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Die Regisseurin Brigitte Soubeyran ist tot
Körper das Sprechen lehren
19. Januar 2015. Die Regisseurin Brigitte Soubeyran ist tot. Das teilte ihre Familie mit. Soubeyran gehörte zu den wenigen Regisseurinnen ihrer Generation.
1932 in Köln geboren, ging sie 1953 mit ihrem ersten Mann, dem Pantomimen Jean Soubeyran, als Mitglied seines Pantomimen-Ensembles nach Paris. Bereits Mitte der 1950er Jahre gab das Ensemble auch Gastspiele in der DDR, unter anderem an Brechts Berliner Ensemble. 1958 siedelte Brigitte Soubeyran ganz in die DDR über, aus politischer Überzeugung und weil es in der DDR aus ihrer Sicht das bessere Theater gab.
Am Deutschen Theater wurde Soubeyran eine enge Mitarbeiterin des Regisseurs Benno Besson. Sie wirkte als Schauspielerin und Choreografin an so legendären Inszenierungen wie "Der Frieden" (1962) von Peter Hacks nach Aristophanes mit. Die ausgebildete Tänzerin und Pantomimin war als Assistentin Bessons auch für das Schauspieltraining zuständig, sollte auch die Körper der Schauspieler das Sprechen lehren (wovon u.a. die Schauspielerin Margit Bendokat berichtete, als sie 2010 den Berliner Theaterpreis erhielt).
Mit Besson ging Brigitte Soubeyran später an die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Gemeinsam mit Wolf Biermann gründete sie 1961 in einem alten Hinterhofkino im Bezirk Prenzlauer Berg das b.a.t. (Berliner Arbeiter Theater), das nach Querelen mit der SED schon 1963 wieder geschlossen wurde, später dann indes die Studiobühne der heutigen Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" geworden ist. In der Ernst-Busch-Schule ist Brigitte Soubeyran jahrzehntelang Dozentin gewesen. 1981 holte Klaus Pierwoß Brigitte Soubeyran als Gastregisseurin nach Tübingen. Darüber hinaus hat sie als Regisseurin in Budapest, am Schauspiel Köln und im italienischen Spoleto gearbeitet. Es war auch eine Inszenierung von Brigitte Soubeyran, in der der junge Einar Schleef 1972 zuerst als Theaterkünstler in Erscheinung trat: als Kostümbildner für Tirso de Molinas Verwechslungskomödie "Don Gil von den grünen Hosen" an der Volksbühne in Berlin.
Den hundertjährigen Geburtstag der Volksbühne hat Soubeyran, schon sehr schwach, am 30. Dezember 2014 am Rosa Luxemburg noch mitgefeiert. Am 16. Januar ist sie im uckermärkischen Klausthal, wo sie seit 1999 in einer Landkommune lebte, im Kreis ihrer Familie gestorben. Brigitte Soubeyran ist die Mutter von Manuel Soubeyand, dem Intendanten der Neuen Bühnen Senftenberg, und von Jonas Soubeyrand, dem Leiter der Klausthaler Puppenbühne.
"Ich finde, jetzt, wo die beiden Deutschländer sich berühren", hat Brigitte Soubeyran 1991 in einem Interview gesagt, "gibt es die große Chance, einmal über die gemeinsame Geschichte nachzudenken." Dass dies ihrer Ansicht nach niemals geschehen ist, gehörte zum Schmerz ihrer letzten Lebensjahre.
(sle)
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