Die 120 Tage von Sodom - Johann Kresnik will an der Volksbühne mit Pier Paolo Pasolini schockieren
Uiuiui, der traut sich was
von André Mumot
Berlin, 27. Mai 2015. Man hat es ja schon bekanntgegeben. Im Voraus. Damit bloß keiner überrascht ist, wenn's bei Johann Kresniks erster Berliner Anarchosause seit seiner Villa Verdi von 2013 ordentlich zur Sache geht und man womöglich doch mal weggucken muss. "Die Vorstellung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet", hat die Volksbühne wissen lassen. Also wundert man sich nicht, fragt sich höchstens nach einer Weile, ob diese Vorstellung überhaupt für Zuschauer geeignet ist und wenn ja, für welche. Für solche, die sich gern ins Fäustchen lachen und "Höhöhö, das ist jetzt aber ganz schön gewagt" sagen vielleicht. Oder für solche, die sich mit Freuden schockieren lassen und anschließend feststellen, dass sie dringend ihr vom "Konsumfaschismus" korrumpiertes Leben über den Haufen werfen und vielleicht lieber was mit Tanz machen sollten.
Ach, Volk, du obermieses. Eine Revue am Bülow-Wessel-Luxemburg-Platz - Jürgen Kuttner richtet die Feier zum 100. Geburtstag der Volksbühne Berlin aus
Hi-ho-he – Volksbühne!
von Nikolaus Merck
Berlin, 4. Dezember 2014. Was hätte man alles an diesem Geburtstag anfangen können. Erwin Piscator, Bert Brecht und Benno Besson hätten aus ihren Gräbern aufstehen und ein fetziges Rundtischgespräch über ein Episches Theater für das miese Volk hinlegen können, inszeniert von Frank Castorf und René Pollesch. Hans Albers hätte als Liliom von der Schaukel gesungen, darüber brummte der Spielzeughubschrauber, Henry Hübchen tanzte sein Kartoffelsalat-Ballett, Herbert Fritsch wäre mit der Boa Constrictor über die Bühne geflogen. Wir hätten auch im aufgelassenen Narva-Glühbirnen-Werk alle zusammen "Die Ausnahme und die Regel" probieren können, angeleitet von Benno Besson und Christoph Schlingensief mit einem Megaphon oder einfach die Bilder der vielen großen Toten betrachten und dazu mit Christoph Marthaler und dem Murx-Ensemble "Danke" singen können. Heiner Müller hätte an der Zigarre gezogen, und es wäre gut gewesen.
Regie: Christoph Marthaler
Regie: Vegard Vinge / Ida Müller / Trond Reinholdtsen
Regie: René Pollesch
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