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Update Theater Konstanz: Drohende Einsparungen
20. Oktober 2023. Dem Theater Konstanz drohen drastische Einsparungen von bis zu 20 Prozent. "Das Theater bangt um die Existenz" ist die Pressemitteilung überschrieben, mit der das Haus auf seine schwierige Situation aufmerksam macht.
Der Gemeinderat will am Donnerstag, den 26. Oktober 2023, über die Kürzungen entscheiden. Weniger Zuschüsse aus der Stadt würden für das kommunale Theater bedeuten, dass auch die Landeszuschüsse reduziert werden. "Es steht auch im Raum, dass eine der drei Spielstätten, die Werkstattbühne, komplett geschlossen werden soll", heißt es. "Durch diese Einsparungen sind sowohl die künstlerische Arbeit als auch die Kinder- und Jugendarbeit durch das Junge Theater Konstanz nicht mehr gewährleistet."
Für Montagabend haben die Theaterfreunde Konstanz e.V. sowie der Freundeskreis Philharmonie e.V. zu einer Kundgebung um 17 Uhr auf dem Münsterplatz aufgerufen. Das Theater wird am Wochenende mit einem 24-Stunden-Theater-Marathon auf die Bedeutung der Werkstattbühne hinweisen.
(Theater Konstanz / sik)
Update vom 25. Oktober 2023
In einem Offenen Brief wandte sich die Intendant*innengruppe im Deutschen Bühnenverein gestern an den Konstanzer Gemeinderat. Die Einsparungen, so das Statement, würden die Substanz "eines renommierten, höchst lebendigen und in der Stadt verwurzelten Theaters fundamental angreifen". Um die Nöte der Kommunen wisse man, doch seien die angedachten Kürzungen "ein fatales Vorbild", versuchten die Theater doch "gerade in dieser bewegten Zeit" zum demokratischen Miteinander, zur kulturellen Bildung und zur komplexen Auseinandersetzung mit aktuellen Themen des Moments vor Ort beizutragen.
Auch Ulrich Khuon, von 1988 bis 1993 Intendant am Theater Konstanz, hat einen Offenen Brief an die Stadt verfasst und weist darin auf die sozialen Folgen einer Spielstätten-Schließung hin: "Da die Personalstruktur des Theaters auf unterschiedlichen Verträgen aufgebaut ist, würde es vor allem Mitarbeitende mit einem NV-Bühne Vertrag treffen", heißt es in seinem Brief, den eine Online-Plattform aus dem Bodenseeraum veröffentlicht hat. "Jedoch ist ein Jobwechsel insbesondere für künstlerisches Personal enorm schwierig, da das Theater Konstanz oftmals der einzig mögliche und attraktive Arbeitgeber in der Umgebung darstellt. Die Schließung der Werkstattbühne ist also nicht nur eine strukturelle und künstlerische Entscheidung, sondern ebenso eine soziale."
(Deutscher Bühnenverein / seemoz.de / eph)
Update vom 26. Oktober 2023
Auch die Bühnengewerkschaft GDBA hat mit einem Offenen Brief an den Konstanzer Oberbürgermeister, den Kulturausschuss sowie den Gemeinderat auf die geplanten Kürzungen reagiert. Darin heißt es:
"Eine Kürzung um 20% ist für das Theater Konstanz und die Künstler:innen, die dort arbeiten, existenzbedrohend. Sie sind diejenigen, die seit Jahren dafür sorgen, dass durch einen lebendigen und vielfältigen Spielplan wichtige kulturelle Impulse in die Stadtgesellschaft getragen werden. Gleichzeitig arbeiten gerade die künstlerisch Beschäftigten auf Grundlage äußerst unsicherer Verträge und werden nun durch Ihre kurzsichtigen Pläne in ihrer beruflichen Existenz bedroht. Kürzungen in Kultureinrichtungen treffen immer zuerst den künstlerischen Etat und schädigen die Theater damit nachhaltig."
Die GDBA fordere die Adressat*innen des Briefes daher auf, "ein Zeichen zu setzen" und die bisherigen Pläne zu überdenken: "Verhindern Sie, dass eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt wird, deren Folgen sich nur erahnen lassen und die Sie irgendwann nicht mehr stoppen können. Jetzt haben Sie die Chance dazu. Nehmen Sie Abstand von diesen Kürzungsplänen. Für die Kunst. Für das Theater. Für die Demokratie. Für Konstanz und die Menschen, die dort leben."
(GDBA / jeb)
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Ja, es ist bitter zu sehen, wie ein Haus, dass ich 14 Jahren erfolgreich geleitet habe, zusätzliche Stellen geschaffen, im Ausland gespielt, das Ensemble von 17 auf 24 vergrössert nun kaputt gemacht wird.
Widerstand gibt es keinen nennenswerten, die Besucherzahlen - das hat nix mit Corona zu tun - eingebrochen und bereits jetzt hat die Intendantin freiwillig zwei oder drei Stellen abgebaut.
Warum macht man das? Um zu bleiben? Weil es nix anderes gibt?
Es ist das alte Lied: nach starken Zeiten, schwache Leute auf Leitungspositionen setzen, damit die eigene Schwäche und Einfallslosigkeit nicht auffällt.
Ja, es gibt Wichtigeres im Moment, als Theater, woanders sterben die Menschen, aber im Schatten wächst neues Unheil. Am schönen See: Traue niemals der Idylle, denn sie ist ein Gaunerstück, schlägst du dich auf Ihre Seite: schlägt sie hart, präzis zurück.
(Lieber Fragender, Kommentare, die unter Klarnamen gepostet werden und deren Verfasser ihre Autorschaft auf Rückfrage bestätigen, veröffentlichen wir in der Hoffnung, dass sie wissen wovon sie reden und sofern sie nicht gegen unseren Kommentar-Codex verstoßen. Viele Grüsse aus der Redaktion)
Wir konzentrieren uns seit über einem Jahr auf die inhaltliche und auf Argumente gestützte Kritik an den möglichen Plänen zur Kürzung des Budgets und der Schließung der Werkstattbühne. Wir sind unermüdlich mit Entscheidungsträger*innen und der Stadtgesellschaft im Gespräch und Austausch. Wir diskutieren, streiten, vor allem aber überzeugen wir mit unserem Programm. Und das gelingt uns gerade ziemlich gut. Am vergangenen Freitag feierten wir die vierte Premiere unserer vierten Spielzeit. Und wir sind erfolgreich, dafür sprechen Auslastungszahlen und die Tatsache, dass wir Stadtgespräch sind – und zwar aufgrund dessen, was wir programmieren und an Qualität mit einem fantastischen Ensemble auf die Bühne bringen.
Wir sind verwundert darüber, dass Sie, werter Herr Prof. Dr. Dr. Nix, sich in diesen Zeiten nicht mit Ihrem ehemaligen Theater solidarisieren und gute Argumente finden, warum die geplanten Kürzungen zu kurz gedacht sind. Es geht gerade nicht um Ihre Person, sondern um die Zukunft des Theaters.
Und noch wichtiger: Es geht darum, Kunst und Kultur nicht mehr nur wohlwollend „mitzudenken“, sondern von Anfang an selbstverständlich und abgesichert. Für eine integrative Gesellschaft ist das unbedingt notwendig. Jede Investition in Kunst und Kultur zahlt sich vielfach wieder aus. Denn daraus erwachsen Werte, die für eine Gesellschaft von großer Bedeutung sind: Sie stärken nicht nur die persönliche Entwicklung und die kulturelle Bildung, sondern auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Identität unserer Stadt, dieser Region. Die letzten beiden Landtags-Wahlergebnisse haben wir alle im Kopf. Wir freuen uns über alle Menschen, die uns auf diesem Wege und vor allem gegen mögliche Einsparungen unterstützen.
Karin Becker (Intendantin) und Meike Sasse (Chefdramaturgin)
Es geht nicht. Und es kann nicht gehen. Wer die Etats eines Theaters kennt, weiß, dass mehr als zwei Drittel der Kosten auf Jahre hinaus fest liegen. Es sind Personalkosten. Schnell sparen kann man nur bei den Künstlerinnen und Künstlern, deren Verträge auf Zeit geschlossen wurden. Aber: Was ist ein Theater ohne Künstlerinnen und Künstler?
Eine dumme Frage sollte man meinen, aber eine, der sich die Konstanzer Bürgerinnen und Bürger stellen müssen. Denn es kann passieren, dass in zwei Jahren der Laden einfach dicht macht. Dies ist kein leerer Alarmismus, dies ist eine einfache Rechenaufgabe. Und jede und jeder müssen entscheiden, ob es hier weiterhin ein Theater geben soll. Oder nicht.
Seit vielen Jahren heißt es immer wieder: Die Strukturen des Theaters müssen verändert und eine Diskussion über die Zukunft des Stadttheaters geführt werden. Stimmer sicherlich. Aber das braucht Zeit, Kenntnisse, Engagement. Deshalb fehlt dem Konstanzer Theater jemand in der Stadtregierung, der mit diesen Fragen umgehen kann. Kaputtschlagen kann jeder, intelligent sparen und das Wesentliche erhalten ist ziemlich schwer.
ich sei nicht soldarisch mit dem Theater,
das Gegenteil ist der Fall,
weiss doch jeder:
ich bin enttäuscht,
dass sie drei Schauspielerinnstellen
gekürzt haben, voreilig:
und dabei einen Spieler im 64. Lebensjahr,
das macht man nicht ...
um mich gehts ohnehin nicht,
mich kürzt man nicht:
der Rest ist schweigen.
Glücklicherweise ist die offen kommunizierte Unterstützung für diese so wichtige Kulturinstitution so stark und laut. Unzählige Theaterfreund:innen, Zuschauer:innen, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erheben ihre Stimme und nutzen ihre Position. In aller Deutlichkeit unterstreichen sie, welche Auswirkungen die heute zur Abstimmung stehenden Einsparungen für die Mitarbeiter:innen des Hauses, das Junge Theater Konstanz, das Publikum, die Stadtgesellschaft haben können - oder diskutieren die allzu wichtige Frage, welche etwaige Symbolwirkung eine so massive Kürzung im Kulturbereich in der heutigen Zeit haben könnte.
Ich bin froh, dass so viele Menschen dieses wunderbare Haus unterstützen.
Wie man das tut (oder glaubt, zu tun) - das ist sicher eine Stilfrage.
Hände weg von spielenden Menschen in Konstanz
13. Oktober 2024
Lieber Uli Burchardt,
verehrter Herr Osner,
wer lesen kann, soll lesen: er wird überzeugt sein von Daniel Graebers Studie „Schulden“, eine Aufarbeitung der letzten 5000 Jahre Schuldengeschichte. Er wird die Augen öffnen und sagen: ja die Pläne zur Schließung einer Theaterbühne in Konstanz oder die Entlassung von Musikern, hat mit den Schulden dieser Stadt nichts zu tun.
Kein Zweifel, es gibt eine Geschichte der Schulden und es ist eine kurze Geschichte der Zeit in Konstanz. Sie sind entstanden in ihrer Amtszeit, sie wären unmöglich gewesen beim Sparfuchs und Alt-OB Horst Frank und beim damaligen Kämmerer, unmöglich wäre aber auch gewesen eine Sparmaxime von 20 % in Kulturellen und Bildungseinrichtungen nur zu diskutieren.
Es bedarf nicht einmal der Kenntnisse eines mittelmäßigen Stadtkämmerers, um das Desaster zu brennen: ihre Referenten haben sich vervielfacht, der Etat für Gutachten ist in grandiose Höhe geschossen, die Reisekosten haben sich verdoppelt und alle Prestigeprojekte sind in die Hose gegangen, zuvörderst das Bodenseeforum.
Dass verschweigen alle, die an dem Beschluss damals mitgewirkt haben, zu viele fühlen sich auch im Gemeinderat schuldig und reden sich schön. Sie wollten nicht sehen, dass der Kaiser nackt ist, dass er inhaltlich, moralisch-politisch nichts zu sagen hat: Nichts.
Wie hilflos wirken die Bettelbriefe an die Verwaltungsspitze, wenn doch eigentlich der Souverän, das Parlament in die Verantwortung genommen werden müsste. Der Gemeinderat macht die Haushaltssatzung und die Gemeinderäte werden dich ihre eignen Kulturstätten nicht zerstören.
Addiert man die Stellenvermehrungen im Dezernat des OB, die Jahreskosten der Begutachtungen, die Abfindungen für falsche Personalentscheidungen und projektiert jetzt eine andere Politik, bedarf es dieser Einsparungen gar nicht. Es ist Euch, ihr Bürgermeister, dieser Stadtspitze und ihren Wirtschaftsförderern nie gelungen, kapitalkräftige Wirtschaft nach Konstanz zu holen, daher keine Konferenzen, keine Kongresse von wirtschaftlichen Interessenverbänden im Bodenseeforum, weil die Stadt in dieser Frage leider ein schlechtes Image hat. Wo ist der Versprechen von Andreas Osner: keine Kürzung mit mir?
Sprechen wir von der Kunst und dem Sport, sprechen wir von Kultur. Es geht um gemeinsame Lösungen und nicht darum Menschen und Kultur gegeneinanderzusetzen. Sport, Karstadt, die freie Szene müssen zusammenhalten. Bürgermeister, aber auch die Landespolitiker dieser abgehangen, idyllischen Landschaft dürfen nicht herausgehalten werden. Es gibt keine sauberen Hände. Pilatus wäscht nicht. Was mich ärgert und scheinbar keiner sieht: das Stadttheater ist kein Ort „nur bürgerlicher Kultur“ gewesen. Wir hatten Platz für Fußballer und Fastnachter, klinisches Personal, Strafgefangene, Theater Konstanz ist Volkstheater.
Ich habe die Werkstattbühne von November bis Januar allein für die Vorschuldkinder geöffnet, Kindergärten kamen zu Hunderten, Theater für Kleinkinder im geschützten Raum und den wollt ihr schließen, ihr Gemeinderäte ihre familienlosen Bürgermeister. Wo seid Ihr Ihr Kindergärtner und Kindergärtnerinnen.
Der Gemeinderat hat 2008 die Spiegelhalle ausbauen lassen, die Werkstattbühne ist ein Ort für Laiengruppen und Lesungen und kleine feine Spielformen gewesen, aber nähern wir uns des eigentlichen Skandals: Konstanz gewinnt seit Jahren an seiner Kultur auch ökonomisch, sieht das keiner: Theater und Orchester sind Arbeitsplätze, 28 % der Lohnkosten fließen zurück, alle Mitarbeiter sind Teil des Finanzausgleichs.
Der Landesanteil wird gekürzt werden, wenn die Stadt kürzen wird, und die Spielbankabgabe wird seit Jahren auch für die Pflege von Grünanlagen verwendet statt für Kultur im engeren Sinne: es fließt mehr rein, als raus. Das ist Fakt.
Den Landespolitische Skandal müssen sich CDU und Grüne auf die Fahnen schreiben, denn das Land fördert das Theater seit 44 Jahren unterdurchschnittlich, während andere Bühnen in Badem Württemberg an die 50 % Förderung bekommen.
Wäre das gewährleistet, wäre die Spardebatte vom Tisch. Auch die Berichterstattung macht nicht deutlich, dass die städtischen Zuschüsse doch auch den Vermögenshaushalt betreffen, will sagen Immobilien sind, die es ohnehin sind. Offenheit ist gefragt in der Krise und Verantwortung, die man nehmen muss, nämlich gehen, wenn man so viele Schulden auf die anderen abladen will.
Nennen wir Ross und Reiter. Es wäre Aufgabe von Landespolitikerinnen hier einen Krisenplan zu entwickeln, das wäre mehr als schöne Bilder, das wäre Arbeit, es wäre die Aufgabe von Andreas Jung endlich was für seine Heimat zu tun, statt Merzscher Worte.
Ja, Uli K., man ist beliebter, wenn man freundliche Briefe schreibt, aber so benennt man nicht den Prozess, der Kleinmächtigen, denen Kunst und Kultur schon immer suspekt war:
Wir sind der Schmerz und nicht der Arzt.
Liebe Bürgermeister: Die Stadt braucht kompetente Menschen an der Spitze, solche nach denen sich Philosophen und Wirtschaftskapitäne die Finger lutschten, das gilt vor und nach der Wahl: Hände weg vom Orchester und Theater, vom Kino und von all den spielenden Menschen. Spart an euch und nicht an HarfenspielerInnen.
Euer
Professor Dr. Christoph Nix
Liebes Publikum, liebe Unterstützer*innen, liebe Bürger*innen dieser Stadt,
wir möchten Ihnen ein kurzes Update über die Entscheidungen des Gemeinderats bezüglich der Zukunft unseres Theaters geben. Heute, am Donnerstag, den 26. Okt. 2023, hat der Gemeinderat der Stadt Konstanz in einer öffentlichen Sitzung beschlossen, dass das Theater Konstanz ab der Spielzeit 2024/25 ein jährliches Einsparvolumen von 297.000 € umsetzen soll. Der Gemeinderat hat sich damit für das erweiterte Basispaket entschieden, das auch mit spürbaren Einschnitten einhergeht, aber den Weiterbetrieb aller drei Spielstätten ermöglicht.
Ohne die große Unterstützung und die Solidaritätsbekundungen aus der Bevölkerung, durch Künstler*innen, Kolleg*innen, Kulturinstitutionen und, um nur einige namentlich zu nennen, den Bühnenverein, die GDBA und die Theaterfreunde Konstanz e.V., wäre dieser Ausgang der Einspardebatte nicht möglich gewesen. Im Namen des gesamten Teams möchten wir uns auf diesem Wege bei Ihnen allen für die Rettung der Werkstatt und für das Engagement der letzten Wochen bedanken! Wir melden uns in der kommenden Woche mit einem längeren Update.
https://www.theaterkonstanz.de/werkstattretten