Zwei ungarische Gastspiele in Strasbourg abgesagt
Erleichterung oder Enttäuschung?
Strasbourg/Budapest, 19. März 2013. Das Théâtre national de Strasbourg (TNS) hat zwei im April geplante Gastspiele aus Ungarn vom Spielplan genommen. Wie www.lalsace.fr und die FAZ melden, werden im April weder Anton Tschechows "Drei Schwestern" noch Ferenc Juhász' "Der Sohn, der ein Hirsch wurde" in der Regie des ungarischen Regisseurs Attila Vidnyanszky gezeigt.
Weil Vidnyanszky im Dezember von Premierminister Viktor Orban zum neuen Leiter des ungarischen Nationaltheaters in Budapest berufen wurde (siehe Meldung vom 17. 12. 2012), um es "national zu erneuern", formierte sich in Frankreich gegen das geplante Gastspiel Widerstand: Eine Petition forderte die Absage der Vorstellungen und der damit einhergehenden Workshops. Zwar lehnte die TNS-Leiterin Julie Brochen eine Absage mit der Begründung ab, man wolle jeden Eindruck von Zensur vermeiden, ließ aber den Workshop in der dem TNS angeschlossenen Schule streichen. Daraufhin entschieden Vidnyánszky und die Schauspieler ihrerseits, nicht nach Frankreich zu reisen.
(lalsace.fr / geka)
Mehr Informationen zur Lage in Ungarn sind über das Lexikon erreichbar.
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Und, dass er keineswegs mit nationalistischen Strömungen in Verbindung zu bringen ist.
ein wahnsinn.
„Seit zwei, drei Jahren ist davon nichts mehr: keine Hoffnung, kein Charme, keine Illusion. Die Politik der Fidesz-Partei ist seither allgegenwärtig, vom Keller bis ins Dachgeschoss jedes Hauses, im Leben aller Menschen. Diese Politik bremste alles, was innovativ, frei, alternativ und kritisch war. Sie ließ die alternative Theaterszene verbluten, die in den letzten drei Jahren keine Fördergelder bekommen hat. Wir schreiben das dritte Jahr, in dem keine Filme produziert werden, und das erste Jahr, in dem es keine ungarische Filmwoche gibt – was hätte auch gezeigt werden sollen?
Die Kultur ist unter Fidesz von der Ungarischen Akademie der Künste abhängig, deren Leiter ein, mit Verlaub, 80-jähriger Vollidiot ist, der nur christliche und nationale Kunst in Ungarn duldet und als allmächtiger König die Gelder verteilt. In den Führungspositionen der staatlichen Theater sitzen Viktor Orbáns Parteisoldaten, sie haben das Sagen, sie definieren, was man unter Kultur versteht. Radikale Amateure wurden zu Anführern. Der neue Direktor des Nationaltheaters, Attila Vidnyánszky, will das Haus am Tag seines Amtsantritts heilig sprechen."
Agnes Szabó hat mittlerweile Ungarn verlassen und arbeitet in Berlin.
„Und das ist das Demütigende. Ich hatte, bevor ich mich entschied zu gehen, das Gefühl, dass alles bergab geht und niemand etwas unternimmt, um diese Fahrt zu stoppen.“
Und wir unterhalten uns hier über Naziterminologie, den Papst und Kondome. Gegen Fidesz und Jobbik helfen keine Kondome mehr, die sind schon da.
Abgesehen davon wüsste ich nicht, wie und in welche "Prozesse" sie jemanden einbinden, der Rassismus propagiert, Nationalismus zur alleinseligmachenden Kunstreligion macht, jegliche Pluralität ausschließt und einer Gleichschaltung von Kunst und Kultur (ja, ich gebrauche dieses Wort ganz bewusst) das Wort führt. Ich freue mich, zu hören, wie sie mit jemanden in den Dialog treten möchten, der beide Ohren fest verschlossen hat.
Zur Sache: dass sie in "Prozesse" einbezogen werden, ist genau was diese Nationalisten wollen: als Gesprächspartner anerkannt werden. Wie naiv muss man sein, das nicht zu begreifen?
Vidnyánszky und seine Schauspieler haben sich zurückgezogen, nachdem es in Frankreich Widerstand und eine Petition gegen die beiden Aufführungen gab und jene Workshops abgesagt wurden. Da kann man nicht von Selbst-Ausgrenzung reden.
Die Aufführungen wurden schlicht und ergreifend nicht mehr gewollt, nachdem Orban Vidnyánszky zum Intendanten des Nationaltheaters Budapest berufen hat.
Lernen sie zu trennen zwischen der Person und den Inszenierungen. Ob sie die Person hier richtig beurteilen, oder auf einen "Orban" verkürzen wollen, ich kann es nicht recht erkennen. In jedem Fall ist ihre Argumentation grob vereinfachend.
Es ist nicht schwer in ihren Chor einzustimmen. Löst aber kein Problem. Ich persönlich glaube wäre in der Lage mit Herrn Vidnyánszky ein Gespräch zu führen. Wenn sie das für eine unmögliche Sache halten, ist das ihr Ding.
solche Anonyme wie sie gehen mir wirklich auf die Nerven,lesen nicht, verstehen nicht, werten als erstes immer den Gegenüber ab und halten sich selber für die Verständigsten von allen hinter ihrer feigen Maske.
Man darf also mit Nationalisten nicht reden, bestimmt Herr Melchior in einem Akt von anonymer Selbstermächtigung. Bitte, dann lassen sie es doch sein. Ich bin nicht so naiv zu denken, man käme in diesem Konflikt ohne Dialog aus.
man darf mit jedem reden, man darf (sich und anderen) aber auch die Frage stellen, ab welchem Punkt es nicht mehr sinnvoll erscheint, einen solchen Dialog zu führen oder ob es Vertreter politischer Positionen gibt, mit denen man das von vornherein ausschließt. Ich persönlich halte eine solche Grenzziehung durchaus für legitim, insbesondere wenn es um Leute geht, die mehr als einmal klar gemacht haben, dass sie an einem Dialog nicht interessiert sind. Ich gestehe Ihnen aber natürlich das recht zu, das anders zu sehen. Was ich mir von Ihnen jedoch wünsche, sind mehr fundierte Argumentationen in der Art von 14. und 17. und weniger Polemiken in der Art von 2. und 20.
Nochmal zum eigentlichen Thema: De Workshops wurden nach Protesten abgesagt, die Aufführungen nicht. Das war allein die Entscheidung von Vidnyánsky und seinem Theater. Das mögen Sie dem Druck geschuldet sehen, Sie können es auch verständlich finden, es ist de facto aber eben doch eine Selbst-Ausgrenzung Vidnyánskys. Ob und wie stark forciert, lassen wir mal dahingestellt.
Fundiert, mmh...ach kommen sie, ich werde ihnen jetzt hier nicht nochmal meine Argumente herzählen, es braucht einfach nicht viel, um zu verstehen, dass man Künstler nicht auf Grund ihrer nationalen Gesinnung ausladen sollte. Es ist ja nicht der Künstler Vidnyánszky der in Ungarn regiert. Da straft man jemand stellvertretend für eine Regierung ab.
Fakten sind nicht Ihre Stärke, oder? Niemand wurde ausgeladen, Herr V. und sein Theater haben sich selbst ausgeladen. Mag nicht in Ihr Weltbild passen, ist aber so.
2. Akzeptieren Sie bitte, dass Von-Ihrer-Meinung-Abweichen und Dummheit keine Synonyme sind. Es hat nichts mit "Begreifen", wenn man der Meinung ist, dass die Gesinnung eines Künstlers durchaus ein Faktor sein kann, wenn es darum geht, ihm ein Gastspiel etc. zu ermöglichen. Ich habe als Gesellschaft/Theater/Intendant, was auch immer, schon das Recht selbst zu entscheiden, wen ich in mein Haus einlade und aus welchen Gründen. Bei Ihnen klingt es so, als sei V.'s "Gesinnung" seine Privatsache. Ist sie aber nicht, denn a) macht er sie zur Grundlage seiner künstlerischen Tätigkeit unter Ausschluss gegensätzlicher Meinungen, b) repräsentiert er durchaus die Orban-Regierung, schließlich ist seine Aufgabe, deren ideologisches Kunstverständnis an seinem Haus umzusetzen. Ich sage nicht, dass es richtig ist, dass das Gastspiel jetzt nicht stattfindet, aber es ist vollkommen legitim, eine solche Diskussion zu führen.
da haben sie vollkommen Recht, es ist in der Tat legetim eine solche Debatte zu führen. Ich finde ihre Haltung auch nicht dumm; jedoch Fakten in diesem empfindlichen Bereich,mmh...können wir uns darauf einigen, dass der Künstler sich unter Druck und mit ihm seine Schauspieler zurückgezogen haben?
Meine Gesinnung als Künstler ist schon meine Privatsache. Sicherlich, Herr V. repräsentiert Ungarn und steht der Regierung offensichtlich nah. Aber wieviele deutsche Künstler tun es im Ausland ebenso, ihr Land repräsentieren und stehen einer Regierung nah?
Sie müssen nicht denken, dass mir die Entwicklung in Ungarn gefällt. Ich sehe jedoch die Gefahr, dass nun auch eine kulturelle Isolation einhergeht mit einer politischen. Und wenn man erst einmal den Kulturaustausch unterbricht, steht es sehr schlecht um den Austausch zwischen den Mitgliedern der EU. Man kann nur hoffen, dass diese Entwicklung nicht auf andere osteuropäische Länder abfärbt.
Wissen sie, wenn ich alle meine Schauspieler in Rumänien auf ihre nationale Gesinnung hin geprüft hätte, wäre keine der beiden Inszenierungen dort entstanden. Mir war es lieber auf die eher national gesinnten Schauspieler zuzugehen und sie einzubinden.
Übrigens: ich habe kein Problem mit Echtnamen. Ich heiße Melchior Brundt, wohne in Bielefeld, arbeite als IT-Berater und gehe 2,3 Mal im Monat ins Theater.
(Sehr geehrter Melchior Brundt, zur Frage der Klarnamen: Kommentatoren-Namen, die in der Theaterszene bekannt sind, werden von uns überprüft. In diesem Fall handelt es sich um den Dramatiker Martin Baucks. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
gerade erreicht mich über facebook folgende Nachricht:
Heute morgen wurde das Siraly Cafe in Budapest, (Treffpunkt vieler Oppositioneller) von Sicherheitskräften gestürmt, die hernach auch das Schloss auswechselten... sag hinterher keiner, er habe nicht mitbekommen, was in Ungarn passiert...
Das Siraly ist ein Café in dem man koscher essen kann und natürlich ist diese Entwicklung schlimm. Und wahrscheinlich werde ich dieses Land für einige Zeit nicht mehr besuchen. Zudem kenne ich mich ein wenig in der ungarischen Geschichte aus.
Aber wissen sie, in diesem Moment gibt es in Berlin ebensoviele Antisemiten wie in Budapest und es wird sie immer geben.
Die Frage ist, wie geht man mit ihnen um, wenn sie aktiv werden? Gar nicht?
Nun ja, Herr Vidnyánszky kann ja auf Anerkennung durch begleitende Gespräche eines Gastspieles hoffen, ob er sie wirklich in der Form bekommt, wie er sie sich erhofft, hängt von dem Geschick seiner Gesprächspartner ab. Von mir bekäme er keine ungebrochene Anerkennung, jedoch ebenso lehne ich ihn nicht komplett ab. Ich bin daran interessiert seine "Drei Schwestern." Inszenierung zu sehen.
in einem Punkt muss ich Ihnen nochmals widersprechen: Herr V. ist aufgrund seiner Gesinnung in seiner Position und seine Aufgabe ist es, diese Gesinnung in seiner Arbeit als Intendant umzusetzen. Insofern ist diese Gesinnung eben ein ganz wesentlicher Aspekt der zu führenden Diskussion. Er ist eben nicht ein Intendant, der nationalistisches und rassistisches Gedankengut vertritt, er ist Intendant, um dieses Gedankengut zur Grundlage seiner Arbeit zu machen. Wie Sie hier von einer "Privatsache" sprechen können, ist mir unverständlich.
In den anderen Punkten bin ich weitgehend bei Ihnen. Das ist ja auch schon mal was :-)
Zu Herrn Brundt möchte ich sagen, dass ich keinesfalls einen Dialog ablehne, ich denke, es ist wichtig, auch mit Leuten zu reden, deren ansichten man rundweg ablehnt, die man womöglich gar für gefährlich hält. Allerdings denke ich auch, und da weiche ich wohl von Martin Baucks' Meinung etwas ab, dass es Grenzen dieses Dialogs geben darf und sollte. Wo dioese liegen, ist letztlich immer eine Ermessensentscheidung.
PS: Christian Rakows Erläuterung, dass es sich bei Martin Baucks um Martin Baucks handelt, hat mir ein Schmunzeln isns Gesicht gezaubert. Vielen Dank dafür! :-)
ich halte Herrn Vidnanszky ohne Zweifel für einen Nationalisten. Ob er auch ein Rassist ist, dass würde ich doch gerne einmal von ihnen durch Material belegt sehen? Und vor allem stellt sich die Frage, ist er als Rassist kriminell aufgefallen?
Gruss
Baucks
"Es ist das ja alles nicht neu", heißt es hier einmal. Tatsächlich, ist dem so ? Zunächst diskutieren "wir" hier doch wohl schon die
Neuigkeit, daß zwei Gastspiele nicht stattfinden, die offenbar ohne weiteres hätten stattfinden können. Wenden wir die Logik des Herrn Melchior Brundt an, so war das eine entsetzliche Dummheit
Vidnanszkys, die sogar durch die Streichung der Seminare gesteigerte Plattform der Aufmerksamkeit auszuschlagen. Eigentlich müßten meineserachtens jetzt beinahe notwendig Fragen folgen wie:
"War es nicht bös fahrlässig, dann nicht auch die Gastspiele abzusagen, weil jetzt ja nach obiger Logik nicht nur die Möglichkeit bestand, sich entsprechend dumm zu verhalten; was wenn man sich klug verhalten hätte ?" Der Veranstalter wollte nicht "Zensur" üben, aber in diesem Thread heißt es, es kann sehr wohl sinnvoll sein, sich seine Gäste auszusuchen und auf aktuelle (!) Entwicklungen zu reagieren: immerhin hatte Vidnanszky sich zuvor für diese Veranstaltungen nicht direkt aufgedrängt, ja, wieso spricht hier keiner von dem Vorlauf ?. Der Veranstalter aber spricht mit "Zensur" ein ganz anderes (irriges) Konzept an. Geht hier wiederum niemand drauf ein, verstehe ich wiederum nicht. Daß Vidnanszky vielleicht garnicht den Dialog sucht, sondern jede Gelegenheit zu großen und wohlbegründeten (!) Abwehrbewegungen gerne wahrnimmt,
auch darüber keine Silbe, keinen Gedanken. Daß die Schablone "Hitler-Chamberlain" möglicherweise so garnicht auf dieses Szenarium hier paßt ! Stehen wir hier kurz vor dem Zwangsanschluß Deutschlands, Frankreichs und anderer KERNEUROPÄER wohlgar seitens
Ungarns ? Hysterie, den Gedanken konnte ich nachvollziehen, wenngleich er auch nur vereinfacht. KERNEUROPA, ein wahrlich verhängnisvolles Konzept ! Hat dies mit den diversen Isolationismen in kleineren Staaten nichts zu schaffen, dieses Konzept ? Normalerweise wird es in derlei Threads durchaus gerne betont, daß die KERNEUROPAPOLITIK in vielen Fällen (siehe Jugoslawien !) fatal war, und jetzt fällt es uns leicht, wenn in Deutschland oder Frankreich von Folgen der eigenen Politik abgelenkt wird, wo nicht gezielt abgelenkt werden soll ?? Mit jedem Abwinken von derlei Fadenscheinigkeiten wie "Wir wollen keine Zensur üben" stärkt der Orban-Anhänger seine Position nach innen, nach Ungarn rein, und nur um diese ist es ihm zu schaffen. Verdächtig sind all die preußischen Maßstäbe, die hier angelegt werden, sehr verdächtig. Die Herstellung einer Verbindung zum "Buch des Monats" wird erwogen; das klingt interessant, allerdings kann diese in mehrerlei Hinsichten erfolgen, und mir fehlt bei Herrn Steckel noch der Deut, wie er sich dergleichen dachte/denkt, immerhin ist Herr Steckel auch ansonsten gut für glasklare Analysen , Sachlichkeit, Nüchternheit.