meldung

Heidelberger Stückemarkt: Autor*innenpreis 2024 vergeben

5. Mai 2024. Der Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarkts geht in diesem Jahr an Arad Dabiri für sein Stück "DRUCK!" und den Text "2x241 Titel doppelt so gut wie Martin Kippenberger" des Kollektivs Frankfurter Hauptschule. Das teilt das Theater Heidelberg mit, das den Stückmarkt seit 1984 jährlich ausrichtet. 

Die Jury entschied, den mit 10.000 Euro dotierten Autor*innenpreis zu teilen und somit zwei Stücke gleichermaßen zu würdigen. Der Jury gehörten in diesem Jahr der Dramatiker Emre Akal, die Kritikerin Cornelia Fiedler, die Dramaturgin Elvin İlhan, die Regisseurin Bernadette Sonnenbichler und der Leitende Heidelberger Schauspieldramaturg Jürgen Popig an. 

Die Jurybegründung

"Die Thematik 'DRUCK!' ist aktuell, tiefgreifend und von großer Relevanz", heißt es in der Jurybegründung unter anderem. Arad Dabiri gelinge es auf beeindruckende Weise, "die komplexen Dynamiken unserer Gesellschaft, ausgehend von Rassismen und Klassismen, zu beleuchten und dabei sowohl die individuellen als auch die strukturellen Herausforderungen unserer Zeit zu reflektieren." Der Text des Kollektivs Frankfurter Hauptschule lebe "von der Spannung zwischen der Erwartung und dem Unerwarteten, zwischen dem Konventionellen und dem Revolutionären. Er zeigt uns eindrucksvoll, wie durch gemeinsames, kreatives Arbeiten die Vorstellung von Text, Kunst und Performance neu definiert werden kann und muss." 

Arad Dabiri wurde 1997 in Wien geboren und studiert Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Sein Roman "Drama" erschien 2023 und wurde als bester Debütroman mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. "DRUCK!" entstand 2023 im Rahmen des Drama Lab der Wiener Wortstaetten.

Die Frankfurter Hauptschule ist ein zwanzigköpfiges Kollektiv, das sich an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main zusammenfand. Seit 2013 erforscht die Gruppe ihrer Eigenbeschreibung zufolge "Kunst- und Schmerzgrenzen im Stresstest des öffentlichen und medialen Raums". Seit dem Wintersemester 2021/22 lehrt das Kollektiv an der Universität der Künste Berlin.

Mit Aras Dabiri und der Frankfurter Hauptschule traten außerdem Lars Werner, Leonie Ziem, Julie Guigonis und Anaïs Clerc im Wettbewerb um den Autor:innenpreis an.

Jugendstückepreis, Nachspielpreis

Neben dem Autor:innenpreis vergibt der Heidelberger Stückemarkt weitere Preise. Leonie Ziem erhielt für ihr Stück "Kind aus Seide" den SWR-Hörspielpreis. Der Jugendstücke-Preis geht an die multimediale Revue "Erik*a" mit Texten von Theresa Seraphin, die an der Schauburg München uraufgeführt wurde. Die Auszeichnung ist mit einer Einladung in das Rahmenprogramm der Mülheimer Theatertage 2025 verbunden.

Den Nachspielpreis gewinnt in diesem Jahr David Böschs Inszenierung des Stücks "Fischer Fritz" von Raphaela Bardutzky am Landestheaters Linz. Der Preis ist mit einer Gastspieleinladung ins Rahmenprogramm der Autor:innentheatertage 2025 am Deutschen Theater Berlin verbunden. Den internationalen Autor:innenpreis, der im Rahmen des Gastland-Schwerpunkts vergeben wird, erhält Alex Chigvinadze für sein Stück "Wer klopft?". 

(Theater Heidelberg / sle)

Hinweis: In einer ersten Fassung der Meldung hieß es fälschlicherweise, der Preis sei zum ersten Mal in der Geschichte des Stückemarkts auf zwei Preisträger aufgeteilt worden. Der Fehler wurde korrigiert.

mehr meldungen

Kommentare  
Heidelberger Stückemarkt: Geschichte wiederholt sich
Heidelberg, 12. Mai 2008. Die 1983 im georgischen Tiflis geborene Dramatikerin Nino Haratischwili und der 1978 im baden-würtembergischen Ravensburg geborene Dramatiker Philipp Löhle teilen sich den diesjährigen Autorenpreis des 25. Heidelberger Stückemarkts.

Damit gibt es erstmals in der Geschichte des Stückemarktes zwei Gewinner des insgesamt mit € 10. 000 dotierten Hauptpreises: die in Hamburg lebende Nino Haratischwili siegte mit ihrem Stück "Liv Stein" , Löhle mit "Lilly Link oder Schwere Zeiten für die Rev...".
Heidelberger Stückemarkt: Halbiert
... Also ist der Preis faktisch halbiert worden. Bei 2 Gewinnern müssten ja sonst für den zweiten 1. Platz spontan 10 000,- € draufgelegt worden sein. So hat die Jury zum zweiten Mal in der Geschichte des Stückemarktes entschieden, zwei AutorInnen nur halb zu würdigen.
Heidelberger Stückemarkt: Halbwürdigung
Nicht nur, dass die Jury entschieden hat, zwei Autor:innen halb zu würdigen. Sie hat sich auch entschieden, eine "lustige" Reproduzierung von rechten Parolen auszuzeichnen.
Heidelberger Stückemarkt: Nachfrage
#3 Marien: Was meinen Sie denn damit?
Heidelberger Stückemarkt: Antwort auf Nachfrage
Guten Tag Herr Gieselmann,
diese Gruppe hat lang in einem Chat Titel für Kunstwerke gesammelt. Diese dann sortiert. Einige sind kontrovers, manche vielleicht verstörend ("Aids ist auch nicht mehr das was es mal war") usw. Manche reproduzieren Nazi-Sprech oder menschenverachtende Ideen. Darauf angesprochen wussten sie nicht so recht was zu antworten. Manche Sachen, wie über Hannah Arendt z.B., hätte man nach dem 07.10. vielleicht nochmal anschauen sollen, sagten sie.
Die Gruppe arbeitet immer wieder mit Grenzüberschreitung und deutscher Nazi-Geschichte, udn bekommt Hassbriefe aus Neonazikreisen etc.

Man kann das gut nachsehen hier, wenn der link geht https://vimeo.com/event/4238965?fbclid=PAZXh0bgNhZW0CMTEAAaZb6d3qAJ5JfPWyevW5l1cSOeRyXQKkAhmCPI3jh-dBqZmxq_uIJU1Hjm0_aem_AR9RJyikPt8494opS92nvQn8ThMvaOF4WNWp25fc3XrLZTK6lJbci-Il2PC1EGwSSv_A-9fnqVAArFzMxHSB5RRc
Heidelberger Stückemarkt: Danke!
Danke für das Posten des Vimeo-Links. Da kann man sich doch selbst ein gutes Bild machen. Meine Meinung: Verstörend ist daran nichts. Und ich hoffe doch, das auf der Bühne auch in Zukunft mehr stattfindet, als Utopie-Sprech, Realitätsverweigerung und zaghaftes Streichel-Theater.
Kommentar schreiben