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Darmstadt: Neuer Leiter für Schauspielsparte

Alexander Kohlmann © privat

23. April 2024. Alexander Kohlmann wird ab der Spielzeit 2024/2025 die Sparte Schauspiel am Staatstheater Darmstadt leiten. Das gibt das Haus in einer Pressemitteilung bekannt.

Der promovierte Medienwissenschaftler und Dramaturg, Jahrgang 1978, war zuletzt als Schauspieldirektor am Anhaltischen Theater in Dessau tätig. Er folgt in Darmstadt auf Oliver Brunner, der als Intendant ans Stadttheater Ingolstadt wechselt.

"Das erste Gespräch mit Alexander Kohlmann dauerte nicht eine Stunde, wie geplant, sondern vier Stunden. Seitdem haben wir nicht wieder aufgehört, über die Kraft und die Zukunft des Theaters zu sprechen", so Karsten Wiegand, Intendant des Staatstheaters Darmstadt. "Wir waren von Anfang an einig, dass eine erweiterte Teamleitung mit verschiedenen Perspektiven spannende, weite Horizonte schaffen kann. Ich freue mich sehr über die Zusammenarbeit mit Mizgîn Bilmen, Sabine Mäder, Alexander Kohlmann und der Schauspieldramaturgie mit Deborah Raulin und Marlon Tarnow."

Mizgîn Bilmen wird als Leitende Regisseurin regelmäßig am Haus arbeiten. Mit Sabine Mäder als Leitender Bühnenbildnerin werde ein besonderer Schwerpunkt auf die Bedeutung des Raumes gelegt, so die Pressemitteilung. Mäder entwirft Bühnenräume für Schauspiel, Oper und Tanz und wurde in der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ulrich Rasche bereits mehrfach zum Theatertreffen eingeladen. Neu ans Haus kommt auch der Dramaturg Marlon Tarnow, der mit Kohlmann bereits in Dessau eng zusammengearbeitet hat und gemeinsam mit der Dramaturgin Deborah Raulin, die bereits mehrere Projekte in Darmstadt realisierte, die neu aufgestellte Schauspiel-Dramaturgie bildet.

Alexander Kohlmann betont in einem Statement die Bedeutung kontinuierlicher Zusammenarbeit: "Die Theaterlegenden, die für viele von uns heute Vorbilder sind, haben nicht als Legenden begonnen, sondern fast immer davon profitiert, dass sie die Möglichkeit hatten, über viele Jahre in bestimmten Konstellationen eng zusammenzuarbeiten, sich zu entwickeln und inhaltlich aneinander zu reiben. Auch Konflikte können produktiv sein, vor allem dann, wenn die gemeinsame Suche trotzdem weiter geht." Das Faszinierende an der deutschen Theaterlandschaft sei für ihn, "dass es wirklich die Chance gibt, langfristig in künstlerischen Zusammenhängen zu denken und gemeinsame Visionen zu entwickeln".

Kohlmann studierte Germanistik, Geschichtswissenschaft und Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Freien Universität Berlin und der Universität Hamburg sowie Theaterregie an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Während seiner Promotion arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Forschungsprojekt "Modernität und Medialität im NS-Kino" und als Kulturjournalist, unter anderem für den Deutschlandfunk, die Zeitschrift Theater heute und nachtkritik.de.

Mit Beginn der Spielzeit 2017/18 wechselte er als Schauspieldramaturg an das Staatstheater Braunschweig. Von 2019 bis 2023 war er als Schauspieldirektor am Anhaltischen Theater in Dessau tätig. 2023 wurde das Dessauer Schauspiel mit der "Hamlet"-Inszenierung von Philipp Preuss zum ersten Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Als Produktionsdramaturg arbeitete Kohlmann unter anderem mit den Regisseur*innen Michel Decar, Klaus Gehre, Jürgen Kruse, Milan Peschel, Philipp Preuss und Rieke Süßkow.

(Staatstheater Darmstadt / miwo)

 

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Kommentare  
Neuer Leitung Darmstadt: Freude
Ich gratuliere Alexander Kohlmann, Mizgin Bilmen, Sabine Mäder und alle genannten Personen ganz herzlich. Freue mich! Viel Freude, Glück und Erfolg.
Neue Leitung Darmstadt: Welche Legenden?
Da bin ich ja mal gespannt, welche "Theaterlegenden" Alexander Kohlmann meint, die für "viele von uns heute Vorbilder" seien und fast immer davon profitiert hätten, "über viele Jahre in bestimmten Konstellationen eng zusammenarbeiten" zu können. Shakespeare, Goethe, Moliere? Wohl nicht. Zadek, H. Müller, Castorf, Palitzsch, Peymann, Stein?
Neue Leitung Darmstadt: Gegenfrage
Ich verstehe die Aussage von Alexander Kohlmann wie sie sich liest, so: je nach Generation sind viele heutige Theatermacher*innen geprägt von Aufführungen von Castorf, Pollesch, Marthaler oder Bondy, Grüber, Stein oder Brook, Mnouchkine oder Zadek oder Breth. Oder anderen. Die Kraft dieser Aufführungen rührte oft aus langen Zusammenarbeiten, aus der Komplizenschaft von Spieler*innen, Ausstatter*innen mit bestimmten Regisseur*innen, Dramaturg*innen, Theatern. Dass viele dieser "Legenden" nach heutigen Maßstäben in einigem nicht vorbildlich waren, ändert ja nichts daran, dass sie tolle Aufführungen schufen und teilweise neue Theatersprachen prägten. Und es ändert vor allem nichts an der Grundaussage: Kontinuität in der Zusammenarbeit hat zur Stärke ihres Theaters beigetragen.
Gegenfrage an Thorsten Weckherlin: Welche Theaterlegenden sind den als Einzelkämpfer*in in wechselnden Konstellationen groß geworden? Oder geht es darum, was nicht vorbildlich war bei einigen dieser Leute?
Neue Leitung Darmstadt: Sprachliche Genauigkeit
… mir ging’s vor allem um eine sprachliche Genauigkeit. Eine „Legende“ ist für mich eine Person, die so große Berühmtheit erlangte, dass sich eigene Erzählungen um sie gebildet haben. Die Namen, die ich nannte (Breth und Mnouchkine hatte ich blöderweise vergessen), waren auch alle Theaterleiter und -leiterinnen. Es gibt viele Geschichten über sie. Und ich glaube schon, dass die ihren Kopf immer durchgesetzt haben. Ob sie für uns heute Vorbilder sind, muss jeder für sich selbst beurteilen. Jedenfalls sind und waren es gute Künstler und Künstlerinnen. Ich kriege sie bloß nicht zusammen mit "eng zusammenarbeiten", "Konstellationen", "sich zu entwickeln" etc.
Mehr war nicht.
Neue Leitung Darmstadt: Der wahre zeitlose Kern
Eine Legende ist eine Erzählung, die sich dadurch verselbständigt hat, dass ihrem überaus beeindruckenden wahren Kern durch gleich welche erfundenen, moral-motivierten Beigaben kein Schaden zugefügt werden konnte.
Zur Zerstörung einer Legende aus moralischen oder gar niederen undoder kommerziell orientierten Gründen, bedarf es deshalb der Zerstörung von Erzählungs-Präsentation. Wenn man eine Legende in der Kunst z.B. aus Neid oder krankhaftem Ehrgeiz nicht ertragen kann, muss man also die Bühnen, die Verlage undoder die Medien, in denen die Erzählung repräsentativ weitergesponnen werden kann, zerstören.
Oder man versucht verzweifelt künstliche Legenden zu schaffen in der Hoffnung, die echten Legenden würden darüber vergessen werden. Das geht aber immer - mich persönlich freut das - nach hinten los.
Weil nur wahre Kerne sich zeit-los verselbständigen, nicht erfundene undoder einfach als wahr behauptete Kerne.
Neue Leitung Darmstadt: Saustark ohne Label
BILMEN- kam bis jetzt komplett ohne selbstsauferlegtem Label (Artivismus, Feminismus, Rassismus, Genderismus, bla) in der Branche durch und macht uns jetzt
Den Phönix aus der Asche. Sau stark!
Neue Leitung Darmstadt: Stabil geblieben
Wow… Mizgîn Bilmen macht uns den Phönix aus der Asche! Über ein Jahrzehnt stabil geblieben und hat ihr künstlerisches Schaffen bis jetzt keinem einzigen Billiglabel (billig, weil löbliche politische Haltungen wie Rassismus, Feminismus u.v.m.! durch Theaterschaffende erfolgreich zur Ware herabgestuft wurde!!!) verkauft. Klingt als hätte die Dame Rückgrat.
Neue Leitung Darmstadt: Mehr als ein Versprechen!
Kohlmann, Bilmen, Mäder!!! Das ist in meinen Augen mehr als ein Versprechen! Herzlichen Glückwunsch an die neue Leitung!
Neue Leitung Darmstadt: Lange Zusammenarbeit
Wieso klärt die PM hier nicht darüber auf, dass Mäder u d Bilmen bereits eine langwierige und kontinuierliche Zusammenarbeit prägt?! Finde die drei Frauen (da gehört nämlich noch eine Kostümbildnerin als kontinuierliche Mitarbeiterin dazu glaub ich!) in der Zusammenarbeit wirklich toll! Zuletzt in Dessau gesehen…
Neue Leitung Darmstadt: Intuitiv gesprochen
Völlig intuitiv gesprochen: das wird gut.
Neue Leitung Darmstadt: Fest oder frei?
Herzlichen Glückwunsch Darmstadt !
Ihr habt den Pott nun was woraus - Bilmen und ihr Team gehören in den Pott - aber was ich nicht verstehe an Darmstadt - was ich einfach nicht greifen kann ; wieso sind sie nicht fest am Haus - irrelevant der Rest - das einzig relevante: wer wurde tatsächlich ans Haus geholt?
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