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Gertrud-Eysoldt-Ring 2023 für Jörg Pohl
4. Dezember 2023. Der Schauspieler Jörg Pohl wird in diesem Jahr mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet, wie der Magistrat der Stadt Bentheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste mitteilen. Der Schauspieler am Theater Basel und Mitglied des dortigen vierköpfigen Leitungsteams der Sparte Schauspiel erhält den renommierten Theaterpreis für seine Doppelrolle in Molière – der eingebildete Tote von Nona Fernández, ein Werk nach Molière in einer Inszenierung von Antú Romero Nunes.
Pohl, geboren 1979 in Essen, studierte von 2002 bis 2005 Schauspiel an der Folkwang Hochschule in Bochum. Als Theaterschauspieler war er am Bochumer Schauspielhaus, am Schauspielhaus Zürich und am Thalia Theater in Hamburg engagiert, bevor er 2020 ans Theater Basel wechselte.
Die Jury, bestehend aus der Regisseurin Karin Henkel, dem Schauspieler André Jung und dem Regisseur Jossi Wieler (Vorsitz), würdigt mit dem Jörg Pohl einen Schauspieler, der "wie seinerzeit Molière, nicht nur Schauspieler ist, sondern auch das Theater mitleitet: Jörg Pohl verkörpert die Rolle von Molière selber, der wiederum die Figur Argan in dessen eigenem Stück 'Der eingebildete Kranke' spielt".
In der Jury-Begründung heißt es: "Jörg Pohl spielt dieses unbedingte Spiel im Spiel mit einer Theaterbesessenheit, die alle Grenzen sprengt, die ästhetischen, wie auch die moralischen; er verausgabt sich lustvoll und mit vollem Körpereinsatz bis zur Erschöpfung, furios, grell und schamlos, umgeben von einem mindestens so spiellustigen Ensemble, das, angesteckt und beschenkt von diesem dionysischen Theatermacher, ebensolche überbordende Energien versprüht."
Weiter sagt die Jury: "Bei allem barocken Wirbel, bei aller scheinbaren Übertretung bürgerlichen Geschmacks, erzählt diese klamaukig kluge Interpretation auch nicht wenig über Fragilität und Vergänglichkeit des Theaters und wird so auch zu einer berührenden Selbstreflexion über den Beruf des Schauspielers. Jörg Pohl, der nicht nur hoch virtuos und gleichsam rotzfrech spielt, spiegelt in der Figur Molière auch seine Mitverantwortung als Theaterleiter, der ein Bewusstsein davon hat, dass seine Kunst nur im Verbund mit dem Ensemble strahlen kann. Dieses Ethos ist spürbar in allen Rollen, die Jörg Pohl am Theater spielt – mutig, leidenschaftlich und immer existenziell."
Der Gertrud-Eysoldt-Ring gilt als einer der bedeutendsten Theaterpreise im deutschsprachigen Raum und wird seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben. Mit der Vergabe des Gertrud-Eysoldt-Ringes, einem mit 10.000 Euro dotierten Ehrenring, würdigen die Stadt Bensheim und die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste eine schauspielerische Leistung an einer deutschsprachigen Bühne.
Erste Preisträgerin war Doris Schade, ihr folgten große Schauspielerinnen und Schauspieler wie Klaus Maria Brandauer, Cornelia Froboess, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Ulrich Mühe, Ulrich Matthes und Tobias Moretti. Der Gertrud-Eysoldt-Ring geht auf ein Vermächtnis des Journalisten und Theaterkritikers Wilhelm Ringelband zurück, der bis zu seinem Tod in Bensheim lebte und in seinem Testament einen Schauspielerpreis mit dem Namen von der Aktrice Gertrud Eysoldt (1870–1955) verfügte.
Der Preis wird am 23. März 2024 in Bensheim gemeinsam mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis verliehen.
(Stadt Bensheim / chr)
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