meldung
Neue Proteste gegen Regisseur Oliver Frljić in Kroatien
"Verlasse unsere Stadt"
Split, 28. April 2017. Der Regisseur Oliver Frljić ist weiterhin heftigen Protesten ausgesetzt. Nach Demonatrationen und staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen seine Inszenierung "Der Fluch" ("Klątwa") am Allgemeine Theater (Teatr Powszechny) in Warschau kam es nun im kroatischen Split zu Ausschreitungen. Wie die populäre kroatische Zeitung Index berichtet und mit Videos belegt, zogen Anhänger der rechtsnationalen Partei HSP vor das Nationaltheater, in dem Frljićs Inszenierung "Naše nasilje i vaše nasilje" ("Unsere Gewalt und eure Gewalt") gezeigt wird, und versuchten, den Eingang des Theaters zu blockieren. Auch die katholische Kirche in Kroatien verurteilt Frljićs Inszenierung, die Gewaltdarstellungen und Nacktheit enthält, mit der Begründung, sie verstoße gegen katholische und kroatische Werte.
Bei ihren Protesten zeigten die etwa 50 HSP-Anhänger vor dem Theater Schilder mit Slogans wie "Satan, verlasse unsere Stadt" und störten die Vorstellung im Zuschauerraum mit rechten Parolen. Mehrere Zuschauer reagierten, indem sie ein Friedenslied sangen. Das Theater ließ die Störer durch die Polizei des Hauses verweisen. Zusätzliche Verwirrung stiftete eine Bombendrohung, wegen der sich der Beginn der Veranstaltung verzögerte.
Martin Kušej, Intendant des Münchner Residenztheaters, an dem Frljić zuletzt Mauser inszenierte, verurteilt die kunstfeindlichen Proteste scharf: "Wir erklären uns solidarisch mit den Kollegen des Teatr Powszechny in Polen und des Hrvatsko Narodno Kazalište in Kroatien. Das gewaltvolle Einschreiten der Nationalisten ist ein schwerer Angriff auf das Recht auf freie Meinungsäußerung und gefährdet massiv die Kunstfreiheit, die nicht in Frage gestellt werden darf. Besonders besorgniserregend scheint uns, dass dieses Klima von offizieller Seite befördert wird."
Frljić ist in Kroatien, wo er Intendant des Kroatischen Nationaltheaters in Rijeka ist, immer wieder Anfeindungen ausgesetzt.
(www.index.hr / www./wyborcza.pl / geka)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
meldungen >
- 20. Mai 2024 Alfred-Kerr-Darstellerpreis 2024 an Nikita Buldyrski
- 18. Mai 2024 Publikumsstudie 2023 am Badischen Staatstheater
- 18. Mai 2024 ITI-Preis 2024: KULA Compagnie
- 17. Mai 2024 Mülheim: KinderStückePreis 2024 an Armela Madreiter
- 17. Mai 2024 Interimslösung für Volksbühne Berlin
- 16. Mai 2024 Cottbus: Hasko Weber wird Interimsintendant
- 14. Mai 2024 Hamburg: Matthias Lilienthal übernimmt Lessingtage
- 13. Mai 2024 Bayreuther Festspiele: Katharina Wagner verlängert
neueste kommentare >
-
Macbeth, Theatertreffen Altmeisterlich-museal
-
Blutstück, Zürich Durchaus gelungen
-
Macbeth, Theatertreffen Inhaltsleer
-
Dibbuk, Recklinghausen Musik
-
Macbeth, Theatertreffen Voll und ganz missglückt
-
Maria Stuart, München Tauschrituale
-
ITI-Preis 2024 Mit einem Wort
-
They them Okocha, Frankfurt/Main Falsche Erwartungen
-
Polizei, Ruhrfestspiele Werkgruppe 2 auf nachtkritik
-
Hundekot-Attacke, Theatertreffen Nichts ist zuviel
(Dank für den Hinweis, wir haben auch nochmal beim Theater nachgefragt, Frljić' leitete die Schauspielsparte bis Ende Juni 2016
nachtkritik-Rddaktion / sik) hatte den Posten