Wer hat Angst vor Vakzina Woolf?

4. Oktober 2021. Die neue Gretchenfrage in Corona-Zeiten: Wie hältst Du's mit 2G? Viele Theaterleute scheuen sich, Impfunwillige auszusperren. Aber damit decken sie die Falschen, sagt Regisseur Tim Tonndorf (Prinzip Gonzo) in seinem Essay über Impfverweigerung.

Von Tim Tonndorf

Wer hat Angst vor Vakzina Woolf?

von Tim Tonndorf

4. Oktober 2021. Die Tinte der Unterschrift Otto von Bismarcks unter dem Reichsimpfgesetz vom 8. April 1874, in Folge dessen die Todesfälle durch das hochansteckende Pockenvirus im Kaiserreich binnen weniger Jahre von mehreren Tausend auf eine kleine Handvoll sanken, war noch nicht trocken, da hatten bereits eine ganze Reihe impfgegnerischer Gruppierungen Petitionen im Reichstag eingereicht gegen die Impfpflicht für Kinder zwischen einem und zwölf Jahren. Unter anderem der "hydrodiätische Verein Magdeburg", der "Verband für schwedische Heilgymnastik Berlin", der "Verein für Naturheilkunde Chemnitz" und der "Verein für naturgemäße Lebensweise Frankfurt am Main" ereiferten sich, eine Impfung sei "eitel Lug und Trug", verstoße "gegen alle Gesetze der Physiologie", richte "entsetzliche Verheerungen im Organismus an" und erzeuge "höchst gefährliche Krankheiten", welche "auf schreckenerregende Weise die Kinderwelt dezimieren".

Alte Esoteriker in neuem Gewand

Fast 150 Jahre (und eine erfolgreiche Ausrottung des Pockenvirus) später schreiben Menschen inmitten einer globalen Pandemie in einschlägigen Theaterforen, dass "niemand sagen [kann], wie die Impfstoffe langfristig funktionieren werden und ob überhaupt", behaupten (fälschlicherweise), dass primär Impfungen für die Virusmutationen verantwortlich seien und bezeichnen Impfgegner*innen als "differenzierte Impfentscheider". Dieses Kompositum ist nicht nur ein einschlägiger Kampfbegriff unter Esoteriker*innen, es demonstriert auch, dass die Ur-Ur-Ur-Enkel*innen der preußischen Schwurbelvereine, die (Stand Ende September) mit Til Schweiger gerade einen weiteren reichweitenstarken Fürsprecher gewonnen haben, natürlich auch im Kunst- und Kultursektor einen festen Platz einnehmen.

Impfung 600 pexels Gustavo Fring uImpfung © Gustavo Fring / Pexels

Den Stein des Anstoßes gab Thorsten Weckherlin, Intendant in Tübingen, der sich Anfang August öffentlich für eine Impfpflicht für Theaterpublikum und -mitarbeitende aussprach. Die Reaktionen waren nicht überbordend – 17 Kommentare unter der Meldung bei nachtkritik ist vergleichsweise unteres Furore-Level – dennoch wurden sogleich schwere Geschütze aufgefahren. Von "Kapitulationserklärung an die Kunst" ist da die Rede, von einem "Bedingungs-Nötigungstheater".

Tatsächlich ist das Abwägen bzw. Einschränken bestimmter qua Verfassung verbriefter Grundrechte im Verlauf der Gesetzgebung ein regelmäßiger Prozess. Nichtraucherschutz, Gurtanlegepflicht oder postmortale Organentnahme sind populäre Beispiele. Rote Ampeln sind faktisch ein Eingriff in das Grundrecht auf Handlungsfreiheit. Beim Thema Impfpflicht steht unter anderem das Recht auf Berufsfreiheit und -ausübung (ohne Impfnachweis arbeiten zu dürfen) dem Recht auf körperliche Unversehrtheit (nicht einer potentiellen Ansteckung ausgesetzt sein müssen) gegenüber. (1) Doch im Zuge der konkreten Diskussion über die SARS-1-CoV-2-Impflicht für Theaterpersonal und –besucher*innen (die mit Beginn der kalten Jahreszeit nicht an Relevanz verlieren wird) lassen sich vor allem zwei Vorgänge beobachten: das Reproduzieren impfgegnerischer Desinformation und das Warnen vor Ausschlussmechanismen am Theater.

Die Ausgeschlossenen und die Fake-News-Fraktion

Unter dem Begriff "Impfskepsis" werden häufig verschieden motivierte Positionen vermengt, bei deren Beantwortung allerdings unterschiedliche Ansätze vonnöten wären. Das von impfbefürwortenden Gegner*innen einer rechtlich durchgesetzten Impfpflicht favorisierte Werkzeug sind die sogenannten "Anreize", die geschaffen werden sollen. Doch hier muss im Hinblick auf die impfunwilligen Zielgruppen stärker differenziert und "Impfskepsis" als deutlich getrennt von Skepsis gegenüber Verwaltung, Bürokratie und Abläufen im Gesundheitssystem betrachtet werden. Denn nicht immer sind es die Impfung bzw. die Ressentiments gegen die Impfstoffe selbst, welche bestimmte Menschen vom Gang zum Stich abhalten, sondern das Prozedere drumherum. Marginalisierte wie z.B. nicht-weiße oder arme Menschen haben infolge  von Diskriminierungserfahrungen oft Vorbehalte gegenüber Ärzt*innen, Krankenhäusern und Krankenkassen. Selbiges gilt bei oft umständlichen, nicht barrierefreien Formalitäten, bürokratischen Hürden oder Zeitplänen, die beispielsweise mit den Arbeitsrhythmen von Arbeiter*innen nur schwer vereinbar sind. Hier gälte es bewusst Barrieren abzubauen.

Impffortschritt TwitterBots wie @impf_progress auf Twitter informieren über den Impffortschritt in Deutschland | ScreenshotErfolgversprechend zeigen sich beispielsweise lokal organisierte, niedrigschwellig zugängliche Impfaktionen, die insgesamt eher den einladenden Charakter eines Kiezfestes haben als die hochfrequente Routine einer Praxis oder die stellenweise Science-Fiction-artige Atmosphäre eines Impfzentrums. Dafür braucht es ein Bewusstsein, bevor man diese Menschen in einen Topf wirft mit solchen, die wegen der jahrzehntelangen Verbreitung pseudowissenschaftlicher Fake News Impfungen fälschlicherweise mit Autismus in Verbindung bringen und an den milden Verlauf einer COVID-19-Infektion mithilfe mitternächtlich geschüttelter Zuckerkügelchen glauben. Hier geht es nicht mehr um nachvollziehbare Institutionen-Skepsis aufgrund struktureller Ungleichbehandlung. Als Mensch, dessen Privilegien eine Impfung theoretisch zuließen, aufgrund kontrafaktischer Glaubenssätze eine Impfung zu verweigern, über deren grundsätzliche Wirksamkeit, Sinn und Zweck weltweit wissenschaftlicher Konsens herrscht, ist nicht (nur) unsolidarisch sondern in hohem Maße diskriminierend. Es sich leisten zu wollen, eine Impfung zu verweigern, weil man "selbst gesund" sei, und die (höchst wahrscheinlichen) Risiken einer COVID-19-Infektion gegenüber den (höchst höchst höchst unwahrscheinlichen) Risiken einer Impfung in Kauf zu nehmen, lässt Menschen mit erhöhtem Risiko, Menschen mit Behinderung, Menschen mit bestimmten Krankheiten, Menschen, die keine Antikörper bilden können, und aktuell auch Kinder unter 12 Jahren einfach mal so über das Spike-Protein springen.

Blindheit für Privilegien

Das Fehlen von Bewusstsein und Sensibilität für die Situation von Menschen jenseits der eigenen Bürgerlichkeit kennzeichnet auch die impfpflichtablehnende Argumentationslinie, die in einem Kommentar auf nachtkritik wie folgt zusammengefasst wird: "(...) Theater ist für alle da. Und das ist nicht verhandelbar. Wer bestimmte Gruppen vom Vorstellungsbesuch ausschließen möchte, sollte nochmal über den Auftrag der Theater nachdenken."

Carsten Brosda, Hamburger Kultursenator und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, formuliert es in einem (insgesamt sehr hörenswerten) Gespräch im Deutschlandfunk Kultur so: "Was uns nicht passieren darf ist, dass wir eine Form von Zwei-Klassen-Gesellschaft (...) organisieren und wir umstandslos hinnehmen würden, dass wir Menschen (...) strukturell ausschließen von der Möglichkeit, Kultur in Anspruch zu nehmen."

Diese Überzeugung entspringt gewiss einem hehren Motiv, verkennt jedoch auf geradezu verblüffend naive Weise die Realität der Institution Deutsches Stadttheater. Wer ernsthaft der Auffassung ist, dass die vorgeblich weltbewegenden Bretter bis dato Horte der barrierefreien, niedrigschwelligen, inklusiven Offenheit waren, deren ausgebreitete Arme sich allein durch eine Impfpflicht verschränken würden, dem sei dringend ein Reflektieren der eigenen Privilegien ans Herz gelegt.

Statistik CoronaDie Statistik der Corona-Fallzahlen gemäß Robert-Koch-Institut © www.bundesregierung.de

Vier Rollstuhlplätze im großen Saal, Restkarten für 3€ an der Abendkasse und hin und wieder eine Vorstellung mit Übertiteln sind keinesfalls der Endpunkt eines notwendigen Prozesses, dem es nach wie vor nicht gelingt, ein Publikum zu diversifizieren, welches größtenteils die Spiegelung eines weißen, nicht behinderten, akademischen Bildungsbürgertums jenseits der 50 bleibt. Die Zugangshürden für den initialen Besuch eines Theaters in Deutschland sind über einen langen Zeitraum aufgebaut und verfestigt worden. Einen großen Anteil an der daraus resultierenden sozialen Selektivität hat sicherlich die überproportionale Dominanz der Mehrheitsgesellschaft innerhalb des Theaterbetriebs selbst. Diverse Ausschlussmechanismen, die bei den Auswahlprozessen der Kunsthochschulen beginnen und fest im patriarchal strukturierten Berufsalltag implementiert sind, werden derzeit sukzessive von diversen Initiativen und im Zuge einer durch deren Arbeit allgemein gesteigerten Aufmerksamkeit für diese Themen adressiert. Und natürlich treten geradezu reflexhaft die Verteidiger*innen des Status quo auf den Plan, die nicht müde werden, jegliches Anstoßen von Reflexionsprozessen (beispielsweise im Kontext von Antirassismus und Postkolonialismus) durch Kunst-exzeptionalistische Überheblichkeit und identitätspolitische Schreckgespenster zu attackieren. Empathie, Verständnis, Rücksichtnahme, Sensibilität, offene Ohren für die Bedürfnisse und Rechte von Marginalisierten werden auf diese Weise diskreditiert und als "Gefahr für die Kunst" etikettiert. Hingegen wird umgehend von Ausschluss und Diskriminierung gesprochen, wenn ohnehin Privilegierte Angst davor haben, einen Teil ihrer Sichtbarkeit und Stimme abgeben zu müssen. Und hier schließt sich der Kreis zur Impfpflicht-Debatte.

Die Risiken sind nicht für alle gleich

Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadtpalasts, sagt im Interview mit Deutschlandfunk Kultur dazu: "Diese Diskussion (...) finde ich einen unverschämten Druck, der auf Leute ausgeübt wird, die vielleicht noch in der Informationsfindungsphase sind, (...) die vielleicht auch aus einer gewissen Bequemlichkeit sich noch nicht haben impfen lassen. Das (...) finde ich nicht angemessen." Hier wird unter anderem für Menschen, die medizinische und historische Fakten leugnen, eine Zeit eingefordert, die alleinerziehende Eltern mit einem Hochrisiko-Kind nicht haben. Die Menschen, welche aufgrund einer Autoimmunerkrankung keine Antikörper bilden können, nicht haben. Die Pflegepersonal in Krankenhaus nicht hat.

Aermelhoch Kampagne 600 zusammengegencorona BundesgesundheitsministeriumGünther Jauch in der Kampagne "Ärmel hoch" © zusammengegencorona.de / Bundesministerium für Gesundheit

Carsten Brosda sagt: "(Impfverweigerung) ist eine individuelle Entscheidung, sich diesem Risiko auszusetzen, und die muss man dann auch individuell tragen." Doch das stimmt eben nicht. Zunächst mal ist besagtes Risiko nicht für alle gleich. Als pensionierter Abonnent im vorstädtischen Eigenheim isoliert es sich recht leicht im Gegensatz zur alleinerziehenden Mutter mit zwei Jobs und drei Kindern in der Großstadt. Aber impftaugliche Impfverweigernde bergen nicht nur das erhöhte Risiko, andere (mit möglicherweise nochmals erhöhtem Risiko) zu infizieren. Sie bestimmen auch durch ihren skandalisierenden, effekthascherischen Pathos die Debatte und werden dabei von einer Politik hofiert, deren ausschließlicher Fokus derzeit auf den Fallzahlen in der Wahlurne liegt. All das geht schlimmstenfalls zulasten von Menschen, denen aufgrund ihrer Situation eben keine Zeit und keine Wahl bleibt.

Keine Entschuldigungen für Egoisten

Fakt ist: Eine höchstmögliche Impfquote ist der sicherste, kostengünstigste, logistisch unaufwändigste und nachhaltigste Weg zu dem, was manche "Normalität" nennen. San Francisco und New York City haben seit einigen Monaten u.a. für Theater eine SARS-CoV-2-Impfpflicht, die von Publikum wie Personal mehrheitlich begrüßt wird – nicht zuletzt weil man sich dort im Klaren darüber ist, dass erneute Schließungen bei steigenden Infektionszahlen die Kultur um einiges härter treffen würden als eine Handvoll fernbleibender Impfverweiger*innen.

Konzentrieren wir also unsere Energie und Kreativität auf Konzepte für Menschen – hinter, auf und vor der Bühne –, die eben nicht die Wahl haben. Zersetzen wir nicht den dringenden Kampf gegen reale Mechanismen wie Ausschluss und Diskriminierung, indem wir sie einer privilegierten Gruppe bescheinigen, die stellenweise Wissenschaftsfeindlichkeit, Sozialdarwinismus und Egoismus mit dem Freiheitsbegriff ummantelt und durch absurde Euphemismen wie "Bequemlichkeit" bagatellisiert wird.

Gleichwohl muss die Entscheidung über eine Impfpflicht ein genuin politisches Anliegen sein und sollte nicht in einzelne Verantwortungsbereiche ausgelagert werden. Niemand nimmt die Abwägung von Grundrechten auf die leichte Schulter. Doch sollte sich die Debatte daran orientieren, wie den aktuell Verletzlichsten der Gesellschaft sowohl bestmöglicher Schutz als auch eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann.

 

Fußnote

(1) Weil der Erhalt der (allgemeinen) Unversehrtheit gerade die Zielsetzung ist, bleibt der Wesensgehalt des Grundrechts unangetastet, wenn das (einzelne) Recht auf körperliche Unversehrtheit durch die Bedingung eines medizinischen Eingriffs (einer Injektion) zur Berufsausübung eingeschränkt wird. So hat das Bundesverwaltungsgericht bereits 1959 entschieden, weshalb wir hierzulande seit März 2020 in bestimmten Bereichen die Nachweispflicht einer Masern-Impfung haben. 



Tim Tonndorf 2012Tim Tonndorf (married with children) ist Feminist, Gamer + Rollenspieler, Moderator, Performer & Rampensau, Mitglied im ensemble- & regie-netzwerk, Gründungsmitglied von PRINZIP GONZO.



Zuletzt schrieb Tim Tonndorf zur Debatte um die Zukunft des Stadttheaters über die Entsolidarisierung an Theatern.

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Kommentare  
Impfpflicht: Theatertürpolitik als Politikersatz
Als Vorbemerkung: Ich bin geimpft und hoffe, möglichst viele andere sind es auch. Aber die Impfpflicht im Theater finde ich zumindets fragwürdig. Mir ist lieber, jemand sitzt mit negativem, aktuellem PCR-Text neben mir - als jemand, der zwar geimpft ist, sich aber seit Monaten nicht hat testen lassen. Zudem etwa in Wien jetzt Impfpflicht herrscht - die Zuseher dafür aber keine Maske mehr tragen müssen. Sicherer hielt ich den Zustand: Geimpft oder PCR Test + Maske. Tatsächlich geht es aber nicht darum, was gesundheitlich Sinn macht - es geht darum, die Theater als Mittel zu nutzen, einen Impfdruck aufzubauen, weil man vor den juristischen und moralischen Problemen einer generellen Impfpflicht zurückschreckt. Und da stößt es dann sicher auch vielen Kulturfreunden sauer auf - denn dass die Theater an den Eingangstüren jetzt umsetzen sollen, wofür die Politik mit den Gesetzbüchern zu feige ist, das ist schon etwas eigenartig. Und dass viele Theater da so willig den politischen Erfüllungsgehilfen geben, das ist eher bedenklich - auch wenn das Ziel (Erhöhung der Impfquote) ein Gutes ist.
Impfpflicht: weniger Klischees bitte
Auch ich bin geimpft und kann dennoch den Ungereimtheiten in diesem Artikel nicht folgen. Angeblich privilegierte Bildungsbürger als Impfverweigerer ausmachen zu wollen und sie gegen eine Gruppe impfskeptischer "Marginalisierter" auszuspielen, klingt eher danach, als käme ein Stadttheater-Wutbürger nicht mit den klassischen Interessenskonflikten zurande, die in einer Gesellschaft zur Tagesordnung gehören: dass die berechtigten Interessen des einen mit den begründeten Interessen des anderen kollidieren. Theater ist doch gerade der Austragungsort solcher demokratischen Prozesse, wo nicht mit moralischer Überheblichkeit Leute zum gesellschaftlichen Glück gezwungen werden (auch wenn das Ziel richtig sein mag) oder Schuldige gesucht werden müssen, die den "sichersten Weg zur Normalität" verhinderten. Es ließen sich konstruktive Wege finden, mit dem Virus zu leben, wenn man die durchaus unterschiedlichen Erkenntnisse von Wissenschaftlern berücksichtigen würde (von wegen „Konsens“, s. Kinder, die auch ins Theater wollen). Lasst uns üben, genauer hinzuschauen und nicht breitbeinig Klischees zu reproduzieren.
Impfpflicht: Danke
#2: Danke.
Impfpflicht: Vergleiche helfen
Der Artikel ist gut! Danke! Historische Vergleiche helfen. Wann endlich lernt der Mensch aus der Geschichte? Nie! Leider!
Impfpflicht: Pflichtgefühl
PS: Manchmal habe ich den Eindruck, junge Menschen haben ein großartiges Pflichtgefühl.
Impfpflicht: Fokus auf Schwächste
Gratulation für den sehr ausdifferenzierten Artikel. Die Frage nach der gesellschaftlichen Teilhabe der Schwächsten in der Pandemie ist eine unterbeleuchetete Fragestellung, auf die Tim Tonndorf als einer der wenigen Stimmen hinweist. Und mit diesen "Schwächsten" sind sicher nicht jene gemeint, die - Zitat: "Wissenschaftsfeindlichkeit, Sozialdarwinismus und Egoismus mit dem Freiheitsbegriff ummanteln" und nun Ausschluss von der gesellschaftlichen Teilhabe beklagen. Worauf aber auch in Zukunft mehr zu achten ist, wie und ob wie die Theater mit den in der Pandemie weiterentwickelten Techniken des Streams diese Teilhabe neu definieren wollen. Der alleinige Fokus auf "Präsenzveranstaltungen" in Innenräumen des Theaterbetriebs kann keine Lösung sein, wenn man auch die marginalisierten Menschen, die Papierlosen und Flüchtlinge und die Vulnerablen in diese kulturelle Teilhabe miteinschliessen will. Hier fehlt eine ethische Dimension in der Streamingdiskussion. Wenn die aufgeklärten Theater nun nur inhatliches "richtiges" Theater in Innenräumen machen, machen sie immer noch nicht genug in dieser Krise. Es ist Tim Tonndorf hoch anzurechnen, dass er den Fokus nun eben erneut auf diese Schwächsten legt. Aber ohne Technologie, die unsere Monologe nach "draussen" tragen, werden wir diese Schwächsten weiterhin ausschliessen.
Impfpflicht: Frage
Lieber Herr Tonndorf, wie steht es denn tatsächlich um Ihre Toleranz und Akzeptanz einer Minderheit gegenüber, die anders denkt als Sie und sich nicht dem allgemeinen Narrativ unterwerfen will/möchte/kann?
Ich empfinde Ihren herablassenden Hochstatus unangebracht.
Impfpflicht: Replik
Liebe*r Clara,

da Sie mich direkt fragen, antworte ich gerne.

Wenn ich Sie richtig verstehe, verweisen Sie mit „Minderheit“ auf Impfunwillige, die in der Impfverweigerung ihre „Meinungsfreiheit“ auszudrücken meinen. Für mich klingt das so, als stellten Sie diese Gruppe quasi an die Seite von marginalisierten Gruppen, die innerhalb des gesellschaftlichen Machtgefüges Diskriminierung, Ausgrenzung oder Unsichtbarmachung erfahren. Und diesen Vergleich finde ich eben hochproblematisch, wie ich im Beitrag versucht habe deutlich zu machen. Ein Mensch, der beispielsweise aufgrund seiner Geschlechtsidentität, Hautfarbe oder seines ökonomischen Status ausgeschlossen oder diskriminiert wird, befindet sich in einer anderen Ausgangslage als ein Mensch, der freiwillig eine (ich wiederhole es) laut wissenschaftlichem Konsens sinnfällige und notwendige Impfung innerhalb einer nach wie vor herrschenden globalen Pandemie ablehnt. Wissenschaftliche, medizinische Fakten sind kein „allgemeines Narrativ“ sondern eben Fakten. Und das, was beispielsweise die „Expert*innen“ bei #AllesAufDenTisch aktuell zu Protokoll geben, sind nicht etwa „alternative Fakten“ sondern es ist größtenteils kontrafaktisches, verschwörungsmythisches und stellenweise antisemitisches Geraune.

Es ist nicht so unterkomplex, dass jede „Minderheit“ – völlig ungeachtet ihres gesellschaftlichen Machtstaus – automatisch zu einer diskriminierten Gruppe wird, sobald sie irgendwelche Einschränkungen erfährt. Context matters. Eine Frauenquote diskriminiert keine Männer. PoC-Krabbelgruppen diskriminieren keine Weißen Kinder. Ausgeschriebene Parkplätze für Menschen mit Behinderung diskriminieren keine Menschen ohne Behinderung.
Und die Verwehrung des Zugangs zu Veranstaltungen in geschlossenen Räumen während einer hochansteckenden Pandemie für Menschen, die sich trotz gegebener Voraussetzungen weigern, am Prozess des Schutzes ihrer Mitmenschen und der Bewältigung der Pandemie teilzuhaben, ist keine Diskriminierung sondern in Abwägung der Rechte und Prioritäten eine konstruktive Maßnahme.

Darüber dürfen Sie gerne wütend sein. Aber tolerieren geschweige denn akzeptieren muss ich ihre Haltung nicht.

Ich finde, es ist ein bisschen wie mit nicht angeleinten Hunden in der Öffentlichkeit. Die Besitzer*innen können noch so oft beteuern, „ihrer“ sei „auf jeden Fall ein ganz Lieber“. Schlussendlich bleibt es ein Tier, das völlig unvorhergesehen agieren oder reagieren kann. Natürlich muss nichts passieren. Aber ebenso gut kann er von einem Moment zum anderen einem instinktiven Reflex folgen und das Kind beißen, dass direkt neben ihm plötzlich laut gequiekt hat. Die Frage ist, was mehr wiegt: Der Schutz von Menschen, die keine Wahl haben, oder die „Freiheit“ den eigenen Hund in der Öffentlichkeit nicht anleinen zu wollen. Ähnliches gilt beim Rauchen. Natürlich muss nicht jede*r, der/dem Sie ins Gesicht pusten, automatisch Lungenkrebs bekommen. Aber das Risiko bei „Passivrauchen“ ist vorhanden. Selbiges beim Waffenbesitz. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen durch Schusswaffen sterben, steigt proportional zum Abbau von Hürden und Regularien für den Waffenbesitz.
In all diesen Beispielen wurde und wird stets mit „persönlicher Freiheit“ und „Diskriminierung“ argumentiert.

Es geht mir selbstverständlich nicht um ein generelles Votum für Überwachung oder repressive Sicherheitspolitik oder ähnliches – natürlich müssen diese Debatten von Fall zu Fall immer wieder neu geführt werden.

Aber bei der aktuellen Thematik empfinde ich persönlich es als unangebracht, die Intoleranten auf Kosten derer, die keine Wahl haben, zu tolerieren.
Impfpflicht: Angst
#8
Sehr geehrter Herr Tonndorf.
Ihr Ton macht mir Angst.
Ihr Allmachtsanspruch macht mir Angst.
Ihr Behaupten von Fakten und Vernichten von anderen Fakten
macht mir Angst.
Ihre Undifferenziertheit macht mir Angst.
Theater ist ein Ort der Offenheit, der Freiheit und der Demokratie.
Ein Ort des Gesprächs.
Ein Ort der Begegnung.
Nach ihren Worten habe ich Angst um diesen Ort.
Impfpflicht: zustimmend
#8 Danke
Impfpflicht: gutes Recht
Es ist nicht so, dass eine Behandlung mit einer funktionierenden Gensequenz eines an sich tödlichen Virus wirklich geklärt ist. Die Studien darüber sind nicht abgeschlossen. Es ist richtig, dass Impfungen wichtig sein können. Aber welchen Stoff Ich meinem Körper hinzufüge und welchen nicht, bleibt meine Entscheidung. Ich warte weiterhin auf den Impfstoff, der klassisch mit einem toten Fraqument des Spikeproteine arbeitet. Das ist mein gutes Recht. Impfen: Ja! Womit? Meine Entscheidung. Auch, falls das ein Theatermensch nicht versteht. Und natürlich werden Ungeimpfte momentan ausgegrenzt. Die Frage ist doch: Von was?! Von Veranstaltungen, die von Geimpften für Geimpfte gemacht werden. Sowas ist doch vollkommen uninteressant. Die Moral, die dort aufgeworfen wird, ist juristisch nicht verbindlich. Es sind unnütze Veranstaltungen, welche sich an einem Regierungskonsens entlang handeln. Ich bestimme, welche Medikamente ich zu mir nehme und niemand anderes. Das Kollektiv entscheidet nicht die Körperpolitik. Ich bin ein freier Bürger und darf alleine entscheiden, welche medizinischen Behandlungen ich wähle. Ich gefährde damit niemand. Wer sich impft, schützt nur sich selbst, es ist kein Dienst an der Allgemeinheit, denn seine Virenlast kann weiterhin hoch sein. Das ist ein Fakt.
Impfpflicht: Vorhang auf für Weitblick
Meinen 'Vorrednern' (Clara, M. Baucks) zustimmend, kurz eine Anmerkung: Herr Tim Tonndorf hat seine Meinung hier auf Nachtkritik verlauten lassen (dürfen).
Es ist OK, es waren harte 1 1/2 Jahre. Die Sehnsucht nach einer (neuen) Normalität ist groß, und für manch einen geht's halt über den Weg mit dem kleinen Pieks, hupps di wupps, zurück. Ob er sich auch regelmäßig boosten läßt? Es wird seine Privat-Sache bleiben. Das wäre wünschenswert. Wie hält er es mit Logistik und der Mathematik?
Mit Verlaub, totalitäre Wunschvorstellungen (Ohnmächtiger/Pschology Check 24/7) gehören, v.a. auch im Kulturbetrieb nirgendwohin, außer auf die Bühne, um eben darüber zu verhandeln.
Vorhang auf: für Weitblick.
Impfpflicht: Unterschrift
Aus tiefster Seele und Herz - JA!! unterschreibe Wort für Wort
DANKE!!
Impfpflicht: Querdenken spaltet
Das Outing von Herrn Baucks als Querdenker ist wenig überraschend. Möge er sich nur nicht wundern, wenn niemand mehr mit ihm diskutieren wollte. Wer sich wissenschaftlichen Erkenntnissen derart verweigert, verliert zwar nicht das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber eine sachliche Auseinandersetzung ist dann schlicht nicht mehr möglich. Wenn es keinen gemeinsamen Maßstab gibt, um Argumente zu beurteilen - etwa wie Faktizität anhand wissenschaftlicher Kriterien - sind Diskussionen einfach überflüssig.
Impfpflicht: kein Querdenker
@14

Ich bin ganz sicherlich kein Querdenker. Wie kommen Sie darauf? Und womit wollen Sie das begründen? Ich sage lediglich, dass ich der mRna Technik abwartend gegenüber stehe. Und das ich einen anderen Impfstoff bevorzuge, auf dessen Zulassung ich warte. Zudem sehe ich in Impfungen eine rein medizinische Behandlung und leite daraus weder moralische, noch politische Standards ab. Und schon gar nicht eine Entscheidung über gesellschaftliche Teilhabe oder nicht. Ich wüsste nicht, was an meiner Haltung unwissenschaftlich sein sollte. Ich stelle fest, dass die Studien über Behandlungen mit funktionieren Gensequenzen noch nicht abgeschlossen sind, indem Sinne, dass es keinerlei Erkenntnisse über Langzeitwirkungen geben kann. Ich bin aber sehr gespannt über den Ausgang. Auch mache ich mir vorsichtige Hoffnungen für die Krebsmedikation. Ich persönlich achte jedoch darauf, dass ich mich zunächst nicht mit einer solchen Technik behandeln lasse. Zudem bin ich erstaunt, wie Geimpfte und Genesene sich so sicher fühlen wollen, da sie ja nachgewiesenerweise das Virus weiter übertragen und auch selbst erkranken können.

Wie definieren sie denn Querdenker? - Und das so ein Vorwurf einfach so erhoben werden kann, daran ist man ja mittlerweile gewöhnt. Was wünschen Sie? Das ich das selbstständige Denken nun aufgebe, um dann mit Ihnen gemeinsam die Aufklärung Rückabzuwickeln?

Nein, nein, die Wissenschaft in ihrem Tun zu beobachten, ist nun wirklich keine vorm von Querdenkertum.
Impfpflicht: Erkenntnisse
#14: Welchen wissenschaftlichen Erkenntnissen verschließt sich Herr Baucks, Herr Thomas? Das wird doch eine Kleinigkeit für Sie, die konkret aufzuzählen. Andernfalls muss man das irgendwie als Verleumdung sehen, die Sie hier plazieren wollen und dann hätten Sie sich für meine Begriffe ebenfalls als Querdenker geoutet - hm, was machen wir denn da? - Regie - ach nein, Redaktion - können Sie da vielleicht helfen?
Impfpflicht: Welche Einheit?
(...)

1. Spalter*innen spalten.
2. um welche Einheit geht es?
3.
a) Von welcher Wissenschaft sprechen sie?
b) Von welchem Stand der Wissenschaft zu welcher Frage?
c) Stand der Wissenschaft zum Impfschutz durch fast alle Impfstoffe ist heute nicht der gleiche wie vor 6 Monaten, und wird womöglich in 6 Monaten nicht der gleiche sein wie heute!
d) Bedeutet, sie müssen da schon etwas genauer sein.

Mit besten Wünschen und für das friedliche Co-Existieren mit ANDERS-DENKENDEN.
(wer eine Sehnsucht nach totalitären Machtstrukturen hat, der findet wo anders sicher ein "sicheres" Nest. Bloß, nicht selten flüchten Menschen aus eben diesen Nestern, weil sie gern anders denken würden, etc.)

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Anm. der Redaktion: Liebe(r) Carlo, Teile Ihres Kommentars entsprachen nicht unserem Kommentar-Kodex (nachzulesen hier: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102), daher haben wir den Kommentar in gekürzter Form veröffentlicht. Beste Grüße aus der Redaktion
Impfpflicht: Welche Erkenntnisse?
#14 Welchen Erkenntnissen verweigert sich denn Herr Baucks,
dass Sie ihm eine sachliche Diskussionsgrundlage entziehen?
Anders gefragt, welche Erkenntnisse wollen Sie nicht wahrhaben?
Das sich die Impfstoffe weiterhin in einer 'bedingten Zulassung' befinden und eine 'reguläre Zulassung' aussteht, da die Studien nicht abgeschlossen sind, ist ein Fakt und verunsichert viele Menschen. Außerdem werden Impfstoffe immer wieder zurückgezogen, wie soeben in Schweden, Dänemark und Finnland mit Moderna für unter 30-jährige beschlossen. In Island wurde Moderna komplett ausgesetzt. Auch das schreckt viele Menschen ab. Das der Schutz des Impfstoffs abnimmt und Israel inzwischen die vierte Impfung anvisiert, ist auch eine "wissenschaftliche Erkenntnis" und das Bremen das Bundesland mit der höchsten Impfquote gleichzeitig die höchste Inzidenz in Deutschland hat ist ebenfalls ein Fakt. Auch die Erkenntnis das Geimpfte sich infizieren und das Virus weitergeben können, ist nicht aus der Querdenkerluft gegriffen. Tja, was sagen Sie diesen Menschen, die deswegen abwarten, "Querdenken spaltet"? Ist das Ihr Ernst? Mich erschreckt Ihr Kommentar und Ihre Einordnung von Herrn Baucks, um nicht zu sagen, wie anmaßend, ausgrenzend und gefährlich Ihre Äußerungen sind.
Impfpflicht: Denkpfade
#15: Also ich finde Quer-Denker toll! In der Basisdemokratischen Partei gibt es in den Vorständen neben den von ihnen selbst spöttisch benamsten "Säulen-Heiligen" sogar die Wahlfunktion des Quer-Denkers! Soweit ich verstanden habe, ist der (oder die selbstverständlich) dafür da, ideologisch gefährdete, eingeschliffene Denkpfade als Handlungstreiber der innerparteilichen Verbände aufzuspüren, zu kritisieren und Visionen für besseres Handeln und Denken einzubringen in die Debatte... Das is bei denen ein Job sozusagen - find ich klasse.
Impfpflicht: Leitplanken des Wissens
Sorry, war vor Corona nur Theaterabonnent, arbeite als Wissenschaftler im Gesundheitswesen.

#11 Zum Beispiel behauptet Herr Baucks, ein Geimpfter schütze nur sich selbst, dies sei ein Fakt! Von mir vermuteter wissenschaftlicher Hintergrund ist eine wiss. Veröffentlichung, die besagt, dass ERKRANKTE Geimpfte zu einem bestimmten Zeitpunkt eine ähnliche hohe Viruslast besitzen wie nicht Geimpfte. Es eröffnen sich einige wissenschaftliche Diskussionen, die den Rahmen sprengen üwrden. Aber schon alleine, die nicht erkrankenden Geimpften schützen die anderen.
#14: Boostern: Wissenschaftlich wird diskutiert: wir landen wie bei anderen Impfungen bei einer Gabe 0, 1 Monat und ein Jahr. Fair wäre es vorerst nur die stark gefährdeten 3x zu impfen, um für den Rest der Welt Impfstoff zur Verfügung stellen zu können. Aber später notfalls jährlich ab 65J.: so what?
#7: man fährt auch als Minderheit nicht bei Rot über die Ampel, auch wenn es die eigene Freiheit einschränkt. Die endet nämlich bei der Unversehrtheit der Anderen. Dafür sollte man eigentlich keinen Staat benötigen.
#12: In meinen Augen liegt zumindest eine akzeptable Normalität dank eines Pikses ab Frühjahr in Reichweite. Dank Forschung und Wissenschaft.Ist doch eine wahnsinnig guter Grund zum Feiern? Warum die Häme?
#17; natürlich ändert sich der Stand der Wissenschaft, so streitet heute niemand mehr die Gefahr des Viruses ab. Die Leitplanken des Wissens über das Virus sind aber zwischenzeitlich fix (wird man demnächst an den Zahlen der wissenschaftlichen Veröffentlichen sehen). Auch ist die Nutzen/Risiko selbst der mRNA-Impfungen zumindest ab 50 Jahren in der seriösen Wissenschaft nach über 5 Mrd. Impfungen unstrittig.
#14: sie haben vollkommen Recht, habe es trotzdem versucht.
Impfpflicht: nicht gleichzeitig
@20

Wenn ein Geimpfter Viren weiterreichen und andere infizieren kann, kann er sie nicht zugleich auch schützen.
Impfpflicht: Und sie schützen doch..
Oh, da gibt es meiner Meinung nach einige Möglichkeiten...kurz, weil ich den Rahmen nicht sprengen möchte. Nicht das richtige Forum. 1) Geimpfte, die gar nicht erkranken, schützen 2) Geimpfte, die kürzer erkranken, schützen 3) Geimpfte, die keine Viren replizieren, verhindern Mutationen. Das schützt. 4) Geimpfte, deren gestärktes Immunsystem zwar erst nach bsp. 3 Tagen die Viruslast senkt, dann aber verminderte Virusdosen verbreiten, würden schützen.
Die Dosis (über die Zeit) macht das Gift...
Impfpflicht: Experiment
Sehr geehrter Herr Baucks, Sie haben sich mit der Materie beschäftigt und argumentieren nachvollziehbar. In der Tat sind die aktuellen Impfstoffe nur per Notfall freigegeben und es gibt zwar im Sinne einer Kurzzeitwirkung mittlerweile die besten statistischen Daten, die es zu einer Impfung jemals gegeben hat, aber keine Langzeitstudien. In diesem Sinne sind wir alle (die geimpft sind) Teil eines großen Experiments.
Ihnen ist aber schon bewußt, dass Sie sich für einen anderen Versuch entschieden haben? Der heißt: bekomme ich Corona? Wie schlimm wird es?
Ein ziemlich riskanter Versuch, da ich vermute, sie sind Ü 60.
Wer mit welcher Wahrscheinlichkeit angesteckt wird und dann welches Risiko trägt, kann man ja auf der RKI Internetseite gut verfolgen.
Russland hat eine Impfquote von aktuell knapp 32% und wird dafür mit täglich ca. 800, pardon aktuell 900 Toten belohnt.
Impfpflicht: bedenkenswert
Interessant ist auch, wie das RKI die Infektionen berechnet.
Bei ungeimpften Menschen werden alle berechnet und gezählt, während bei geimpften Menschen nur die gezählt werden, die Symptome haben.
das führt zu einer Schieflage.
Impfpflicht: Dunkelziffer
@24: nachzulesen RKI Wochenbericht Seite 18, Recherche dauert 5 Minuten
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Wochenbericht/Wochenbericht_2021-08-05.pdf?__blob=publicationFile

Ich interpretiere die Zahlen so: Es werden natürlich die positiven PCR Tests (geimpft wie ungeimpft) als neue Fälle gezählt und daraus die Impfdurchbrüche (nur die MIT Symptomen) berechnet.
Symptomlose ohne Test werden weder bei den Geimpften noch bei den Ungeimpften gezählt, wie auch, ist nämlich die Dunkelziffer.

@Baucks: auch ich gebe Ihnen zu Ihren Gedanken zu den Totimpfstoffen recht, vor allem bei den Jüngeren. Das hat in der Tat nichts mit Querdenken zu tun.
Impfpflicht: Assymetrie
@25: Zu Ihrer Frage "wie auch?". Nicht ganz korrekt. Wegen 3G vielerorten werden Ungeimpfte relativ häufiger getestet als Geimpfte. Daher wird dort auch relativ häufiger eine (ggf. noch) symptomlose Infektion festgestellt. Es gibt also sicherlich doch eine Asymmetrie (relativ), meinem Verständnis zufolge.
Impfpflicht: am Thema vorbeireden
Ich bitte doch alle hier teilnehmenden Bürger und Bürgerinnen nochmals den Schlusssatz von Herrn Tonndorf zu lesen:

"Doch sollte sich die Debatte daran orientieren, wie den aktuell Verletzlichsten der Gesellschaft sowohl bestmöglicher Schutz als auch eine Teilnahme am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden kann."

Über was wird hier debattiert? Über die Verletzlichsten der Gesellschaft? Nein, jeder und jede spricht irgendwie über sich selber. Aber ganz sicher wird hier nicht über die verletztlichsten gesprochen. Die Verletzlichsten sind aktuell jene, die überall ihren Pass zeigen müssen, in jedem Kaffee, in jedem Restaurant - und die evtl nicht mal einen solchen Pass haben. Andere sind vielleicht so durcheinander, dass sie ihren Pass nicht mehr finden. Auch möglich. Oder ihr Impfzertifikat nicht mehr finden. Oder kein Smartphone haben, dessen Batterie lange hält. Auch wenn es vielleicht nervt, Auch wenn es unendlich mühsam ist - in all der neuentflammten Freude an den Präsenzveranstaltungen nun wieder einen mühsam gefundenen Konsens in Frage stellen zu müssen. Wir müssen. Das Problem ist noch nicht ansatzweise gelöst. Es ist aber sehr wichtig, dass wir diese Kritik an den Impf-Zertfikatslösungen von "links" genauer betrachten (das ist KEINE Impfkritik), sondern eine Kritik am Umstand, dass wir noch monatelang gezwungen sein werden, unsere Besucher*innen dazu zu nötigen sich auszuweisen. Das ist gar nicht gut. Um nicht zu sagen: untolerierbar. Das führt nun also zum absurden Situation, dass die Kritik von Tim Tonndorf an allen Kritikern dieser Zertifikatskultur zu 100% zutrifft (ja, wer sich hier äussert, verdient zu grossen Teilen Tonndorf Schelte), gleichzeitig diese Kritiker*innen an dieser Zertifikatspflicht auch zu 100% Recht haben, wohl aber nicht hinsichtlich der Punkte, die sie selber meinen. Das macht es grad etwas überkomplex. Natürlich hängt die Komplexität und Nicht-Greifbarkeit der Situation auch damit zusammen, dass die hochgeschätzte Sibylle Berg sich von linker Seite her eingemischt hat und zwar mit Donnergroll gegen das Impfzertfikat (resp der Kontrollen die dieses erfordert): https://www.aargauerzeitung.ch/meinung/kommentare-aaz/es-ist-fur-mich-der-erste-schritt-in-eine-mogliche-dystopie-ld.2199692
Impfpflicht: nicht korrekt
Schelte?! Wieso Schelte?! Darf ich sie einmal daran erinnern, dass die Verlängerung des epidemiologischen Notstands im August lediglich mit 325 gegen 253 Stimmen im Bundestag zustande kam. 253 Stimmen, das ist keine Minderheit. Sicherlich muss man demokratische Entscheidungen akzeptieren, aber man sollte an ihnen auch ablesen dürfen, wie das Meinungsbild tatsächlich aussieht. Ähnlich dürfte es auch in der Bevölkerung aussehen. Da sind viele schon länger nichts mehr der Ansicht, dass die Maßnahmen verhältnismäßig sind und eine Impfung ist keine Zustimmung für die Maßnahmen. Diese können in dieser Form rechtlich nur auf der Feststellung eines Notfalls stattfinden. Ich bin mit vielen anderen der Auffassung, dass man diesen hätte im Juni/Juli aufheben können und müssen, da es zum Teil nur noch Inzidenzen unter dreißig gab. Dies geschah nicht. Leider. Natürlich hätte sich die Situation im Herbst wieder ändern lassen. Aber Menschen zu schelten und sie zu vergleichen mit Bürgern, die Ordnungswidrigkeiten begehen oder gar Straftaten, bei Rot über die Ampeln gehen oder gefährliche Tiere frei laufen zu lassen, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Es gibt keine Impfpflicht in der BRD. Dafür gibt es Gründe. Es ist nicht einmal eine Ordnungswidrigkeit sich nicht impfen zu lassen, im Gegenteil, es ist ein Recht. Die Art und Weise, wie sich hier Menschen über dieses Recht hinwegsetzen und andere ächten wollen ist einfach nicht korrekt, Herr Schwarz. Natürlich gibt es immer Menschliche, denen noch krasser eine Teilhabe verweigert wird als Ungeimpften, jedoch ist auch dies keine homogene Gruppe von Egoisten und Innen, wie hier suggeriert wird. Wenn ein Mensch mit einer Behinderung oder Krankheit sich nicht impfen lassen kann, beispielsweise, geht es ihm nicht zwingend besser als einem Migranten in der BRD. Und ebenso ist die Gruppe der Migranten und Innen nicht homogen und niemand kann sich, ohne Mandat, einfach zu ihrem Sprecher machen. Das empfinde ich als übergriffig, so wie hier überhaupt Dinge miteinander in Zusammenhang gesetzt werden, wo eine Kausalität erstmal nachgewiesen werden müsste. Sich für Grund- und Freiheitsrechte von Bürgern stark zu machen, egal welchen sozialen Status sie genießen, ist erstmal nicht etwas Verwerfliches, auch wenn es darum geht über medizinische Behandlungen selbst zu bestimmen. Warum beschließt man keine Impfpflicht und setzt statt dessen Menschen, gegen bestehendes Recht, moralisch unter Druck. Einerseits, weil eine solche Pflicht in der BRD schwer durchzusetzen ist, anderseits, weil man mit einer solchen Pflicht auch immer zugleich als Staat in die Haftung geht. Zudem wäre es so, beschlösse man diese Pflicht, könnte auch dagegen geklagt werden. So aber befinden sich anscheinend Ungeimpfte in einem rechtsfreien Raum, in dem sie sich kaum wehren können. Sie sind relativ ungebremst moralischen Vorwürfen ausgesetzt in einem ziemlich hochfliegenden Ton, der ziemlich schnell in sich zusammen brechen würde, falls es Urteile gegen eine solche Impfpflicht geben könnte, was momentan nicht der Fall ist, da sie juristisch gesehen einfach nicht besteht. Außerdem besteht die Gefahr, dass hier ein moralisches Muster entworfen wird, dass man dann auch auf andere Politikfelder übertragen möchte. Es wird ein Prinzip entwickelt, mit dem man ohne juristische Grundlage politische Ziele moralisch durchdrücken kann. Das ist einfach nicht korrekt.
Impfpflicht: Freedom Day
(...)
In den letzten 4 Wochen betrafen laut RKI-Wochenbericht immerhin fast ein Drittel der symptomatischen (genannt werden absolut 35.500) COVID-19-Fälle vollständig Geimpfte (ab 15 Tage nach der 2. Impfung). Sehr schön, dass das RKI – wie immer im Windschatten von Jens Spahn - „das Risiko für geimpfte Personen als moderat“ einschätzt und sich über die Herdenimmunität ausschweigt. Darüber hinaus ist das gesundheitliche Risiko durch COVID-19 für ungeimpfte Frauen und Männer unter 40 Jahren als niedriger einzuschätzen als das vollständig Geimpfter 50+.
Die Inzidenz – übertragbarer - Atemwegserkrankungen liegt derzeit übrigens bei 6.400 (6,4% der Bevölkerung) und die Grippesaison hat noch gar nicht begonnen. Aber bitte mit Karl Lauterbach nicht an Masken, Abstand und Lüften zweifeln!
Ich hingegen bin entschieden für den Freedom Day, auch und gerade im Theater. Vielleicht sollte es sich in alle Ewigkeit einbürgern, dass Leute, die eine Erkältung haben, die husten und niesen, vom Theater- oder Opernbesuch Abstand nehmen und erst recht davon, mit ihren lautstark ausgestoßenen Aerosolen ein Konzert zu stören.
Impfpflicht: offene Gesellschaft
Sehr geehrter Herr Tonndorf,

ich gehöre leider zu der Gruppe der Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann. An der Nasenspitze sieht man mir das nicht an. Nun muss ich mich also überall rechtfertigen, erklären, ausweisen - in Einlasskontrollen oder sonstigen Warteschlangen, wo jeder nun teilhaben kann an meinem persönlichen medizinischen Schicksal. Das ich vor allem gegenüber dem oft ungeschulten, damit überforderten und teilweise auch völlig ahnungslosen Einlass-Personal - vielfach Aushilfskräfte - dann besonders detailliert und umfassend darstellen darf, ergänzend dazu oft die für mich als Ausnahme-Fall geltende Rechtslage erläuternd.

Angenehm ist das nicht - und ich versuche, das möglichst zu vermeiden, denn ich fühle mich maximal ausgegrenzt, wie eine “Aussätzige” behandelt.

Ist dies ein gesellschaftlicher Zustand, den Sie ausgerechnet auch im Theater so haben wollen? Bisher dachte ich immer noch, die Theater seine gerade die Verfechter einer offenen Gesellschaft. Ihren Beitrag empfinde ich daher als Angriff auf genau diese offene Gesellschaft.

Mit freundlichen Grüßen - eine subjektiv gefühlte Ausgegrenzte, die sich hier natürlich nicht auch noch namentlich outen möchte, so weit haben Sie’s schon mal geschafft!
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