Presseschau vom 27. Januar 2011 – Reaktionen auf die Verhandlungen der Hamburger CDU mit Karin Beier als neue Intendantin des Hamburger Schauspielhaus

Auf korrigiertem Kurs

Auf korrigiertem Kurs

27. Januar 2011. "Ist es plötzliche Sachkenntnis, ist es Wahlkampf, ist es politische Eitelkeit?", fragt Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (27.1.2011). "Kurz vor Ablauf der CDU-Rumpf-Regierung in Hamburg am 20. Februar will der Kultursenator Reinhard Stuth noch eine Intendantin berufen, die alle glücklich macht." Nur, dass diese Entscheidung noch vor der Hamburger Wahl getroffen werden soll, mache die Situation prekär.

In der taz Nord (26.1.2011) berichtete gestern Petra Schellen, dass Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) am Mittwoch an Karin Beier einen Vertragsentwurf für die Zeit ab der Saison 2013/2014 übergeben habe. "Ob und wann sie unterzeichnet, liegt jetzt bei Frau Beier", habe Behördensprecher Stefan Nowicki dazu gesagt. "Kritik an der Entscheidungsfindung übte derweil Kulturpolitikerin Christel Oldenburg (SPD). 'Vor der Wahl einen Intendanten zu verpflichten ist schlechter Stil', sagte sie. Allerdings habe OB-Kandidat Olaf Scholz (SPD) inzwischen mit Stuth besprochen, ‚dass es gut ist, das Prozedere so weit vorzubereiten, dass nach der Wahl schnell entschieden werden kann'."

Briegleb schreibt, dass die Empörung nicht nur dem Verstoß gegen demokratische Anstandsregeln durch einen Mann gelte, der noch vor wenigen Wochen das Deutsche Schauspielhaus kaputtsparen wollte. "Befürchtet wurde vor allem eine Wahl in der Tradition seiner bisherigen Beschlüsse, die wegen Inkompetenz fast alle wieder zurückgenommen werden mussten. Doch offensichtlich hatte die harsche Kritik zumindest den Effekt, dass Stuth mit einer Entscheidung abgehen will, die seine kurze Amtszeit in ein milderes Licht taucht."

Prekär sei die Situation, weil der aktuelle Senat wird nicht mehr derjenige sein, der den Haushalt für 2013 beschließt, das Jahr, in dem nach der Generalsanierung der Bühne das Schauspielhaus neu starten soll - und für das bisher noch die fatale Einsparsumme von 1,2 Millionen Euro gelte, die Stuth dem Theater aufgebrummt habe.

Heißt: "Faktisch ergibt eine Berufung zum jetzigen Zeitpunkt also keinen Sinn. Aber da parteiübergreifend große Sympathien für die Kandidatin Beier bestehen, kann es gut sein, dass am kommenden Montag, wenn der Aufsichtsrat des Schauspielhauses tagt, unter TOP 6, 'Geschäftsführerangelegenheiten', bereits eine Entscheidung fällt. Dann wird die Wunschkandidatin, die ihren Wechsel nach Hamburg bisher vehement dementiert hat, ihren vorzeitigen Abgang aus Köln ein Jahr vor Vertragsende dort moderieren müssen. Und Thalia-Intendant Joachim Lux bekommt eine Konkurrenz in die Stadt, die nicht wirklich eine ist. Denn seine bisherige Koproduktionspartnerin aus dem Rheinland steht für ein sehr ähnliches Programm."

 

mehr medienschauen