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Best of der Saison 2022/23 bei "Theater heute"

24. August 2023. Das Fachblatt "Theater heute" hat von 46 Kritiker:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Bestenliste der Saison 2022/23 erstellen lassen. Sie ist im Jahrbuch veröffentlicht, das heute erscheint und sich dem Thema "Knappheit" widmet.

Als "Theater der Saison" 2023 wird das Deutsche Theater Berlin gekürt. Das Haus des zum Ende der Spielzeit ausgeschiedenen Intendanten Ulrich Khuon (hier im Interview) erhielt zehn Stimmen. Es war in diesem Jahr mit Sebastian Hartmanns Singspiel Der Einzige und sein Eigentum (nach dem Werk des Philosophen Max Stirner) zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

Zum Titel "Inszenierung des Jahres" verhalfen sieben Kritiker:innen Florentina Holzingers Wasserfrauen-Opus Ophelia's Got Talent, entstanden an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Die Arbeit ging bereits in der Umfrage der Fachzeitschrift "tanz" als Sieger hervor, lief beim Berliner Theatertreffen und hatte zuvor schon vier Nominierungen zum nachtkritik-Theatertreffen erhalten.

Stück des Jahres ist Sivan Ben Yishais Bühnenbeschimpfung, das in der Regie von Sebastian Nübling am Berliner Maxim Gorki Theater zur Uraufführung kam. Es erhielt neun Stimmen.

Weitere Sieger sind:

  • Schauspielerin des Jahres: Wiebke Mollenhauer mit sieben Stimmen für ihre Performance in Sarah Kanes Gier, inszeniert von Christopher Rüping am Zürcher Schauspielhaus.
  • Schauspieler des Jahres: Joachim Meyerhoff. Er begeisterte fünf Kritiker:innen mit seinem Auftritt als Schriftsteller Trigorin in Anton Tschechows Die Möwe, inszeniert von Thomas Ostermeier an der Berliner Schaubühne.
  • Bühnenbildnerinnen des Jahres: Nikola Knezevic (für Ophelia's Got Talent) und Mirjam Stängl (für Rieke Süßkows Peter-Handke-Inszenierung Zwiegespräch am Wiener Akademietheater) mit jeweils fünf Stimmen.
  • Kostümbildner:innen des Jahres: Victoria Behr (für Lucia Bihlers Inszenierung Die Eingeborenen von Maria Blut von Maria Lazar am Wiener Akademietheater) und Matthias Koch (für Antú Romero Nunes' Shakespeare-Inszenierung Ein Sommernachtstraum am Theater Basel). Auch hier gab es jeweils fünf Stimmen.
  • Nachwuchsregisseurin des Jahres: Rieke Süßkow (mit Zwiegespräch von Peter Handke am Wiener Akademietheater). Sie erhielt sechs Stimmen.
  • Nachwuchsautorin: Golda Barton (mit Sistas! nach Anton Tschechow, uraufgeführt an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz). Sie erhielt neun Stimmen.
  • Nachwuchsschauspieler:innen des Jahres: Die Ehrung teilen sich Dominik Dos-Reis vom Schauspielhaus Bochum, Vincent zur Linden vom Münchner Residenztheater und Irina Usowa von der Berliner Schaubühne, alle mit je 3 Stimmen.

Traditionell nennen die an der Umfrage beteiligten Kritiker:innen auch ihr "Ärgernis" der Saison. Mehrfachnennungen entfielen hier auf die "fäkalaggressive Attacke" des Choreografen Marco Goecke auf die FAZ-Tanzkritikerin Wiebke Hüster und die "daran anschließende Debatte über Kunst und Kritik", wie die "Theater heute"-Redaktion schreibt. Ebenso verärgerten die "befürchtete Selbst-Marginalisierung des Theatertreffens" und "der wolkige Kampf-Begriff Wokeness", sowohl "wenn Theater 'zu woke' sein wollen als auch, wenn er gegen sie in Anschlag gebracht wird".

(Theater heute / chr)

Kommentare  
Theater-heute-Umfrage: Ärgerliche Debatte?
Wie kann denn eine "Debatte über Kunst und Kritik" ein Ärgernis sein? Der Anlass ist daneben, aber eine Debatte, die Beiträge wie die von Christine Wahl oder Wolfgang Behrens (um mal die nachtkritik-Texte zu highlighten, auch andere könnte man nennen) hervorgebracht hat, ist doch nicht ärgerlich. Oder gibt es Kritiker, die eine Debatte über ihren Beruf schon ärgerlich finden?
Theater-heute-Umfrage: Wünschenswert
Warum schon wieder Meyerhoff ? Wiebke Mollenhauer top! Glückwunsch! Auch alles gute Nachwuchsspieler*innen, bin nur verwirrt- bei Vincent Zur Linden sehe ich eigentlich vier Stimmen..? Ansonsten: Mehr Diversität wäre wünschenswert!!!!
Theater-heute-Umfrage: Energisch
@2: Eben nicht. Diversität bei einer Leistungsschau kann weder verordnet, noch gewünscht werden, denn hier geht es ja gerade um die beste Kunst, nicht um den Proporz. Eine ähnliche Debatte haben wir ja bereits beim diesjährigen tt geführt, vielleicht antworte ich auch deshalb so energisch: Weil wir sie unbedingt schützen müssen, die letzten Bastionen, bei denen es jenseits von Geschlechter-Diversity oder sonstwelchen Kriterien um die bemerkenswertesten Arbeiten der Saison geht.
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