medienschau

Unsere auswahl ist subjektiv

Presseschau vom 14. Juni 2010 – ein Zwischen-Überblick zu den Wiener Festwochen in der taz

Im Land der alten Männer

Wien, 14. Juni 2010. "Theater ist das Land alter Männer und ihrer Fantasien", beginnt Uwe Mattheiss seinen Zwischenbericht von den Wiener Festwochen in der taz (14.6.2010). Diesen Eindruck vermitteln ihm zumindest die langen Abende des Festivals: Robert Lepage rette in "Lipsynch", "einer neunstündigen moralischen Anstalt, ein armes nicaraguanisches Mädchen vergeblich vom Hamburger Strich". Auch Luc Bondy kümmere sich in "Helena" um "gefallene griechische Frauen" und führe noch einmal "den Krieg um die Schönheit". Frank Castorf lote in seiner "Drei Schwestern"-Adaption immerhin "nicht nur weibliche Hysterisierungspotenziale aus", sondern entdecke "die prekarisierten bürgerlichen Intellektuellen als Erben des von Marx und Engels verachteten Lumpenproletariats".

Presseschau vom 10. Juni 2010 – Volksbühnen-Chefdramaturg Rosinski wehrt sich gegen Castorfs Vorwürfe

"Ich habe alles gegeben"

Berlin, 10. Juni 2010. Jetzt spricht der Entlassene: Nachdem Frank Castorf, Intendant der Berliner Volksbühne, gestern in einem Interview eher nebenbei mitteilte, dass er seinen Chefdramaturgen entlassen habe, schießt Stefan Rosinski heute auf allen Kanälen zurück. "Die Vorwürfe von Castorf gegen mich sind unhaltbar", äußert er Birgit Walter und Ulrich Seidler gegenüber in der Berliner Zeitung. "Ich habe alles gegeben, um die Volksbühne wieder auf Kurs zu bringen", verteidigt er seinen Kurs. Währenddessen fahnden die beiden Autoren süffisant nach einem Nachfolger: "Günstiger wäre es, die Chefdramaturgie der Volksbühne gleich abzuschaffen und eine befristete Stelle für einen Sündenbock auszuloben. Wer würde, bei allem, was über Rosinskis unbewiesene Qualitäten als Dramaturg zu sagen wäre, dazu nicht taugen?"

Presseschau vom 9. Juni 2010 – Interview mit Frank Castorf im Berliner Tagesspiegel

Gegen das Seufzen

9. Juni 2010. Frank Castorf hat wieder gesprochen, mit dem Berliner Tagesspiegel. Dort ist heute ein Interview veröffentlicht, dass Peter Laudenbach anlässlich des jüngst in Moskau herausgekommenen Tschechow-Abens Nach Moskau! Nach Moskau!, der demnächst nach Wien und im Herbst nach Berlin weiterzieht, und der Kündigung für Chefdramaturg Stefan Rosinski mit dem Volksbühnen-Intendanten geführt hat.

Presseschau vom 30. April 2010 – Gespräch mit Bibiana Zeller im Wiener Standard

Man hat uns leben lassen

30. April 2010. Für den Wiener Standard hat Renate Graber ein langes Gespräch mit der Burgtheater-Schauspielerin Bibiana Zeller geführt. Sie erzählt darin u.a. von den Privilegien, die die alten Burgtheater-Recken hatten: "Man hatte die Blickrichtung zum Publikum im Vertrag festgeschrieben". Und von den Glacéhandschuhen, die Sie sich als frisch Engagierte kaufte, "das erste was ich tat, als ich an der Burg unterschrieben hatte".

Presseschau vom 16. April 2010 – Interview mit Staffan Valdemar Holm, ab 2011 Intendant in D'dorf

Viel konservativer als die private Wirtschaft

16. April 2010. Im Interview mit Peter Michalzik in der Frankfurter Rundschau von heute kann Staffan Valdemar Holm, ab 2011 Generalintendant in Düsseldorf, nicht genug loben, dass in Deutschland am alten Theatersystem festgehalten werde. In den 90er Jahren hatte Holm in Schweden erlebt, wie das Ensembletheater zerbrach. "Erfahrung und Wissen gingen verloren... Das Theater verwandelte sich in der neoliberalen Phase in ein politisch korrektes Mainstream-Vehikel." Dass er als Ausländer für den Intendantenposten ausgewählt wurde, begreife er als Auftrag, das Theater zu internationalisieren.

Presseschau vom 12. April 2010 – Katrin Bettina Müller über die ersten Berliner Autorentheatertage

Herausforderung auf Augenhöhe

Dem Berliner Theatertreffen, so schreibt heute Katrin Bettina Müller im Berlin-Teil der taz (12.4.2010), sei mit den von Ulrich Khuon aus Hamburg mitgebrachten Autorentheatertagen "eine starke Konkurrenz" erwachsen. Allein schon deshalb, "weil die Autorentheatertage anders als das Theatertreffen ein eindeutiges Kriterium auszeichnet: zeitgenössische, oft sogar neu geschriebene Stücke vorzustellen". Dass nun dem "in seinen Ritualen etwas erstarrten Theatertreffen" eine "Herausforderung auf Augenhöhe" gegenübertritt, könne dem Theaterbetrieb in Berlin nur guttun. Hafte den Gastspielen im Mai stets auch etwas "von einer Gala an, mit der das System Theater seine Erfolge feiert", strahlten die Autorentheatertage, die die Dramatik in den Mittelpunkt stellen, "etwas von einer kollektiven Arbeit aus, einem Ringen um den Sinn und die Weiterentwicklung des Theaters".

Presseschau vom 24. März 2010 – Alexander Haas über den Stand der Debatte ums Kölner Schauspielhaus

Seit Dezember neuer Schwung in der Debatte

24. März 2010. In der taz von heute berichtet Alexander Haas, dass die Debatte über Neubau oder Sanierung des Kölner Schauspielhauses in ihre heiße Phase eingetreten sei. "Alles schnurrt hin auf den 13. April", jenen Tag, an dem der Stadtrat auf einer Sondersitzung tagen wird, weil die Initiative "Mut zu Kultur" mit ihrem Bürgerbegehren gegen den vom Rat im Dezember beschlossenen Neubau erfolgreich war.

Presseschau vom 21. März 2010 – Stefan Keim über das Auslaufen der Bochumer Goerden-Intendanz

Eine gewisse Selbstverliebtheit

21. März 2010. Auf Welt-Online untersucht Stefan Keim noch einmal das Scheitern von Elmar Goerden als Bochumer Intendant, weist aber auch auf Meriten wie die Förderung junger Regisseurinnen von Jorinde Dröse bis Anna Bergmann hin. Insgesamt aber könne Goerden Bochum im Sommer erhobenen Hauptes verlassen.

Presseschau vom 14. März 2010 – Andrea Breth über den vermessenen Beruf des Kritikers

Geistesumnachtet

14. März 2010. In der österreichischen Zeitung Die Presse (14.3.) hat die Regisseurin Andrea Breth im Gespräch mit Norbert Mayer denkbar deutlich ihr grundsätzliches Unbehagen an den Kritikern kundgetan: "Kritiker ist ein vermessener Beruf. Man hört und sieht sich eine Sache, die monatelang vorbereitet wurde, einmal an und bildet sich sofort ein Urteil. Da ist man sowieso auf der Verliererseite. Das ist völlig irrational. Die erste Kunst des Kritikers besteht doch in der Beschreibung. Untergriffe finde ich indiskutabel."

Presseschau vom 10. März 2010 – Matthias Heine trauert ums ehemalige Volksbühnenensemble

Phantomschmerz

10. März 2010. Die heutige Klage über die Zersprengtheit des einstigen Volksbühnenensembles erschallt von Matthias Heine in der Welt. Herbert Fritsch und Astrid Meyerfeldt in Oberhausen, Milan Peschel im Maxim Gorki, Sophie Rois mit Pollesch unterwegs oder in Leipzig, und Kathi Angerer, ach!

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