Merlin oder Das wüste Land - Christian Stückl erzählt mit Tankred Dorst am Zürcher Schauspielhaus ein Märchen aus uralten Zeiten
Wer hat die Kokosnuss geklaut?
von Michael Laages
Zürich, 26. November 2011. Oberammergau, so ist in jüngerer Zeit ja häufig zu hören, sei mittlerweile nicht nur in passions- und erlösungstechnischer Hinsicht eine lohnende Adresse, sondern auch theatralisch ein Ort neuer Wege. Und das sei vor allem das Werk des Regisseurs Christian Stückl, der außerdem seit Jahren auch den immergrünen Salzburger "Jedermann" allsommerlich vor dem Dom der Festspielstadt mit frischem Feuer ausgestattet hat und überdies (und vor allem) Hausherr ist im sehr solide, ja nachgerade innovatorisch beleumundeten Volkstheater in München. Nun hat Barbara Frey, führende Frauenbeauftragte im deutschsprachigen Theaterraum und als Intendantin am Züricher Schauspielhaus gerade mit Fremdarbeit am Wiener Burgtheater befasst (siehe Nachtkritik vom 24. November), den Mann aus München zu einer Gastarbeit in den "Schiffbau" des Züricher Theaters eingeladen, wie sie männlicher kaum ausfallen könnte.
Endspiel - In Zürich taucht Stefan Pucher Samuel Beckett in Grün und Rot
Wogen aus Blei
von Andreas Klaeui
Zürich, 30. September 2011. Vielleicht muss man hinten beginnen. Da haben Hamm (Robert Hunger-Bühler) und Clov (Jean-Pierre Cornu) ihr Spiel, das nie endet, fast schon zum Theaterschluss gebracht, Hamm bleibt alleine im Rollsessel, Clov verabschiedet sich im schwefelgrünen Ausgehkostüm vom Huis-clos in eine Außenwelt – und findet da einen Song. "You will miss me when I burn" von Will Oldham (was für ein schöner Name in diesem Zusammenhang). "It is longing that I feel, to be missed for, to be real."
Leonce und Lena - Am Zürcher Schauspielhaus inszeniert Barbara Frey Büchner als Shopping-Traumspiel
Im Boutiquenfürstentum
von Andreas Klaeui
Zürich, 15. September 2011. Die thematische Ballung fällt schon auf: Diese Saison takten die Zürcher Theater mit konzertierten städtischen Sinnkrisen auf. "Wie soll ich gut sein, wenn alles so teuer ist", fragt das Neumarkt moralisch-materialistisch seit Wochen von den Plakatwänden herab und beruft sich dabei auf Brecht ("Der gute Mensch von Sezuan"); überhaupt den urbanen Ausverkauf Zürichs stellt das Schauspielhaus fest ("Alles muss weg!") und begegnet weiterhin festgestellter existenzialer Nausée mit Beckett und Büchner. "Mein Leben gähnt mich an", sagte Leonce schon 1836, und es ist als zweites ja nicht weniger auffällig, dass beide großen Zürcher Häuser zur Formulierung ihrer Diagnosen auf die Klassiker unter den Klassikern zurückgreifen.
Regie: Annie-B Parson und Paul Lazar
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