Medienschau: Die Zeit – Der Kritiker Peter Kümmel ärgert sich über Kolleg:innen

Dem Reaktionären nah

Dem Reaktionären nah

27. Oktober 2022. "Die Zukunft wird nicht strahlend sein", stellt Peter Kümmel, Theaterkritiker der "Zeit", mit Blick auf die aktuelle Weltlage fest. "Da fällt auf, dass gerade jetzt Texte in maßgeblichen deutschen Zeitungen erscheinen, die man Bilanzartikel nennen könnte."

Es seien "Texte, die das Theater an sich mit der Säure des Überdrusses begießen. Sie sind im Furor der Vergeltung geschrieben (...). Kritiker, die einen geringen Teil des deutschen Theatergeschehens überblicken, wagen den kalten Blick aufs Ganze. Sie entsorgen schriftlich, was ihnen schon immer auf die Nerven ging."

Und weiter: "Jedoch, das Theater jetzt, wo es ihm aus ausnahmsweise nur zu kleinen Teilen selbst verschuldeten Gründen schlecht geht (auch viele Lesungen, Konzerte, Kinovorstellungen werden weniger gut besucht als vor der Pandemie beziehungsweise vor dem Krieg), mit Verachtung zu strafen, verrät einen Zorn, der mit kritischer Distanz zum Betrieb nicht mehr viel zu tun hat. Eher schon mit jener Kulturtechnik, die man volkstümlich "jemandem einen mitgeben" nennt", schreibt Kümmel. "Das kann man tun. Aber man sollte es tun, wenn die wahren Krisen vorbei sind. Tut man es jetzt, nähert man sich dem Reaktionären."

(Die ZEIT / sle)

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