Medienschau: SWR2 / BNN – Kritik am neuen Karlsruher Intendanten

Alles anders, aber nichts besser?

Alles anders, aber nichts besser?

26. Oktober 2022. Christian Firmbach, der designierte Intendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, wird sein Amt zwar erst im Herbst 2024 antreten. Dennoch steht er am Haus bereits jetzt in der Kritik, wie Marie-Dominique Wetzel im SRW2 berichtet. Grund für die "Krise“ sei Firmbachs Andeutung, den Generalmusikdirektor Georg Fritsch nicht über das Jahr 2024 hinaus weiterbeschäftigen zu wollen.

Besondere Brisanz bekomme die Causa vor dem Hintergrund, so SWR2-Redakteurin Wetzel, dass mit Firmbach eigentlich "alles anders und besser werden" sollte am Staatstheater Karlsruhe – nachdem man sich vom vorherigen Generalintendanten Peter Spuhler gerade wegen dessen autoritären Führungsstils getrennt hatte.

Generalmusikdirektor Fritsch sei "beim Publikum und beim Orchester, der Badischen Staatskapelle, sehr beliebt", und in Karlsruhe sei es bisher "Usus" gewesen, dass letztendlich das Orchester entscheide, von wem es geleitet werden möchte. Gerade erst kürzlich habe deshalb unter den Orchestermitgliedern eine Umfrage stattgefunden, in der sich 85% der Teilnehmenden dafür ausgesprochen hätten, weiter mit Fritsch als Generalmusikdirektor zu arbeiten. Und nun komme, kommentiert die SWR2-Redakteurin weiter, "der designierte Intendant und wischt dieses Votum der Mitarbeitenden einfach vom Tisch, und das mitten im sogenannten Zukunftsprozess des Theaters, der eigentlich dafür sorgen soll, dass die Theatermitarbeitenden insgesamt mehr Mitsprachrechte haben“. Hier geht`s zum kompletten Beitrag.

(SWR2 / cwa ) 

 

28. Oktober 2022. Für die Badischen Neuesten Nachrichten ist Andreas Jüttner (€) der Sache nachgegangen. "So branchenüblich eine Nichtverlängerung beim Wechsel der Intendanz auch ist: Im Fall von Georg Fritzsch kochen die Wogen derzeit hoch. Befürworter seines Verbleibs führen an, dass es bei einer Umfrage im Orchester 85 Prozent Zustimmung für eine weitere Zusammenarbeit mit Fritzsch über 2024 hinaus gegeben habe. Das traditionsreiche Ensemble, dessen Ursprünge als Durlacher Hofkapelle noch vor die Karlsruher Stadtgründung zurückreichen, sieht den auch beim Publikum beliebten Fritzsch offenbar als den richtigen Mann für die Zukunft."

Es gebe, so Jüttner, allerdings auch Stimmen im Haus, die große Hoffnungen auf Firmbach setzen und für Freiheiten bei seinem Neustart plädieren – "auch angesichts der Erfolge an seiner derzeitigen Wirkungsstätte am Staatstheater Oldenburg". Dieses werde, so Jüttner, seit 2014 von Firmbach als Generalintendant geleitet und habe zuletzt bundesweit Aufsehen durch die erste Komplettinszenierung von Richard Wagnerserregt. "Auch gilt er als Mann, den Aufbauarbeit reizt. In Karlsruhe erwarten ihn tatsächlich sehr viele Baustellen. Eine davon sind die tiefen Narben aus der Spuhler-Ära. In diesem Umfeld hat sein Vorgehen bei der Planung seiner Amtszeit nun offenkundig Irritationen ausgelöst."

(BNN / sle)

Kommentare  
Medienschau Firmbach: Fragwürdig
Ist es nicht fragwürdig, das Orchester über das Bleiben seines Chefs abstimmen zu lassen, WÄHREND dieser noch im Amt ist? Wenn das Ergebnis gegen ihn ausfällt, kippt doch die Stimmung für den Rest seiner Amtszeit.
Medienschau Firmbach: Votum?
Liebe/r LS,

Wann soll denn Ihrer Meinung nach das Orchester darüber entscheiden? Wenn die betreffende Person nicht mehr im Amt ist, macht das Votum ja nun keinen Sinn mehr…
Medienschau Karlsruhe: Keine hilfreiche Haltung
Ein Konflikt zwischen Intendanz und GMD ist der Klassiker schlechthin. Die Leute lieben es, ihre Kräfte zu messen, zumal da natürlich immer Alpha-Personen die Zügel in der Hand halten und nicht hergeben (wollen). Die Intendanzen wollen ihre Vorstellungen beim Spielplan durchsetzen, dafür sind sie auch engagiert worden. Die GMDs haben wiederum ihre eigenen Ziele. Übereinstimmungen sind dabei möglich, aber nicht zwingend. Berühmtes historisches Beispiel aus den 1960ern: Wand in Köln, der sich irgendwann geweigert hat, Opern zu dirigieren. Amüsant: Zuletzt hat in Halle die gerade erst neu ernannte GMD versucht, den amtierenden Intendanten loszuwerden, was eine durchaus originelle Variante des Klassikers darstellte (die Frau musste allerdings letztlich aufgeben). Einzige Lösung: Die Leute müssen miteinander kommunizieren und auf einander zugehen. Und die Vorstellung, dass jede neue Intendanz und jede neue GMD quasi eine Stunde Null darstellen, bei der Kontinuität, Traditionen und Publikumslieblinge vernachlässigbare Größen sind, ist meiner Ansicht nach keine sehr hilfreiche Haltung. So nicht die vorherige Intendanz oder GMD einen katastrophalen Scherbenhaufen hinterlassen haben, sollte auf das Vorhandene aufgebaut werden - selbst wenn die persönliche Eitelkeit das Gegenteil nahelegt.
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