It won't be easy

25. Juli 2017. Das Londoner Globe Theatre hat eine neue Dirktorin: Michelle Terry, Schauspielerin, Autorin und Regisseurin, wird das Theater ab April 2018 leiten, meldet unter anderem die Neue Zürcher Zeitung. Terry löst die noch amtierende künstlerische Leiterin Emma Rice ab, die frühzeitig entlassen wurde, weil sie die historische Aufführungspraxis des Theater aufmischte, elektrische Scheinwerfer und modernes Sounddesign verwenden ließ und damit bei der Geschäftsführung aneckte.

Michelle TerryMichelle Terry in der Globe-Inszenierung "As
you like it" als Rosalind © Globe Theatre
Die Streitigkeiten eskalierten im vergangenen Herbst. Rice fasste die Situation in einem offenen Brief zusammen, in dem sie schrieb, dass das, was man als britische Theatertradition bezeichnet, im Widerstreit mit einem Zeitgeist stünde, der mit überlieferten Stoffen sehr frei umgeht. Die britische Theaterkritikerin Lyn Gardner schätzt in einem Beitrag in The Stage die Situation für die neu ernannte Direktorin Terry nicht minder schwierig ein. 

Die NZZ schreibt, dass der Konflikt über das Globe Theatre und seine scheidende künstlerische Spielleiterin hinaus gehe. Auch das größte National Theatre, Repräsentant englischer Bühnenkunst, war vor kurzem in eine Diskussion verwickelt, nachdem der Dramatiker David Hare in einem Zeitungsartikel seine Furcht vor der Invasion des europäischen Regietheaters auf englischen Bühnen bekundet hatte.

(sik)

 

Mehr dazu:

Presseschau vom 27. Oktober 2016 – Die Süddeutsche Zeitung über den Glaubensstreit ums Globe Theatre und seine Noch-Intendantin Emma Rice

 

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Kommentare  
Globe Theatre London: gefühlte Vergangenheit
Das Globe in London ist tatsächlich ein sehr seltsamer Verein, da in dem dort VOR Rice gepflegtem, feinen film-psychologischen Spiel ja gerade nicht die Tradition der Shakespeare-Zeit, sondern eher die des 18. u. 19. Jhd. wieder auferstanden ist. Es wäre tatsächlich ein Experiment, dort die lärmenden, endlosen, überzeichneten und oft genug amateurhaften, nur mit Männern besetzten Performances der Shakespeare-Zeit zu rekonstruieren, inklusive eines Publikums, das sich entsprechend verhalten darf - und nicht in weihevoller Erfurcht von ehrenamtlichen Wärterinnen schon böse angeguckt wird, wenn es sich im (stehenden) Parkett nur an die Wand anlehnt. Nein, diesem Globe-Verein geht es gar nicht um historische Rekonstruktion, sondern wie so oft in GB um die Zelebration einer gefühlten großen (Theater-)Vergangenheit, die es so nie gegeben hat.
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