Der Idiot – Matthias Hartmann sucht am Staatsschauspiel Dresden in Dostojewskis Roman nach der glückhaften Harmonie des Leidens
Den ehrlichen, leidenden Menschen erkennen
von Hartmut Krug
Dresden, 16. Januar 2016. Lichterscheinungen und zischelnde Geräusche peinigen Fürst Myschkin, der ganz allein vor den grauen Wänden einer schmalen Bühne steht. Der Epileptiker durchlebt seinen Anfall nicht nur als Pein, sondern er fühlt Kopf und Herz bewegt von höchstem Selbstempfinden und empfindet glückhafte Harmonie. Mit diesem Glücksmoment erklärt in einer vorangestellten Eingangsszene Regisseur Matthias Hartmann das Verhalten dieses "Fürst Christus", als den Dostojewski den Protagonisten seines Romans "Der Idiot" in einem Entwurf bezeichnete und mit dem er die "Darstellung eines wahrhaft vollkommenen und schönen Menschen" versuchte.
Morgenland - Die Bürgerbühne des Dresdner Staatsschauspiels erzählt Pegida, wovor sie Angst haben
Tausendundein Klischee
von Michael Bartsch
Dresden, 29. November 2015. Am Samstag Abend hat Volker Lösch auf der Bühne des Dresdner Staatsschauspiels mit seiner Max Frisch-Inszenierung Graf Öderland/Wir sind das Volk ätzend gegen Pegida polemisiert, am Sonntag Abend geht die Bürgerbühne des Staatsschauspiels mit "Morgenland" unerwartet in die Charmeoffensive. Dem rassistischen "Dschihad-Reflex" gegen Menschen mit schwarzen Haaren, dunklem Teint und einer Sprache, die irgendwie nach "Allahu akbar" klingt, haben die Blutbäder von Paris wohl Wasser auf die Mühlen gegeben. In Dresden setzen nun sieben Akteure und vier Musiker solchen Vorstellungen einen heiteren Grundkurs Arabistik entgegen, der unter anderem zeigt, mit welch locker-emanzipiertem Gestus sowohl Eingebürgerte als auch Flüchtlinge sich selbst zum Besten haben können.
Graf Öderland / Wir sind das Volk - Volker Lösch und der Dresdner Bürgerchor fühlen am Staatsschauspiel der Stadt auf den Zahn
Pegida, zieh dich warm an!
von Wolfgang Behrens
Dresden, 28. November 2015. Angsttraum eines Kritikers: Man reist zur Premiere nach Dresden, und schon vom elbseitigen Eingang des Zwingers hört man die Rufe: "Linke Bazillen!" "Lügenpresse!" "Theaterfuzzis raus!" Vor dem Schauspielhaus hat die Polizei alle Hände voll zu tun, den Zuschauern sicheres Geleit ins Foyer zu gewähren, Pöbeleien, Handgreiflichkeiten... Tatsächlich kommt es anders, von der Horrorvision – war sie ein heimlicher Wunschtraum, beseelt von der Hoffnung auf die grundstürzende Bedeutung des Theaters? – ist in der Realität rein gar nichts übrig. Kein Pegida-Anhänger, nirgends. Entspannt plaudernd begibt sich das Premierenpublikum in den Saal, man ist gewissermaßen unter sich. Es liegt fast so etwas wie Vorfreude in der Luft, denn gleich wird Volker Lösch, die Speerspitze des politischen Bürgerchor-Theaters, zum großen Schlag ausholen. Pegida, zieh dich warm an!
Regie: Frank Van Laecke und Alain Platel
Regie: Enrico Lübbe
Regie: Philipp Preuss
Regie: Armin Zarbock, Susanne Bolf, August Geyler, Claudius Bruns
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