Medienschau: Berliner Morgenpost – Zur Zukunft der Berliner Volksbühne

Wahrhaft europäisches Theater

Wahrhaft europäisches Theater

5. April 2024. "Berlin braucht keine weitere bürgerliche Bühne", schreibt Georg Kasch in der Berliner Morgenpost und macht sich Gedanken über die weiteren Entwicklungen an der Volksbühne nach dem Tod von Intendant René Pollesch.

Der online nachzulesende Artikel macht verschiedene Leerstellen in der Berliner Theaterlandschaft aus: etwa ein fehlendes Tanzhaus für Choreograf*innen wie Florentina Holzinger, Constanza Macras, Jefta van Dinther, Ligia Lewis. "Das internationale Publikum dafür gibt es, den Raumbedarf auch", schreibt Kasch, wendet jedoch ein: "Aber muss es unbedingt die Volksbühne sein?"

Weiterhin fehle in Berlin "ein echtes, kritisches Volkstheater“, das "mehr bietet als die Unterhaltung von Kurfürstendamm und Schloßpark Theater". Ebenso vermisst der Autor bestimmte thematische Zugänge: "Was Berlin seit Ende der Castorf-Jahre wirklich fehlt, ist ein Theater, das Politik und Gesellschaft neu denkt. Das mit kritischen Interventionen, radikalen Theaterästhetiken und Künstlern, die es sich nicht leicht machen mit dem Status quo, mit Bertolt Brecht an seine Wirkmacht glaubt: 'Ändere die Welt, sie braucht es.'"

Schließlich fehle ein "Theater, dass sich mit dem 'Osten' auseinandersetzt", womit eine ganze Spannbreite von Bezügen aufgerufen ist: etwa "Auseinandersetzungen mit den Wende-Folgen von Autoren wie Lukas Rietzschel und Anne Raabe", aber auch Fragen nach den Beziehungen zu Osteuropa, Russland, China, der Ukraine oder zum Nahost-Konflikt. Aus dieser weiten Perspektive leitet Kasch sein Resümee ab: "Da gäbe es auf jeden Fall genügend Stoff, auch für Reibungen, für Konflikte. Das wäre die Chance, ein wahrhaft europäisches Theater zu machen, eines, das die Antworten auf sehr große Fragen sucht."

(Berliner Morgenpost / chr)

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