise wünsche ich mir nicht das Castorf Team zurück. Und der ein oder andere wird sich hier auch eine Karte kaufen, darin unterscheiden wir uns nicht. Aber man muss sich doch irgendwann einmal der erdrückenden Faktenlage stellen. Es ist Dercon einfach nicht gelungen seinen kartellhaften Widersachern mit Witz, Mut und viel Geschick, und vor allem guten Ideen und Konzepten entgegen zu treten. Stattdessen wollte man die Eröffnung dann doch nicht verschieben. Man behauptet man wolle eigentlich ein Ensemble, kann aber niemanden überzeugen fest zu unterschreiben, was wirklich sehr unglaubwürdig klingt, und wenn es stimmte, würde es die Sache keinesfalls besser machen. Es gab einmal die Hoffnung, dass ein profilierter Manager die Grundidee die bildende Kunst weiter mit der Darstellenden zu verquicken realisiert, ihre weitere gegenseitige Durchdringung vorantreibt. Übriggeblieben ist ein kulturpolitisches Trümmerfeld auf dem jeder Federn gelassen hat. Da wurde ein Streit in alle Richtungen instrumentalisiert und ich glaube, die alte Crew der Volksbühne ist sich bis heute nicht bewusst darüber, was für einen Schaden sie an ihrem eigenen Haus angerichtet hat durch ihre haltlose, diffamierende Kritik, die Dercon das Vertrauen der „Branche“ gekostet hat, ein Vertrauen, dass er jedoch auch von Anfang an nicht besaß. Das er aber die an ihn gerichteten Erwartungen, dem Haus ein neues Profil zu geben, ein neues Ensemble aufzubauen, Repertoire zu bilden, nicht erfüllen kann, hat seine Ursache nicht in der Anfeindung, die er erlebte und erlebt, sondern darin, wie er mit diesen Anfeindungen umgeht. Statt sie souverän zu unterlaufen und um Vertrauen mit ausgefeilten Entwürfen zu werben, hat er sich in ihnen verfangen und ist ihnen letztendlich unterlegen. Es ist in der Theaterbranche nichts Besonderes mit viel Gegenwind zu kämpfen. Das Spezielle hätte sein können, wie ein Mann wie Dercon anders, kreativ und forschend damit umgegangen wäre, hätte er sich nicht in diesen erbärmlichen Konflikt verstricken lassen, der ihn nun seinen guten Ruf gekostet hat. Ganz anders als viele andere hoffe ich nicht, dass er und Piekenbrock nie mehr ein Bein an den Boden bekommen. Mir geht es nicht darum einen Namen für immer zu verbrennen. Ich stehe nicht im Castorf Lager und verbuche einen Sieg. Es ist eine Niederlage für die gesamte Theaterlandschaft, die einmal mehr bewiesen hat, wie sie durch stumme Absprachen den Markt zu lenken wünscht. Nur, es ist eben so, wer auf diesem Markt ein neues Produkt platzieren will, muss außerordentlich geschickt sein, denn man kennt seine Widersacher. Dercon hatte alle Möglichkeiten dazu, allein, er hat sie bisher nicht genutzt. Und das von ihm selbst aufgestellte Programm, arbeitet ebenfalls gegen ihn.
Petition Volksbühne: Kunst + Management
#115

"Es gab einmal die Hoffnung, dass ein profilierter Manager die Grundidee die bildende Kunst weiter mit der Darstellenden zu verquicken realisiert, ihre weitere gegenseitige Durchdringung vorantreibt."

... tim renner hatte mal eine idee und die hoffnung, diese mit dem manager dercon umsetzen zu können. leider fehlte es beiden an kompetenz und wissen um KUNST - um die dafür notwendigen künstlerischen prozesse ...

die folgende auseinandersetzung ist eine symbolische geworden, denn kunst zu erschaffen und künstler zu managen bedeutet letztendlich der niedergang der kunst, wenn es keinen "produktionsraum" für sie gibt und nur noch management gefördert wird ...

und das "abwarten" bis dies geschehen ist ... und auch noch diesen niedergang zu beobachten (wie herr waßmann) ist dann die zukünftig künstlerisch gemanagte attitüte.

das dies viele nicht wollen und sich gegen diesen "vertrag", der von zwei unwissenden für einen bereich abgeschlossen wurden - zeigt ihre verantwortung und kompetenz in fragen der kunst für die gesellschaft ... und wie schon gesagt: es geht NICHT um die person castorf - sondern "gegen" dercon, der bisher genau alle vorurteile der unfähigkeit bewiesen hat - trotz 2 mille und 2 jahre ... jaja, "warten auf godot" ^^
Petition Volksbühne: kein Pappenstiel
# 110, 113

Fast 21.000 Unterstützer dieser Petition sind kein Pappenstiel. Darunter sind viele Künstlerinnen und Künstler, Intellektuelle, ein Poppapst wie Diederichsen, ein Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels wie Kermani und sogar eine ehemalige Kulturstaatsministerin. Auch das hat ja Herr Dercon mit seinen Auftritten und seiner Aussitzpolitik geschafft: daß sehr namhafte Leute nie mit ihm Zusammenarbeiten würden. Daran sind nicht die Castorfianer schuld, die ihm nicht kampflos das von ihnen geprägte und weltberühmt gemachte Label überlassen wollten, sondern alleine Herr Dercon. Viele Probleme sind erst entstanden, als er und sein Team persönlich in Erscheinung traten und die ganzen Abgründe ihrer Ignoranz zu Tage getreten sind. Ich wähle jedenfalls NIE WIEDER SPD.
Petition Volksbühne: alle werden verlieren
Es ist aber schon erstaunlich, wie wenig beeindruckt sich nicht nur Dercon, sondern auch Renner oder der für den Vertragsabschluß verantwortliche Müller von den über 20.000 Unterschriften zeigen. Niemand will den seit Veröffentlichung des Programms offensichtlichen Fehler oder das Versagen zugeben. Dabei könnte man doch als Politiker damit mehr gewinnen (und sich, was Müller angeht, auf Unkenntnis berufen) als mit dem jetzigen Aussitzen und Abwarten, bei dem alle verlieren werden, Dercon, Lederer, die Mitarbeiter*innen der Volksbühne, das Publikum, die Stadt.
Petition Volksbühne: spannendes Miteinander
@117 Ganz so war es ja nicht. Dercon und sein Team haben immer (und tun das laut verschiedenen Interviews, zum Beispiel mit dem DLF, immer noch) die Türen für die Künstler der alten Ära offen gehalten. Sie wünschen sich explizit Wiederaufnahmen von Castorf, Marthaler, Pollesch und Fritsch. Von den 11 festen Angehörigen des alten Ensembles verbleiben 3 am Haus. Mindestens einer wollte erklärtermaßen dort nicht weiterarbeiten (siehe Volksbühnen-Feature DLF). Auch bisher wurde ein Großteil des Programms mit Gästen bestritten, Wiederaufnahmen und auch Neuproduktionen wären also genauso einfach möglich - wie im Falle einer Verlängerung der Castorf-Ära - das neue Dercon-Programm käme dann zu diesem bereits bestehenden Repertoire dazu, evtl. auch Neuproduktionen mit den Künstlern der alten Ära - das könnte ein echt spannendes Miteinander werden. Alleine: Das alte Team sperrt sich, auch jetzt noch - vielleicht/ hoffentlich ja doch nicht für immer.
Petition Volksbühne: komische Hoffnung
#119

zum thema hoffnungen wußte schon heiner müller "oft nur ein mangel an information" ... über theater, kunst, menschen und die idee Castorf, Marthaler, Pollesch und Fritsch arbeiten unter dercon ... echt "süß" und witzig ...
Petition Volksbühne: beste Szenen
schade ,
nix neues.
ein halbes jahr vor dem intendantenwechsel nochmal nachzufragen,na ja.

Die besten Szenen werden Sie heute Abend nicht sehen, denn die würden wir alle nicht ertragen.

die gelungende 3sat/zdf aufzeichnung gibt es schon zu kaufen.

die tür steht offen, warum wohl ?
Petition Volksbühne: 1001 mal erörtert
@119 Das ist doch total absurd, was Sie da schreiben. Da soll in der Volbsbühne ein radikaler Neuanfang stattfinden, Castorf wird auf ziemlich miese Weise (und für einen Künstler seines Ranges unangemessene Weise) abgesägt. Aber der Neue hat gar keinen Plan und erst recht keine Visionen und will mit Castorfs Künstlern weiterarbeiten. Ich meine: was soll das? Das stinkt doch zum Hinmel und ist schon 1000 mal erörtert worden!
Petition Volksbühne: die eigentlich Verantwortlichen
Aber es ist natürlich einfacher, anderen die Schuld an dem zusammengekauften dürftigen Programm, den Schließtagen und dem fehlenden Ensemble zu geben, der Castorf-Volksbühne, die angeblich ihr Repertoire verschrotten will, und der Kulturpolitik, welche die neue Intendanz infrage stelle. Es wird Zeit, dass endlich die eigentlich Verantwortlichen (Renner und Müller) zu ihrem Fehler stehen und damit Dercon aus der Klemme helfen, damit, wie über 20.000 es mit der Petition fordern, "die Zukunft der Volksbühne neue verhandelt" werden kann.
Petition Volksbühne: nicht interessant genug für Berlin
Streit ist immer dann legitim, wenn man auf ein sinnvolles Ergebnis hoffen darf. Was aber sollte jetzt noch aus diesem Stellungskrieg von flandrischen Schlammsoldaten, die im Morast ihrer eigenen Interviews versinken, herauskommen? Diese Ost- Anständigkeit nervt, noch mehr aber diese West-Renitenz. Castorf ist doch politisch bedeutungslos. Ein Klettergerüst für Krypto-Salonkommunisten mit dem Hang zum Apokryphischen. Und Dercon, ein ausgewiesener Tartuffe, hat nicht ein Projekt hingestellt, welches aufhorchen ließe. Sagen wir so etwas wie „Die Wohlgesinnten.“ von Jonathan Littell, an zwei Abenden inszeniert von Robert Lepage in einem Bühnenraum von Olafur Eliasson; eine Produktion, die die Aussöhnung zwischen Natur und Technik, Mensch und Politik ins Auge fast und feiern will. Sein Programm hätte jede Dramaturgin des Hau in zwei Tagen zu Papier gebracht. Dercon ist einfach noch nicht interessant genug für Berlin, dass man seinen Pyrrhussieg öffentlich besichtigen möchte. Da will ein Quereinsteiger seinen Ruf wieder herstellen, verständlich. Aber wie, mit einem Totalschaden mit Restwert, den er zum großen Teil selber zu verantworten hat. Eröffnet demnächst nicht ein anderes Theater in der Hauptstadt dem man sich freudig zuwenden darf?!
Petition Volksbühne: Dercon als Sommerloch
Die Autoren von nachtkritik waren von Anfang an gegen Dercon. Auch der Großteil anderer Journalisten haben ihre Freude daran, vor allem jetzt im Sommerloch, immer wieder gegen Dercon und sein Team zu hetzen und die Stimmung weiter in negative gegen den Neustart zu manövrieren. Heute twitterte nachtkritik einen offenen Brief aus April(!), mit welcher Relevanz??? Gegen Dercon zu scheint ist gerade sehr en vogue. Mutig wäre es, FÜR ihn Stellung beziehen! Der Shitstorm der postfaktischen Aktivisten der pro-Castorf-Seite würde sogleich folgen.

(Liebe*r Alex, der Offene Brief von Jürgen Holtz ist heute in unserer Sommer-Reihe "Texte der Saison" erschienen, das haben Sie vielleicht übersehen im Tweet. Mit freundlichem Gruß aus der Redaktion, sd)
Petition Volksbühne: Ausstieg ohne Gesichtsverlust?
#125
Ich glaube nicht, dass man die über 20.000 Unterschriften (mehr als die SPD Mitglieder in Berlin hat übrigens) unter der Petition auf journalistische Stimmungsmache zurückführen kann, schon gar nicht auf "Hetze". Aber offenbar soll jetzt schon mögliches mangelndes Publikumsinteresse auf eine "negative Stimmung" zurückgeführt werden. Das geht an den Tatsachen vorbei, denn es gibt da einfach ein objektives Problem mit dem Spielplan. Viele, die das Spielzeitbuch angesehen haben, haben das hier bestätigt. Er selbst gibt es zu, wenn immer davon die Rede ist, dass das Eigentliche (Ensemble, Repertoire, Theaterstücke für die große Bühne) noch kommen soll. Wer glaubt das noch? Dercons Pläne passen nicht zu der Struktur der Volksbühne, da kann er noch so oft behaupten, dass er auf "Kontinuität" setzt. Allerdings hat er sich nicht nur selbst in diese Lage gebracht. Daher noch mal die Frage: wer hilft ihm endlich aus der Klemme und ermöglicht einen Ausstieg ohne Gesichtsverlust, zum Beispiel mit einer Volksbühne-Tempelhof, wo er seine Qualitäten zeigen kann? Das wäre doch etwas für den angeschlagenen Regierenden Bürgermeister!
Petition Volksbühne: Vorschlag
Wie wäre es denn wenn Dercon das Resi übernähme. Lilienthal und Dercon kennen sich gut, Dercon ist in München durch seine Arbeit am "Haus der Deutschen Kunst" bekannt und beliebt. Da gibt es Platz für vielfältige Synergien und das Resi hat ein viel zu großes Ensemble und München, die Weltstadt mit Her hat noch kein echtes Festspielhaus.
Petition Volksbühne: Verwunderung
Also dieses Filmchen auf youtube, das zum Mitmachtanzevent aufruft und gleich noch den Dresscode („funky“) vorgibt, hat mich ja schon irritiert. Heute wurde dann mal eben die alte Facebook-Seite der Volksbühne mit allen followern, Inhalten und likes übernommen, indem man eine rote Fläche als Profilbild und einen esoterischer Spruch eingefügt hat. Ach ja, und Rosa Luxemburg musste dran glauben. Das geht so nicht! Das kann doch zwei Jahre Vorbereitungszeit und 2,23 Mille später nicht alles sein!
Petition Volksbühne: unter neuem Logo
Nicht nur Facebook, auch Instagram und Twitter wurden heute "übernommen", inklusive aller alten Inhalte und Follower. Auf Facebook kann man dem unfollow-Trend zusehen. Wenn man auf Instagram fragt "warum habt Ihr keine eigene Seite gemacht?", wird man gleich blockiert. Hat Reese das beim BE auch so gemacht? Alle alten Inhalte der Volksbühne erscheinen jetzt unter dem neuen "Logo" (welche Agentur hat wie viel mit der Idee verdient?) Wenn die alte Internetseite dem Archiv der AdK übergeben wurde, warum dann nicht auch die Accounts bei Twitter, Facebook und Instagram? Die Petition hat derweil die 21.000er Marke überschritten. Danke!
Petition Volksbühne: autokratische Weltsicht
Der Text zu der neuen farbigen, leeren Fläche der Volksbühne lautet: „Die Sinne schärfen. Sich ins Detail versenken. Das Gesamte vom kleinsten Teil denken. Lauschen. Flüstern. Klein werden. Raus aus dem Totalzusammenhang. Kommt zusammen!“

Das liest sich wie ein buddhistischer Kalenderspruch. Oder auch wie eine Werbung von Bang&Olufsen. Vielleicht aber auch wie eine Einladung zu einem Wochenendseminar für angehende Sales Manager.

Das Problem mit der ganzen Sache ist, die Macher sind so sehr von der Richtigkeit ihres Unternehmens überzeugt, sie haben längst intern einen unzerrüttbaren Konsens hergestellt, der gegen jede Kritik von außen immun ist. Wer da unter dieser Farbfläche zusammen kommen soll, steht bereits fest, eben diejenigen, die dem selben Wahrnehmungsmuster folgen, kontemplativ, vom Kleinen her gedacht, aus dem Detail heraus, ein Nachlauschen nach dem Wimpernschlag, der alles verändern kann, vor dem man erstarrt und andächtig nur noch flüstern mag. Es ist eine große Andacht, keine Gesellschaftsanalyse, ein sich Herausnehmen aus der Totalität der Welt, und das Verlagern der eigenen Aktivität auf kleine Wahrnehmungsinseln, auf denen man seine Sinne schult. Man muss nur den Anweisungen der Meister folgen und alles wird gut. Eine beinahe autokratische Weltsicht, die sich nicht erklären, noch begründen muss. Es geht um Essenzen. Um das Ganze im Kleinen. Um die homöopathische Dosis Theater. Vom Ursprung her gedacht, übertragen ins Jetzt.

Das vor ihnen auch schon Menschen ihre Sinne schärften, beispielsweise in dem sie genau hinschauten bei dem vorgestellten Programm, spielt dabei keine Rolle. Es geht um die Versenkung und die Energie, die man daraus schöpfen kann, um zu den wahren Erkenntnissen vorzudringen, von denen die Macher schon längst ergriffen sind.

Man fühlt sich dabei ungefähr so, als wenn man einen esoterischen Laden mit Klangkörpern betritt, der vollgestopft ist mit kleinen Gegenständen, die man erst alle erklärt bekommen muss, da man unwissend und in den falschen Totalzusammenhängen stecken geblieben ist. Es ist der Moment, wo einem die erleuchtete Verkäuferin oder auch der erleuchtete Verkäufer mit glänzenden Augen entgegenkommt und man genau weiß, gleich werde ich komplett entmündigt und habe nur eine Chance, mich entweder willenlos hingeben, oder sofort abhauen, denn die Rolle, die einem in diesem Spiel zugewiesen wird, steht längst schon fest.
Petition Volksbühne: alles so verfahren
@129 Für mich klingt das nach Sekte (zwischen Bhagwan und Scientology), nicht nach Theater, nach furchtbar provinziellem Spiritualitätsmuff. Man könnte heulen. Aber die Aggressivität und der Ton der Dercon-Feinde jetzt auf allen Social-Media-Kanälen ist auch zum Fürchten. Das ist alles so verfahren. Nur die, die das politisch zu verantworten haben, rühren sich nicht.
Petition Volksbühne: Nichtveröffentlichung
#129

ja, genauso eine wahrnehmung habe auch ich - jedoch wurde mein kommentar nicht veröffentlicht, denn ich wählte nicht das wort "sekte" sondern fragte, ob es denn überhaupt "erlaubt" sei für solche statements öffentlich werbung zu machen.

"Flüstern. Klein werden. Raus aus dem Totalzusammenhang"

wenn ich dies wörtlich nehme und als "programm" lese kamen mir meine zweifel. aber "sektenähnlich" paßt auch viel besser:-)

an redaktion: wer sperrt denn bei euch so gern? könnt ihr die sperren nicht (wenigstens) redaktionell kommentieren?

(Liebe*r marie, gerne sperren wir nix, aber Ihre und andere Einlassungen in diesem Thread hatten/haben – sagen wir es mild: zunehmend unleugbar inquisitorischen Charakter. So eine Stimmung möchten wir nicht befördern. Mit freundlichem Gruß, sd/Redaktion)
Petition Volksbühne: öffentlicher Narzissmus
Da haben sie vollkommen Recht, liebe Um Lei Tung. Es erscheint verfahren. In der Hauptsache sind an diesem Konflikt fünf Männer beteiligt. Dercon, Castorf, Renner, Müller, Lederer. Und es gibt im Prinzip nur drei Rollen, die jeder von ihnen wechselseitig und je nach Lage beansprucht. Opfer, Täter, Retter. Über dieses Dreieck hinaus hat sich der Konflikt noch nicht weiterentwickelt und er spult sich in wechselnden Rollen, aber fest im Würgegriff dieser drei Rollen immer wieder erneut ab. Was fehlt wäre ein Mediator oder auch Moderator, der dieses Rollenspiel entflechtet. Lederer spielte diese Rolle kurz, als es um eine Lösung für das Räuberrad ging. Leider ist er parteiisch und moderiert nur eine Seite des Konfliktes. Eine unabhängige Person in diesem Spiel gibt es offensichtlich nicht. Und es fehlt die Einsicht auf allen Seiten, dass dieser Konflikt gelöst werden muss, Es ist ein endloser Egotrip der männlichen Akteure, lässt man einmal Piekenbrock außen vor. - Was wäre zu tun? Es ist nicht unsere Aufgabe einen Therapeuten zu bestellen. „Wir“, die Opfer dieses öffentlichen Narzissmus, stehen, wie immer in diesem Rollenspiel, hilflos da, auch wegen des Totalversagen der politischen Kaste, die zwar hauptsächlich verantwortlich ist, aber sich außer Stande sieht diese Verantwortung wirklich zu übernehmen. Nun fällt also der Öffentlichkeit zu diesen Konflikt zu lösen. Sie tut dies sehr fein mit einer Petition. Einundzwanzig tausend Unterzeichner sprechen für zwei Politiker, Lederer und Müller, die eigentlich agieren müssten.
Petition Volksbühne: wir müssen leiden
Der Anlass und die Argumente liegen offen auf dem Tisch. Das Haus, die Volksbühne wird nicht den Vorgaben entsprechend fortgeführt. Trotzdem geschieht nichts. Weder der Konflikt scheint schwer genug, noch die unterzeichnenden Bürger wichtig genug, um die Herren an einen Tisch zu bitten. Die mit diesem narzisstischen Konflikt einhergehende Destruktion überträgt sich nun auf den Bürger, dessen Rolle vollkommen abgewertet wird. Schlimmer noch, er spielt überhaupt keine Rolle, sondern wird als Zuschauer für diesen Streit missbraucht, weil die Verantwortlichen ebenso in diesem Rollendreieck verfangen sind. Niemand hat die Kraft sich aus diesem Rollenspiel zu befreien. Und doch hätte es eine Lösung geben können. Es fehlt nämlich noch jemand in diesem Spiel. Der oder die Kreative. Der Mensch, der einfach ein Programm hinlegte, dass der Würde des Hauses gerecht würde. Wäre dies längst geschehen, wäre dem Konflikt der Grundstoff entzogen worden. Hierzu sind das Team Dercon nicht in der Lage. Sie sollten schnell, angesichts des Leidens der Bürger, ersetzt werden. Aber die politisch Verantwortlichen fürchten sich zu sehr dann den selben Weg gehen zu müssen wie Dercon. Es könnte ihnen den Kopf kosten. Da hält man lieber still, so kurz vor der Bundestagswahl, oder warum auch immer. Die ganze Energie, die sich aufgeladen hat, muss sich in eine Richtung entladen. Bitte nicht in meine, sagen sich alle Beteiligten und halten still. Zu dumm. Da hilft nur ein Befreiungsschlag eines Einzelnen, der die Macht hat den Konflikt in neue Bahnen zu lenken. Den gibt es momentan nicht. Also werden wir weiter leiden. Es sind ja die Politiker, die wir selber gewählt haben. Wir können sie nur wieder abwählen. Und das dauert eben. Es ist der Schneckengang der Demokratie, der hier zum tragen kommt. Wir sind einfach nicht berechtigt diesen Konflikt zu entscheiden. Von daher ist unsere Rolle festgeschrieben. Bewegung könnte es nur von Seiten der Politik geben. So ist das eben. Wir müssen leiden.
Petition Volksbühne: zum Heulen
Es sind übrigens inzwischen bald 28.000 Unterschriften unter der Petition. Und langsam wird die Situation so unerträglich, dass man die Bundeskanzlerin aus dem Urlaub zurückrufen möchte. Unser Kultursenator fühlt sich scheinbar nicht zuständig. Da tobt sich seit gestern (zum 1. August haben die Derconians offiziell die Social-Media-Accounts der Volksbühne übernommen) dort der Hass gegen die Neuen aus, dass man wirklich das Grausen bekommt. Es ist auch des Anliegens und dieses Theaters vollkommen unwürdig, wie selbst einige prominente Namen da agieren!
Andererseits veröffentlicht die Dercon-Volksbühne Sinnsprüche, die klingen, als solle ein Joga-Studio in Wanne-Eickel eröffnet werden, und nicht die Volksbühne in Berlin. Dann doch bitte wenigstens Castorfs Badeanstalt. Dercon & Co wurden uns einst als die angekündigt, die das Theater ins 21. Jahrhundert, ins Digital Age usw. führen sollten ... Aber sie machen sie wirklich alles falsch und nun können sie nicht mal Social Media.
Es ist zum Heulen.
Und die Herren Müller und Renner, die dieses Desaster politisch zu verantworten haben? Herr Müller macht Urlaub und Herr Renner Wahlkampf.
Petition Volksbühne: aus München
@130 & 131: interesante these. "witzigerweise" gährt es seit geraumer zeit an anderer stelle merkwürdig vor sich hin und riecht schon etwas: http://www.sueddeutsche.de/muenchen/museum-berater-pruefen-scientology-vorwuerfe-im-haus-der-kunst-zumindest-zoegerlich-1.3421644

(...)
Petition Volksbühne: möglicherweise selbst
#133 Wir haben August. Ich denke, allein um der Mitarbeiter des Hauses willen sollte man die Sache jetzt einfach mal laufen und stattfinden lassen. Das jetzt in letzter Sekunde abzuwürgen, hilft niemanden. Und etwas ganz anderes kann man ja nicht von heute auf morgen aus dem Hut zaubern. Und wenn es sich wirklich als so schrecklich heraus stellen sollte, dann werden das ja alle Beteiligten ziemlich bald merken, sodass die Politik dann leichter reagieren kann als das jetzt Anfang August möglich ist. Wenn es nicht läuft, dann werden die Akteure ja möglicher Weise selbst das Bedürfnis bekommen, die Sache dann schnell wieder zu beenden. Aber jetzt, Anfang August, denke ich, sollte man es erstmal passieren lassen und es nicht von vornherein stoppen. Denn dann würde ein Haus mit sehr vielen Mitarbeitern da stehen und hätte auf einmal gar nichts zu tun.
Petition Volksbühne: Ansatz nicht verkehrt
Warum regen sich denn so viele über jedes DETAIL auf? Hat damit der post nicht genau den nerv der zeit getroffen: "raus aus dem totalzusammenhang". dekonstruktion ist noch lange nicht am ende, auch nicht nach pollesch und co.

interessant im kontext zu populismus und volksbühne, die worte Diedrich Diederichsen in der aktuellen tzk:

"zwei dinge gehen nicht: der anspruch darauf, letzte worte gesprochen zu haben [...] und die aggression ad personam am digitalen pranger. die perspektivierung und partikularisierung von zugängen in debatten ist ja kein selbstzweck, sondern muss zu den neuen abstraktionen und universalisierungen beitragen, die an die stelle des alten westlichen (linken) universalismus treten müssen (um die welt zu retten, mit verlaub)."

der universalismus ist schon lange ein verlorenes konzept. wer wagt es sich überhaupt ernsthaft gesellschaftsanalysen so einfach wie es die volksbühne getan hat heute noch zu formulieren. das denken geht ein wenig über die klassen hinaus. es zählt doch der fokus auf die details, die abstraktionen, gerade im gesamtgesellschaftlichen auftrag den kunst in einer staatlichen institution zu liefern und leisten hat. gespannt ob sie das erfüllen, aber der ansatz ist nicht verkehrt.
Petition Volksbühne: über 30.000 Unterschriften
#137
Warum man das neue Motto als eine Form von "Dekonstruktion" verstehen soll, erschließt sich nur bei sehr wohlwollender Lektüre. Vielleicht soll der "Totalzusammenhang" auf die Begrifflichkeit der Hermeneutik verweisen, damit auf ein Konzept, das die Beziehung zwischen Teil und Ganzem absichern soll. Die Dekonstruktion stellt natürlich einen Bruch mit solchen Vorstellungen von Totalisierbarkeit (des Sinns, des Lebens, des Kunstwerks) dar. Daher "Raus aus dem Totalzusammenhang." Wie man aber, allein grammatisch, "das Gesamte vom kleinsten Teil denken" soll, bleibt in diesem Zusammenhang unklar. Sicher gibt es bei Benjamin und Adorno Reflexionen über »das Kleinste«, auf die hier eventuell angespielt wird. Mit der Aufforderung, sich ins Detail zu versenken, ist man dann wieder in bester Gesellschaft (Benjamin, Szondi), wobei die Kombination statt mit einem Programm von „Kritik“ mit »Lauschen. Flüstern. Klein werden« die meisten Kommentator*innen nicht von ungefähr zu der Assoziation mit Esoterik, Yoga, Selbsterfahrung und Werbung veranlasst hat.
Die Message scheint im übrigen auf ganz unbescheidene Art auch an die alte Volksbühne adressiert: Dort wurden die Sinne abgestumpft, deshalb müssen sie jetzt (z.B. durch die subtilen Veränderungen der Farbe rot) »geschärft« werden, dort ging es um das große Ganze und den bösen »Totalzusammenhang«, deswegen schalten wir jetzt um auf sinnliche Rezeptivität („lauschen“) und Bescheidenheit („klein werden“). Die Schauspieler*innen haben geschrieen, jetzt ist „flüstern“ angesagt. Während der „Totalzusammenhang“ der alten Volksbühne das Publikum zu einer Versammlung von Individuen gemacht hat, soll man jetzt »zusammenkommen“ (z.B. zum gemeinsamen Tanzen). Die neue Demut, die man hier verkündet, steht im Widerspruch zu der vor der Geschichte der Volksbühne respektlosen Kaperung der Social Media-Accounts. Alles eben nur Marketing, weiterhin kein Konzept und kein Programm.
Die Petition hat jetzt jedenfalls über 30.000 Unterschriften. Die, an die sie adressiert ist (Lederer und Müller), müßten eigentlich endlich einmal reagieren, auch im August kann man das bei so viel Unterzeichner*innen erwarten.
Petition Volksbühne: Alles längst getan
# 136 Was will der Herr Waßmann immer nur mit seinem "Last ihn doch mal machen"? Dercons Arbeit ist doch längst getan. Alles ist durchgeplant und nichts ist dabei, wovon man sich nicht schon andernorts ein Bild machen konnte. Ziemlich lame dieses ostentativ heruntergebetete einzige Argument der Derconanhänger.
Petition Volksbühne: Kleingedrucktes
#138
ich mochte das wohlwollend lesen. das gesamte vom kleinsten aus zu denken mag dennoch möglich sein? grundrechte, grundeinkommen, hier entscheiden details über den rahmen?

ich hoffe es gelingt ein treffen auf augenhöhe. die petition mag die missgunst der abwicklung gut ausdrücken und unterstreichen, aber grundsätzlich das ensemble als entscheidendes merkmal bei einem jahrelang gut gepflegten anti-stadttheater heraufzubeschwören finde ich fragwürdig, die art der stimmenfängerei unwürdig.
diese volksbühne würde dem geist des populismus immer wieder verfallen. vielen akteuren die bisher an der volksbünhe mit eigensinn angeeckt haben müsste das doch höchst unangenehm sein?
Petition Volksbühne: Atomisierung des Kontexts
#140 peace in

die kleinheit und demut vor einem winzigen detail verdient natürlich unsere konzentrierte betrachtung und KANN auch völlig losgelöst aus einem größeren zusammenhang heraus bis in die tiefe erforscht werden. doch dies ist nur in einem bestimmten rahmen/system möglich (mikroskop/radikale konzentration). ist es jedoch aus dem kontext und (gesellschaftlichen) gesamtzusammenhang herausgenommen, wird es zur gefahr für diesen, weil es letztendlich um eine möglichst harmonische intergration aller kleinheiten in ein gesamtes geht. leider sehe ich bei dercons sprüchen keinerlei verweis auf diesen aspekt und erwarte zumindest da eine klarere formulierung, weil mir sonst vor seinen zu erwartenden "arbeiten" und den impulsen bange wird.

jedoch wird nun mittlerweile endlos lange aus unterschiedlicher position von pro und kontra darüber diskutiert: er hat einen freifahrtschein für sein "programm" bekommen (selbst renner hat eingesehen, dass es verfrüht und zu schnell war - einfach durch seinen "glauben" - dem nun aber vernünftigerweise nicht alle folgen wollen)... jetzt gibt es nun mal buh-rufe - die sich eigentlich an die politik wenden (sollten) - doch die ist von ihrem "glauben" ja selbst abgefallen ... immherhin hatte dercon die chance, diesen vertrauensvorschuß mit inhalt zu füllen

zu den ewig gläubigen gegen jeden inhalt und verstand möchte ich nicht gehören und DAS kann auch nicht die "bessere zukunft" sein ...

"Aufgeklärte Menschen glauben zu wissen, dass mit einer Schlacht aus Zitaten (die in diesem Fall ähnlich auch aus der Bibel stammen könnten) wenig auszurichten ist, weil Sätze Sinn und Bedeutung erst durch den Zusammenhang gewinnen, in dem sie gebraucht werden, dass sie im gleichen Maße wie sie ihren Kontext erhellen auch von diesem Kontext erhellt werden. Ganz abgesehen davon, dass es sich in beiden Hinsichten auch um Verdunklungen handeln kann. Diese sogenannte Indexikalität von Expressionen hat nichts Beruhigendes, weil sie zur Konsequenz hat, dass alles, was geäußert wird, immer auch etwas ganz anderes bedeuten kann, als es zu bedeuten scheint. Damit stehen wir vor dem paradoxen Phänomen "universeller Scheinhaftigkeit" (Adorno)."

(Aus dem Hamlet-Notizbuch von Carl Hegemann)

http://www.schlingensief.com/projekt.php?id=t034
Petition Volksbühne: Im (gesamt-)gesellschaftlichen Kontext
#141 marie

unabhängig davon, dass die oder der social media mensch der volksbühne noch nicht ganz den richtigen weg oder ton oder lingo gefunden hat mit allen möglichen anfeindungen zurechtzukommen und sich anscheinend mit fetzen aus dem programmbuch bedient...

finde ich es wiederum sehr anmassend mit einem weitern zitat, natürlich adorno, das flagschiff, den künstlern zu unterstellen sie würden nicht in einem (gesamt)gesellschaftlichen kontext arbeiten. bitte schaut euch das programm an. ich will dafür nicht werben aber die arbeit an sozialen und politischen phänomenen, den verstrickungen in die gesellschaft, sehe ich in positionen von kennedy zu ingvartsen zu bartani. viele.

die kritik der 'alten' volksbühne braucht diese pause DRINGEND um sich mit abstand wieder zu formieren und neue denkformen zu entwickeln (auch über die schemen der frankfurter schule hinauszutreten) was dazwischen passiert kann man tatsächlich einfach mal geschehen lassen, man muss es geradezu! ja, wirklich. was wäre die 'alte' volksbühne nur ohne antagonisten, wie fade wäre es ohne dercon. gerade herrscht aber nur wut, und das macht die kritik nicht differenzierter sondern eintönig.
Petition Volksbühne: Update
Die Petition hat inzwischen fast 35.000 Unterschriften. Sie wird entgegen der kursierenden Gerüchte NICHT geschlossen, kann also weiter unter change.org/volksbuehne unterschrieben oder beworben werden. Nach der Sommerpause, Anfang September wird ein Zwischenstand übergeben an: den Regierenden Bürgermeister, den Kultursenator, den Petitionsausschuss und alle Abgeordneten. Ein Interview zu den Hintergründen der Petition findet sich unter https://www.tip-berlin.de/zukunft-der-volksbuehne-die-petiton/.
Petition Volksbühne: bitte:-))) differenzieren
"den künstlern" würde ich nie formulieren + habe ich nicht. aber um konkret zu antworten: ich sehe kennedy´s arbeiten eher kritisch und einer gesellschaftlichen tendenz folgend, die meiner meinung nach (ernst genommen und weiter gedacht) sich immer weiter von menschlichen entfernt - einer technisch-künstlichen intelligenz/ästhetik huldigt, welche letztendlich den menschen überflüssig oder minderwertig macht und ihm als neuen "gott" einen roboter/computer/chip/software etablieren hilft.
technik hat dem menschen zu dienen und nicht umgekehrt!
wenn ich sprache, mimik, gestik und deren möglichkeiten des gesellschaftlichen austausches durch masken + technische verfremdung verzerre und unkenntlich mache, so ist dies aus meiner sicht eine gefährliche entwicklung, welche ich in ihrer darstellungsweise NUR als warnung im orwell´schen sinne verstehe - leider ist dies für mich bei frau kennedy nicht klar. vielleicht verstehe ich sie falsch, wenn ich eher eine stolze interpretation von (erstrebenswertem) neuen darin sehe - was generell wieder die uralte frage nach "dem NEUEN" an sich als "wert an sich" sehr fragwürdig macht - ohne kontext/ohne klarheit der formulierung >>> und dies in dem bedeutendesten bereich der gesellschaft, die mit SPRACHE als kulturgut beschäftigt.
die volksbühne am rosa-luxemburg-platz war ein gesellschaftsentwurf und wesentlich mehr als die person castorf him self - sie war in der weltweiten theaterlandschaft auf ihre art einmalig und geschätzt und wird konzeptionslos in die beliebigkeit eines zeitgeistes entlassen, der hoffentlich bald in seiner eigenen langenweile einschlummert ...
und da bin ich ganz bei ihnen: warum sollte das geschehen unter der leitung von dercon nicht dazu beitragen? denn aus meiner sicht ist eine "bewegung" in endlos langweilende wiederholungsschleifen, die sich selbst erschöpfen ... wenn "man" sie denn "passieren" läßt - genau DIE BEWEGUNGEN, die den widerstand (und auch die wut und neues denken) belebt ...
ps. eigentlich könnten sie sich doch freuen, wenn die von ihnen wahrgenommene "fadheit" sich in lebendigkeit verwandelt …
Petition Volksbühne: die Macht des Betriebs
das sind sicher verunglückte botschaften der neuen volksbühne, diese achtsamkeitspoesie etc. aber die marke, die gehackt sein soll, siehe kuttner und seine follower und liker? dercon hackt die marke volksbühne? hätte er sie anders nennen müssen? und warum geht das nicht gegen dercon, wie jetzt alle jene plötzlich behaupten, denen der ton doch langsam zu autoritär wird?
noch etwas zweifelhafter wird die sache, den streit von pseudoobjektiver warte aus anzuschauen und so zu tun, als handle es sich auf beiden seiten um ungezogene kinder, die man mal kurz zur bürgerlichen raison bringen müsse (sz, berliner, wer noch?). der shitstorm dauert schon zweieinhalb jahre, man muss nicht diskutieren, welche "seite" ihn angefacht hat und wer entsprechend lobbyiert, unter anderem jene blätter mit ihrem kampagnenfeuer, die jetzt auf einmal keine schmutzigen finger mehr haben möchten. die petition setzt derweil die debatte auf anfang (ensembletheater, repertoire: wie oft wurde das eigentlich schon beantwortet, wie absurd ist a) der zeitpunkt dieser petition, wie kurz b) das gedächtnis dieses adhs-diskurses, der immer wieder die angeblich so widerspenstige volksbühne auf einmal im zentrum der stadtheateridee sieht, und c) wie schwachbrüstig eine theaterwissenschaft, für die die vb schon lange kein gegenstand mehr ist und die sich mehr als zwei jahre vornehm raushielt aus allem, bis wirklich der und die letzte wussten, dass sie die macht des betriebes hinter sich haben, wenn sie auf den allerletzten metern auch noch mal kurz die hand hebt?) .
Petition Volksbühne: Kulturausschuss
@146

Der Zeitpunkt für die Petition war nicht frei wählbar. Er konnte erst nach der Vorstellung des Programms zustande kommen. Alles andere wäre reine Spekulation gewesen. Seit gestern, wie man beim RBB nachlesen konnte, ist klar, der Kulturausschuss wird sich erneut mit den Plänen Dercon´s befassen:
Zweifel an vertragsgemäßer Umsetzung - Kulturausschuss will Dercons Volksbühnen-Konzept prüfen
04.08.17 | 19:04
Der Kulturausschuss im Abgeordnetenhaus will sich nach der Sommerpause erneut kritisch mit dem Zukunftskonzept des neuen Intendanten der Berliner Volksbühne, Chris Dercon, befassen. Das sagte die Vorsitzende Sabine Bangert der dpa. "Herrn Dercon ist es bei seiner Anhörung im Ausschuss nicht gelungen, die Zweifel auszuräumen, ob er seine Aufgabe vertragsgemäß erfüllt", sagte Bangert.
Im Kern geht es um die Frage, ob der neue Intendant das linke Traditionshaus als Ensemble- und Repertoiretheater weiterführt oder zu einer "Eventbude" macht, wie Kritiker befürchten.
Im Ausschuss sei deutlich geworden, dass es dem Belgier eindeutig nicht um eine Fortsetzung der bisherigen Form gehe, sagte Bangert. "Das Gespräch hat nicht die Befriedung und Befriedigung gebracht, die wir uns erhofft haben."
Das werte ich als einen Erfolg der Petition. Die Unterzeichner sind zu großen Teilen nicht mit denjenigen zu verwechseln, die auf facebook einen vulgären shitstorm veranstalten. Für den naiven Umgang der neuen Volksbühne mit den social media haben sich die Befürworter der Petition nicht zu verantworten. Die Aussage von Bangert, dass es Dercon eindeutig nicht um die Fortsetzung der bisherigen Form gehe, ist für mich persönlich ausschlaggebend. Und so geht es auch nicht darum, die engagierten Künstler im einzelnen zu bewerten, sondern ausschließlich darum, ob das Haus als Ensemble und Repertoire-Theater fortgeführt wird. Auch eine kritische Debatte zum Stadttheater ist hier bei verfehlt. Wenn die Volksbühne ein Anti-Stadttheater war, dann wegen seines Ensembles und nicht, weil es keines gab und als ein reiner Gastspielbetrieb geführt wurde, sei es nun auch am Ende eher ideell gewesen, so war es eben doch auch ein gewachsenes Ensemble. Ich persönlich denke, eine neue Anhörung wird wahrscheinlich der Anfang vom Ende der Intendanz Dercon sein. https://www.rbb-online.de/kultur/beitrag/2017/08/dercon-volksbuehne-zukunftskonzept-kulturausschuss-pruefung.html
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