Medienschau: Die Welt / NTV – Krise im Hamburger Ohnsorg Theater
Ohne Gespräche wird es nicht gehen
Ohne Gespräche wird es nicht gehen
18. Juni 2023. Von einer Krise des traditionsreichen Hamburger Ohnsorg Theaters, in der nun sogar der Hamburger Kultursenator (und Präsident des Deutschen Bühnenvereins) Carsten Brosda seine Vermittlung anbot, berichtet Stefan Grund in der Tageszeitung "Die Welt".
Auslöser der Krise sei die Jahresversammlung des Trägervereins "Niederdeutsche Bühne e.V." des Theaters am 28. April 2023 gewesen, schreibt Grund. Und das für viele Mitglieder schockierende Ergebnis der geheimen Vorstandswahl. Der langjährige Vorsitzende des Vereins, der Jurist Christian Breitzke, sei der überraschend gegen ihn angetretenen Schauspielerin Sandra Keck unterlegen, die bis 2020 dreißig Jahre lang zum Ensemble gehört habe. "Was auf den Coup folgte, war ein personeller Aderlass. Oberspielleiter Murat Yeginer erklärte seinen Rücktritt zum Ende der nächsten Spielzeit und verließ den Saal. Intendant Michael Lang reichte am nächsten Morgen eine Krankschreibung ein."
Der Zweite Vorsitzende Eggert Voscherau, bis 2008 stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BASF SE, Bruder des 2016 verstorbenen, ehemaligen Hamburger Bürgermeisters Henning Voscherau und Sohn des Ohnsorg-Schauspielers Carl Voscherau, sei am 28. April zwar wiedergewählt worden, nahm die Wahl jedoch nicht an und legte dem Bericht zufolge verärgert sein Aufsichtsratsmandat nieder. Christa Goetsch, Zweite Bürgermeisterin a.D., und Autorin Maike Brunk folgten noch in der Versammlung seinem Beispiel und erklärten mündlich ihren Austritt aus dem Aufsichtsrat.
Grund spricht von einem schier unüberbrückbar erscheinenden Graben zwischen Reformern und Traditionalisten des berühmten "plattdeutschen" Volkstheaters - die überraschend gewählte Sandra Keck vertrete die Traditionalisten. Auch das Newsportal von NTV nennt als Hintergrund der Krise einen "Streit über die zukünftige Ausrichtung des traditionsreichen Theaters". Dabei gehe es vor allem um die Frage, "ob und in welchem Umfang auch hochdeutsche Texte an der niederdeutschen Bühne verwendet werden sollen."
Jetzt hat sich Kultursenator Carsten Brosda eingeschaltet: "Alle Beteiligten wissen, dass wir als Behörde immer gern einen Tisch in die Mitte stellen können und zum Austausch einladen", wird Brosda in der "Welt" zitiert. Falls man feststelle, dass beide Seiten sich nicht annäherten, "würden wir sicher etwas tun". "Ohne diese Gespräche wird es nicht gehen." Das Ohnsorg-Theater ist, betont NTV in seinem Bericht, zwar ein Privattheater, wird aber mit jährlich 2,2 Millionen Euro aus der Kulturbehörde subventioniert.
Die Welt / NTV / sle)
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