Das große Heft - Kosmos Theater Wien
All the single twins
von Martin Thomas Pesl
Wien, 3. Dezember 2019. Haben wir nicht alle einen Zwilling irgendwo? Da gab es doch mal diese Theorie. Vielleicht interessieren uns deshalb die Geschichten über Eineiige in der Literatur. Meist sind es Brüder, so auch die Ich-Erzähler, nein: Wir-Erzähler aus Ágota Kristófs Roman "Das große Heft". Dass Sara Ostertag sie mit Frauen besetzt, mag daran liegen, dass ihre Inszenierung als Koproduktion ihrer Gruppe Makemake Produktionen mit dem Kosmos Theater entstand, das Künstlerinnen fördert. Der Erzählung schadet es keineswegs, verleiht doch dafür Martin Hemmer der als Hexe verschrienen Großmutter besenschwingend eine faszinierende Genderfluidität; Simon Dietersdorfer als Polizist trägt High-Heels.
Die Hermannsschlacht - Burgtheater Wien
Oh Abgrund
von Gabi Hift
Wien, 28. November 2019. Fernseh-Krimi-Einschaltquoten beweisen es: Menschen wollen in die Abgründe des Menschseins schauen, es gibt ein Bedürfnis nach einer Intensität des Grauens. Und Heinrich von Kleist, der Fanatiker des Monströsen, kann es befriedigen. Dennoch ist es ein Wagnis, Kleists "Hermannsschlacht" zu inszenieren. Als Propagandastück gegen die napoleonische Besatzung, als das Kleist es geplant hatte, war es unbrauchbar, erst in der Nazizeit wurde es viel gespielt, der Aufruf zum totalen Vernichtungskrieg passte. Gegen diese Historie muss Martin Kušej als neuer Burgtheater-Direktor nun antreten – und gegen die legendäre Aufführung, die Claus Peymann seinerzeit zum Einstand seiner Burgtheaterintendanz aus Bochum mitbrachte. Bestimmt hat Kušej genau das gereizt, dass man, egal was kommt, erst einmal sagen würde: "Der Kerl traut sich was!"
Habitat / Halle E - Tanzquartier Wien
Fleisch-Arbeit im Wimmelbild
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 25. Oktober 2019. Es vibriert, wackelt, klatscht. Es wabbelt, es hüpft. Das Fleisch. Für "Habitat / Halle E" inszeniert Choreografin Doris Uhlich 120 Performer*innen. 120 nackte Körper bringen Fleisch zum Tanzen. Plus 600 angezogene Körper – das Publikum bewegt sich frei im Raum – machen die Halle E im Wiener Museumsquartier rappelvoll. Sicherheitsabstand ist hier nicht: So riesengroß die ehemalige Winterreithalle auch ist, die zweieinhalbstündige Massenchoreografie macht Luft zu Dampf, es schwitzt.
Geschichten aus dem Wiener Wald - Werk X Wien
'tschuldigung, heute kein Mord
von Theresa Luise Gindlstrasser
Wien, 10. Oktober 2019. "Die Frauenschreie lassen wir aus", erklärt Hauke Heumann. Gefühlsausbrüche werden an diesem Abend wenn, dann nur ironisch anzitiert. "Die Frauenschreie müssen wir auslassen, wir machen nicht so psychologisches Theater". Sondern: Gintersdorfer/Klaßen präsentieren "Geschichten aus dem Wiener Wald" nach Ödön von Horváth als analytisches Meta-Ereignis.
Regie: Anna Badora
Regie: diverse
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