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Franzobel zusammengestrichen
Zensur in Wien!
Wien, 19. November 2008. Wie wir aus der Wiener Zeitung "Der Standard" erfahren, wirft der Schriftsteller Franzobel den Veranstaltern der Nestroy-Gala "Feigheit", "Eitelkeit" und "Metternich-Methoden" vor. Die Überreichung des wichtigsten österreichischen Theaterpreises soll heute Abend im Ronacher-Theater stattfinden und Franzobel hatte die Moderatorinnen-Texte für die Veranstaltung in nestroyscher Manier als kräftig wider den Stachel löckende Conférence aufgeschrieben (hier der link zum Standard, weiter klicken auf Kultur / Bühne / Im Volltext: Franzobels Originalmanuskript). Doch Moderatorin Maria Happel, einer First Lady des Burgtheaters, habe dieses "Buch" nicht gefallen, so dass sie beschlossen habe, auf der Bühne des Ronacher nur einen Bruchteil zu Gehör bringen: Sämtliche (sozial-)kritische Passagen seien eliminiert worden. "Die Pointen, poetische Bilder, ironische Spitzen? Alles weg!", klagt der Autor, laut "Der Standard", in einer der Zeitung übermittelten Stellungnahme.
Schon bei seiner Beauftragung sei Franzobel skeptisch gewesen, weil es auch in den letzten Jahren "massive Eingriffe" in Texte gegeben hatte. "Man hat mir aber zugesichert, dass ich keine Zensur zu befürchten hätte. Also willigte ich ein."
Aus Franzobels Originaltext seien kritische Passagen über den Preis herausgestrichen worden ("Ist das nicht diese langweilige Theater-Weihnachtsfeier, ein Galaabend schamloser Selbstbeweihräucherung..."), Frozzeleien über das Publikum ("das ganze Küss-die-Hand-Viertel, Habedieehre, so viel Botox, alle Lachfalten gelähmt, die üblichen Verdächtigen"), über Schauspieler, die "Champagner für die Menschenrechte trinken", und über das Burgtheater, das am meisten verdiene, wenn dort nicht Theater gespielt wird: "Vielleicht soll man es an eine große Fastfood-Kette verpachten: Burger-Theater".
(jnm)
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