Volkstheater gegen Verfassungsfeinde

18. Januar 2024. Mit der Reportage "Geheimplan gegen Deutschland" hat das Recherchenetzwerk Correctiv hohe Wellen geschlagen. Deutschlandweit wird seit der Publikation gegen die Demontage der Demokratie demonstriert. Jetzt kam die Recherche als szenische Lesung ans Berliner Ensemble. In Regie von Kay Voges.

Von Esther Slevogt

"CORRECTIV enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland" am Berliner Ensemble © Kolja Zinngrebe

18. Januar 2024. Das Ganze triggert natürlich erst mal eine Art nationales Trauma: in einer hochherrschaftlichen Villa kommen ein paar Herrenmenschen zusammen beziehungsweise solche, die sich dafür halten. Im idyllischen wie abgehobenen Ambiente beschließen sie einen Völkermord. So bekanntlich geschehen im Januar 1942, als 15 hochrangige Vertreter der Nazi-Regierung bei einem Geheimtreffen die sogenannte "Endlösung", also den Mord an den Juden in Europa, beschlossen.

Jetzt also schon wieder? Wieder eine hochherrschaftliche Villa, wieder ein geheimes Treffen. Wieder wird gegen jene ein Plan geschmiedet, die nicht ins rassistische Raster der selbsternannten Herrenmenschen passen. 25 Millionen Menschen sind davon betroffen. 25 Millionen Menschen, mit und ohne deutschen Pass, deren Verschwinden aus Deutschland organisiert werden soll.

Eine Verschwörung löst ein Erdbeben aus

Auf der Bühne steht zunächst nur ein langer, weiß gedeckter Tisch. Ein paar Kellner und eine Kellnerin machen sich hier zu schaffen, geben dem noblen Ambiente den letzten Schliff. Nach und nach schlüpfen sie dann in die Rollen derer, die an diesem Abend als Gäste ihr finsteres Gedankengut vor dem konspirativ zusammengekommen Publikum ausbreiten: auf jener Tagung des sogenannten „Düsseldorfer Forums" in Potsdam, an der deutsche AfD-Politiker*innen ebenso teilnehmen, wie notorische Rechtsradikale, gewaltbereite Schläger und bekannte Unternehmer sowie Mitglieder des CDU-Rechtsaußenflügels "Werte Union".

Aufgedeckt wurde diese Verschwörung von Journalisten des Investigativ-Kollektivs Correctiv. Seit ihrer Veröffentlichung vor gut einer Woche haben die Enthüllungen ein ziemliches Erdbeben ausgelöst. Ein Verbotsantrag gegen die AfD wird jetzt verstärkt diskutiert, eine Petition fordert den Entzug der Grundrechte von AfD-Gallionsfigur Björn Höcke. Vielerorts gibt es in diesen Tagen Massendemonstrationen gegen rechts – vorgestern Abend auf dem Kölner Neumarkt zum Beispiel, wo 30.000 Menschen zusammengekommen waren. Bilder der Demo wurden auch ins Berliner Ensemble übertragen, wo jetzt die Correctiv-Recherche als Szenische Lesung auf die Bühne kommt.

Undercover-Einsatz

Denn das Treffen war nicht so geheim, wie die daran Teilnehmenden dachten. Ein*e Undercoveragent*in von Correctiv hatte sich ebenfalls eingeschlichen und verwackelte Filmaufnahmen machen können. Das Haus war verwanzt, auf dem See davor hatte ein mit entsprechenden Kameras ausgestattetes Saunaboot Position bezogen. Bilder des meterlangen Teleobjektivs werden zur Freude des feixenden Publikums auch auf die Bühne des BE projiziert.

BE chrTheater mit Polizeischutz: Einsatzwagen am Berliner Ensemble während der Correctiv-Lesung © chr

Das ganze Reenactment der finsteren Versammlung samt ihrer konspirativen Beobachtung durch Correctiv hat im Berliner Ensemble immer wieder den Charme eines Räuber-und-Gendarmspiels – samt seiner burlesken Einlagen: etwa wenn der Undercover-Correctiv-Mensch in Person von Laura Talenti mit angeklebtem Bart und maximal auffälliger Kamera-Uhr am Handgelenk in das Treffen platzt. Da ist dann die alte, volkstheaterhafte Freude der kleinen Leute an der Dummheit derer, die sich gegen die Menschlichkeit verschwören, sehr präsent.

Es ist das Ganze ja auch eine veritable Eulenspiegelei. Was sicher auch damit zu tun hat, dass Correctiv jetzt personell von Jean Peters verstärkt wird, der auch federführend die Textgrundlage des Abends schuf. Lange gehörte Peters dem Performance.Kollektiv PENG! an, das unter anderem 2016 durch einen Tortenangriff auf AfD-Spitenzpolitikerin Beatrix von Storch von sich reden machte. Jetzt sorgt Peters ganz augenscheinlich für die performative Unterwanderung des Journalist*innen-Kollektivs.

Mit Werbeblöcken

Kay Voges, der Intendant des Wiener Volkstheaters, hat die Lesung mit den Schauspieler*innen Andreas Beck, Constanze Becker, Max Gindorff, Oliver Kraushaar, Veit Schubert und eben Laura Talenti szenisch eingerichtet. Sie mimen die Positionen der rechten Verschwörer – und reflektieren dabei ganz im Sinne von Bertolt Brechts epischem Theater immer wieder die Spannung zwischen Darstellung und Dargestelltem. Das ist auch presserechtlich geboten – denn die Anwälte derer, die hier zu Recht an den Pranger gestellt werden, schlafen nicht.

Ein wenig Fremdschampotenzial haben dabei die Werbeblöcke, wie man die Passagen tatsächlich nennen muss, mit denen Correctiv zwischendurch die eigene Großartigkeit und den eigenen Todesmut feiern ließ, sich undercover in diese mörderischen Gefilde zu begeben. Stilecht hatten vor dem BE auch fette Polizeiautos Position bezogen.

Aber spätestens, wenn Filmaufnahmen eines mutmaßlichen Verfassungsschützers gezeigt werden, der das Hotel etwas ungelenk nur von außen fotografiert, während Correctiv eben rein gekommen ist – und dem armen Mann dann Kurse bei der Reporterfabrik von Correctiv empfohlen werden, wo man das investigative Geschäft von Grund auf erlernen kann, ist man auch zum Verzeihen dieser Ausrutscher aufgelegt.

CORRECTIV enthuellt1 1200 Kolja Zinngrebe uZwischen Realität und Fiktion: die Akteure (hier: Veit Schuber, Max Gindorff, Constanze Becker und Oliver Kraushaar und Andreas Beck) vor Fotos der Teilnehmer am "Düsseldorfer Forum" © Kolja Zinngrebe

Außerdem ließ der Abend life noch eine Bombe platzen: An dem Treffen hatte auch Mario Müller teilgenommen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt. Diese Funktion hatte er den nun live enthüllten Informationen von Correctiv zufolge missbraucht, um sich Daten zu beschaffen, die dann zur Verfolgung und Misshandlung von politisch missliebigen Menschen benutzt worden sind: eines einstigen Berliner Autonomen etwa, der sich mit Hilfe der Polizei ein neues Leben in Polen aufbauen konnte. Dessen neue Identität hatte Müller dann an entsprechende Stellen in Polen weiter geleitet. Der Mann wurde offenbar aufgesucht und physisch bedroht. Schließlich verriet er als Kronzeuge eine einstige Genossin (die Antifa-Aktivistin Lina E.). Ein Fall, der ein juristisches Nachspiel haben dürfte.

Aufklärung und Empowerment

Was also bleibt von diesem Mix aus Investigativjournalismus und Theater? Man kann vieles monieren, natürlich. Das Spektakuläre des Auftritts (wie es schon die Kolumne von Janis El-Bira diskutierte), die allzu "biodeutsch" anmutende Besetzung, den leicht ranschmeißerischen Touch der Präsentation, wo mitunter Zaunpfähle in reicher Zahl über die Bühne getragen wurden, natürlich das aufdringliche Correctiv-Marketing (das auch Deniz Yücel auf Twitter aufstößt). Alles nachvollziehbar, alle Einwände verständlich.

Aber der zugrundeliegende Fall schlug doch in seiner Inhaltlichkeit durch, die reale Drohung gegen die Demokratie wurde fasslich, eindringlich. Dass nun Theater sich (volks)theatraler Mittel bedient, kann man ihm aus meiner Sicht nicht vorwerfen. Vielmehr könnte man den Abend auch als Versuch über die Frage begreifen, inwieweit Agitprop und Dokumentartheater, Journalismus und Performance überhaupt miteinander können. Das geht aber nur auf offener Bühne. Und über die geöffneten Streaming-Kanäle (auch auf nachtkritik.de) ließ das Theater Menschen überregional teilhaben. An einem Abend der Aufklärung und des Empowerments gegen Rechts.

 

CORRECTIV enthüllt: Rechtsextremer Geheimplan gegen Deutschland
Text: Lolita Lax, Co-Autor: Jean Peters
Szenische Einrichtung: Kay Voges, Video: Max Hammel, Kostüme: Mona Ulrich.
Mit: Andreas Beck, Constanze Becker, Max Gindorff, Oliver Kraushaar, Veit Schubert, Laura Talenti.
Szenische Lesung am 17. Januar 2024 im Berliner Ensemble, live gestreamt
Dauer: 1 Stunde, keine Pause

correctiv.org
www.berliner-emsemble.de
www.volkstheater.at

Der ganze Stücktext hier.

 

Die szenische Lesung als Mitschnitt des Livestreams

 

 

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Kritikenrundschau

"Der Correctiv-Abend im BE breitet noch einmal das irre völkische Weltbild der Pseudo-Patrioten aus", schreibt Patrick Wildermann im Tagesspiegel (18.1.2024). "Und ja, man erfährt tatsächlich auch Neues", etwa über Mario Müller, Mitarbeiter des AfD-Bundestagsabgeordneten Jan Wenzel Schmidt, der sich Angriffen auf die Antifa gebrüstet haben soll. Fazit: "Diese szenische Lesung ist im Theater am richtigen Platz. Schließlich, und daran erinnern auch die Polizeiwagen vor der Tür, sind die Theater Orte, an denen eine demokratische Zivilgesellschaft ihre Anliegen frei verhandeln können sollte. Nicht zuletzt die Bedrohung der Demokratie, mit der wir gegenwärtig konfrontiert sind."

"Auch wenn diese allzu augenzwinkernde aus Fakten und Mutmaßungen einige Fragezeichen zurücklässt, so ist es doch ein Abend der Mut macht", sagt Barbara Behrendt im rbb (18.1.2024). "Die Plätze waren sofort ausverkauft. Die Theater, selbst oft von der AfD angegriffen, stellen sich klar gegen Rechts."

Mit Blick auf die James Bond Anspielungen im Abend schreibt Julia Lorenz für die Zeit (online € | 18.1.2024): "Auf solche Slapstickeinlagen folgt Lachen aus dem Publikum. Es fühlt sich nicht immer richtig an." Selbstbezügliche Verweise wie auf die Reporterfabrik von Correctiv mögen "wohltuend sein für die Reporterinnen und Reporter, die bei der Recherche immense Risiken eingegangen sind. Ob aber solche Erzählungen der Selbstvergewisserung an einem Abend, der die Publikation neuer Rechercheergebnisse zum Ziel hat, auf eine Theaterbühne gehören, ist fraglich." Insgesamt meldet die Kritikerin Zweifel am "Erkenntnisgewinn" der Theatralisierung der Recherche an. Jedoch: "Man muss der Veranstaltung zugutehalten, dass es ihr zu gelingen scheint, die im Saal Anwesenden für einen Moment auf ein großes, zivilgesellschaftliches Wir einzuschwören."

"Kein relevantes Theater, sondern die Verramschung einer journalistischen Recherche" hat Deniz Yücel gesehen und schreibt in der Welt (19.1.2024): "Correctiv hat mit seiner Berichterstattung einmal mehr vor Augen geführt, dass sich bei der AfD verfassungsfeindliche Klemmnazis nur so tummeln. Doch so verdienstvoll diese Recherche auch war, so murks ist das Theater dazu. Denn so verwandelt man einen aufgedeckten Skandal, der der AfD in kommenden Landtagswahlen womöglich geschadet hätte, in einen Akt des Kulturkampfs. Und der hat der AfD noch nie geschadet, ganz im Gegenteil."

"Neigt die Correctiv-Rhetorik zur Dämonisierung und Sensationalisierung der konspirativ einberufenen Versammlung freidrehender Deutschnationaler, macht Voges genau das Gegenteil: Er entdeckt die latente Komik der aufgeblasenen Runde", schreibt Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (19.1.2024). "Am Ende ist es eine saubere Recherche und ein cleverer Doku-Polit-Soap-Theaterabend, nicht mehr. Aber halt auch nicht weniger."

Die Lesung habe gezeigt, "dass Schauspiel leisten kann, was dem investigativen Journalismus nicht zusteht. Um als Re­por­te­r*in glaubwürdig zu bleiben, muss man alles beweisen können, was man schreibt. Die Kunst hingegen darf überspitzen, fiktionalisieren und Partei ergreifen", schreibt Clara Löffler in der taz (19.1.2024) und entgegnet den Kritiker*innen ver Veranstaltung: "Wäre es besser gewesen, wenn sich das Theater nicht zu den Deportationsplänen positioniert hätte? Dann würde der Vorwurf wohl lauten, dass sich das linke Bildungsbürgertum in seinen Privilegien eingerichtet hätte und sich scheue Stellung zu beziehen. Immerhin geht mit der Lesung die Diskussion über das Gesehene noch lange, nachdem der Vorhang gefallen ist, weiter."

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Kommentare  
Lesung Correctiv: Wir sehen alle alt aus
Wer die Haltung der AFD nicht schon vorher in seiner ganzen Abartigkeit erahnen konnte ist einfach...Entschuldigung ! blöd
Gibt es eine Lesung zu den Bezahlkarten für Flüchtlinge ?
Nein ? Klar, interessiert auch keinen und lässt uns alle ziemlich alt aussehen...
weil... da fängt es an
Lesung Correctiv: Klar reden
Über 10 Millionen Menschen wählen wahrscheinlich demnächst die AFD. Das entspricht ungefähr der Gesamtbevölkerung von Griechenland oder Portugal. Kann ich mir die Bevölkerung eines ganzen Landes wegdenken? Nein. Da meldet sich als erstes Hilflosigkeit und Ohnmacht bei mir. Diese Menschen sind da. Und ich kann dem falschen selbstsicheren Grundton der Veranstaltung nicht folgen. Sie wirkte auf mich altbacken und selbstgerecht, ermüdend, geradezu eitel, nicht nur vergeblich, sondern sogar kontraproduktiv. Die AFD prominent vertreten am BE durch die Dokumentation eines vermeintlichen Geheimtreffen. Treffen, wie sie wahrscheinlich beinahe täglich in der BRD in anderer Form stattfinden. Ich kann auf diese 10 Millionen Menschen nur mit Arroganz und Hybris reagieren. So kompensiere ich meine Hilflosigkeit. Mein Grundton klingt komplett anders. Bissig, zynisch, böse und hellsichtig, ironisch und subtil vielleicht. Aber vor allem bin ich getroffen. Werden diese zehn Millionen fünfundzwanzig Millionen vertreiben können? Nein! Scheisse nochmal: Nein! Aber sie können ihr und mein Leben sehr unangenehm gestalten. Ich könnte emigrieren, freiwillig. Warum nicht? Hier gibt es nicht wirklich etwas zu kämpfen. Nicht so. Der Grundton ist versaut. Ihn wieder herzustellen, ist die eigentlich Aufgabe. Reden ohne Empörung, frei von Aktivismus. Klar reden. Sich die eigene Ohnmacht eingestehen und auf Grundlage dieser Ohnmacht handeln. Wie wäre es mit Weinen? Kollektiver Trauer? Das wäre ein Ansatz.
Lesung Correctiv: Autorin
Kurze Frage: wer ist Lolita Lax? Ich kann im Netz nichts zu ihr finden.
Lesung Correctiv: Stiller Gruß
@3: Es hätte mich überrascht, wenn das eine namentlich bekannte Person wäre. Ein Pseudonym, ist anzunehmen. Die Alliteration lässt das zudem wahrscheinlich erscheinen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Lolita_(Roman)
https://www.duden.de/rechtschreibung/lax

Man darf nun vermuten, ob das der stille Gruß der Autor/inn/en ist, einer nachlässigen Dame zu danken, die das ganze erst ermöglicht hat. (Die Landhaus-Adlon-Mitbetreiberin? Die Ehefrau des anwesenden Initiators, der man Briefumschläge zustecken könne? Eine Mitarbeiterin der Tagungsstätte? Oder eine andere Person, die wissentlich/unwissentlich Material beigesteuert hat?) Denn die hauptsächliche Autorschaft liegt ja bei den Teilnehmer/inne/n selbst.
Lesung Correctiv: Ironie kann jeder
Ich stimme Martin Baucks in seiner Sicht sehr zu. Ich finde die „Inszenierung“ selbstgerecht und eitel und damit völlig am Thema vorbei.
Schauspielertheater, leider im schlechten Sinne.
Berlin als Hort der aufgeklärten Zuschauer, die sich und ihre Haltung am Ende selbst beklatschen. Irgendwie traurig.
Der Ton des moralisch Erhabenen oder Überlegenen klingt permanent mit, und vielleicht ist es genau dieser Ton, der mit Schuld daran ist, dass die AfD-Wähler ihr Kreuz an der falschen Stelle machen …
Lesung Correctiv: Warum Journalismus auf der Bühne?
Das Theaterstück muß ich mir gar nicht erst ansehen. Ich verstehe nicht, dass man gut recherchierten Journalismus auf die Theaterbühne bringen muss. Dadurch verliert das Thema seine Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit. Die Rechten reiben sich die Hände.Es wäre sinnvoller gewesen die Aufnahmen knallhart an die Nachrichten-Sender zu geben, dass sie es regelmäßig ausstrahlen, damit es auch der /die Letzte mitbekommt.
Lesung Correctiv: Brisanz der Lage
In edler Abendgarderobe nahmen die Schauspieler an einer Tafel Platz und schlüpften in die Rollen der Akteure. Wann immer sich eine neue Figur aufstellte, war es Constanze Beckers Aufgabe, mit erhobenem Zeigefinger darauf hinzuweisen, dass nun ja kein falsches Wort fallen dürfe, da sonst rechtliche Konsequenzen drohten: das Label „Faschist“ dürfe z.B. auf keinen Fall verwendet werden. Der Ton schwankte zwischen Polit-Comedy und Volkstheater, die Figuren wurden oft zu Pappkameraden oder Karikaturen überzeichnet. Regelrecht albern wurde es, als Laura Talenti in grotesker Verkleidung mehrfach in die Versammlung hineinschlurfte und nach Kaffee fragte.

Zwischen den medial bereits bekannten und tagelang ausführlich besprochenen Grundzügen der Recherche tauchte – wie angekündigt – auch ein neues Detail auf: Mario Müller, Mitarbeiter eines MdBs der AfD, soll bei dem Treffen in der Villa berichtet haben, wie er mit anderen rechten Gesinnungsgenossen gegen Autonome und Antifa vorging. Ein kurzer Moment, in dem die Brisanz der Lage aufblitzte, auch weil Veit Schubert hier auf den sonst vorherrschenden augenzwinkernden Grundton verzichtet.

Dem langjährigen BE-Ensemble-Mitglied Schubert, der als einer der wenigen schon zu Claus Peymanns Zeit am Haus war, ist auch der kämpferische Schlussappell vorbehalten, gemeinsam die Demokratie zu verteidigen, der in eine Empowerment-Selbstfeier des vollbesetzten Hauses mündete.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2024/01/23/szenische-lesung-correctiv-recherche/
Lesung Correctiv: Warum nicht beides?
Der Theaterabend schließt das teilen der Recherchen mit der Presse ja nicht aus. Abgesehen davon schien es bei aller Selbstgefälligkeit in der Inszenierung klar warum das correctiv Team an dem Format interessiert war in dem man Dinge auch mal „unjournalistisch“ aussprechen kann, mit der Idee von Verfremdung und pseudofiktionalen Figuren spielen und eine andere Form von Aufklärung betreiben kann. Das schützt rechtlich und ermöglicht an den auch oft frustrierenden Einschränkungen vorbei über das zu sprechen was recherchiert wurde.
Lesung Correctiv: Lob
ein lob der szenischen lesung! all jenen die sich hier skeptisch äußern sei gesagt: ästhetisch läßt sich gerne streiten, nur in der sache nicht viel begriffen.
Lesung Correctiv: Hinweis Kritik von Ayşe Güvendiren
Vgl. https://tdz.de/artikel/78f0cf50-48b8-4d34-8c07-b18ecf657c69
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