NRW-Ministerpräsident sagt Ruhrtriennale-Teilnahme ab
Nicht von der Kunstfreiheit gedeckt
7. August 2018. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wird dem Kulturfestival "Ruhrtriennale" in diesem Jahr fernbleiben. Das berichten diverse Medien, darunter die WAZ. Der Ministerpräsident habe vor einiger Zeit entschieden, weder am offiziellen Empfang mit der neuen Intendantin Stefanie Carp noch an einer Aufführung teilnehmen zu wollen.
Den Berichten zufolge will Laschet mit seiner Absage auch ein Zeichen in der seit Wochen andauernden Antisemitismus-Debatte rund um die Ruhrtriennale und die Ein- , Aus- und Wiedereinladung der BDS-nahen schottischen Band "Young Fathers" setzen. Antisemitische oder das Existenzrecht Israels in Frage stellende Aktionen sehe der Ministerpräsident nicht von der Kunstfreiheit gedeckt. Laschets Absage wird von den Medien in NRW als "bislang einmaliger Vorgang" gewertet, da das Land Mitgründer und nennenswerter Geldgeber der Ruhrtriennale sei. Bereits vor einigen Tagen hatte Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen "aus terminlichen Gründen" ihre Teilname an der Festivaleröffnung abgesagt, wie der NRW-Politblog Die Ruhrbarone berichtete. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung weist Stefanie Carp Kritik von sich. Die Debatte sei "übertrieben" und "unverhältnismäßig".
(WAZ / Deutschlandfunk / ruhrbarone.de / sle)
Stefanie Carp im Interview mit der Süddeutschen Zeitung – Presseschau (9.8.2018)
NRW-Ministerpräsident sagt Ruhrtriennale-Teilnahme ab – Meldung (7.8.2018)
Israelische Botschaft kritisiert Ruhrtriennale – Meldung (3.8.2018)
"Es ging um meine Glaubwürdigkeit" – Interview mit Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp (7/2018)
Konflikt um Ruhrtriennale-Einladung der Band "Young Fathers" – Meldung (6/2018)
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Ich fuhr fort: "Dieses bemerkenswerte Dokument brachte die Verpflichtung zum Ausdruck: "Der Staat Israel wird sich der Entwicklung dieses Landes zum Wohle aller Menschen widmen; er wird auf den Prinzipien der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens gegründet sein, geleitet von den Visionen der Propheten Israels; er wird allen seinen Bürgern die vollen gleichen, sozialen und politischen Rechte gewähren, ungeachtet der Unterschiede in religiösem Glauben, Rasse oder Geschlecht; er wird die Freiheit der Religion, des Gewissens, der Sprache, der Bildung und der Kultur gewährleisten."…
70 Jahre später hat die israelische Regierung ein neues Gesetz verabschiedet, das den Grundsatz der Gleichheit und universellen Werte durch Nationalismus und Rassismus ersetzt...
Passt der Zustand der Besatzung und der Herrschaft über ein anderes Volk zur Unabhängigkeits-erklärung? Macht eine Unabhängigkeit des einen auf Kosten der Grundrechte des anderen irgendeinen Sinn?
Kann sich das jüdische Volk, dessen Geschichte von fortwährendem Leid und unerbittlicher Verfolgung zeugt, gleichgültig gegenüber den Rechten und Leiden eines Nachbarvolkes verhalten?
Kann sich der Staat Israel einen unrealistischen Traum von einem ideologischen Ende des Konflikts erlauben, statt einen pragmatischen, humanitären auf sozialer Gerechtigkeit beruhenden Weg zu verfolgen?…
Doch seit 2004 hat sich nichts wirklich geändert. Stattdessen haben wir jetzt ein Gesetz, das den Rang der arabischen Bevölkerung als Bürger zweiter Klasse bestätigt. Es ist daher eine sehr klare Form der Apartheid.
Ich glaube nicht, dass das jüdische Volk mehr als 20 Jahrhunderte hindurch hauptsächlich unter Verfolgung und andauernden Grausamkeiten überlebt hat, nur um nun selbst zu Unterdrückern zu werden und anderen Grausamkeiten zuzufügen. Dieses neue Gesetz tut genau das.
Deshalb schäme ich mich heute, ein Israeli zu sein.
Daniel Barenboim
http://www.palaestina-portal.eu/Anlagen/Barenboim%20-%20eine%20sehr%20klare%20Form%20der%20Apartheid,%20Juli-18.pdf
(Daniel Barenboim ist Generalmusikdirektor der Scala, der Berliner Staatsoper und der Staatskapelle Berlin. Zusammen mit dem verstorbenen Edward Said war er Mitbegründer des West-Östlichen Diwan Orchester, eines in Sevilla ansässigen Orchesters junger arabischer und israelischer Musiker.)
In Sachen Antisemitismus kommen hierzulande noch allerlei historisch bedingte neurotische Verknotungen hinzu. Statt diese Neurosen zum Maßstab des Handelns (oder schlimmer noch, zur Grundlagen eines vermeintlichen politischen Denkens) zu machen, sollten sich manche Deutsche lieber in Therapie begeben oder unter verschärfte Selbstbeobachtung stellen.
Aber zurück zu Barenboim: #1, Was hat Barenboims Statement mit dem Fall Ruhrtriennale zu tun? Nichts! Barenboim wendet sich gegen die Politik seines Landes. Das ist sein demokratisches Recht. Seine Pflicht vielleicht sogar auch. Was aber möchte uns Kommentator #1 sagen, wenn er das unter die Meldung mit der Absage Laschets postet? Laschet sagt auf Grund der destaströsen Indifferenz / Ignoranz der Ruhrtriennal-Leitung einer politischen Bewegung gegenüber ab, deren extremistischer Flügel dem Staat Israel das Existenzrecht abspricht, und deren "gemäßigtere" Teile immer wieder großen Druck auf Künstler und Institutionen ausüben, die in irgendeiner Weise mit Israelis oder Juden zusammenarbeiten, an Veranstaltungen oder Konferenzen teilnehmen wollen, an denen auch Israelis mitwirken. Diese Bewegung arbeitet an der Verhärtung der Fronten und hat an Dialog kein Interesse, im Gegenteil: Leute, die auf kultureller oder wissenschaftlicher Ebene diesen Dialog suchen, werden bedroht und unter Druck gesetzt. Soll die Tatsache, dass Barenboim die Politik seines Landes kritisiert, das rechtfertigen? Laschets Absage ist kein Statement zur israelischen Politik, sondern zur Unfähigkeit der Ruhrtriennal-Intendanz, verantwortlich zwischen demokratie-fähigen und antidemokratischen Bewegungen zu unterscheiden. Was will uns Kommentator 1 also überhaupt sagen, wenn er hier Barenboim für sich sprechen lässt? Hat er in der Sache überhaupt etwas zu sagen? Das ist doch schlimm.
"Laßt mich in Eu´rem Bunde sein der Dritte"
Die Kunst ist die Krönung der menschlichen Schöpfung und könnte "das (angstbesiegende) Ende allen Schreckens" sein
Noch ein Zitat von Stegemann dazu: „Der Vorwurf des Ressentiments ist heute der bevorzugte Ausdruck für den Rassismus der Eliten gegen alle, die gegen sie revoltieren.
Bernd Stegemann wiederum weiß, dass man auch ihn einfach ganz undialektisch in die rechte Ecke stellen könnte. Er sagt, er habe keine Angst mehr vor einer Diffamierung. Er finde, dass der rechte Populismus nur ein „Aufschrei in der Zersplitterungsdynamik“ globalisierter Gesellschaften darstelle."
https://www.tagesspiegel.de/politik/sammlungsbewegung-von-wagenknecht-und-lafontaine-linke-dialektik-gegen-rechte-parolen/22639918.html
Arme Intendantin! Deren gute Arbeit über den Umgang mit diesem Thema völlig untergeht.
Armes NRW! Wenn ein MinPrä so wenig diskursfähig ist, dass ernicht kommen traut.
Arme Kunst! Die Politik so nötig hat.
Spätestens zur Venedig Biennale oder dem Filmfestival Cannes- zwei Beispiele mit israelischen Pavillons- findet ein kollektiver Protesturlaub statt. Mit "Gewissensbissen" werden ausschliesslich kleinere Initiativen belästigt.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/william-kentridge-eroeffnet-die-ruhrtriennale-unbekanntes.1013.de.html?dram:article_id=425118
Moshe Zuckermann:
"Dazu eine generelle Randbemerkung: Es ist zwar müßig und doch immer wieder erforderlich, nachzuweisen, dass Antizionisten (mitunter auch Israelkritiker) zwar von Antisemitismus angetrieben sein können, Antisemitismus, Antizionismus und Kritik an Israel jedoch strikt voneinander zu unterscheiden sind, wenn man nicht in die Falle hineintappen möchte, den Antisemitismus-Vorwurf heteronom zu funktionalisieren. Antizionistisch eingestellte (orthodoxe oder kommunistische) Juden sind nicht ihrer Gesinnung wegen schon antisemitisch; ausgepichte Antisemiten können sich ohne Weiteres als prozionistische Israelfreunde erweisen; Israelkritiker – jüdisch oder nicht – dürfen den Anspruch erheben, nach dem Sachgehalt ihrer Kritik und nicht anhand fremdbestimmter Zuschreibungen beurteilt zu werden. Müßig ist es aber deshalb, dies Selbstverständliche immer wieder hervorzuheben, weil der Antisemitismus-Vorwurf längst schon zur ideologischen Waffe verkommen ist, mit der jegliche Kritik an Israel entschärft werden soll, wenn sie ans Eingemachte geht: an die nicht mehr von der Gesamtausrichtung des zionistischen Staates zu trennende Politik, welche nicht nur das an den Palästinensern begangene historische Unrecht perpetuiert, sondern den zionistischen Staat selbst in den historischen Abgrund treibt. Mit dem Antisemitismus argumentierende Israelapologeten verkennen dabei vollends, dass sie einer Politik das Wort reden, die deshalb als antizionistisch zu werten ist, weil sie den geschichtlichen Fortbestand des zionistischen Staates, mithin des gesamten zionistischen Projekts, im Innersten infrage stellt."
Hier der ganze Text: https://www.nachdenkseiten.de/?p=40364
Moshe Zuckermann ist ein israelischer Soziologe und Professor für Geschichte und Philosophie an der Universität Tel Aviv.
Seit 2009 ist er wissenschaftlicher Leiter der Sigmund-Freud-Privatstiftung in Wien.
Aber, ich halte das nicht für sinnvoll.
Wie es nicht „die Araber“ oder „die Palästinenser“ gibt, gibt es auch nicht „die Juden“ oder „die Israelis“, die ich pauschal unter dem Begriff „Israelkritik“ (häufig mit dem Zusatz das muss erlaubt sein) attackieren darf.
Also bitte, kritisieren Sie die Vorgänge, die Sie an den Entscheidungen der Regierung Israels haben weiterhin differenziert. Vielleicht entdecken Sie ja auch bei den politischen Gegnern, dass ein oder andere Kritikwürdige. Die Zusammenhänge im Nahen Osten sind ja sehr komplex und der Begriff „Israelkritik“ ist ein sehr verallgemeinerndes Wort und bietet soviele Bedeutungsmöglichkeiten, dass man sich die Zeit zur Differenzierung nehmen sollte. Müssig, aber notwendig.
Die Methodik des BDS ist ein eigenes, noch nicht ganz erforschtes Thema und Bedarf sicherlich noch einer genaueren Aufarbeitung.
Erfüllungsgehilfe der Exekutive versteht, fällt nicht zugunsten des Deutschen aus.
Nein. So ist es eben nicht. Es ist ein Land, dass sich seit Jahrzehnten fortgesetzt Angriffen ausgesetzt sieht, manchmal hat man den Eindruck beinahe täglich, so dass wir diesen Zustand, den wir selber niemals hinnehmen würden, schon als gewöhnlich und normal, ja sogar begründet empfinden, denn die israelische Politik ist die eines Aggressors und zugleich jüdisch, so unsere lapidaren Formeln, die immer wieder zeigen, wie sich Antisemitismus in die Worthülsen der Israelkritik einhüllt. Und nun wird also der Begriff Apartheid nach Israel transferiert, damit dieser Staat endgültig als ein Konstrukt da steht, welches man stürzen muss, wie es einst in Südafrika geschah. Fehlt nur noch ein Mandela. Aber der wird sich schon unter den Besserwissenden finden und heißt vielleicht vorläufig Barenboim.
Und selbstverständlich halten viele in Mitteleuropa die Lösungen längst in der Hand. Es liegt einfach an der Mentalität dieser "Völker" da im Nahen Osten, so klingt oft die Straßenmeinung, die denken eben alle "arabisch" und "jüdisch" und eben nicht deutsch, nicht europäisch genug.
Es ist doch Unsinn zu meinen, dass alle Israelis das Leid anderer Gruppen und ihre Rechte nicht anerkennen würden und wollten, weil in der Knesset ein Gesetz beschlossen wurde, dass unserem Mainstream nicht entspricht und für das eine demokratische Mehrheit organisiert werden konnte, die schon bald wieder kippen könnte. Und natürlich sind "wir alle" soviel weiter, dass wir einen Staat, der sich über eine Religion und Zugehörigkeit zu einer Gruppe definiert, nicht mehr akzeptieren können, auch wenn wir selbst nicht in der Lage sind dieser Gruppe im eigenen Land hinreichenden mentalen Schutz zu gewähren und alle ihre Einrichtungen fast pausenlos nur unter Polizeischutz existieren können, trotzdem kennen "wir" die Lösung für all ihre Probleme. und das wäre dann wohl ein säkularer Staat nach unserem Vorbild. Da kann man wirklich nur leise Lächeln und sagen: Die Besserwisser haben mal wieder praktisch gar nichts verstanden.
"BDS steht – in der deutschen Übersetzung – für „Boykott, Desinvestition, Sanktionen“. Es handelt sich dabei um eine von mehr als 170 palästinensischen Nichtregierungsorganisationen ins Leben gerufene Kampagne. Im Gründungsaufruf vom Juli 2005 werden drei Kernziele formuliert: Das Ende der Besetzung und Besiedelung „allen arabischen Landes“ durch Israel und der Abriss der Grenzmauer, die Durchsetzung der (in demokratischen Rechtsstaaten eigentlich obligatorischen) rechtlichen Gleichstellung aller Bürger – also auch der Palästinenser mit israelischem Pass – und das volle Rückkehrrecht für alle seit 1948 vom heutigen Staatsgebiet Israels vertriebenen Palästinenser.
Diese Forderungen von BDS stehen in weitest gehendem Einklang mit dem gültigen Völkerrecht und einigen Resolutionen, die die Generalversammlung der Vereinten Nationen seit 1948 zur Palästinafrage verabschiedete. "
https://derkulturpolitischereporter.wordpress.com/2018/08/10/er-kann-es-nicht-mehr-richtig-machen/
"Die Ruhrtriennale werde international kuratiert, deswegen müsse man auch unterschiedliche Perspektiven zulassen. Antisemitismus in Werken gehe natürlich nicht - die Young Fathers hätten sich aber klar davon distanziert. "Mir geht der ganze Populismus in dieser Debatte auf die Nerven", so Carp."
https://www1.wdr.de/radio/wdr3/ruhrtriennale-gesamt100.html
Abraham Melzer schreibt: „Ich empfinde es als eine Verharmlosung der Nazi-Verbrechen und des Antisemitismus ganz allgemein, wenn man die BDS-Losung Israel zu boykottieren mit der niederträchtigen, rassistischen Losung der Nazis ‚Kauf nicht bei Juden‘ vergleicht, bzw. gleichsetzt … Die Nazis wollten ein ganzes Volk vernichten. BDS will ein Volk befreien. Es ist das Recht der unterdrückten Palästinenser sich gegen ihre Unterdrückung zu wehren.“
Stefanie Carp äußerte sich heute in der Süddeutschen Zeitung dazu so: "Der BDS ist in vielen Ländern, etwa in Belgien, satisfaktionsfähig. In Deutschland ist das dagegen anders. Aber dann müsste ich irgendwann ein rein deutsches Festival machen – und kein internationales." (siehe Einladung von Dercon von Kate Tempest in die VB)
https://www.rf-news.de/2018/kw32/hetzkampagne-gegen-die-ruhrtriennale-wb
"Das Thema Antisemitismus ist politisch zu ernst, als das man es der zionistischen Lobby und deren Helfershelfern (Sayanim) überlassen sollte (1) . Einige Vertreter dieser Lobby verfahren nach dem Motto: „Wer Antisemit ist, bestimme ich.“
Antisemitismus ist das Vorurteil oder der Hass auf Juden wegen ihres Jude-seins. Da diese „primäre“, plumpe Form heutzutage weltweit geächtet ist, haben die diversen israelischen Regierungen und die mit ihr aufs engste kooperierende Israellobby Surrogate in Form neuer Spielarten oder Elementen des Antisemitismus ausgemacht. Zum Beispiel den sekundären Antisemitismus, der sich aus dem Schamgefühl und der Verdrängung über die Verbrechen am europäischen Judentum speist.
Das Meisterstück dieser Manipulation wurde mit einer so genannten Dokumentation „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“ erreicht. Dieser Beitrag ist deshalb so erschütternd, weil Arte und der WDR sich dem Druck der zionistischen Lobby beugen und diesen Propagandastreifen, der von der israelischen Hasbara nicht perfekter hätte produziert werden können, trotz schwerwiegender Bedenken und zahlreicher journalistischer Mängel, doch noch ausstrahlen mussten. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn gab in seinem „Verhör“ mit Michael Wolffsohn zu, dass eine monatelange Kampagne dieser erzwungenen Ausstrahlung vorausgegangen war.
Früher war ein Antisemit jemand, der Juden nicht mochte. Heute ist ein Antisemit jemand, den manche Juden nicht mögen. Aufgrund der militärischen und politischen Macht seit der Staatsgründung Israels im Mai 1948 können einige exponierte Zionisten behaupten: „Wer Antisemit ist, bestimmen wir.“ Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Kritiker des israelischen Besatzungsregimes Jude oder Nicht-Jude ist. Beide Gruppen werden verleumdet und des „Antisemitismus“ oder des „jüdischen Selbsthasses“ bezichtigt. Die an Israels Politik geübte Kritik wird als „antisemitisch“ bezeichnet, Kritik am Zionismus ebenfalls. Ein Antizionist, der diese Ideologie kritisiert, ist selbstredend auch ein „Antisemit“. Die israelische Regierung und die diversen Israellobbies in den USA und den EU-Staaten haben zur Inflationierung und damit zur Entwertung des Begriffs „Antisemitismus“ maßgeblich beigetragen, indem sie wahllos jeden Kritiker Israels mit dieser Verleumdung überziehen. Eine exakte Begriffsbestimmung zeigt, was Realität und was Propaganda ist.
Seit 2008 existiert das "International Jewish Anti-Zionist Network". Darüber hinaus gibt es in fast allen europäischen Ländern, den USA und Kanada "Jewish Voices for Peace"-Gruppen. Zusammen mit Millionen von Antizionisten kritisieren sie die brutale Besatzungspolitik, die Unterdrückung und die Verletzung der Menschenrechte der Palästinenser und verlangen ein Ende der Besatzung. Diese Ziele will auch die BDS-Bewegung erreichen, die von der zionistischen Israellobby in Verbindung mit einigen Regierungen auf das Schärfste verleumdet und als "antisemitisch" gebrandmarkt wird, obgleich zigtausende jüdischer Bürger diese Bewegung unterstützen
Zionismus und Antisemitismus müssten eigentlich die größten Feinde sein. Das Paradoxe jedoch ist, dass es ohne den Antisemitismus keinen Zionismus gäbe. Beide Rassismen bilden die zwei Seiten einer Medaille. So schrieb bereits Theodor Herzl, der Begründer des Zionismus, dass "die Antisemiten unsere Verbündeten und Freunde" sein werden. (8).
https://www.rubikon.news/artikel/der-neue-antisemitismus
Es lohnt sich, den ganzen Artikel zu lesen, wenn man nicht den Populismus befeuern möchte.
Auch spannend, daß Sie einen so ausgewogenen und überlegten Text wie den von Herrn Grabowski (derkulturpolitischereporter) hernehmen und nur die genehmen Passagen aus der Einleitung zitieren. Er beschreibt nämlich recht übersichtlich, wo das Problem liegt, wo die Grenze zum Antisemitismus gesehen wird und -last but not least- verwehrt sich explizit der Besserwisserei.
Ich habe das Interview mit Frau Carp heute zwar nicht gelesen, "satisfaktionsfähig" ist der BDS auch in Belgien nicht. Es gibt (prominente) Leute die dafür und (prominente) Leute die dagegen sind; gerade hier Belgien mit einer der grössten jüdischen Gemeinden in Europa zu zitieren zeugt dann doch von Ignoranz.
was würde denn passieren, wenn die bds forderungen erfüllt werden? israel würde überrannt werden, alle nachbarn haben sich eingeschworen israel zu vernichten, auf offener straße würden jüdinnen und juden von faschistischen hamas leuten geschlachtet werden, der staat israel würde de facto aufhören zu existieren und das ist das ja auch das eigentliche ziel von bds/hamas, wie zig zitate belegen. die bds agiert zudem eindeutig antisemitisch, indem sie aLLE juden boykottieren will, die von der regierung nur irgendeine förderung bekommen, und oh wunder, in israel werden auch regierungskritische künstlerInnen gefördert, weil israel die einzige demokratie in nahost ist, es gibt 1, 5 millionen arabische israelis, sie sind ärzte, studentInnen, anwälte, sitzen im obersten gericht, es ist übrigens egal ob sie hetereo- oder homosexuell sind, im gegensatz zu palästina, wo schwule brutalst ermordet werden. und es gibt kritische und multiethnisch denkende künstlerInnen in israel! diese kritischen künstlerInnen gilt es zu unterstützen, nicht zu boykottieren! zum abschluß, nocheinmal aus der charta der hamas, die hier von einigen und der bds unterstützt wird: "'Die Zeit' wird solange nicht kommen, solange Moslems nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: 'Oh Moslem, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm' und töte ihn.'http://usahm.info/Dokumente/Hamasdeu.htm
Ihr Beitrag lässt einen typischen "Israelkritiker" zu Wort kommen: Ludwig Watzal wurde wegen seiner antisemitischen Äußerungen und Einstellungen als Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung gekündingt. Siehe Wikipedia zu Watzal:
"Antisemitismusvorwürfe
Watzal wurden wiederholt antisemitische Tendenzen vorgeworfen. So veröffentlichte er Beiträge in linksradikalen Zeitschriften wie Campo Antiimperialista, auf deren Internetseite er Israel als „wildgewordene Kolonialmacht“ bezeichnete und die Ursache für palästinensischen Terrorismus allein in der „brutalen israelischen Okkupation“ ausmachte.[4] Sowohl der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, wie auch andere Vertreter jüdischer Organisationen forderten daher im Jahr 2008 bei Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble seine Entlassung als Mitarbeiter der BPB. Deren Sprecher Raul Gersson erklärte, Watzal sei es wegen seiner einseitigen Sichtweise bereits seit 2005 nicht mehr erlaubt, Themen zu bearbeiten, die sich mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt befassen. Ihm wurde zudem untersagt, bei privaten publizistischen Aktivitäten zu erwähnen, dass er für die BPB arbeitet, und er darf die Zentrale nicht mehr bei Israelreisen vertren."
Watzal erklärte natürlich, nur " Kritik" an Israels Politik geübt zu haben:
"Watzal wies die Vorwürfe des Antisemitismus zurück und erklärte, er äußere sich lediglich kritisch über die „Besatzungspolitik Israels, die Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Palästinensern und die Verstöße Israels gegen das Völkerrecht“.[4]"
"Israelkritik" ist heute der Camouflage-Begriff für jegliche antiisraelische/antijüdische/antisemitische Agitation (siehe Watzals zitierten Artikel). Er lässt sich sehr einfach von normaler, begründbarer Kritik an Israel unterscheiden: Der 3-D-Test ist dafür völlig ausreichend.
Den 3-D-Test habe ich in einem vorhergehenden Beitrag beschrieben. Bedauerlicherweise wurde er von der nk-Redaktion nicht veröffentlicht.
(...)
Sowas hat Arno Lustiger mal gesagt. Ich weiß nicht, ob Teil 1 stimmt, Teil 2 stimmt ganz sicher. Israel ist ein kleines Land umgeben von vielen Feinden. Israel handelt, auch wenn es militärisch und wirtschaftlich stark ist, letzlich aus einer historischen Defensive. Das rechtfertigt nicht die israelische Siedlungspolitik, die Unterdrückung der Palästinenser - und ist doch eine Tatsache: die Existenz dieses Staates ist grundsätzlich bedroht. Für dieses tragische Dilemma der Geschichte gibt es keine "gute" Lösung. Und je stärker sich in Europa, besonders in Osteuropa, wieder Antisemitismus (und ich meine nicht britische Popbands) zeigt, desto mehr verstehe ich den Satz der Vorsitzenden einer westdeutschen jüdischen Gemeinde: „Natürlich finde ich die israelische Politik nicht gut. Aber wenn es so weiter geht in Europa, ist Israel vielleicht bald das einzige Land, wo ich mit meiner Nase auf die Straße gehen kann.“ Aus unserer historischen Verantwortung werden wir nicht rauskommen, und das ist gut so, denn unsere Schuld ist nicht abzutragen. Ich fürchte, es gibt in dieser Gemengelage kein richtig und falsch, für Carp nicht und für Laschet nicht; sie müssen es nach je eigenem Gewissen entscheiden. Und sind beide nicht zu beneiden.
"Die Situation bei der Ruhrtriennale ist völlig verfahren. Der Intendantin Stefanie Carp kann man das nicht mehr allein vorwerfen: Die nächste Eskalationsstufe hat CDU-Ministerpräsident Armin Laschet gezündet. Er boykottiert das Festival, weil Carp die Young Fathers nicht boykottiert. Jetzt hat sich Regisseur Christoph Marthaler eingeschaltet, um Carp vor dem – wirklich grotesken – Vorwurf des Antisemitismus zu schützen und Laschet zum Dialog aufzufordern.
Gut gedacht, nur: Kann Laschet umschwenken und gleichzeitig sein Gesicht wahren? Setzt er sich dann, wie Carp, dem Vorwurf des Antisemitismus aus? Die jüdischen Verbände beobachten jedenfalls argwöhnisch, was sich bei der Ruhrtriennale tut.
Die Folge: Alle reden über-, aber nicht miteinander; den Schaden haben die Politik, das Festival und die jüdischen Verbände. Denn der israelkritischen bis -feindlichen BDS-Bewegung spielt das Boykott-Ping-Pong wunderbar in die Hände. Die will ja genau das: dass Kultur- und jüdische Institutionen ihre Verbindungen kappen."
https://www.noz.de/deutschland-welt/kultur/artikel/1447967/wem-nuetzt-das-boykott-ping-pong-bei-der-ruhrtriennale
"Aus unserer historischen Verantwortung werden wir nicht rauskommen, und das ist gut so, denn unsere Schuld ist nicht abzutragen. Ich fürchte, es gibt in dieser Gemengelage kein richtig und falsch, für Carp nicht und für Laschet nicht; sie müssen es nach je eigenem Gewissen entscheiden. Und sind beide nicht zu beneiden."
Einspruch. Eine Äquidistanz zu "richtig oder falsch" ist bequem, aber verantwortungslos. Wo terroristischer Antisemitismus wie bei der Hamas-BDS-Bewegung auftaucht, kann es Äquidistanz nicht geben. Die argumentativen Eiertänze von Carp in den letzten Wochen sind beschämend - gerade für "uns als Deutsche", die wir so bereitwillig tote Juden beweinen, vor lebendigen Juden aber jederzeit eine bequeme "einerseits-andererseits"-Haltung einnehmen, wenn wir nicht gleich "israelkritisch" die Israelis als die neuen Nazis bezeichnen.
Um Barenboim zu zitieren - manchnmal schäme ich mich, Deutsche zu sein. Nicht nur wegen der Altnazis, für deren Schandtaten ich nichts kann - nein, insbesondere wegen der ideologisch verbohrten "Israelkritiker" und "Antizionisten", denen man nicht einmal zugute halten kann, daß sie nicht wissen, was sie tun.