Drei Mal Leben - Berliner Ensemble
Sieg des Systems
von Michael Wolf
Berlin, 16. Januar 2020. Andrea Breth will die Bühne gar nicht mehr verlassen. Während die meisten Regisseure sich – sei es aus Schüchternheit, sei es aus Koketterie – nur einmal kurz mit ihren Ensembles verbeugen, bleibt sie inmitten ihrer Spieler stehen, schubst sie einzeln an die Rampe, applaudiert selbst dem Publikum eifrig. Da scheint sich jemand ehrlich zu freuen, wieder zurück zu sein. Breth war in den Neunzigerjahren künstlerische Leiterin der Schaubühne, wechselte dann nach Wien, wo sie die letzten zwanzig Jahre regelmäßig am Burgtheater arbeitete. Damit ist nun, da Martin Kušej die Burg leitet, Schluss. Nach Berlin mitgebracht hat Breth einen Nestroy für ihr Lebenswerk und Yasmina Rezas Stück "Drei Mal Leben".
Stunde der Hochstapler - Berliner Ensemble
Ringelpiez mit Rüsseltieren
von Frauke Adrians
Berlin, 14. Dezember 2019. Der Stücktitel stapelt tief: In Wahrheit dauert "Stunde der Hochstapler" nicht eine Stunde, sondern fast zwei. Eine hätte aber auch gereicht. Das Stück hinter dem Titel ist wie ein Sammelsurium witzig gemeinter Ideen, die vermutlich bei Alexander Eisenachs Inszenierung von Thomas Manns Felix-Krull-Romanfragment am Berliner Ensemble übriggeblieben sind und weder mit Krull noch mit Mann noch mit Hochstapelei sonderlich viel zu tun haben.
Baal - Berliner Ensemble
Fühl, Baal!
von Elena Philipp
Berlin, 6. September 2019. Da steht der Unhold. Après le déluge, nach der Sintflut, wie es bei seinem Autor heißt: Baal hat eben die Geliebte seines Schützlings Johannes entjungfert. Auf deren Frage, "hast du mich lieb?", antwortet er erbarmungslos entnervt, er habe es (oder vielmehr: sie) satt. Denn noch schwelgt Brechts amoralischer Wüstling mit den lyrischen Empfindungen hemmungslos in weißen Leibern. Von bürgerlichen Sittenvorstellungen lässt er sich zu brutalen Transgressionen anstacheln. Hässlich und brutal, wirkt er unwiderstehlich anziehend. Stefanie Reinsperger ist dieser Baal und steht nun also da. Beobachtet, wie Johannes von seiner ruinierten Johanna Abschied nimmt: Judith Engel, in Ersan Mondtags "Baal" ebenso crossgender besetzt wie Reinsperger und Kate Strong als Eckart, berührt – bleich, schmal und verzehrt – Emma Lotta Wegners Gesicht. Und Baal, der böse Baal, der asoziale, weint. Flennt, haltlos sentimental! Wie kann das sein?
Regie: Árpád Schilling
Regie: Lars-Ole Walburg
Regie: Frank Castorf
Regie: Christina Tscharyiski
Regie: Simon Stone
Regie: Thomas Bo Nilson und Julian Wolf Eicke
Regie: Ola Mafaalani
Regie: Antú Romero Nunes
Regie: Leander Haußmann und Sven Regener
Regie: Nicolas Charaux
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