Krieg, der sich selbst träumt

16. Dezember 2023. Ein Schiffswrack, ein Filmregisseur, ein japanischer Soldat und ein Stück von Shakespeare an einem apokalyptischen Abend über die Allgegenwart des Krieges: Kann das zusammen gehen, wenn ein Bilderzauberer wie Jan-Christoph Gockel am Werk ist?

Von Sabine Leucht

"Der Sturm / Das Dämmern der Welt" von Jan-Christoph Gockel an den Münchner Kammerspielen © Armin Smailovic

16. Dezember 2023. Dass man nichts bekäme für sein Geld, kann man Jan-Christoph Gockel wahrlich nicht vorwerfen. Kein Theatermittel, dass der Hausregisseur der Münchner Kammerspiele noch nicht verwendet hätte. Und auch thematisch wird eher geklotzt als gekleckert. Was immer Gockel anfasst, will aufs große Ganze hinaus. Diesmal ist das große Ganze die Allgegenwart des Krieges. Als etwa in der Mitte von "Der Sturm / Das Dämmern der Welt" alle, wirklich alle kriegerischen Auseinandersetzungen seit 1945 aufgezählt werden, hat man kurz Sorge, dass der Abend doch die Drei-Stunden-Schwelle knackt. Der Indochinakrieg, der Bürgerkrieg in Costa Rica, der namibische Befreiungskampf, der Nordirland- und der Biafrakonflikt … es nimmt kein Ende.

Dabei kann der japanische Soldat Hiroo Onoda, der hier mit dem Satz zitiert wird, "die Wahrheit ist, dass der Krieg niemals aufgehört hat, die Schauplätze haben sich nur verlagert", lediglich die Angriffe auf Korea und Vietnam gesehen haben. 29 Jahre lang hielt er auf der unbedeutenden Pazifikinsel Lubang die Stellung, im Glauben, der Zweite Weltkrieg sei noch immer zugange. Diesen Guerillakrieger, der alle Nachrichten von außerhalb seiner kleinen, von Pflicht erfüllten Welt für gewiefte Täuschungsversuche hielt, gab es wirklich. Und Werner Herzog hat ihm in seinem Roman "Das Dämmern der Welt" ein mit seiner eigenen Poetik gesprenkeltes Denkmal errichtet.

Ein Säulenheiliger des Gockel-Theaters

"Das Dämmern der Welt" ist ein Buch wie ein Herzog-Film. Bei der Lektüre kriechen einem die Hitze, die Moskitos und der Regen unter die Haut, um einem eine "Lektion in Finsternis" zu erteilen. Diese Finsternis transplantiert Gockel in Shakespeares letztes Drama "Der Sturm", dem er nicht nur jede Märchenhaftigkeit austreibt, sondern auch einen Großteil des Plots. Mehr als zwei Drittel des Abends bestehen nunmehr aus Onoda sowie Werner Herzogs Film- und Lebens-Philosophie.

Der Sturm 2 Daemmern c Armin SmailovicGestrandet: Katharina Bach © Armin Smailovic

Auch wenn der "Soldat des Kinos", ohnehin einer der Säulenheiligen des Gockel-Theaters, in Gestalt von Bernardo Arias Porras eher zur geschwätzigen Karikatur gerät. Kant kommt auch vor, zumindest indirekt. "Der alte weiße Sack aus Königsberg" scheint mitten im Urwald an der Bar gestrandet zu sein, wo er dem Luftgeist Ariel, der dort im Zweitjob "Kamikaze"-Cocktails mixt, vom Frieden erzählte, der verboten gehört, wenn in ihm nur der nächste Krieg vorbereitet wird.

Shakespeares Spuren verlieren sich

Bis zu diesem überraschenden Zwischenspiel, für das Katharina Bach in ein Bunny-Kostüm geschlüpft ist, meinte man die Idee hinter dem Abend einigermaßen kapiert zu haben: Das Stück wie der Prosatext waren zwar nicht gerade miteinander verwoben, aber doch stellenweise locker aneinandergeschmiegt. Vor allem dort, wo Thomas Schmauser vorkam, der als Insel-/Kolonial-Herr Prospero wie als Onoda einen Gestrandeten spielt, der die Welt nach seinen eigenen Regeln formt und mit flirrendem Blick missversteht. Als Prospero lässt er Ariel einen Sturm entfachen, um seinen Bruder, der ihn seinerzeit als Herzog von Mailand vertrieb und beerbte, nebst Gefolge an Land zu zwingen. Der Gedanke der Rache treibt ihn um, und bis hier verfangen auch Gockels Mittel.

Den Sturm, mit dem der Abend beginnt, macht eine Live-Band musikalisch plausibel. Zu deren Wummern, Rühren und Röhren purzeln einige Puppen aus einem (Mast)Korb auf die Bühne, wo sie mit verrenkten Gliedern liegen bleiben.

Der Sturm 2 Daemmern c Armin SmailovicNach dem Sturm: Verrenkte Puppen © Armin Smailovic

Auch Prosperos Tochter Miranda ist eine Puppe, gebaut und gespielt von Michael Pietsch. Unter wunderschönen Augen hat sie einen Krater im Gesicht, den die Live-Kamera in Übergröße auf einen Gazevorhang wirft. Dass ihr Vater, in Jogginghosen und Parka und wie die ganze bloß vierköpfige Schauspielertruppe mächtig zerrupft, das nicht zu sehen scheint, unterstreicht seinen Wahn. Er will Miranda noch sehr hoppladihopp mit seinem Neffen Ferdinand verkuppeln, der eine Puppenkopie seiner selbst ist – und von da an verlieren sich die Spuren des Shakespeare-Stückes in einer assoziativen Aneinanderreihung von Szenen, die erst noch brav dem Herzog-Diktum nach mehr Bildern Folge zu leisten scheinen und dann mehr und mehr im bloß Atmosphärischen verläppern.

Mit dem Kopf gegen die Palmenwand

Unter dem einsamen Mast, der von Beginn an aus dem Bühnenboden ragte, lässt Julia Kurzweg ein rostiges Schiffswrack aus dem Unterboden wachsen, das zwar nicht wie in "Fitzcarraldo" über einen Berg geschleppt, aber doch manuell gedreht wird. Das Zyklische ist überhaupt ein Running Gag des Abends und auch Gedanken werden immer wieder ventiliert. Zum Beispiel der von der Eigendynamik von Waffen und vom Krieg, der sich selbst träumt. "Ist es ein Traum. Ist es ein Traum", heißt es ohne Fragezeichen im Herzogs Roman, in dem die Zeit in Zyklen und Sprüngen vergeht. "Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt", heißt es bei Shakespeare.

In München steht Thomas Schmauser irgendwann vor einer Palmentapete und wummert rhythmisch mit dem Kopf dagegen. Am Ende scheint Gockel seiner eigenen dunklen, handgemachten Magie nicht mehr zu trauen. Mit dem eingespielten Choral "Es kommt ein Schiff, geladen" pumpt er zusätzliches Pathos in den Abend. Das ist deutlich zu fett und klingt ganz unpassenderweise adventlich.

 

Der Sturm / Das Dämmern der Welt
Von William Shakespeare & Werner Herzog
Regie: Jan-Christoph Gockel, Bühne: Julia Kurzweg, Kostüme: Janina Brinkmann, Puppenbau: Michael Pietsch, Musik: Anton Berman, Maria Moling, Video: Lilli Pongratz, Licht: Christian Schweig, Stephan Mariani, Dramaturgie: Claus Philipp, Tobias Schuster.
Mit: Bernardo Arias Porras, Katharina Bach, Michael Pietsch, Thomas Schmauser, Anton Berman, Maria Moling (Live-Musik), Lilli Pongratz (Live-Kamera).
Premiere am 15. Dezember 2023
Dauer: 2 Stunden 55 Minuten, eine Pause

www.muenchner-kammerspiele.de

 

Kritikenrundschau

"Der Krieg, der Traum, der Sturm. An diesem bühnenzauberischen Uraufführungsabend sind sie omnipräsent", so Teresa Grenzmann in der FAZ (22.12.2023). "In atemberaubender Ästhetik" führe der Abend Shakespeare und Herzog zusammen. "Am Krieg als Normalzustand einer Zivilisation, die sich des Friedens der Natur nur der Tarnung wegen bedient", daran gebe es hier keinen Zweifel. "Die anrührende Interaktion zwischen Puppe und Mensch, durch die Live-Kamera von Lilli Pongratz ganz nah ans Zuschauergemüt gebracht – so einnehmend hat man sie wohl in noch keiner Gockel-Inszenierung erlebt." Fazit: "Die Wirklichkeit als tropenfieberhaftes Albtraumspiel im Perpetuum mobile von Krieg und Frieden."

"Jan-Christoph Gockel legt mit dieser Inszenierung ein beide Stoffe verbindendes Motiv offen: den niemals endenden Krieg. Das ist das Überzeugende. Aber diese Idee ist oft besser als ihre Umsetzung, denn die ist anstrengend, umständlich, überladen“, schreibt Christiane Lutz von der Süddeutschen Zeitung (18.12.2023). "Drei Stunden lang schippert Gockel übers Meer und um seine lose verbundenen Assoziations-Inseln herum, um mal im Bild zu bleiben, meistert aber lang nicht jeden Wellengang." Seine Botschaft sei diese: "Der Mensch wird sich selbst zerstören. Und danach wird er von vorn anfangen mit der Zerstörung."

"Je länger sein Abend dauert, der durch eine beherzte Straffung nochmals an Intensität gewonnen hätte, desto knapper handelt Gockel Shakespeares Drama ab. Ihn interessieren vor allem die Abgründe des Menschseins, von denen Herzog berichtet. Und das bedeutet: der Krieg, der für Hiroo Onoda so lange nicht aufgehört hat", so Michael Schleicher vom Münchner Merkur (16.12.2023). "Katharina Bach, Bernardo Arias Porras und Thomas Schmauser sowie die großartige, sehr präsente Musik von Maria Moling und Anton Berman ankern diese Arbeit, als sie im Assoziationsstrudel der Regie zu kentern droht."

"Was Prosperos fiktive Insel in der frühen Neuzeit und Onodas real existierende Insel im vorigen Jahrhundert verbindet, ist der zuverlässig grandiose Thomas Schmauser in beiden Rollen. Mit seiner kristallklaren Transparenz ist er so etwas wie die rettende Insel im bewegten Ozean von Gockels Theater des Zuviels. Wie so oft betört der Kammerspiel-Hausregisseur mit sinnlichem Bühnenzauber und ernüchtert mit dramaturgischer Weitschweifigkeit", schreibt Mathias Hejny von der Abendzeitung (18.12.2023).

Kommentare  
Sturm/Dämmern, München: Vom Einlassen und Aushalten
Theater ist dazu da, den Menschen aufzurütteln, zu erschüttern und nicht mehr auszulassen. So zumindest mein eigener künstlerischer Anspruch als Schauspielerin. Wer das nicht aushält, hat es an dem Abend schwer. So wie einige ältere Gäste, die neben mir sitzen und bereits nach 10 Minuten den Saal verlassen. Schade, denn gerade dieser Abend lässt einen nicht ruhig zurück. Grandios verwoben die beiden Geschichten, fantastisch und bis an die Grenzen gespielt vom klug gewählten Ensemble, Verstand und Emotionen pausenlos gefordert. Das Puppenspiel fantastisch eingebunden, niemals fremd und sehr berührend. Der Abend lässt mich demütig zurück. Gibt es überhaupt Frieden irgendwo? Oder ist Frieden tatsächlich nur der Vorbereitungszustand auf den nächsten Krieg?
Danke für diese tiefe Erschütterung. Wer das nicht aushält und flüchtet, flüchtet auch vor der Dunkelheit, die uns gerade so viel umgibt. Wach müssen wir sein, in jeder Sekunde. Wach, um den inneren Frieden zu wahren und den Frieden mit den Menschen um uns herum.
Sturm/Dämmern, München: Perspektiven
Zugegeben, es hat mich zwei Nächte gekostet mir auf die Inszenierung von Jan-Christoph Gockel einen Reim zu machen. Die Verbindung von Shakespeares Tempest mit Werner Herzogs Buch über den Soldaten Hiroo Onoda drängt sich nicht unbedingt auf, was Herzog in seinem Antwortmail an die MK selbst zum Ausdruck bringt. Aber Theater eröffnet neue Perspektiven und deshalb ist es spannend sich von den eigenen Erwartungen zu lösen. Den Sturm kenne ich ganz anders inszeniert, manchmal fantastisch, mitunter auch verwirrend. Lassen wir diese Erwartungen hinter uns, was bleibt dann für mich. Gockels Inszenierung handelt von Geschichtenerzählern, von Konstruktivisten. Zunächst Prospero, der sich seine Inselwelt durch die Erzählung erschafft. Er als Eroberer und Beherrscher von Land, den Elementen und selbst Luftgeistern. Peter Greenaways Verfilmung von „Prosperos books“ verdeutlicht diesen Prozess anschaulich. Passend dazu gibt es in Gockels Inszenierung nur wenige echte Protagonisten - Caliban, Ariel und Prospero, wenn man den Luftgeist Ariel überhaupt als echtes Wesen dazurechnen will -. Alles andere ist ein Puppenspiel, das nur im Kopf von Prospero stattfinden mag- wie das Stück selbst ja auch eine Fantasie der -rätselhaften- Person Shakespeare ist. Sehr eindrucksvoll verbildlicht durch die übergroßen Videoprojektionen mit Prospero im Vordergrund (wie oben abgebildet) und dem sensiblen Spiel mit den Puppen.
Des Weiteren vom genialen Bildgestalter Werner Herzog. Es wird etwa auf „Aguirre, der Zorn Gottes“ verwiesen und die Gestaltung der Schlussszene mit Klaus Kinski. Aguirre fabuliert im Fiebertraum von seinen zukünftigen Eroberungen und ist vor der Realität des Scheiterns in den Wahnsinn geflohen, auf einem menschenleeren Floß voller Affen.
Der Soldat Hiroo Onoda lebte noch 29 Jahre nach der japanischen Kapitulation in seiner eigenen Realität des andauernden Krieges auf einer Insel, vermeintlich ständig bedroht durch feindliche Sabotageaktionen, die ihn nur täuschen wollen, um seinen Kampfgeist zu brechen. Zurückgeworfen auf sich selbst sinniert er, bzw. Herzog, über das Wesen des Krieges. Träumt Onoda nur den Krieg? Ist Frieden nur ein Traum? Ist nicht Krieg vielmehr der Normalzustand und Frieden nur die Zeit eines Waffenstillstandes?
Ob die Begegnung mit Onoda authentisch beschrieben wird, bleibt dahingestellt. Dass Herzog es bei seinen Dokumentarfilmen mit der Realität nicht so genau nimmt, sagt er selbst in der Dokumentation „Werner Herzog - Radical Dreamer“. Er kreiert dadurch aber Bilder und Kontexte, die haften bleiben.
Was der Abend schafft sind bildgewaltige Szenen - umso beeindruckender angesichts der anfangs nahezu leeren Bühne – und dank des intensiven Einsatzes von Schauspiel, Puppenspiel, Technik und Musik eine anregende Inszenierung, die Stoff für viel anregende Gespräche im Blauen Haus bietet.
Die Münchner Kammerspiele - da werde ich öfter hingehen!
Sturm/Dämmern, München: Danke
Werde ich mir anschauen. Danke, lieber Kaspar Hauser. Freu mich drauf. Anregende Gespräche im Blauen Haus klingt schön.
Sturm / Dämmern, München: Kreislauf der Kriege
Wie sollen diese beiden Stoffe wohl zusammen gehen? Ich habe da meine Zweifel, aber wünsche gutes Gelingen. So zitiert Bernardo Arias Porras aus einem Brief von Werner Herzog an die Münchner Kammerspiele, die bei ihm die Genehmigung einholten, seinen Roman „Das Dämmern der Welt“ mit dem Shakespeare-Alterswerk „Der Sturm“ zu einem Theaterabend zu verbinden.

Knapp anderthalb Stunden dauert dieser Abend zu dem Zeitpunkt bereits, als Arias Porras an einen Segelmast gebunden diesen grundsätzlichen Kommentar zum ambitionierten Bauprinzip des Hausregisseurs Jan-Christoph Gockel abgibt.

Gockels Konzept klingt reizvoll: Um zwei Figuren, den fiktiven Prospero und den realen Soldaten, die beide auf ihre Art in einer Wahnwelt am letzten Außenposten der Zivilisation eingesponnen sind, sollte es an diesem knapp dreistündigen Abend gehen. Doch die beiden Erzählfäden laufen die meiste Zeit über zu unverbunden nebeneinander. Was möglich gewesen wäre, deutet sich in einer kurzen Szene unmittelbar vor der Pause an: Thomas Schmauser lässt in einem Auftritt zentrale Sätze aus dem „Sturm“ und Onodas Reflexionen beim ersten Aufeinandertreffen mit Herzog ineinanderfließen. Hier gelingt die Parallel-Montage der Stoffe.

Während des Rests des Abends wissen Gockel und sein Team mit ihren Figuren und ihren so unterschiedlichen Welten recht wenig anzufangen. Ihr Fokus verschiebt sich auf eine tiefpessimistische Erzählung vom ewigen Kreislauf der Kriege. Ähnlich wie in Oliver Frljićs Kriegstrilogie am Gorki Theater rattert Arias Porras mit Unterstützung der Souffleuse all die großen und kleinen, tief ins Gedächtnis eingegrabenen und vergessenen Gewaltkonflikte der vergangenen Jahrzehnte herunter. Hier erfüllt das Theater eine wichtige Funktion als Korrektiv zu einer gesellschaftlichen Debatte, die von einer Entscheidungsschlacht im Netflix-Stil in der Ukraine phantasiert, an deren Ende wieder ewiger Frieden stehen könnte. Wenn diese Phantasie dann nicht wie erhofft eintritt, wenden sich der tagesaktuell aufgeregte Diskurs und die Medien lieber neuen Themen zu und überlassen die Ukraine ihrem Schicksal.

Auch wenn sich Jan-Christoph Gockels Doppelabend „Der Sturm/Das Dämmern der Welt“ manchmal in seinen Erzählsträngen zu verheddern droht und statt einer Parallel-Montage zu oft nur zwei Stückwerk-Fäden bleiben, kommt der Abend bei seiner von der Live-Band (Anton Berman, Maria Moling) und Live-Kamera (Lilli Pongratz) begleiteten Reise in die Finsternis zu einem schlüssigen Ende. Als Meditation über den Krieg ist der Abend eine interessante Diskussionsgrundlage, vor allem über die Frage, ob die Lage wirklich so ausweglos ist, wie sie hier gezeichnet wird.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2023/12/22/der-sturm-das-dammern-der-welt-muenchner-kammerspiele-kritik/
Sturm / Dämmern, München: Verkrampfter Versuch
@4: Sie fragen: "Wie sollen diese beiden Stoffe wohl zusammen gehen?"

Die beiden Stoffe gehen nicht zusammen.
Sie kommen nicht zusammen, sie tanzen nicht zusammen, sie ergänzen sich nicht, sie stoßen auch nicht zusammen. Fazit: Der Gewinn liegt bei null.

Es ist weder mutig, noch experimentell, noch schön, diese Stoffe zusammenzudenken und auf die Bühne zu bringen. Man hat auch nicht das Gefühl, dass das Team selbst daran glaubt und uns davon überzeugen will.

Dabei ist die Arbeit in den Münchner Kammerspielen an sich gar nicht schlecht, sondern einfach mittelmäßig. Es gibt durchaus schöne Bilder und humorvolle Momente darin. Aber insgesamt besitzt dieser Abend eher ein Übermaß an Mittelmäßigkeit.

Herr Gockel ist ein interessanter Regisseur, aber wahscheinlich macht auch er nur unter Zeitdruck Theater und muss irgendwas mit irgendwas zusammenbringen, damit ein Irgendwas entsteht. Ich bin gespannt auf seine nächste Arbeit, die hoffentlich konzentrierter ist.
Sturm / Dämmern, München: Fesch
Jo, mei, des is doch fesch alles!
Sturm / Dämmern, München: Richtiges Stück?
Ich frage mich bei all dem beschriebenen "Kreislauf der Kriege", der "Zerstörungskontinuität" und "Weltuntergangsstimmung", ob der Sturm das richtig gewählte Stück ist. Shakespeare brauchte ein ganzes Leben und fünf Akte - um eine Versöhnungsutopie zu erzählen. Prospero unterbricht den Kreislauf aus Rache und Vergeltung. So hab ich das Stück und die Figur zumindest immer verstanden. Nur kann sich Shakespeare gegen den deutschen Regiebetrieb nicht mehr wehren. Keine Versöhnung. Passte wohl nicht in die Zeit.
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