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Auszeichnung für Kurzfilmtage-Leiter Lars Henrik Gass

29. April 2024. Die Ernst-Cramer-Medaille für besondere Verdienste um die deutsch-israelischen Beziehungen geht in diesem Jahr an Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Das teilt die Deutsch-Israelische-Gesellschaft e.V. mit.

Gass habe Flagge gezeigt für Menschlichkeit und gegen Judenhass, als der jüdische demokratische Staat und seine Menschen vom eliminatorischen Antisemitismus der Hamas angegriffen wurden, heißt es in der Begründung. "Wer die Diskussion um die documenta und den Israelboykott im Kulturbetrieb verfolgt hatte, weiß, dass diese humanistische Klarheit nicht ohne Risiko war."

Der Leiter der Kurzfilmtage wird offen angefeindet, seit einem Facebook-Posting vom 20. Oktober 2023 mit dem Aufruf zur Soli­darität mit den Opfern auf dem Account des Festivals. Im November forderten ihn daraufhin 1800 Mitglieder der "international film community" auf, dass er sich von seiner Stellungnahme distanziere. Als er sich weigerte, hagelte es zahlreiche Festival-Absagen, Rücktrittforderungen und Boykottaufrufe.

Die Situation rekapituliert Gass in einem Interview, das heute in der taz erschienen ist. Am Mittwoch startet das Festival in seiner 70. Ausgabe, Gass leitet es seit 1997.

Die Verleihung wird am Samstagabend, dem 8. Juni 2024, im Rathaus der Freien Hansestadt Bremen stattfinden. Die Laudatio hält der der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar.

(deutsch-israelische-gesellschaft.dekurzfilmtage.de / sik)

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Lars Henrik Gass: Großer Verdienst
Das eigentlich Traurige besteht darin, dass es des politischen Skandals bedarf, damit die hervorragende Arbeit von Lars Henrik Gass und seine Verdienste um den Kurzfilm gewürdigt, ja überhaupt erwähnt werden. Die Kurzfilmtage Oberhausen wurden vor 70 (!) Jahren von Hilmar Hoffmann gegründet, jenem Ausnahmepolitiker, der "Kultur für alle" propagiert hat. Heute scheint der Wahlspruch zu gelten: Kultur für niemand, es sei denn, sie oder er hätte die richtige Gesinnung. Boykott ist das Wort der Stunde. Hilmar Hoffmann, Lars Henrik Gass und manche andere bekannten sich, ganz im Gegensatz zur Verhinderung, zum Ermöglichen. Wo bleibt der Fortschritt, den wir uns einst erhofft hatten? Ist das Verschwinden der Träume von damals eher ein Grund für Optimismus als für Depressionen? Wohl kaum. Es ist zum Heulen. Und herzlichen Glückwunsch, Lars Henrik Gass.
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