Presseschau vom 29. Juni 2016 – In Trier spitzt sich die kulturpolitische Krise zu
Vertrauensbasis total zerstört
Vertrauensbasis total zerstört
29. Juni 2016. In Trier scheint sich die kulturpolitische Krise zuzuspitzen, die sich im Wesentlichen um Haushaltsdefizite und das Theater dreht. Wie der Trierische Volksfreund (20.6.2016) berichtet, beträgt die Budgetüberschreitung im Kulturdezernat von Thomas Egger (SPD) nicht wie bislang angenommen 1,3, sondern 2 Millionen Euro. Die Stadt Trier hat zurzeit 750 Millionen Euro Schulden.
Sowohl der Trierische Volksfreund als auch das Portal trier-reporter.de fordern deshalb Rücktritte. Im Trierischen Volksfreund kommentiert Jörg Pistorius: "Überzogene Budgets, die Absage von 'NeroHero' und die öffentlich geführte Auseinandersetzung um den Intendanten Karl Sibelius haben offenbar die Vertrauensbasis zwischen dem Kulturdezernenten und dem Oberbürgermeister total zerstört." Und weiter: "Der OB greift immer dort ein, wo der Dezernent es nicht will oder kann. Doch das ist wahrhaftig nicht der Sinn der Sache. Die simple Wahrheit lautet: Thomas Egger ist als Kulturdezernent gescheitert. Er sollte die Konsequenzen ziehen und sein Amt zur Verfügung stellen."
Im trier-reporter.de stellt Eric Thielen wichtige Fragen, auch wenn er als einstiger Pressesprecher des Theater Triers befangen ist, das aber nicht deutlich macht: "Wie kann es sein, dass Ausschüsse und Stadtrat einen Generalintendanten mit nahezu unbegrenzten Vollmachten engagieren, ohne sich um die Vertragskonditionen zu kümmern? Wie kann es sein, dass der Kulturausschuss Vorauszahlungen für ein Projekt wie NeroHero genehmigt, die im freiwilligen Leistungsbereich jede Dimension sprengen – einschließlich des vierstelligen Honorars für den städtischen Amtsleiter Karl Sibelius? Für ein Projekt, von dem zu diesem Zeitpunkt nicht einmal bekannt war, wie es aussehen soll?"
Anders als Pistorius fordert Thielen den Rücktritt von gleich drei Personen: Neben Thomas Egger und Karl Sibelius auch Kulturamtsleiter Roman Schleimer, "weil er die administrative Verantwortung für den Skandal um NeroHero trägt und das Amt unter seiner Führung offensichtlich Sodom und Gomorra gleicht. Und, ja, das Finanzcontrolling im Kulturdezernat muss unverzüglich ausgetauscht werden."
Allerdings verweist er auch auf das politische Versagen der anderen Parteien und Mandatsträger.
(geka)
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Das mag als Besucher vielleicht so scheinen, dass er es ist, der das großartige Theater macht...
Das großartige Theater mach(t)en in Wirklichkeit die, die nach und nach Trier den Rücken kehren.
Er schmückt sich da mit falschen Federn. Es sind auch die einzigen, die er noch hat.
Es ist einfach schade...
Die Folgen dieser vielen, meiner Ansicht nach groben Fehlentscheidungen, wird die Stadt und das Theater noch lange und mit voller Breitseite zu spüren kriegen.
die Berichterstattung ist, obwohl provinziell, im übrigen korrekt. Die Zahlen dun Fakten sprechen für sich.
Leider wird schon bundesweit in der Theaterlandschaft dieses beispielhafte Kaputtmachen eines Theaters diskutiert.
(…)
die Infos über die Arbeit des Intendanten sind allseits bekannt - und werden nicht nur im Trier-Reporter erwähnt, sondern auch bundesweit (Süddeutschen Zeitung, ARD "Kulturzeit", Veröffentlichung des Briefes der Schauspieler und Regisseure für Frötzschner in Theater der Zeit). Die sind von Nachtkritik alle in den anderen Meldungen zu Trier bereits verlinkt. Sibelius ist nicht Opfer einer Kampagne, sondern im Gegenteil: Er hat wahnsinnig Glück, dass die Stadt ihn noch hält. Der Grund steht für mich in #7. Es würden auch viele Politiker gehen müssen.
http://www.sueddeutsche.de/kolumne/trier-i-schmeiss-mi-weg-1.3049528
Und wenn der tatsächlich bis 2020 bleibt bin ich der nächste der geht.
Es ist richtig, dass Intendanten und Geschäftsführer von Theatern mit ihrem Handeln auch mal von der Öffentlichkeit "unter die Lupe" genommen werden. Und bleiben wir doch mal realistisch - in der Mehrzahl der Fälle sitzen die Chefs fest und sicher auf ihren Stellen und können handeln, wie es ihnen gefällt - die Kontrollgremien, wie z.B. Aufsichtsräte wollen doch auch nur ihre Ruhe!
http://www.trier-reporter.de/theater-trier-einer-muss-ihm-auf-die-finger-klopfen/
darüber hinaus finde ich, dass die politische seite (kulturdezernent, aber AUCH bürgermeister) viel zu sehr aus dem fokus gerät. dr. s. wurde doch von dort berufen und mit sämtlichen kompetenzen ausgestattet. niemand hat sich offensichtlich dafür interessiert, ob/das diesen das überfordern könnte! auch kein bürgermeister, der es erst zuliess, dass dr. s. auch die kaufm. geschäftsführung übernimmt - ohne jegliche in-house-kontrolle! das muss man sich schon auch noch mal in erinnerung rufen. und JETZ liest man, er - der bm - räumt ordentlich auf, spricht ein machtwort etc. vom kulturdezernentn hört man wenig in sachen "verantwortungsübernahme"! so als wäre das alles in einem luftleeren raum passiert, einer art black box. SO kann man den demokratie-freindlichen kräften auch in die hände spielen...es ist wirklich grauenvoll, die ganze geschichte.
http://www.trier-reporter.de/theater-trier-einer-muss-ihm-auf-die-finger-klopfen/
(Lieber D.A., dass es wieder einen Verwaltungsdirektor geben soll, wurde schon in Juni bekannt: http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12672:millionen-defizit-in-trier-ob-stellt-intendanten-verwaltungsdirektor-an-die-seit&catid=126:meldungen-k&Itemid=100089
Die letztgültige Entscheidung durch den Stadtrat scheint dann nächsten Donnerstag zu fallen.
Die nachtkritik-redaktion / sik)
Es gibt auch gut recherchierte Artikel, die nicht von ihrem Lieblibgsfeind Erik Thielen verfasst sind, aber auf das Gleiche hinaus wollen.
Hier ein sehr lesenswerter Artikel im Opus Kulturmagazin von Eva Maria Reuther:
http://www.opus-kulturmagazin.de/nc/news/kulturnachricht/beitrag/vier-augen-prinzip-statt-generalvollmacht.html