The Fairy Queen - Calixto Bieito inszeniert Henry Purcells Semi-Oper kostümbunt in Stuttgart
Hirschgeweih auf der Dornenkrone
von Verena Großkreutz
Stuttgart, 31. Januar 2016. Ausziehen, anziehen, umziehen! Männer rein in die Frauenklamotten: Stilettos, Perücken, Röcke. Frauen raus aus denselben bis auf die Unterwäsche. Dann alle rein ins Tier-Outfit, ob Fuchs, Wolf oder Vogel. Hirschgeweih aufgesetzt! Eine Affenhorde stürmt die Bühne. Hauptsache animalisch. So ist sie halt, die Sexualität. Calixto Bieito inszeniert am Stuttgarter Schauspielhaus Henry Purcells Semi-Oper "The Fairy Queen" von 1692 – frei nach Shakespeares "Sommernachtstraum" – als ein grell-buntes, schön obszönes Musical-Theater – wie es seine Art ist. Fröhlich werden Kostüme und damit Identitäten gewechselt. Wer ist wer? Wer treibt's mit wem? Wer hat die reizendste Unterwäsche und wer den schönsten Arsch? Egal. Sie küssen sich, jeder jeden, sie zittern vor Lust, fallen übereinander her, sie kopulieren, sie prügeln sich.
Die Möwe - Martin Laberenz zeigt in Stuttgart mit Tschechow das absurde Scheitern von Selbstinszenierungen
Übereinander-Rutschen auf glitschigem Grund
von Steffen Becker
Stuttgart, 2. Oktober 2015. Anton Tschechow erreichte seinen Durchbruch als Theaterautor, weil seine Werke als "melancholische Stimmungsdramen" inszeniert wurden. Glücklich war er mit dieser Interpretation nicht. "Dazu habe ich sie nicht geschrieben. Stanislawski war es, der sie so rührselig gemacht hat. Ich wollte etwas ganz anderes. Ich wollte einfach und ehrlich sagen: schaut euch an, seht doch, wie schlecht und langweilig ihr euer Leben führt!", klagte er in einem Brief.
Peer Gynt - Christopher Rüping inszeniert Ibsen mit Edgar Selge und vielen Gegenhäutungen am Schauspiel Stuttgart
Wirf Dich in alle Häute
von Steffen Becker
Stuttgart, 20. Juni 2015. "Wer bin ich und wenn ja, wie viele", lautet eine aktuelle populärphilosophische Frage. Henrik Ibsen hat sie mit "Peer Gynt" schon vor fast 150 Jahren gestellt. Christopher Rüping beantwortet sie in seiner Inszenierung am Schauspiel Stuttgart mit "5 Frauen und ein Promi". Entgegen den Geschlechterhöflichkeiten erwähnen wir ihn zuerst. Edgar Selge spielt die Hauptfigur (die meiste Zeit zumindest) und zunächst denkt man, der Beginn der Aufführung sei der Huldigung an den Star geschuldet. Attraktive, junge Frauen hauchen ehrerbietig "Peer Gynt" ins Mikro und eine Wand nach der anderen wird beiseite geschoben. Bis schließlich ein laut Regieanweisung "kräftig gebauter Mensch von Anfang 20" die Bühne betritt.
Regie: She She Pop
Regie: Jan Gehler
Regie: René Pollesch
Regie: Armin Petras
Regie: Anna Drescher, Jan Koslowski, Sebastian Martin, Sarah Schmid
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